Regionalliga Nordrhein
Er ist wieder da: Die Rückkehr des Thomas Molsner
Ex-Coach wurde mit dem OSC Rheinhausen auf der Trainersuche bei sich selbst fündig.

Wir machen das so! Der „neue“ Trainer Thomas Molsner hat relativ klare Vorstellungen für seine Arbeit in Rheinhausen. (Foto: Herbert Mölleken)

Vielleicht hat er sich einfach nicht schnell genug weggeduckt, als mindestens ein paar Blicke in seine Richtung gingen. Weil Thomas Molsner aber Pädagoge ist und allgemein sehr viel von Verantwortungsgefühl hält, brauchte er kaum besonders lange für eine Entscheidung. Eigentlich zurückgekommen, um den Verein bei der Suche nach einem neuen Mann an der Seitenlinie zu helfen, stand plötzlich der Name Molsner als ernsthafte Alternative im Raum – was den Rheinhausenern nur ein bisschen später aus einer echten Notlage half. Die war zuvorderst dadurch entstanden, dass die Trennung von Lars Brümmer erst kurz nach dem letzten Spieltag in der Saison 2023/2025 am 4.Mai offiziell feststand und der OSC damit beinahe die Quadratur des Kreises zu bewältigen hatte: Woher auf die Schnelle so spät einen qualifizierten Mann finden, der erstens verfügbar ist und zweitens zum Verein passt sowie diesem drittens helfen kann? „Ich habe mich nicht groß gesträubt“, sagt Molsner, der in den beiden vergangenen Jahren das Plus an Freizeit (bis auf ein Kurz-Intermezzo beim Verbandsligisten HC RW Oberhausen) durchaus schätzen gelernt hatte – und sich nun bereit erklärte, wenigstens vorübergehend in den Handball-Zirkus zurückzukehren. „Ich werde das nicht die nächsten fünf Jahre machen“, betont Thomas Molsner, der den OSC „nur“ fit für die Zukunft machen will und gleichzeitig zuletzt nicht ausgeschöpftes Potenzial im Team sieht. Die ersten Eindrücke aus der jetzt zu Ende gehenden ersten Vorbereitungsphase für die Saison 2024/2025 bestätigen seine Gedanken: „Da steckt was drin. Die Trainingsbegeisterung ist groß.“

Frühjahr 2020: Der OSC Rheinhausen, damals noch unter dem Etikett „HC Wölfe Nordrhein“ unterwegs, gewinnt am 7. März gegen den VfB Homberg unter Molsners Federführung mit 28:22. Kurz darauf wird die Serie coronabedingt zunächst abgebrochen und die Mannschaft später nach dem 19. Spieltag der Saison 2019/2020 als souveräner Tabellenführer (33:5 Punkte) zum Meister und Aufsteiger in die Regionalliga erklärt. Ein paar Monate darauf kommt die Serie 2021/2022 nur bis zum vierten Spieltag und für den „neuen“ OSC endet die Angelegenheit nach dem 27:25 am 10. Oktober 2021 mit 6:2 Zählern als Aufsteiger auf Rang drei. „Die beiden Corona-Jahre haben mich genervt“, sagt Thomas Molsner – was als Teil-Erklärung für das gelten mag, was auf der Zielgeraden der Saison 2021/2022 passieren wird. Grundsätzlich sind die Rheinhausener ja bis zu jenem 25:24 am 20. März 2022 gegen die HSG Siebengebirge vernünftig unterwegs und die damaligen 14:18 Punkte gelten als gute Basis für den Klassenerhalt. Davon ist allerdings sieben Wochen später nichts mehr übrig, weil eine Spirale nach unten beginnt und sich immer schneller dreht – mit jenem 16:29 am 10. Mai bei der SG Langenfeld als negativem Höhepunkt. Null Punkte und minus 48 Treffer hat die Mannschaft in diesem Zeitraum eingefahren – und damit den Kreditrahmen voll ausgereizt. Thomas Molsner und der Sportliche Leiter erklären daraufhin sofort ihren Rücktritt: „Wir hatten uns eine Reaktion erhofft.“ Die bleibt mit Torhüter und Ex-Profi Matthias Puhle als Interimscoach jedoch aus, denn es gibt fünf weitere Niederlagen hintereinander und der OSC geht mit nur 14:38 Zählern als Drittletzter über die Ziellinie. Für zusätzlichen Alarm sorgt jetzt noch der Verband, der plötzlich von drei Absteigern spricht. Erst anschließend, als diese Nummer vom Tisch ist, können sie im Ruhrgebiet durchatmen.

Die Saison 2022/2023 beenden die Rheinhausener mit dem Trainergespann Lars Brümmer/Matthias Puhle bei 31:21 Punkten auf dem vierten Rang und der Weg in eine erfolgreichere Zukunft scheint bereitet zu sein. Mit der Vergabe der Meisterschaft hinter den Top-Teams Interaktiv.Handball (49:3 Punkte) und TV Korschenbroich (46:6) hatte der OSC zwar nichts zu tun, doch dahinter war er voll konkurrenzfähig – was sich 2023/2024 mit 5:1 Zählern aus den ersten drei Spielen ohne Niederlage fortzusetzen schien und bei einem ausgeglichenen Konto am Ende der Hinrunde (13:13) ebenfalls nach einer halbwegs entspannten Serie aussah. Der schlechte Start in die Rückrunde (1:9) mit fünf Partien ohne Sieg zog den immer wieder von Ausfällen geplagten OSC bei einem möglicherweise erhöhten Abstieg jedoch Stück für Stück in einen gefährlichen Trend. Dass ihm das ursprünglich erreichte 34:32 beim Bergischen HC II im durch den Verband wegen eines durch die Schiedsrichter begangenen Regelverstoßes angesetzten Wiederholungsspiel abhandenkam, verschärfte die Lage zusätzlich, aber in der Summe sammelte die Mannschaft ausreichend Zählbares für den Klassenerhalt. Dank zweier Erfolge auf den ziemlich letzten Drücker (35:24 gegen BTB Aachen, 28:22 bei TuSEM Essen II) sprang unter dem Strich tatsächlich im irre ausgeglichenen Mittelfeld der neunte Platz heraus (23:29). Thomas Molsner, kein Stammgast in der Halle, kann und will nicht in die tiefere Analyse gehen. Sicher ist aus seiner Sicht aber, dass die vielen personellen Probleme mit Verletzungen von Spielern wie Daniel Zwarg, Christoph Enders oder Matthias Meurer keinen kleinen Teil zur holprigen Saison beitrugen.

Ein sehr intensives Urteil erlaubt sich Molsner dafür mit dem Blick auf den aktuellen Kader und die darin vorhandenen Möglichkeiten: „Da stecken eine Menge Tempo drin, Willen, Engagement und Teamgeist.“ Neuzugänge gab es nur extrem wenige: Daniel Küpper Ventura (23) kam vom Drittliga-Aufsteiger TV Korschenbroich und Felix Molsner (24), im Übrigen auch leidenschaftlich gerne als Beach-Handballer unterwegs, steigt nach einem „Sabbatjahr“ wieder voll in den Hallen-Handball ein. Damit sind die drei Molsners ebenfalls wieder komplett: Thomas, der Trainer, Maximilian, der ältere Sohn, und Felix, der Jüngere. Die Konstellation ist für sich bereits speziell genug, doch die Familie setzt noch einen drauf – weil alle drei das Lehrerdasein als Beruf(ung) ihrer Wahl leben. Gemeinsame Treffen im Lehrerzimmer wird es trotzdem nicht geben, weil lediglich Thomas Molsner zum Kollegium der Lise-Meitner-Geamtschule in Duisburg gehört. Direkte Mitstreiter laufen ihm dort dennoch über den Weg: Rheinhausens Handball-Abteilungsleiter Klaus Stephan ist dort Schulleiter und im „LSG“, einer NRW-Sportschule, arbeitet zudem Sascha Wistuba als Fachmann für Athletik-Training. Passend dazu besetzt Wistuba, früher beim TV Korschenbroich tätig, in Rheinhausen mit eben diesem Inhalt die Position des Co-Trainers und der rechten Hand von Thomas Molsner.

Alle zusammen wollen sich intensiv auf die Saison 2024/2025 vorbereiten und dort ab September zumindest eine ausgeglichenere Serie ohne die ganz großen Sorgen bestreiten. „Ich würde sehr gerne in die obere Hälfte“, betont Thomas Molsner, der ansonsten lieber auf dem Teppich bleibt und von ganz hohen Ansprüchen nichts hält: „Das wäre vermessen.“ Bei einem Blick auf einen klaren Favoriten tut er sich schwer, weil unter anderem die Korschenbroicher nach dem Aufstieg nicht mehr in der Regionalliga zu Hause sind und Interaktiv.Handball nach dem Abstieg aus der 3. Liga offensichtlich angesichts einiger Abgänge aus dem Stammpersonal erst mal zusehen muss, welcher Kader demnächst zur Verfügung steht. Darüber hinaus haben die Rheinhausener vor allen Respekt – auch vor den Aufsteigern HSG Siebengebirge und Unitas Haan. „Das Niveau in der Regionalliga ist mit den Jahren gewachsen“, findet Molsner, der sich gleichwohl auf die Rückkehr in den Wettkampf-Modus freut. Richtig los geht es am 8. September (16 Uhr) mit dem Heimspiel gegen den Bergischen HC II und die erste Dienstreise nach draußen führt den OSC am 15. September (11.15 Uhr) zum MTV Rheinwacht Dinslaken. In die Weihnachtspause verabschiedet sich Rheinhausen drei Monate später am 14. Dezember (19 Uhr) gegen den TSV Bayer Dormagen II, ehe es im neuen Jahr 2025 am 11. Januar (19.45 Uhr) mit dem Abschluss der Hinrunde beim HC Weiden weitergeht. Die Pause über Weihnachten und Neujahr wollen die OSC-Verantwortlichen dabei unter anderem nutzen, um eine Bilanz zu ziehen und gleichzeitig einen Blick in die Zukunft zu werfen. In der Summe will der OSC die notwendigen Dinge einfach früher vorbereiten oder sogar erledigen und in einem kann sich Thomas Molsner fast sicher sein: Ein paar Blicke werden wohl wieder in seine Richtung gehen. Ob er sich wegduckt? Eher nicht.