3. Liga Nord-West
Longerich rutscht aus, Wikinger ringen Spenge nieder
Der LSC war in Minden zu harmlos, während die Vikings überraschten. Die gefährdeten Leichlinger hatten in Wilhelmshaven am Ende doch keine Chance.

Nimm es nicht so schwer, Lars! Ob Leichlingens Keeper David Ferne seinen Trainer Lars Hepp nach der am Ende doch klaren Niederlage in Wilhelmshaven trösten wollte? (Foto: Thomas Schmidt)

Wilhelmshavener HV – Leichlinger TV 35:23 (16:14). Die um den Klassenerhalt kämpfende Gäste waren am Samstagabend der krasse Außenseiter, aber Leichlingen taute in der „Nordfrost-Arena“ erstaunlich schnell auf und konnte den klaren Favoriten vor allen Dingen in der ersten Halbzeit massiv ärgern – obwohl in Alexander Senden und Maurice Meurer beide für den linken Rückraum vorgesehenen Kräfte weiter verletzt fehlten. Mit dem 6:2 (6.) und 7:3 (9.) legten die Gäste sogar eine deutliche Führung hin, bevor das 10:9 (17.) des WHV alles in die erwarteten Bahnen zu lenken schien. Das Team von LTV-Trainer Lars Hepp holte jedoch selbst das 11:14 (24.) auf und glich noch einmal aus – 14:14 (28.). Nach dem Wechsel reichten die LTV-Akkus allerdings lediglich bis zum 14:17 (31.) und der Spitzenreiter sorgte nun bald für klare Verhältnisse – 22:17 (40.), 25:20 (47.), 28:20 (50), 32:22 (56.), 35:23 (60.). Maik Schneider, mit acht Toren erneut der erfolgreichste Leichlinger Werfer, sah drei Minuten vor dem Ende die Rote Karte (58./Disqualifikation), die aber keinen Einfluss mehr auf die Partie hatte.

Der Außenseiter hatte sich unter dem Strich wenig vorzuwerfen, weil er sich erstens so lange wie möglich anständig verkaufte und zweitens der WHV sicher nicht seine Kragenweite im Unternehmen Klassenerhalt ist. Dessen Fortsetung im neuen Jahr verspricht ein Höchstmaß an Spannung – und die geplagten Leichlinger haben vermutlich zum eigenen Erstaunen alles selbst in der Hand. Auf Rang zwölf führen sie über das Torverhältnis ein punktgleiches Trio (alla 11:23) an, zu dem noch der VfL Gummersbach II und Minden II gehören. Es folgen die Ahlener SG (9:23/ein Spiel weniger) und die SG Menden Sauerland Wölfe (8:26). Vielleicht hätte es der LTV gerne, wenn die Saison jetzt ganz vorbei wäre – weil er zum jetzigen Zeitpunkt den Klassenerhalt geschafft hätte. So geht das Drama am 11. Januar 2020 in seinen nächsten Akt – gegen Mindens Zweite.

Leichlinger TV: Ferne, Mathes – Schneider (8), Zulauf, Sivanathan, Novickis (9/5), Rosendahl, Kübler (1), Gelbe (4), Richartz, Blum, Jagieniak (1), Graef, Natzke.

 

TSV GWD Minden II – Longericher SC 25:22 (11:10). Den Kölnern war ja klar, dass sie bei den gegen den Abstieg kämpfenden Mindenern eine ziemlich schwierige Aufgabe wartet. Trotzdem hatte sich Trainer Andreas Klisch einen gelungenen Jahres-Abschluss gewünscht: „Wir fahren da nicht hin, um nur einen Punkt mitzunehmen. Wir wollen unbedingt gewinnen. Dazu sind wir auch absolut in der Lage.“ Die Zahl der Gegentreffer drückt klar aus, dass das Fehlen von Keeper Valentin Inzenhofer (Knie) nicht mal so sehr ins Gewicht fiel – während die Gäste vorne ohne den ebenfalls verletzten Daniel Koenen (Fuß) definitiv zu wenig Durchschlagskraft hatten. Nach dem atmosphärischen Höhepunkt vom Wochenende zuvor gegen den Spitzenreiter Wilhelmshavener HV (25:31) zog der LSC deshalb im zweiten Spiel der Rückrunde ebenfalls den Kürzeren und er geht nun als Fünfter mit 19:13 Zählern in die Meisterschafts-Pause über Weihnachten und Neujahr.

Die Gäste kamen nach dem schwachen Start bis zum 1:4 (11.) zurück und beim 10:9 (28.) erstmals zur Führung. Eine Berg- und Talfahrt war zunächst auch die zweite Hälfte – 12:14 (35.), 15:15 (41.). Nur fünf Minuten später begann dann erneut das große Nachlaufen, weil die Kölner vier Treffer hintereinander kassierten und sich vom 15:19 (47.) praktisch nie mehr ganz erholten. Das 18:21 (51.) von Simon Schlösser und das 19:21 (51.) von Maximilian Zerwas war nicht mehr als ein Strohfeuer, zumal sich auf der Zielgeraden beide Seiten in Zurückhaltung übten und Tore nur noch auf Sparflamme erzielten. Erfolgreichster Werfer des Abends war Longerichs Lukas Martin Schulz (acht Tore/drei per Siebenmeter), der sich dafür allerdings wenig kaufen konnte. Ins neue Jahr startet Klischs Team am 11. Januar gegen die SG Menden Sauerland Wölfe (Letzter).

Longericher SC: Ruch, Burggraf – Peters, Thöne, Pyszora (3), Hartmann (4), Schlösser (4/1), Schiefer, Wolf, Tomassini, Schulz (8/3), Johnen, Zerwas (2), Dahlke (1).

 

HSG Rhein Vikings – TuS Spenge 26:25 (12:13). Die Wikinger um Trainer Jörg Bohrmann sorgten im letzten Spiel des Jahres mit ihrem Erfolg über den Zweiten TuS Spenge noch einmal für eine Überraschung – die in erster Linie ihnen selbst und dann auch dem Spitzenreiter Wilhelmshaven hilft. Durch die beiden nicht unbedingt zur erwartenden Zähler schob sich der Zweitliga-Absteiger zum Jahres-Abschluss mit 19:15 Punkten auf Rang sechs vor, während Spenge (23:11) die Rolle des ersten Verfolgers an die SG Schalksmühle-Halver (24:10) abgeben musste – und Wilhelmshaven (31:3) sein Polster ganz vorne auf sieben Zähler ausbauen konnte. Vor dem Start ins neue Jahr scheint nicht mehr die Frage zu sein, ob der Absteiger von der Nordsee direkt wieder in die 2. Liga zurückkehrt. Es geht eher darum, wann der WHV Vollzug melden kann.

Bohrmanns Mannschaft startete mit dem 3:5 (10.) sehr übersichtlich, blieb aber hartnäckig und dachte überhaupt nicht daran, dem TuS das Feld zu überlassen. Später entwickelte sich ein Kampf auf Biegen und Brechen, den die Hausherren selbst nach dem 15:18 (39.) nicht verloren gaben. Mit vier Treffern hintereinander legten die Vikings das 19:18 vor (43.), ehe die Endphase einen Krimi auf höchstem Spannungsniveau bot – 24:22 (56.), 24:24 (59.), 25:24 (59.), 25:25 (60.). Die Vikings nahmen 15 Sekunden vor der Schlussphase ihre letzte Auszeit und Lukas Becher verwandelte auf den letzen Drücker einen Siebenmeter zum Happy End.

HSG Rhein Vikings: Dreyer, Broy – Gipperich (3), Aust (1), Görgen (1), Schön, Skorupa (2), Weis (2), Sato, Becher (3/3), Handschke (1), Zimmermann, Schlichting (3), Denert (1), Eberlein (4), Ingenpass (2).