3. Liga
Fehlstunde: Was Tim Gentges echt wehtut
Trainer des TV Aldekerk fehlt in Haßloch. Longericher SC erwartet den TV Korschenbroich. Opladener hoffen auf den zweiten Saisonsieg, Panther auf den ersten.

Im Mittelpunkt: Max Zimmermann (vorne/im Hintergrund Max Eugler) kehrt mit den Korschenbroichern nach Longerich zurück, wo er als Linksaußen noch in der vergangenen Saison einer der schnellen Eckpfeiler war. Am liebsten würde er jetzt trotzdem zwei Punkte für den Aufsteiger einsammeln. (Foto: Sven Frank)

Die neue Saison ist erst zwei Spieltage alt. Trotzdem hat der Kampf gegen den Abstieg schon begonnen – mit voller Wucht sogar. Das darin in diesem frühen Stadium auch der TV Aldekerk verwickelt ist, kommt dabei wenig überraschend und nicht mal die Beteiligten selbst hatten etwas anderes erwartet. Trotzdem hat Tim Gentges, bis vor Kurzem spielender Teil des Trainerteams mit Nils Wallrath, gerade besonders große Schmerzen – weil er seiner Mannschaft diesmal gar keine direkten Impulse geben kann. Am vergangenen Wochenende hatte er auf seinen Einsatz im Derby gegen die HSG Krefeld Niederrhein (21:31) noch aus einem freien Entschluss heraus verzichtet: „Wir haben so viele junge Spieler – und es kann nicht der Weg sein, dass ich irgendeine Lücke schließe, die wir mit jungen Talenten schließen können und müssen. Wir wollen unseren jungen Leuten viel mehr Spielzeiten geben.“ Das soll jetzt bei der TSG Haßloch erneut so sein, doch es gibt einen gravierenden Unterschied: Für seinen obersten Dienstherrn, das Land Nordrhein-Westfalen, ist Polizist Gentges an diesem Wochenende unabkömmlich. Also fehlt er in Haßloch und muss zu Hause die Daumen drücken. „Diesmal war es nicht anders zu regeln“, sagt der 37-Jährige. Gleichzeitig hat er volles Vertrauen in seinen Mit-Trainer Nils Wallrath: „Wir haben uns sehr gut abgesprochen und wir blasen ja sowieso ins selbe Horn. Der Weg wird also der gleiche sein, ich vertraue ihm blind. Ich bin sehr traurig, dass ich nicht mitfahren kann, denn wir sind wirklich sehr zuversichtlich. Wir haben eine gute Trainingswoche hinter uns,die richtig Spaß gemacht hat und noch macht, und wir werden schauen, dass wir da die zwei Punkte mitnehmen.“

Beim Blick aufs rein Sportliche wird tatsächlich schnell klar, dass die Aldekerker in Haßloch am dritten Spieltag vor einer wegweisenden Aufgabe stehen. In der vergangenen Serie 2023/2024 lagen die beiden Kontrahenten ebenfalls dicht zusammen und retteten sich jeweils knapp über den Strich – die TSG als Zwölfter (21:39) und der TVA auf Rang 13 (20:40). In der Addition waren am Ende ausgerechnet die direkten Duelle (40:30, 34:27) mit der TSG für Aldekerk wichtige Bausteine auf dem Weg zum Klassenerhalt und einiges spricht dafür, dass es jetzt ähnlich laufen könnte. Vorteil für die Hausherren: Sie haben als Zwölfter (2:2) immerhin den knappen Sieg beim TV Kirchzell (Rang 13/0:4) auf ihrem Konto, während das der auf dem letzten Tabellenplatz liegenden Gäste leer ist (0:4). Tim Gentges glaubt (wie immer) trotzdem fest an die eigene Mannschaft: „Wir haben Schritte nach vorne gemacht in den letzten zwei Wochen, einzelne Spieler haben Schritte nach vorne gemacht und die Jungs haben absolut das Zeug, in Haßloch was mitzunehmen. Wir haben eine Chance, wenn wir unseren Matchplan durchziehen. Das ist so etwas wie das erste Endspiel, das wir haben. Wenn wir den Einsatz und den Willen aus dem Training mit auf die Platte nahmen, dann stehen die Chancen sehr gut. Wenn wir das nicht machen und Haßloch schafft das, dann wird Haßloch als Sieger vom Platz gehen.“

Für frn TuS 82 Opladen, der mit einem hart erkämpften 32:29-Sieg gegen Aldekerk in die Saison gestartet war, ist die folgende und am Ende deutliche 21:28-Niederlage bei der HSG Rodgau Nieder-Roden bereits kein großes Thema mehr. „Wir haben eine gute Trainingswoche hinter uns und das Spiel in Rodgau schnell abgehakt“, erklärt Trainer Stefan Scharfenberg, „wir haben an den Dingen gearbeitet, die wir besser machen wollen.“ Besonders viele Selbstzweifel werden sie sich in Opladen sowieso nicht leisten können, weil die HSG Dutenhofen-Münchholzhausen II in die Bielerthalle kommt, die nach zwei Runden auf Rang drei zu einem mit 4:0 Zählern in die Saison gestarteten Quartett gehört und zuletzt den Longericher SC nach einer starken zweiten Halbzeit mit 34:28 besiegte. Dass Scharfenberg einigen Respekt hat, lässt sich nachvollziehen: „Wetzlar ist eine junge, sehr zweikampfstarke Mannschaft, die ein hohes Tempo hat. Wir sind gewarnt. Wir haben uns gut vorbereitet und wir freuen uns einfach auf ein spannendes Spiel. Ich denke, dass es auch sehr attraktiv wird, und wir hoffen auf ein Spiel auf Augenhöhe, in dem wir alles reinwerfen müssen, um die Punkte in Opladen zu behalten.“ Dass der zweite Heimsieg das klare Ziel der Opladener ist, liegt auf der Hand.

Jeweils um den zweiten Saisonsieg kämpfen auch die Longericher und der Aufsteiger TV Korschenbroich, die bereits am Freitagabend diesen dritten Spieltag in der 3. Liga eröffnen. Mit dem Heimrecht im Rücken müsste der LSC, der als Siebter (2:2 Punkte) die obere Tabellenhälfte abschließt, grundsätzlich als Favorit gelten, aber er wird nicht ansatzweise den Fehler machen, den TVK irgendwie zu unterschätzen. Korschenbroich und sein Trainer Frank Berblinger sind zwar mit dem neunten Platz (2:2) durchaus sehr einverstanden, sehen jedoch noch Luft nach oben: „Wir müssen weiter an Stellschrauben arbeiten. Gerade unser Tempospiel aus unserer starken Deckung hat mir in den ersten beiden Spielen noch nicht so gut gefallen. Hier können und müssen wir mehr rausholen.“ Gleichzeitig ist allen beim TVK bewusst, dass sie für einen Erfolg in Köln eine nahezu optimale Leistung brauchen – die Berblinger seiner Mannschaft zutraut. „Wir müssen alles abrufen. Dann bin ich frohen Mutes, dass wir die Partie positiv gestalten können.“ Das beißt sich logischerweise mit den Interessen des LSC, dessen Coach Chris Stark zunächst viel Achtung vor dem Gegner hat: „Wir erwarten einen sehr starken Aufsteiger. Wir wissen, dass Korschenbroich ein sehr gefährlicher Kontrahent ist.“ Einige Sorgen bereitet ihm zudem der gesundheitliche Zustand der Longericher, die vermutlich auf nicht wenige Aushilfen zurückgreifen müssen. „Bei uns hat eine Krankheitswelle Einzug gehalten“, berichtet Stark, „derzeit weiß ich noch nicht, welche Spieler mir zur Verfügung stehen. Aktuell gehe ich von acht fehlenden Spielern aus, wenn man die Langzeitverletzten mit einrechnet. Nichtsdestotrotz wollen wir zu Hause wieder mit aller Macht zwei Punkte holen. Wir freuen uns auf eine stimmungsvolle Partie und ein tolles Handballspiel mit hohem Tempo.“

Lust auf ein tolles Spiel haben mit Sicherheit auch die Bergischen Panther – und noch mehr Lust auf die ersten Punkte, denn das stark umgebaute Team des neuen Trainers Erwin Reinacher steht nach den beiden Auftakt-Niederlagen gegen das HLZ Friesenheim-Hochdorf II (23:24) und bei Saase3 Leutershausen (32:35) auf Platz 14 und dem ersten der drei Abstiegsränge. Vielleicht wird bereits der restliche September mit den Aufgaben gegen die HG Saarlouis (Samstag), beim TV Kirchzell (21. September) und bei der HSG Hanau (28. September) genauer zeigen, wohin der Weg der Panther wirklich führt. Noch mehr Aufschluss – nicht nur für die Gastgeber – dürfte anschließend spätestens der 3. Oktober mit dem Heimspiel gegen den TV Aldekerk geben. Wenigstens etwas mehr Aufschluss darüber, wer denn auf dem angestrebten Weg zur Meisterschaft und der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga ein halbwegs ernsthafter Gegner sein könnte, dürfte die HSG Krefeld Niederrhein bekommen. Nach den beiden Pflichtsiegen gegen den TV Kirchzell (34:32) und in Aldekerk, die zum unteren Drittel der Klasse gehören, folgt nun der Auftritt gegen die HSG Rodgau Nieder-Roden, den Dritten aus der vergangenen Saison. Ein weiterer Erfolg der Eagles wäre allerdings keine Sensation.