Deutscher Amateurpokal
Runde eins: Derschlag trifft auf Werratal, SGL auf Loxten
Das Achtelfinale ist ausgelost. Oberligist TuS Derschlag kann auf exklusive Tipps aus Thüringen bauen.

So sehen Sieger aus: Der TuS Derschlag sicherte sich mit dem 32:29 beim HC Weiden als Gewinner des Mittelrheinpokals die Eintrittskarte für den Deutschen Amateurpokal. (Foto: HCW)

Auf den ersten Blick werden die Beteiligten damit vielleicht wenig anfangen können. Loxten? Nie gehört. Werratal? Keine Ahnung. Vermutlich wird der Deutsche Amateurpokal wieder zu einem Erdkunde-Unterricht der besonderen Art, der in rund vier Monaten sicher beim Finale in Hamburg endet. Am Anfang der Reise mit von der Partie sind auch zwei Vereine aus dem Harzhelden-Gebiet: TuS Derschlag, Sieger des Mittelrheinpokals, und SG Langenfeld, Gewinner des Niederrheinpokals. Trainer Ralph Weinheimer und die Derschlager aus der Oberliga Mittelrhein treffen in der ersten Runde (Achtelfinale) auf die HSG Werratal aus Thüringen, während es Trainer Markus Becker und die Langenfelder aus der Regionalliga Nordrhein mit den Sportfreunden Loxten aus Westfalen zu tun bekommen. Bei der Auslosung rund um Weihnachten wurden gleichzeitig die Termine festgezurrt. Die SGL hat am Samstag, 25. Januar (19 Uhr), ebenso Heimrecht wie am Sonntag, 26. Januar (17 Uhr), der TuS aus dem Oberbergischen.

Zweiter Anlauf: André Moser (beim Wurf) war bereits dabei, als Langenfeld vor vier Jahren den Deutschen Amateurpokal gewann. (Foto: Burkhard Kasan)

Vorteil Langenfeld: Der Regionalligist weiß wenig über den aktuellen Vierten der Oberliga Westfalen, weiß aber seit der Saison 2015/2016, wie Amateurpokal geht. Damals erlebte die SGL die erfolgreichste Saison ihrer Vereinsgeschichte, in der sie den Niederrheinpokal gewann, den Aufstieg in die 3. Liga schaffte und parallel dazu im Amateurpokal für Furore sorgte. Die abenteuerliche Fahrt führte über das 33:30 beim TuS Spenge (Oberliga Westfalen/21. Februar), ein 26:22 bei der HSG Siebengebirge (heute Regionalliga Nordrhein, damals Oberliga Mttelrhein/12. März) und das 32:30 beim HSV Apolda (Oberliga Thüringen/28. März 2016) ins Endspiel, das mit dem 29:25 über den HC Glauchau-Meerane aus der Mitteldeutschen Oberliga vor 3000 Zuschauern ein bis heute unvergessenes Erlebnis brachte.

Loxten ist mit gut 3000 Einwohnern ein Stadtteil von Versmold (Kreis Gütersloh) an der Grenze zu Niedersachsen. Nicht wenige trauen Loxten gerade wegen seines Charakters als Handball-Dorf mittelfristig den Sprung in die 3. Liga zu – was in der starken Oberliga Westfalen immer eine besondere Leistung ist. Vorgemacht hat es in den vergangenen Jahren der TuS Spenge, der 2017 und 2018 den Deutschen Amateurpokal holte und mittlerweile eine gute Rolle in der 3. Liga spielt (zurzeit Vierter). Loxten war mit dem ehemaligen Zweitliga-Spieler Dirk Schmidtmeier als Trainer in der vergangenen Serie Vierter hinter dem Meister LIT Tribe Germania, der TSG Altenhagen-Heepen und dem ASV Hamm-Westfalen II.

Ziel für die Saison: Die SF wollen mit einer in weiten Teilen unveränderten Mannschaft einen Schritt nach vorne machen, betrachten sich jedoch keineswegs als ein Titelfavorit. Trainer Schmidtmeier sieht sein Team in der Breite sehr ordentlich aufgestellt – und gleichzeitig aufgrund vieler junger Leute noch einen Mangel an Erfahrung. Dass mit den Sportfreunden trotzdem zu rechnen ist, beweist der bisherige Verlauf der Saison 2019/2020, denn Loxten überwintert mit 18:4 Punkten aus elf Spielen auf Rang drei. Die beiden einzigen und dazu sehr knappen Niederlagen gab es mit dem 28:29 beim Ersten ASV Hamm/Westfalen II (22:0) und mit dem 24:25 beim Zweiten Altenhagen-Heepen (19:5).

Informationsquelle: Der Gummersbacher Markus Krauthoff-Murfuni kennt sich in Handball-Thüringen bestens aus. (Foto: sportfotoseisenach)

Die Derschlager haben zwar keinerlei Erfahrung im Deutschen Amateurpokal, aber einen anderen Vorteil auf ihrer Seite – der sich in der Vorbereitung als sehr wirksam erweisen dürfte. Dass die Handball-Spielgemeinschaft Werratal in Breitungen an der Werra zu Hause ist, lässt sich nachlesen. Dass die Werra einer der Haupt-Quellflüsse der Weser ist und der größte Erfolg der Thüringer vor 15 Jahren der Aufstieg in die 2. Bundesliga war, auch. Dass die 10:8 Punkte im Moment für Platz acht in der Thüringenliga reichen, belegt die offizielle Tabelle. In diesem Zusammenhang taucht allerdings ein Name nirgendwo direkt auf: Markus Krauthoff-Murfuni. Das ist jener Handballer aus Leidenschaft, der bis zum Sommer 2019 als Jugend-Koordinator und Sportlicher Leiter in Derschlag tätig war.

Dann nahm der 43-Jährige ein Angebot des ThSV Eisenach an, beim Zweitligisten als Co-Trainer der Trainerlegende Sead Hasanefendic und als Jugendleiter zu arbeiten. Was für den TuS damals ein herber Verlust war, bekommt er nun ein bisschen zurück – denn die Eisenacher Zweite spielt in er Thüringenliga praktischerweise in einer Gruppe mit der HSG Werratal. Noch besser: Das Duell zwischen diesen beiden Teams stand erst am 14. Dezember zum Jahres-Abschluss 2019 auf dem Programm – und beim 28:29 hätte Werratal über viel Kampf ein 20:24 in der Schlussphase fast aufgeholt. Natürlich wird Markus Krauthoff-Murfuni das frische Wissen über den Handball in Thüringen und besonders bei der HSG „seinem“ TuS zur Verfügung stellen. Spannend dürfte es so oder so werden – für Langenfeld und Derschlag. Vielleicht geht der Erdkunde-Unterricht ja weiter. Wo Hamburg liegt, wissen aber alle.