3. Liga
Aldekerk und der Wahnsinn von Haßloch
Der A-Jugendliche Konrad Thelen rettet Millimeter vor dem Ende ein 30:30. TuS 82 Opladen gewinnt mit 30:25 gegen Dutenhofen, Panther sind nach 39:42 gegen Saarlouis Vorletzter. Die HSG Krefeld Niederrhein bleibt nach dem 34:26 über die HSG Rodgau Nieder-Roden Tabellenführer.

Jugend forscht: Konrad Thelen, der noch der Aldekerker A-Jugend angehört, erzielte in Haßloch einen Treffer, der wichtiger nicht hätte sein können. (Foto: Carsten Wulf)

TSG Haßloch – TV Aldekerk 30:30 (15:11). Diese Partie war sicherlich alles – aber tausendprozentig überhaupt nichts für schwache Nerven. Dass die Aldekerker nachher feierten, war natürlich vor allem ein Ausdruck grenzenloser Erleichterung im Anschluss an eine Schlussphase, in der sie erst dicht vor dem Sieg standen und dann beinahe doch ins Leere gegriffen hätte. Hier sind ein paar Auszüge aus dem Krimi-Drehbuch: 78 Sekunden vor dem Ende erzielt Roman Grützner mit dem 29:28 (59.) erneut die Führung für den TVA, der in den knapp zehn Minuten zuvor ebenfalls immer einen knappen Vorsprung erzielt hatte – 25:24 (50.), 26:25 (51.), 27:26 (53.), 28:27 (58.) durch den Wurf von David Hansen bei drohendem Zeitspiel. Dann gleicht Haßloch (jetzt Neunter/3:3 Zähler) im Duell ohne erkennbare Leistungs-Unterschiede zwischen beiden Seiten zum 29:29 (60.) aus, ehe den Aldekerkern im nächsten Angriff ein krasser Fehlpass passiert – den die HSG wie aus heiterem Himmel zum 30:29 verwerten kann. Trainer Nils Wallrath, diesmal für den aus dienstlichen Gründen fehlenden Tim Gentges alleine in der Verantwortung, greift natürlich zur letzten Auszeit, bei der noch sieben Sekunden auf der Uhr stehen. Nun dauert aus Sicht des TVA alles eine halbe Ewigkeit und die Zeit rinnt dahin – bis das Spielgerät beim aus der A-Jugend hochgezogenen Konrad Thelen landet. Dessen Versuch findet auch tatsächlich den Weg in den Haßlocher Kasten, doch vorerst wagt niemand zu jubeln. Es vergehen rund 60 Sekunden, in denen die Unparteiischen auch das Kampfgericht noch einmal befragen. Und es folgt ein klares Signal. Treffer zählt, 30:30, der TVA feiert. Immerhin bringt sie der erste Punktgewinn (1:5) vom Tabellenende weg auf Rang 14, der aber ebenfalls einer der drei Abstiegsplätze ist.

Im nicht gerade hochklassigen, aber maximal intensiv geführten und sehr spannenden Spiel legt Aldekerk das 1:0 (2.) und 2:1 (3.) jeweils durch David Hansen vor und selbst die Rote Karte gegen Steffen Hahn (4./überflüssiges Foul bei Haßlocher Tempogegenstoß) stecken die Gäste ganz gut weg. Beim 5:8 (12.) scheint der TVA trotzdem den Anschluss zu verlieren, aber kurz darauf ist er mit dem 10:10 (19.) wieder dran – und verliert anschließend ausgerechnet nach einer eigenen Auszeit beim Stande von 10:11 (22.) erneut den Anschluss, sodass der Rückstand übers 11:13 (26.), 11:14 (27.) und 11:15 (29.) auf vier Treffer anwächst. Fast typisch für die an den Abstiegskampf gewöhnten Aldekerker: Sie geben nicht auf und werden im zweiten Durchgang mit einem Turbostart zum 15:15 (33.) belohnt, der Haßloch sofort zu einer Auszeit zwingt. Bis zum 19:19 (39.) zeigen beide Seiten einen Parallelslalom, bevor sich die Waage allmählich auf die Seite der Hausherren zu neigen scheint – 22:19 (42.), 23:21 (47.). Was sich bald erweisen wird: Es ist nur der Anfang für ein irres Finale, in das Aldekerk mit dem 23:23 (49.) und 24:24 (49.) wieder einsteigt. Der Rest spannt alle am Spiel Beteiligten echt auf die Folter und er zeigt zweierlei: Der TVA wird, wie erwartet, erneut eine Hauptrolle im Abstiegskampf einnehmen – und er wird wohl nie resignieren, sondern sich besonders in Duellen mit direkter Konkurrenz bis zum allerletzten Rest der letzten Sekunde zur Wehr setzen.

Allein-Trainer Nils Wallrath, der das Erlebte sofort im Anschluss an die Partie mit dem in der Heimat mitfiebernden Kollegen Tim Gentges besprach, wirkte in der Summe zunächst nachhaltig erleichtert: „Wir sind ja unter schweren personellen Voraussetzungen hingefahren, die Umstände waren personell nicht so gut“, fand Wallrath, „dann kam die berechtigte Rote Karte von Steffen Hahn hinzu. Wir mussten sehr improvisieren und wir hatten das Glück, dass Haßloch auch viele technische Fehler gemacht hat.“ Bei der Nachbetrachtung, wie der TVA den Punkt ergattert hatte, geriet Wallrath sogar ins Schwärmen: „Das hat für uns heute den Unterschied gemacht, dass wir die jungen Spieler dabei hatten, die sich keinen Kopf gemacht haben, Entscheidungen zu treffen, und alles reingeworfen haben. Sie haben megagut funktioniert. Es war eine geschlossene Mannschaftsleistung und in der Summe ein verdienter Punkt. Dass der Weg, auf junge Leute zu setzen, der richtige war, ist darin geendet, dass ein 18-Jähriger wie Konrad Thelen das entscheidende Tor wirft und Jonas Leeder vorher einen Tempogegenstoß verwandelt. Das sind Sachen, die freuen uns unheimlich. Für die Jungs ist das megageil, wir sind megastolz. Das ist unsere Zukunft und hat heute richtig Bock gemacht.“

TV Aldekerk: Buchmüller, Keutmann – Mumme (5), Grützner (1), Fünders, Leeder (1), Plhak (11/5), Hahn, Tobae (1), Hansen (7), Gogava (1), Brockmann (1), Thelen (1), Rutten (1).

 

TuS 82 Opladen – HSG Dutenhofen-Münchholzhausen II 30:25 (17:14). Die Opladener haben sich offenbar vorgenommen, sich an ihr Erfolgsrezept der vergangenen Jahre zu halten und in der 3. Liga möglichst schon zu Beginn der Saison einige Zähler einzusammeln – gerne bevorzugt in der Bielerthalle, die wahrhaftig kein Schmuckstück für Aktive und Zuschauer ist, dem TuS aber wohl einen echten Heimvorteil bietet. Der Sieg über die Gäste, die in der dritthöchsten deutschen Spielklasse als Zweitvertretung des Bundesligisten HSG Wetzlar auftreten, war bereits der zweite Erfolg in dieser Saison und nach dem 32:29 über den TV Aldekerk am ersten Spieltag bereits der zweite Heimsieg. Die Mannschaft von Trainer Stefan Scharfenberg verbesserte sich somit auf 4:2 Zähler und Rang acht, was für den weiteren Verlauf der Spielzeit natürlich noch nicht besonders viel aussagt. Vor der Begegnung mit Aufsteiger TV Korschenbroich (13./2:4) haben die Opladener allerdings die bessere Ausgangsposition und können vielleicht sogar als so etwas wie der Favorit gelten.

Die HSG reiste mit makellosen 4:0 Punkten sowie der Empfehlung des klaren 34:28-Erfolgs über den Longericher SC vor einer Woche nach Leverkusen. Wenn die Hausherren so etwas wie Respekt hatten, dann legten sie ihn ziemlich schnell ab. Nur beim 0:1 (2.) und 1:2 (4.) lag der TuS hinten, doch Maurice Meurers Doppelpack zum 3:2 (5.) drehte die Angelegenheit. Dass Opladen von da an bis zum Ende immer vorne liegen würde, lag unter anderem an Meurer, der aus dem linken Rückraum mit acht Toren erfolgreichster Schütze des Abends werden sollte. Für das 5:2 waren allerdings Maximilian Schmidt (7.) und Jan Jagieniak (8.) verantwortlich, Meurer dann später für das 11:6 (16.), das gleichzeitig die erste Fünf-Tore-Führung für die Hausherren darstellte. Bis zum 13:7 (18.) hatte Scharfenbergs Team weiterhin alles im Griff. Beim 15:9 (22.) nahm Gäste-Coach Axel Spandau eine Auszeit und tatsächlich fand die HSG nun etwas besser statt: Der Opladener Vorsprung schmolz bis zur Pause durch eine 1:5-Serie auf 16:14 (30.). Weil Tobias Schmitz von Linksaußen praktisch mit der Halbzeit-Sirene das 17:14 erzielte, gingen die TuS-Akteure immerhin mit einem positiven Gefühl in die Kabine.

Auch nach dem Seitenwechsel behielten die Gastgeber über weite Strecken alles im Griff und fanden auf alle Maßnahmen der HSG eine passende Antwort. Nach dem 17:15 (33.) stellten Oliver Dasburg (34.), Meurer (35.) und Schmitz (35.) auf 20:15, das 20:17 (37.) beantworteten Janis Beckers (38.), Dasburg (42.) und Meurer (43.) mit dem 23:17. Die Gäste fanden in der Schlussphase keinen Schlüssel, um die Tür noch einmal für etwas Zählbares aufzumachen. So konnten auch die Opladener es sich erlauben, in der letzten Viertelstunde einige Möglichkeiten liegen zu lassen, ohne noch einmal ernsthaft in Gefahr zu geraten. Das 30:24 durch Janis Beckers (56.) war sogar der einzige TuS-Treffer in den letzten fünf Minuten. Dutenhofen hatte seinerseits aber lediglich noch das 30:25 (59.) parat und so stand unterm Strich ein verdienter und einigermaßen souveräner Erfolg der Opladener.

TuS 82 Opladen: Trögel, Wiese – Meurer (8), Jagieniak (2), Dasburg (3), Schmitz (5/1), Johannmeyer, Beckers (2), Sonnenberg (2), Schmidt (6), Hess (1), Swiedelsky (1).

 

Bergische Panther – HG Saarlouis 39:42 (15:21). Das Feld im Keller der Tabelle sortiert sich langsam etwas klarer und die Panther stecken mittendrin – was aufgrund des durchaus tiefgreifenden personellen Umbaus im Vergleich zur vergangenen Saison nicht ganz unerwartet kommt. Nach dem dramatischen 23:24 vom Auftakt gegen das HLZ Friesenheim-Hochdorf II und dem 32:35 bei Saase3 Leutershausen verlor die Mannschaft des neuen Trainers Erwin Reinacher nun auch gegen die HG Saarlouis, die dabei aber als Kandidat fürs obere Drittel im Grunde gar nicht die Kragenweite der Panther ist. Nach der dritten Niederlage in dieser Saison steht Reinachers Team trotzdem bei unangenehmen 0:6 Zählern und ist damit eine von nur zwei Mannschaften, die bisher gar keinen Punkt auf dem Konto haben. Was den Hausherren für die nächsten Wochen eventuell Mut machen könnte: Obwohl die Angelegenheit nach 45 Minuten beim Stande von 25:33 (45.) eher auf eine Pleite im zweistelligen Bereich hinauszulaufen schien, gaben sich die Panther nicht vorzeitig auf – sondern alles für ein eher respektables Ergebnis, das letztlich tatsächlich auf der Anzeigetafel stand. Was ebenfalls sehr überzeugend wirkte: 39 eigene Tore liegen um Lichtjahre weit über dem Durchschnitt. Was zumindest diesmal ein echter Mühlstein war: Mit 42 Gegentreffern lässt sich vermutlich überhaupt kein Spiel in der 3. Liga gewinnen und gleichzeitig der Kampf gegen den Abstieg nicht bestehen. Ob sich die Schlinge weiter zuzieht, wird sich vermutlich am nächsten Samstag in der Partie beim TV Kirchzell zeigen. Es ist das Duell zwischen dem Schlusslicht und den auf den vorletzten Platz abgerutschten Panthern, die jeweils bei 0:6 Punkten stehen.

Den Tag der offenen Tür im Bergischen eröffneten die Gäste mit dem 1:0 (3.) und 2:1 (5.), doch die Hausherren antworteten mit einer 3:0-Serie zum 4:2 (8.). Dass die 5:4-Führung (11.) durch den von Dorian Wöstmann verwandelten Siebenmeter bereits die letzte Führung sein sollte, ahnte zu diesem Zeitpunkt und in dieser Form vermutlich noch niemand. Übers 5:5 (11.) und 5:7 (12.) verkürzte Ante Simic auf 6:7 (15.) und die Panther blieben vorerst dran – 10:12 (22.), 11:13 (23.). Der entscheidende Bruch kam eher schleichend mit dem 11:15 (24.), 12:17 (26.) und 15:19 (29.), ehe die letzten 79 Sekunden der ersten Halbzeit noch zwei weitere Gegentreffer zum 15:21 (30.) brachten. Saarlouis schien die Angelegenheit nach dem Wechsel ab dem 24:17 (35.), erst recht ab dem 30:22 (42.) und besonders nach jenem 25:33 einfach runterspulen zu wollen, begab sich dadurch jedoch in ein Spiel mit dem Feuer gegen die Panther, die noch einmal an Maximum an Einsatz und Leidenschaft auf die Platte brachten. Dass beide Seiten nun großzügig auf eine drittligataugliche Abwehrarbeit verzichteten, kam den Gastgebern sogar entgegen: Bis zum 30:34 (49.) folgte im ICE-Tempo ein 8:4-Lauf und bis zum 34:37 (52.) entstand so etwas wie neue Hoffnung. Einziges Hindernis: Die HG schien keine Hektik zu kennen und entdeckte immer wieder die aus ihrer Sicht richtigen Antworten. Spätestens das 41:36 (57.) war dann die Entscheidung zu Gunsten der Gäste aus dem Saarland (jetzt Vierter/4:2 Punkte).

Bergische Panther: Eigenbrod, Mohr – Müller (4), Flemm (6/3), Wöstmann (3/1), Simic (10), Lindemann (4), Exner (1), Weiß (1), Hinkelmann, Ballmann (7), Wolter (1), Elsässer (2).

 

HSG Krefeld Niederrhein – HSG Rodgau Nieder-Roden 34:26 (13:10). Das war – zumindest von der Papierform her – der erste richtige Härtetest für die Krefelder. Nach zwei Siegen zum Auftakt gegen den TV Kirchzell (34:32) und beim TV Aldekerk (31:21), die beide nach drei Runden noch sieglos sind, galten die Gäste doch als ein anderes Kaliber und als echter Gradmesser. Und wenn es nach den Eagles geht, dürfte der letztlich doch recht deutlich Sieg über den Vorjahres-Dritten wohl gerne als Fingerzeig für den weiteren Verlauf der Saison herhalten. Für den Moment jedenfalls steht die HSG da, wo sie sich selbst auch am Ende der Serie gerne sehen würde – auf dem ersten Tabellenplatz mit der optimalen Ausbeute von 6:0 Punkten (Torverhältnis plus 20). Lediglich der TV Gelnhausen (plus 13) hat ebenfalls eine Weiße Weste vorzuweisen. Die nächste Aufgabe in der Mission Zweitliga-Aufstieg wartet auf die Mannschaft von Trainer Mark Schmetz nun am kommenden Samstag bei der HSG Dutenhofen-Münchholzhausen II (Siebter/4:2 Punkte).

Zunächst einmal mussten die Eagles erneut eine Lösung für den Posten zwischen den Pfosten finden. Durch die Verletzung von Martin Juzbasic steht der HSG derzeit in Sven Bartmann nur ein Stammtorhüter zur Verfügung. Gegen Rodgau übernahm der 43-Jährige Ben Köß die Rolle des Ersatzkeepers. Ein Problem war das an diesem Abend allerdings nicht, da Bartmann einen sehr guten Tag erwischte und für die Hausherren ein wesentlicher Baustein zum Sieg wurde. Die Krefelder legten auch direkt das 3:0 (7.) vor und verwalteten in der Folge in einer eher torarmen Begegnung eine Führung von zwei bis drei Treffern. Erst vom 8:6 (19.) brachte ein 5:1-Zwischenspurt das 13:7 (24.). Erstaunlich: Anstatt den Moment auszunutzen und die Partie vielleicht bereits zur Pause zu entscheiden, vergaben die Hausherren in der Folge mehrere Angriffe hintereinander und ließen Rodgau bis zur Halbzeit wieder rankommen – 13:10 (30.).

In der zweiten Hälfte sahen die über 700 Zuschauer in der Krefelder Glockenspitzhalle dann deutlich mehr Treffer und bereits nach gut drei Minuten waren sechs Tore gefallen – 16:13 (34.). Robert Krass (34.) und Jörn Persson (35.) stellten auf 18:13 für die Eagles, die den Vorsprung im Anschluss nicht mehr aus der Hand gaben. Nach dem 22:17 (44.) stellten die Rote Karte für Rodgaus Johannes von der Au (45./dritte Zeitstrafe) und die Treffer zum 24:17 (46.) die Weichen bereits auf Sieg für die HSG. Die Gäste kamen zwar noch einmal auf 28:24 (53.) und 29:26 (57.) heran. Lukas Siegler (57.), Lukas Hüller (58.) und Mike Schulz (58.) beseitigten mit ihren Treffern zum 32:26 aber endgültig alle Zweifel am verdienten Krefelder Erfolg.

HSG Krefeld Niederrhein: Köß, Bartmann – Krass (6), Klasmann, Schneider (4), Noll (4), Lehmann, Hildenbrand (6/2), Siegler (2), Schulz (1), Marquardt (2), Hüller (2), Jagieniak, Persson (5), Ingenpass (2), Miric.