14. September 2024 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Bergischer HC II – Unitas Haan 29:30 (15:17). Mehr Drama geht kaum und es war auf jeden Fall ein ungewöhnlicher Abend mit einem ungewöhnlichen Finale und späteren ungewöhnlichen Sichtweisen auf den Lauf der Dinge. Dass dabei der Aufsteiger Unitas Haan, der sich nach dem 34:36 vom Saisonstart gegen den HC Weiden den ersten Sieg in der höheren Klasse sicherte, mit dem Endstand deutlich mehr anfangen konnte, liegt auf der Hand. Die beiden Punkte zum Ausgleich des Kontos (2:2/Achter) waren am Ende aber das einzige Detail, mit dem Trainer David Horscht etwas anfangen konnte: „Es hat sich leider von Beginn an ein sehr chaotisches und wildes Handballspiel entwickelt, auch bedingt durch die sehr offensive Abwehr des BHC. Es war zu jederzeit spannend, aber auch sehr fehlerhaft. In der zweiten Hälfte hilft uns die Torwartleistung von Tobias Joest, zurück ins Spiel zu kommen, und am Ende ist es nur noch reiner Willen und ein glücklicher Sieg. Nach dem Wie fragt zum Glück morgen keiner mehr.“ Gerade jenes „Wie“ war es auf der anderen Seite, dass Mirko Bernau besonders zu schaffen machte – und nicht etwa die Leistung der Hausherren. „Das war eine unfassbar schmerzhafte Niederlage, meines Erachtens auch eine der unverdientesten überhaupt“, fand der BHC-Coach, den insbesondere im Rückraum massive personelle Probleme plagten, „wir hätten mindestens einen Punkt, wenn nicht sogar zwei verdient gehabt. Aber am Ende ist es leider so. Das war kämpferisch und spielerisch einfach nur überragend, wenn man die personelle Konstallation sieht.“ Weil sich die Solinger für ihre gute Einstellung und das hohe Maß an Leidenschaft unter dem Strich wenig kaufen konnten, hängen sie mit 0:4 Zählern aus zwei Spielen zunächst im Tabellenkeller fest – was ein Bild ist, dass sie aus der vergangenen Saison 2023/2024 kennen.
Das Duell der bergischen Nachbarn bot für beide Seiten eine Berg- und Talfahrt mit wechselnden Führungen. Beim 7:5 (9.) lag die Unitas vorne, ehe die Hausherren zum 9:9 (13.) ausglichen und trotzdem wieder in Rückstand gerieten – 9:13 (19.), 11:15 (25.), 14:17 (29.). Aus dem 15:17 (30.) am Ende der ersten Halbzeit machte der BHC mit dem besseren Start in den zweiten Durchgang das eigene 18:17 (35.) und er schien sich nun absetzen zu können – 23:20 (45.), 25:22 (47.). Auf den Haaner 25:25-Ausgleich (50.) und das 26:26 (53.) antwortete Bernaus Team, indem es durch zwei weitere Tore zum 28:26 (56.) die Tür zum Sieg noch einmal weit öffnete und bis zum 29:28 (59.) durch Marian Mager ein Erfolg zum Greifen nah war. Die folgenden 105 Sekunden bis zur Schluss-Sirene müssen den Hausherren allerdings wie ein Albtraum vorgekommen sein, während die Gäste den Rückstand ins Glück drehen konnten. Kapitel eins bis zwei: Es gab eine Zeitstrafe gegen Ivo Santos (59./BHC) und wenig später das 29:29 (59.) von Jan Micus (Unitas). Kapitel drei: Genau 21 Sekunden vor dem Ende versammelte sich Haan zur letzten Auszeit (60.). Kapitel vier: Die offizielle Statistik notierte noch zwei Sekunden Rest-Spielzeit, als Philippe D’Avoine für die Haaner den 30:29-Endstand erzielte. Der Rest war – nachvollziehbar – echte Fassungslosigkeit auf der eine und Euphorie auf der anderen Seite.
Bergischer HC II: Elsässer, Beckert – Kahl, Santos (5), Vetter (2), Schäfer (3), Gießelmann (3), Graf, Fuchs (1), Brozovic (1), Artmann (7/3), Berger (2), Mager (5).
Unitas Haan: Seher, Joest – Korbmacher (3/1), Richartz, Moser (3), Schulz (3), Spelter, Billen, D’Avoine (6), Rath (5), Völker (1), Disler, Micus (8), Mensger (1).