19. September 2024 | Zurück zur Artikelübersicht » |
In der Ruhe liegt die Kraft für Erwin Reinacher und deshalb bringt ihn der bisherige Saisonverlauf der Bergischen Panther in der 3. Liga auch nicht wirklich aus der Fassung. „So, wie die Tabelle aussieht, ist unsere Lage dramatisch“, sagt der neue Trainer, der als Nachfolger von Marcel Mutz ein schwieriges Unternehmen mit dem Titel „Umbau“ angetreten hat, „aber tatsächlich ist sie es nicht.“ Was er allerdings erst mal zugeben muss: Nach drei Niederlagen aus den ersten drei Saisonspielen kommt die Ausbeute auf dem vorletzten Platz bei 0:6 Punkten gerade optisch nicht besonders schön daher. Vor allem das maximal bittere 23:24 vom Auftakt gegen das HLZ Friesenheim-Hochdorf II in der letzten Sekunde und das folgende 32:35 bei Saase3 Leutershausen nach einem langen Kopf-an-Kopf-Rennen und einer 32:31-Führung noch in der 56.Minute hätten ganz anders laufen und was Zählbares fürs Konto bringen können. Für Reinacher waren die beiden knappen Niederlagen nicht nur, aber auch auf einen Mangel an Erfahrung zurückzuführen: „Wir haben neun Neuzugänge und die meisten davon haben vorher noch nie in der 3. Liga gespielt.“ Eine Ausnahme: Rückraumspieler Ante Simic, zuletzt für Eintracht Hildesheim und den TuS Ferndorf unterwegs. Der 25 Jahre alte Kroate ist nun nicht aus Zufall mit bisher 25 Treffern der beste Werfer der Panther – und die Nummer drei in der Gruppe Süd-West der 3. Liga hinter Tim Hildenbrand von der HSG Krefeld Niederrhein (26 Tore/acht per Siebenmeter) und Jonathan Malolepszy vom TV Gelnhausen (25/20). Weil Simic im Bergischen nicht für die Siebenmeter zuständig ist, liegt er bei den Feldtorschützen zurzeit sogar relativ deutlich auf dem ersten Platz.
Verhindern konnte er aber selbst durch zehn Treffer nicht, dass die Panther zuletzt mit dem 39:42 gegen die HG Saarlouis erneut leer ausgingen. Reinacher ordnete das Geschehen als nahezu unvermeidbar ein: „Saarlouis ist schon ein Top-Team. Das ist einfach nicht unsere Schublade. Die Angriffsleistung war okay, wir haben aber zu viele Fehler gemacht. Absolut positiv ist, dass sich die Jungs nie haben hängen lassen. Die Gegner kommen noch, die wir schlagen werden. Wir werden lernen, wir werden uns Woche für Woche verbessern.“ Einer der Gegner, die die Panther im Kampf um den Klassenerhalt vielleicht am besten schlagen sollten, ist der Aufsteiger TV Kirchzell, bei dem am Samstagabend ein klassisches Kellerduell auf dem Programm steht: Die Hausherren sind Letzter, die Panther Vorletzter, beide haben noch keinen Punkt. Aus irgendeinem Blickwinkel die Garantie auf einen Sieg abzuleiten, hält Reinacher insgesamt für gefährlich: „Die sind wirklich nicht schlecht.“ Die bisherigen Ergebnisse der Hausherren belegen diese Einschätzung und am ersten Spieltag hätte der TV beim aktuellen Spitzenreiter HSG Krefeld Niederrhein fast für eine Sensation gesorgt. Beim 21:20 (40.) führte der Außenseiter noch, bis zum 26:26 (50.) war tatsächlich jedes Ergebnis möglich und nach dem 30:31 (58.) kam der TV weiter für etwas Zählbares in Frage. Was Reinacher für sein Team hofft: Dass es die Lernkurve nach oben weiterschreibt und nicht nur eine gute Leistung abliefert, sondern hinterher was Greifbares mit nach Hause nimmt.
Während sie bei den Panthern diese intensive Verwicklung in den Kampf um den Klassenerhalt nicht so sehr lange, sondern erst aus der Schlussphase der vergangenen Saison kennen, ist das Thema Abstieg beim TV Aldekerk seit dem Aufstieg zur Saison 2022/2023 beinahe allgegenwärtig. Soll heißen: Rund um die Vogteihalle kennen sie im Grunde nichts anderes, sodass die aktuell erreichten 1:5 Punkte nach drei Spielen im irgendwie den Normalzustand darstellen. Falls sie es sich schönreden wollen: Im Vergleich zur vergangenen Serie liegt die bisherige Ausbeute über der Startbilanz von 2023/2024 mit drei Niederlagen und 0:6 Punkten. Rückenwind nehmen die Aldekerker da eher aus dem 30:30 bei der TSG Haßloch mit, als ihnen auf den aller-aller-letzten Drücker der Ausgleich gelang. Und Rückenwind kann der TVA jetzt auch bestimmt gut gebrauchen, denn er trifft auf den Zweiten TV Gelnhausen, der wie der Tabellenführer HSG Krefeld Niederrhein verlustpunktfrei ist (beide 6:0) und unter anderem bereits beim Vierten HG Saarlouis (4:2) mit 36:34 gewann. „Die Aufgabe wird schwierig genug, das ist eine absolute Top-Mannschaft“, sagt Aldekerks Trainer Tim Gentges, „wenn man es schafft, in Saarlouis zu gewinnen, dann hat man auf jeden Fall Klasse. Gelnhausen lebt von seinem Tempo und von der individuellen Klasse einzelner Spieler. Wichtig wird sein, dass wir an diesem Tag das Rückzugsverhalten perfektionieren. Wir müssen es schaffen, ihren Spielfluss zu unterbrechen und die Geschwindigkeit vom Ball rauszunehmen.“ Trotz oder gerade wegen der Außenseiterrolle sind die Gastgeber andererseits zu maximalem Widerstand bereit: „Wir werden auf jeden Fall eine schlagkräftige Mannschaft auf die Platte bringen und wir werden wieder alles reinschmeißen. Wenn wir die Chance haben, etwas Zählbares mitzunehmen, wollen wir die natürlich ergreifen.“
Der TuS 82 Opladen ist nach seinen Heimsiegen gegen Aldekerk (32:29) und die HSG Dutenhofen-Münchholzhausen II (30:25) als Achter ein Teil des mit jeweils 4:2 Zählern ausgestatteten Sechser-Pakets hinter Krefeld und Gelnhausen, während der Aufsteiger TV Korschenbroich zum Quartett aus Mannschaften gehört, die bei 2:4 Zählern stehen. Dabei ist der aktuelle Rang 13 gerade jene Position, die am Ende bei drei Absteigern soeben zum Klassenerhalt reicht. Der TVK hofft logischerweise, dass er den zweiten Heimsieg einfahren wird (vorher 27:24 gegen Mit-Aufsteiger VTV Mundenheim), aber Trainer Frank Berblinger geht nicht von ungefähr von einer sehr schwierigen Aufgabe aus: „Opladen ist ausgeglichen und gut besetzt. Wir müssen ein gutes Rückzugsverhalten an den Tag legen, zudem ist eine hohe Effektivität in unserem Angriffsspiel gefordert. Wir müssen einfache Fehler und unnötige Würfe vermeiden.“ Der Arbeitsauftrag ist damit klar formuliert – und genauso klar ist, dass die Opladener ihre eigenen Vorstellungen mit in die Waldsporthalle bringen werden. „Korschenbroich ist gut in der Liga angekommen und hat seine Konkurrenzfähigkeit bereits unter Beweis gestellt“, meint TuS-82-Trainer Stefan Scharfenberg, „wir sind gewarnt. Nichtsdestotrotz wollen wir natürlich den Schwung aus dem letzten Spieltag mitnehmen. Wir werden gut vorbereitet auftreten. Man spürt den Willen, die nächsten zwei Punkte einzusacken, und wir freuen uns sehr auf das Duell.“
Der Longericher SC könnte als erster Verfolger des Spitzenduos bereits in dieser frühen Phase der Saison eine Art Unterstützer-Funktion für die nahe NRW-Konkurrenz besonders aus Korschenbroich, Aldekerk und Burscheid (Panther) übernehmen: Ein Sieg der Kölner beim HLZ Friesenheim/Hochdorf II (2:4) käme dem um den Klassenerhalt kämpfenden Trio definitiv gelegen. Und grundsätzlich sind die Longericher dazu auch bereit, doch gerade jetzt denken sie eher an sich selbst. Zunächst löst der Sonntagstermin für die Aufgabe in Hochdorf keine pure Begeisterung bei Trainer Chris Stark aus: „Das ist nicht gerade der Lieblingsspieltag des Longericher SC, wir haben da in den vergangenen Jahren oftmals nicht die beste Leistung gebracht.“ Gleichzeitig steht für ihn sowieso fest, dass die Gastgeber eine richtig hohe Hürde sein können: „Wir erwarten einen guten Gegner, der überwiegend mit jungen Spielern besetzt ist. Die Mannschaft ist mit der einen oder anderen Verstärkung breiter besetzt als in der vergangenen Saison. Wir sind gewarnt.“ Außerdem haben sich die personellen Probleme im LSC-Rückraum (Erkrankungen/Verletzungen) keineswegs in Luft aufgelöst und so standen dort jetzt im Training als gelernte Kräfte nur Lukas Martin Schulz und Jonas Kämper zur Verfügung. „Da müssen wir kreativ werden“, sagt Stark, „wir hoffen, dass es trotzdem für zwei Punkte reicht.“
Die HSG Krefeld Niederrhein, für die es wieder und mehr denn je um den Sprung in die 2. Bundesliga geht, ist nach drei Spieltagen mit drei Siegen auf einem guten Weg in Richtung Aufstiegsrunde (zwei Plätze). Nach dem mühseligen Start gegen den TV Kirchzell (34:32) gab es zuletzt im Ergebnis deutliche Erfolge beim TV Aldekerk (31:21) und gegen die HSG Rodgau Nieder-Roden (34:26). Für die Dienstreise zur HSG Dutenhofen-Münchholzhausen II (Siebter/4:2) hofft Eagles-Trainer Mark Schmetz nachvollziehbar auf den vierten Erfolg hintereinander – und gleichzeitig warnt er eindringlich. „Uns erwartet eine hochkomplizierte Aufgabe“, erklärt der Krefelder Trainer, „wir wollen und müssen an unsere Leistung aus den letzten Partien anknüpfen.“ Das und ein bisschen mehr steht für Schmetz zweifelsfrei fest: „Mit unserer Qualität im Kader sollten wir in der Lage sein, ein sehr gutes Spiel abzuliefern und das Spiel für uns zu entscheiden.“