Regionalliga Nordrhein
Weidener Wirbel und Dormagener Drohung
HC besiegt Aufsteiger Siebengebirge mit 37:27, TSV Bayer II den HC Gelpe/Strombach mit 36:31 - und ist nicht zufrieden. Dritter im Bunde der aktuellen Top-Teams ist die HG Remscheid.

Gute-Laune-Gesellschaft: In Weiden ist die Stimmung nach zwei Auftaktsiegen nachvollziehbar nicht schlecht. (Foto: Thomas Schmidt)

HC Weiden – HSG Siebengebirge 37:27 (21:16). Es war in der Summe ein streckenweise einseitiges Duell, in dem die Weidener über weite Strecken dominierten und durch den zweiten Sieg im zweiten Saisonspiel (vorher 36:34 bei Unitas Haan) mit 4:0 Punkten über das beste Torverhältnis zunächst die Tabellenführung übernahmen. Das genaue Gegenteil ist nach der zweiten Niederlage beim Aufsteiger der Fall (am ersten Spieltag 28:33 beim TSV Bayer Dormagen II), der sich bei 0:4 Zählern über das schlechteste Torverhältnis erst einmal am Ende aufhalten muss – womit die Partie am nächsten Samstag gegen den Bergischen HC II (ebenfalls 0:4) sogar ein echtes Kellerduell wird. HSG-Trainer Marcel Trinks geht davon aus, dass sein Team steigerungsfähig ist: „Wir können definitiv mehr, als wir an den ersten beiden Spieltagen gezeigt haben.“ Marc Schlingensief hatte dagegen am Auftritt der Hausherren eher wenig auszusetzen. „Bis zur 15. Minute lief es es wie aus einem Guss“, sagte der HC-Coach, „in der zweiten Halbzeit waren es wieder die ersten 15 Minuten, wo wir den Grundstein für einen entspannteren Abend legen. Eine gute Abwehr und ein gutes Torhüter-Duo mit 18 Paraden führen dazu,  dass wir einfache Tore machen können. Hinten raus schleichen sich etwas Konzentrationsfehler ein, aber am Ende des Tages ist das ein auch in der Höhe verdienter Sieg.“

Weiden fegte nach dem 4:3 (8.) fast wie ein Wirbelsturm über die Gäste hinweg und mit einem 7:0-Lauf zum 11:3 (15.) stellte es bereits die Weichen zum späteren Erfolg. Siebengebirge gab sich hier trotzdem noch lange nicht auf, arbeitete sich übers 9:15 (22.) auf 15:18 (27.) kurz vor der Pause heran und lag beim 17:21 (31.) am Anfang der zweiten Halbzeit irgendwie in Schlagdistanz – bis ihm der nächste Lauf der Hausherren endgültig und gründlich den Stecker zog. Nach dem 26:19 (38.) drückte der HC weiter aufs Gaspedal – und spätestens mit der 8:2-Serie zum 34:21 (49.) waren sämtliche Fragen an diesem Abend beantwortet. „Kompliment an die Mannschaft, die den Matchplan konsequent durchgezogen hat“, fand Schlingensief, der mit seinem Team die gute Form in dieser frühen Phase der Saison am kommenden Sonntag beim HC Gelpe/Strombach erneut bestätigen will. HSG-Coach Trinks hat definitiv die größeren Sorgen: „Wir waren Weiden zu keinem Zeitpunkt ebenbürtig. Die Quote unserer individuellen Fehler war eindeutig zu hoch und in der Abwehr haben wir zu wenig Zugriff auf den starken Rückraum bekommen. Dabei soll die Knieverletzung unseres einzigen verbliebenen Kreisläufers Marius Többen oder die Disqualifikation gegen Bjarne Steinhaus in der 43. Minute keineswegs als Ausrede dienen.“

HC Weiden: Schroif, Keller – J. Frauenrath (6/2), Xhonneux (7/1), Wolff (1), Meurer (5), Rojko (2), Kemper, Rügenberg (4), Bösel (2), Fiedler (7), K. Frauenrath (2), Bergerhausen, Eissa (1).

HSG Siebengebirge: Fischer, Löcher – Steinhaus (2), Andrassy (1), Nitsche (5/3), Lutz (6), Hayer (1), Schlösser (2/1), Stein (1), Arancibia Diaz, Bachler (6), Rohde, Marcinkovic (1), Többen (2).

 

TSV Bayer Dormagen – HC Gelpe/Strombach 36:31 (17:16). Mehr als eine Halbzeit lange konnten die Gäste aus dem Oberbergischen dem Dormagener Turbohandball eine Menge entgegensetzen, doch am Ende waren sie chancenlos und mussten nach dem 34:36 gegen die HG Remscheid vom Saisonstart ihre zweite Niederlage in der neuen Saison hinnehmen – anders als der TSV Bayer, der jetzt als Teil der Spitzengruppe bei 4:0 Punkten steht (vorerst Zweiter). Was für die Konkurrenz grundsätzlich ein Alarmsignal sein könnte: TSV-Trainer Moritz Adam war mit der Leistung seines Teams nicht mal zufrieden. „Wir gewinnen ein von unserer Seite sehr emotionslos geführtes Spiel am Ende einigermaßen klar“, sagte Adam, der auf Unterstützung aus der ersten Mannschaft bauen konnte, „wir müssen uns ankreiden, dass wir viel zu lange brauchen, um auch über Emotionen und Kampf in dieses Spiel zu finden. Wir müssen da Dinge mit einer anderen Bereitschaft angehen.“ Wie das aussehen kann/muss, dürfte sich möglicherweise im Duell bei der ebenfalls noch unbesiegten HG Remscheid (4:0/Dritter) am kommenden Wochenende zeigen. Für Gelpe/Strombach (Platz zwölf/0:4) geht es dann eher darum, überhaupt die ersten Punkte einzufahren – was gegen den HC Weiden (Erster/4:0) wiederum nicht ganz einfach werden dürfte. Trainer Markus Murfuni weiß, dass auf den HC noch eine Menge Arbeit wartet: „Das war ein sehr temporeiches Spiel. Am Ende konnten wir aber dieses Tempo nicht halten und deswegen geht der Dormagener Sieg so absolut in Ordnung. Wir kommen im Angriff auf eine ganz schwierige Effektivität von 43 Prozent. Wir wissen, was das Problem ist: Tempo nicht mitgehalten, zu viele Fehler.“

Im zunächst engen Duell mit wechselnden Führungen legten die Gäste ab dem 10:9 (15.) regelmäßig vor und nach dem 16:14 (26.) war sogar ein Polster von drei Toren möglich – aus dem allerdings nichts wurde. Murfuni sah darin die entscheidende Phase: „Für mich war der springende Punkt, dass wir kurz vor der Halbzeit das 17:14 machen können – und dann mit einem 16:17 in die Halbzeit gehen. Das hat mich sehr geärgert. Ab da haben wir uns nicht mehr richtig erholt und in der zweiten Halbzeit sind einfach viel zu viele Tore gefallen.“ Bis zum 23:21 (35.) schien trotzdem ein Sieg für Gelpe möglich zu sein, ehe Dormagen durch fünf Treffer in Folge zum 26:23 (42.) zügig die Wende einleitete und das Heft in der letzten Viertelstunde nicht mehr aus der Hand gab. Aufs 27:25 (46.) und 31:27 (54.) setzte Dormagen mit einer weiteren Serie das 34:27 (56.) drauf und Gelpe/Strombach blieb auf der Zielgeraden nur die Gelegenheit für etwas Ergebniskosmetik, was mit dem 4:2-„Sieg“ für die letzten vier Minuten auch gelang.

TSV Bayer Dormagen: Borreck (1), Dürselen – Stolzenberg (2), Kasper (4), Emmerich (1), Ostrowski (2), Szabo (4), Kaysen (2), Mertens (5), Wieczorek, Krist (6), Böckenholt (6/2), Leis, Kriescher (3).

HC Gelpe/Strombach: Ahmed Elnoamany, Vatter – Dräger (2), Maier (2), Altjohann (4), Feuerbach (2), Viehbahn (4), Heinzerling (5), Meinhardt (1), Lüsebrink, Panske (1), Mayer (6/2), Brüning (2), Rostalski (2).

 

HG Remscheid – TuSEM Essen II 33:31 (16:13). Was neben der Platte passierte und wie sich die vor ein paar Tagen bekanntgemachte Insolvenz der für die erste Mannschaft zuständigen Spielbetriebs-GmbH tatsächlich auswirken wird, können weder die Trainer Alexander Oelze und Jens-Peter Reinarz noch die Spieler der Remscheider beeinflussen. Also konzentrierten sie sich aufs rein Sportliche – und taten gegen Essen sowieso sehr gut daran, denn für den Erfolg mussten sie über 60 Minuten viel Energie investieren. Obwohl es mehrmals nach einem ruhigeren Abend für die Hausherren auszusehen schien, blieb Essen immer dran – und ging trotzdem leer aus, sodass die beiden Konkurrenten zunächst in unterschiedlichen Regionen zu Hause sind: Die HGR, die zum Auftakt beim HC Gelpe/Strombach mit 26:24 gewonnen hatte, ist als vorläufiger Dritter (4:0 Punkte) weit oben zu Hause, während sich TuSEM nach dem Sieg über den BTB Aachen (33:31) und der Niederlage in Remscheid eher im Mittelfeld aufhält (aktuell Achter/2:2). Einigermaßen einverstanden war nachher aber auch Essens Coach Sebastian Hosenfelder: „Das war ein enges Spiel, dessen Ausgang wir uns anders gewünscht hätten. Insgesamt ist Remscheid der verdiente Sieger. Wir machen ein ordentliches Spiel, kommen aber nicht ganz an unsere Leistungsgrenze heran. Unsere schlechten Phasen nutzt Remscheid immer wieder routiniert aus. Es gelingt uns nicht, das hohe Tempo von Minute 35 bis 50 weiter hochzuhalten, sodass wir das Spiel nicht ganz kippen. Insgesamt bin ich mit unserer Entwicklung zufrieden und hoffe weiter auf eine positive Lernkurve.“

Die Gäste aus dem Ruhrgebiet gingen nur ein einziges Mal in Führung, als Frederic Neher in der zweiten Minute das 1:0 erzielte. Mit dem 6:3 (10.) übernahm Remscheid zum ersten Mal klarer die Kontrolle, die es mit dem 8:8 (16.) bald wieder einbüßte – und sich übers 11:8 (22.) mit dem 16:12 (30.) kurz vor der Pause wieder zurückholte. Nachher lag beim 20:15 (36.) oder 22:17 (39.) bereits ein ungefährdeter Sieg in der Luft, doch TuSEM konnte antworten und mit dem 24:24 (47.) sogar wieder ausgleichen. Auf der Zielgeraden blieb Essen dann bis zum 28:29 (55.) dicht dran, bevor Dominik Jung mit dem 30:28 (54.) und Moritz Klose (57.) mit dem 31:28 die gröbsten Sorgen der Remscheider beseitigten. Endgültig entschieden war das Spiel dennoch erst beim 33:30 von Sebastian Pflüger genau 28 Sekunden vor dem Ende. HGR-Coach Oelze wirkte erleichtert: „Im Großen und Ganzen war das ein verdienter Sieg. Wir mussten schon in der dritten Minute die Rote Karte für Sebastian Schön verkraften und schaffen es in der ersten Halbzeit trotzdem, mal auf vier Tore wegzugehen. Anfang der zweiten Halbzeit gehen wir auf fünf weg und fangen dann an, uns ein bisschen in Klein-Klein-Situationen zu verzetteln, Pässe an den Kreis zu spielen, wo eigentlich keine Lücke war. Dadurch laden wir TuSEM ein, wieder ranzukommen, aber wir haben es noch mal gut hingekriegt mit ein paar Ballgewinnen in der Abwehr und einfachen Toren.“

HG Remscheid: Conzen, Mathes – Hermann (1), Jung (5), Taymaz (8), Pflüger (3), Klose (4), Hertz, Schön, Merckelbach, Handschke (9/1), Grewel (2), Görgen (1), Sikic.

TuSEM Essen II: Haberkamp, Solbach Domingo – Scherz (1), Mittich (1), Heiderich (1), Neher (5/2), Petersen (2), Asci (9), Schmidt (2), Lewandowski (5/1), Ernst (5), Bandura.

 

BTB Aachen – TSV Bonn rrh. 36:33 (18:18). Beide Mannschaften stehen nun nach zwei Spieltagen mit einem ausgeglichenen Konto von 2:2 Punkten da – was für die Hausherren eine Wiedergutmachung zur 31:33-Auftaktpleite bei TuSEM Essen II darstellt, während die TSV es verpasste, das 37:29 gegen die HSG Refrath/Hand auszubauen und vielleicht sogar in Richtung Tabellenspitze zu schielen. Für den weiteren Saisonverlauf bedeutet das in der Regionalliga, die ohnehin von den meisten als extrem ausgeglichen eingeschätzt wird, tatsächlich noch eher wenig. An diesem Abend hatten allerdings verständlicherweise die Aachener den größeren Spaß und in Simon Bock (13 Treffer) zusätzlich den Mann des Spiels in ihren Reihen. „Wir sind froh über den ersten Heimsieg in diesem wie üblich sehr umkämpften Spiel. Wir haben von Anfang an einige sehr gute Lösungen vorne gefunden. Leider haben wir vor der Pause zu viele Bälle zu leicht hergeschenkt und sind dann nicht mit einer Führung, sondern mit dem Ausgleich in die Pause gegangen. In der zweiten Halbzeit haben wir uns relativ früh auf drei, vier Tore absetzen können und wir haben das mit einer guten Abwehr und einem guten Torhüter Louis Zaghloul nach Hause gebracht“, fand BTB-Trainer Simon Breuer.

Der Aachener Coach sah mit dem 4:1 (5.) und 9:4 (11.) einen guten Start seines Teams, das den Vorsprung in der zweiten Hälfte des ersten Durchgangs aber wieder aus der Hand gab – 12:8 (15.), 13:12 (20.). Vom 18:15 (27.) an leisteten sich die Hausherren mehrere Fehler, sodass Bonn zum 18:18 (30.)  ausgleichen konnte. Timo Worm brachte die Gäste kurz nach dem Seitenwechsel sogar mit 19:18 (32.) in Führung (32.), bevor der BTB das Kommando wieder übernahm und die Angelegenheit zum 26:22 (43.) und 28:23 (46.) drehte. In der Schlussphase probierten die Gäste noch einmal alles und insbesondere eine offensivere Deckung – wodurch sie tatsächlich auf 32:34 (59.) verkürzten. Doch die Aachener behielten die Nerven und Noah Wudtke machte Sekunden vor dem Ende mit dem 36:33 den Deckel auf die Partie. „Wir hatten ein extrem offenes Run-and-Gun-Handballspiel, was sehr schön anzusehen war. Für Trainer ist es manchmal ein bisschen schwierig, die Schönheit darin auch zu sehen, weil man sich sehr, sehr viele Sachen ein bisschen kompakter in der Abwehr vorstellt, wo man mehr Kontrolle über den Gegner ausüben möchte. Das haben wir heute nur in zehn Minuten vor der Halbzeit geschafft. Da hatten wir sie ein bisschen im Griff“, fand TSV-Trainer Florian Benninghoff-Lühl, der im BTB unterm Strich den korrekten Sieger sah: „Aachen macht das sehr abgeklärt, hat jetzt auch nicht die beste Abwehr gestellt, ist aber am Ende nie wirklich in Gefahr gewesen und hat deswegen völlig zu Recht gewonnen.“

BTB Aachen: Zaghloul (1), Elsen – Herzog, Hellemeister, Jacobs (3/1), Horn (2), Wudtke (6), Monteiro Pai (6), Schmitz, Kaesgen (1), Wagner, Panse (2), Schnalle (2), Bock (13/1).

TSV Bonn rrh.: Krouß, Meissenburg – Krohn (7), Hoffmann (5), Bullerjahn (5), Santen, Behr, Heitkötter (1), Fischer, Bitzer (4), Worm (8/3), Windhorst, Fricke, Bohrmann (3/1).