Regionalliga Nordrhein
Glückliche Ratinger und verzweifelte Neusser
Spitzenreiter Interaktiv rettet beim 36:36 gegen Bonn einen Punkt. Dem Schlusslicht NHV fehlen beim 24:34 gegen BHC II die Mittel zum Klassenerhalt.

Er mal wieder: Ante Grbavac (beim Wurf/links Korschenbroichs Steffen Brinkhues, rechts Teamkollege Stanko Sabljic), Top-Torjäger bei Interaktiv und in der Regionalliga, traf gegen Bonn exakt 21 Sekunden vor dem Ende zum 36:36. (Foto: Thomas Ellmann)

Interaktiv.Handball – TSV Bonn rrh. 36:36 (17:17). Es war ein Ergebnis, das an diesem Samstagabend ganz viele Interpretationen zuließ. Und dabei spielte die engagierte Leistung der Gäste, die sich am Ende über einen verdienten Punktgewinn beim Spitzenreiter freuen durften und ihr Konto auf 10:20 Zähler verbesserten, sogar die kleinste Rolle. Dass Tabellenführer Interaktiv kurz vor dem Ende vor einer Niederlage stand und immerhin einen Punkt abgab, dürfte vor allem beim Verfolger TV Korschenbroich für Hoffnung für den restlichen Kampf im Aufstiegsrennen sorgen. Und die Ratinger mussten schließlich wohl auch zufrieden sein, dass sie nach dem 34:36 (59.) durch die Tore von Alexander Oelze (59./Siebenmeter) und Ante Grbavac (60.) wenigstens einen Zähler mitnahmen und weiter ungeschlagen bleiben. Interaktiv kann sich bei einer Bilanz von 30:2 und dem gewonnenen direkten Vergleich über Korschenbroich (22:4) weiter eine Niederlage leisten – selbst wenn der TVK sämtliche seiner restlichen Partien gewinnen sollte. Den ersten Schritt dazu kann die Mannschaft von Trainer Gilbert Lansen am Sonntagabend bei der HSG Refrath/Hand unternehmen. Klar: Der Aufsteiger würde sich hier gerne als Spielverderber präsentieren – und dann werden aus der Ferne die Ratinger die Daumen drücken.

Die Hausherren fanden mit dem 4:1 (6.) und 5:2 (7.) gut in die Partie. Auch nach dem 7:6 (10.) zog der Tabellenführer die Zügel an – 10:7 (11.), 14:10 (18.). Die Bonner ließen sich aber nicht abschütteln und stellten Mitte der ersten Hälfte von einer 6-0-Deckung auf eine offener 3-3-Variante um. So kamen die Gäste trotz der Zeitstrafe gegen Florian Benninghoff-Lühl (20.) durch einen 4:0-Lauf zum 14:14-Ausgleich (24.). Kurz darauf besorgte Nils Bullerjahn mit dem 16:15 (26.) sogar die erste TSV-Führung der Partie (26.). Bis zur Pause und im zweiten Durchgang blieb die Begegnung ausgeglichen und keine Seite konnte sich absetzen. Das 27:24 für Interaktiv (44.) war der größte Abstand in Halbzeit zwei – den die Gäste mit dem 27:27 (47.) direkt beantworteten. Nachdem Bonn das Ratinger 32:30 (52.) wiederum mit vier Treffern zum eigenen 34:32 (57.) gekontert und Franz Krohn kurz darauf das 36:34 erzielt hatte, schien die TSV plötzlich auf dem Weg zu einem Sieg zu sein. Doch die Hausherren schlugen noch einmal zurück und behielten so zumindest den einen Zähler. Bonns Trainer Frank Berblinger war anschließend sowohl mit dem Ergebnis als auch mit dem Auftritt seiner Mannschaft sehr einverstanden: „Es war ein Spiel mit offenem Visier, so wie die letzten Spiele zwischen den beiden Mannschaften eigentlich immer. Für uns war wichtig, dass wir nach den letzten beiden nicht so guten Spielen auf jeden Fall eine Reaktion zeigen. Die Jungs haben über 60 Minuten sensationell gekämpft und sich an das gehalten, was wir die Woche zusammen erarbeitet haben. Dementsprechend war es ein Spiel auf Augenhöhe und absolut ein verdienter Punkt für uns. Ich glaube, die Jungs haben verstanden, worum es geht.“

Interaktiv.Handball: Karic (1), Ludorf – Grbavac (5), Perschke (1), Claussen (2), Stock (6), Korbmacher (3), Oelze (6/5), Maric (5), Mensger (5), Engh, Wasse, Poschacher (1), Sabljic (1).

TSV Bonn rrh.: Meißenburg, Ahmed Elnoamany – Krohn (4), Schöneseiffen (2), Röhrig (2), Bullerjahn (1), Behr (1), Weikl (2), Benninghoff-Lühl (2), Wilhelms, Krouß, Bohrmann (9/4), Struif (9), Rohloff (4).

 

Neusser HV – Bergischer HC II 24:34 (13:18). Die Lage der Neusser ist/bleibt nahezu aussichtslos und Trainer Julian Fanenbruck führte auch die Niederlage gegen den Aufsteiger aus Solingen nicht zuletzt auf die vertrackte Situation rund ums Thema Harz zurück – dessen Benutzung der Mannschaft in ihrer Halle im Training verboten ist und nur für die Meisterschaftsspiele erlaubt. „Es ist auffällig, dass uns da das Training fehlt, dass das Timing  nicht passt und Abstimmungen nicht passen“, fand Fanenbruck, „das ist ein riesengroßes Problem. Ich hoffe, dass wir es irgendwann mal geregelt kriegen. So ist es nahezu unmöglich, was dagegenzuhalten.“ Viel gelöster wirkte Kollege Mirko Bernau, der mit dem BHC den Schluss-Strich unter eine Serie von acht Spielen ohne Sieg mit 1:15 Punkten zog. „Wir sind sehr zufrieden und ich denke, dass war auch ein in der Höhe verdienter Sieg“, fand Bernau, dessen Mannschaft sich auf jetzt 10:16 Zähler verbesserte und ihren zwölften Platz festigen konnte. Schlusslicht Neuss (2:28) hat dagegen nach der zwölften Niederlage hintereinander immer weniger Hoffnungen auf den Klassenerhalt.

In den ersten 20 Minuten war der NHV noch gut in der Partie, weil er bis zum 7:6 (12.) immer vorlegte und beim 10:10 (21.) gleichauf lag – das allerdings zum letzten Mal. Nach dem 12:14 (26.) verloren die Hausherren bereits bis zum 13:18 (30.) am Ende der ersten Halbzeit den Anschluss und der BHC ließ sich jetzt nicht mehr vom Weg zum Erfolg abbringen. Übers 21:14 (33.), 26:17 (42.) und 29:22 (49.) brachte Bernaus Mannschaft die beiden Zähler sicher nach Hause. Zwei besondere Aktivposten sah der Coach der Gäste: Kreisläufer Lennart Mentges bescheinigte er offensiv wie defensiv eine herausragende Leistung und der angesichts einiger personeller Probleme kurzfristig nach Solingen gelotste Rückraumspieler Michael Heimansfeld (in der vergangenen Saison noch bei der HG Remscheid) gab mit fünf Toren tatsächlich ein vielversprechendes Comeback. Eine gute Note verteilte Bernau zudem an die Unparteiischen: „Sehr gute Schiedsrichter, mit klarer Linie. Sie hatten eine lange Leine bei Foulspielen und insgesamt gute Spielführung plus Kommunikation.“

Neusser HV: Schroif, Wiese – Rosendahl (2), Dicks (4), Danker, Murawski (1), Küpper Ventura (3), Zwarg (5/1), Thanscheidt (1), Rothkopf (1), Franz (5), Bauer (2), Brockmann.

Bergischer HC II: Elsässer, Johann – Heimansfeld (5), Santos (1), Breenkötter, Esser, Exner (7), Keull (3), Werschkull, Gießelmann (3), Artmann (7/5), Mentges (3), Schäfer (1), Berger (4).

 

HC Gelpe/Strombach – TuSEM Essen II 32:35 (15:17). Die Essener Saison war bisher eine Saison der Serien: Nach einer Auftakt-Niederlage folgten vier Siege in Folge, darauf acht Spiele ohne Sieg und nun wieder drei Siege hintereinander. Durch den jüngsten Erfolg steht das Team von Trainer Lukas Ellwanger im gesicherten Mittelfeld auf Platz sieben (16:16 Punkte), während der HC nach dem Ende seiner Serie von vier Spielen ohne Niederlage Fünfter ist (20:12). „Heute bin ich noch saurer und enttäuschter über die Niederlage als nach dem 24:34 im Hinspiel. Der Gegner wollte den Sieg mehr als wir, hat aber auch super gespielt. Wir haben es nicht geschafft, die Dinge so umzusetzen, wie wir uns sie vorgenommen haben. Zudem müssen wir weiter an der Thematik Abwehr arbeiten, denn Abwehr ist Einstellungssache – und die ist bei uns aktuell sehr wechselhaft“, sagte HC-Trainer Markus Murfuni. Kollege Ellwanger war dagegen ziemlich einverstanden mit dem TuSEM-Auftritt: „Es war eine sehr couragierte Leistung von uns, auch vom Kopf her. Wir führen fast die ganze Zeit, deshalb ist der Sieg sehr verdient. Vom Start weg sind wir gut in das Tempospiel gekommen, hatten dann aber ein paar Probleme im stehenden Angriff. In der zweiten Hälfte spielen wir es eigentlich sehr souverän herunter.“

TuSEM erwischte den deutlich besseren Start und HC-Coach Murfuni musste beim Stande von 1:6 (10.) die erste Auszeit nehmen. Hier fand er wohl die richtigen Worte und sein Team kam immer besser ins Spiel – 5:7 (15.). Für den Rest der ersten Hälfte begegneten sich beide Teams auf Augenhöhe – ohne dass Gelpe/Strombach ausgleichen konnte. Dies änderte sich nach dem Seitenwechsel, als  Harald Roth zum 17:17 traf (31.), das Essen seinerseits mit einem 4:0-Lauf zum 21:17 (36.) beantwortete. Die Gastgeber kämpften sich allerdings erneut zurück und beim 22:23 (43.) war das Spiel wieder offen, ehe sich TuSEM erneut und zum 29:25 (49.) absetzte. Aufs 20:32 (58.) für den HC durch Felix Maier folgte eine Essener Auszeit (59.), nach der die Gäste im Angriff eiskalt blieben und mit dem 34:31 (60.) von Calvin Schenderlein für die Entscheidung sorgten.

HC Gelpe/Strombach: Blech, Witscher – Maier (5), Altjohann, Hilger (2), H. Roth (2), P. Roth (2), Bader, Meinhardt, Hartmann (6), Panske (2), Borisch (1), Mayer (6), Brüning (6).

TuSEM Essen II: Solbach Domingo – Fabian Neher (12/6), Kämper (2), Reidegeld (6), Daamen, Frederic Neher, L. Stumpf, Schmidt, Engels, Bornkamm, Schenderlein (4), M. Stumpf (3/1), Telohe (3), Wolfram (5).

 

HG Remscheid – HC Weiden 39:31 (15:14). Remscheid, vor einer Woche als Gast der Zweiten TV Korschenbroich noch völlig chancenlos (26:35), untermauerte seinen Anspruch auf einen Platz im oberen Drittel mit Nachdruck. Nach einer ausgeglichenen ersten Halbzeit drehte das Team von Trainer Zapf auf und nutzte die sich bietenden Chancen so konsequent, dass das Ergebnis deutlich nach oben kletterte und am Ende für Weiden schmerzhaft war. HC-Coach Marc Schligensief zeigte sich entsprechend wenig begeistert: „Wir haben eine kleine Lehrstunde in Sachen Effektivität in der zweiten Halbzeit erhalten. 24 Gegentore sind nicht akzeptabel.“ Kollege Zapf konnte dagegen mit genau diesem zweiten Abschnitt eine Menge anfangen: „Wir haben uns in der ersten Halbzeit ein bisschen schwergetan. Da waren wir zu inkonsequent und nicht hundert Prozent diszipliniert. Am Ende war es aber absolut ungefährdet, weil wir uns in der zweiten Halbzeit steigern, besonders ab Minute 40. Wir gewinnen das Torhüterduell, sowohl Tobias Geske als auch Linus Mathes machen einen guten Job. Vorne haben wir gefühlt immer eine Antwort gefunden.“ Die HGR (20:10 Punkte) dürfte sich in den kommenden Wochen als aktueller Vierter einen Dreikampf mit dem OSC Rheinhausen (21:9) und dem HC Gelpe/Strombach (20:12) um den dritten Platz liefern. Der Zehnte Weiden (11:21) hat trotz der klaren Niederlage weiter ein halbwegs brauchbares Polster zu den Abstiegsrängen.

Weiden lag bald mit 1:5 (6.) und 4:7 (13.) hinten, kämpfte sich aber zurück und glich aus – 11:11 (21.), 12:12 (22.). Das Duell blieb bis zum 15:14 (30.) am Ende der ersten Halbzeit ausgeglichen, bevor sich die HG erneut absetzte – 19:16 (35.), 24:20 (41.), 27:22 (45.). Nach dem 31:25 (51.) stand der Sieg der Hausherren spätestens mit dem 34:28 (55.) endgültig fest. „In der zweiten Halbzeit sind es im Angriff die technischen Fehler, die uns zurückwerfen und die Remscheid dankend zu Gegenstößen ummünzt“, fand Weidens Coach, „wir können natürlich in Remscheid verlieren, die stehen nicht umsonst da, wo sie stehen. Aber wir stehen uns – wie so oft diese Saison – etwas selber im Weg bezüglich taktischer Disziplin und Effektivität.“ Ganz klar aus der Sicht des HC: Das nächste Heimspiel am kommenden Samstag gegen den Zweiten TV Korschenbroich wird nicht einfacher.

HG Remscheid: Geske, Mathes – Suiters (4), Jung (6), Taymaz (5), Pflüger (4), Hinkelmann, Hertz (1), Luciano (3), Jansen (8/6), Grewel (2), Rath (1), Hermann (5).

HC Weiden: Bayer, Tombach – Wolff (1), Meurer (5), Scheidtweiler (5/2), Eich (3), Flossbach (3), Bösel (2), Fiedler (4), Micke (1), Richter (3), Bergerhausen, Klinkenberg (1), Eissa (3).

BTB Aachen – SG Langenfeld 28:28 (10:13). Für Aachen läuft es in der letzten Zeit nicht rund: In den vergangenen sieben Spielen holte das Team von Trainer Simon Breuer mit dem 31:27 bei der HG Remscheid nur einen Sieg. Durch das Unentschieden gegen Langenfeld sicherte sich der BTB immerhin wieder einen Zähler, sodass er nun bei 11:17 Punkten auf Rang neun steht. Langenfeld (18:14) behauptete den sechsten Rang. „Wir müssen mit dem Punkt zufrieden sein“, fand BTB-Coach Breuer, „größtenteils sind wir nur hinterhergelaufen, auch wenn Langenfeld uns nie richtig abschütteln konnte. In der ersten Halbzeit haben wir zu viele Fehler gemacht. Nach der Pause war das dann besser, wir haben aber trotzdem oft nicht bis zum Ende verteidigt. Der Gegner hat es zudem sehr clever gemacht und oft spät im Angriff durch einen Freiwurf oder Ähnliches noch ein Tor erzielt.“

Von der ersten Minute an spielten beide Teams auf Augenhöhe, ehe Aaron Winter mit dem 6:3 (10.) für die SGL die erste höhere Führung des Spiels erzielte. Aachen blieb aber dran und konnte auf 6:7 (13.) verkürzen, doch am Ende der ersten Halbzeit lag Langenfeld beim 13:10 (30.) wieder etwas deutlicher vorne. Im zweiten Abschnitt kamen die Gastgeber mit dem 16:16 (37.) zum Ausgleich und mit dem 19:18 (42.) schafften sie sogar eine Führung – die einzige des Abends. Dann lief alles auf eine spannende Schlussphase hinaus: Beim Stande von 27:27 verwarf Aron Winter einen Langenfelder Siebenmeter (58.) und sorgte kurz darauf genau 21 Sekunden vor dem Ende trotzdem fürs 28:27. Aachen konnte allerdings seinen finalen Angriff nutzen: Sven Kaesgen, der alle der letzten fünf BTB-Tore beisteuerte, glich vom Siebenmeterstrich zum 28:28 aus.

BTB Aachen: Elsen, Schüler – Wagner (1), Kusnierz-Glaz, Boekman, Horn (1), N. Wudtke (3), Rückels, Volmer, Kaesgen (10/4), Kepp (2), K. Wudtke, Schnalle (8), Bock (3).

SG Langenfeld: Faust, Hüttel – Pötzsch (2), Guggenmos (3), Preissegger (1), Schulz, Winter (7/3), Richartz (3), Hines (2), Baup (1), Schmitz, Raschke (3), Lajnef (6).