22. September 2024 | Zurück zur Artikelübersicht » |
HLZ Friesenheim-Hochdorf II – Longericher SC 19:36 (7:18). Da hatten sich am Ende die gut 250 Kilometer für die Partie im Sportzentrum Hochdorf tatsächlich gelohnt für die Kölner, deren Trainer Chris Stark zuvor mindestens ein bisschen zurückhaltend gewesen war: „Der Sonntag ist nicht gerade der Lieblingsspieltag des Longericher SC, wir haben da in den vergangenen Jahren oftmals nicht die beste Leistung gebracht.“ Das Geschehen auf der Platte drückte aber was ganz anderes aus: Die Kölner zerlegten die Hausherren, die als zweite Mannschaft des Zweitligisten Eulen Ludwigshafen unterwegs sind, in einem Duell zwischen einem PS-starken Rennwagen und einem PS-armen Kleinstauto von der ersten Minute an in Einzelteile – was ein paar NRW-Nachbarn des LSC nicht ungerne zur Kenntnis genommen haben dürften: Friesenheim, das am ersten Spieltag einen Krimi bei den Bergischen Panthern mit 23:22 gewonnen hatte, ist von Rang zehn auf Platz 14 (2:6 Zähler/minus 25 Treffer) abgerutscht und belegte hier die erste Position, die am Ende den Abstieg bedeutet. Der zunächst um einen Platz auf Rang 13 verbesserte TV Korschenbroich (ebenfalls 2:6/minus 15) sowie der TV Aldekerk (1:7) und die Panther auf den beiden übrigen Abstiegsrängen verfügen damit offensichtlich über einen Konkurrenten mehr, an dem sie sich im unteren Drittel orientieren können. Longerich dagegen hat sich zumindest fürs Erste im oberen Drittel festgesetzt, denn als Dritter (6:2) ist es der erste Verfolger der beiden Top-Teams HSG Krefeld Niederrhein und TV Gelnhausen (beide 8:0). Unter dem Strich hat Starks Team außerdem ganz gute Voraussetzungen für ein spannendes Derby am kommenden Freitag gegen den TuS 82 Opladen geschaffen, der auf Platz sechs wie der LSC bei 6:2 Punkten steht.
Direkt die ersten 20 Minuten waren für die Hausherren so etwas wie ein schlimmer Albtraum, weil der LSC von der ersten Sekunde an in maximalem Tempo unterwegs war und nahezu jede sich bietende Chance zu nutzen wusste. Mit dem 1:3 (4.) und dem 2:4 (7.) schien das HLZ den Kontakt noch halten zu können, doch einen fast unglaublichen 10:0-Lauf der Gäste (21.) und 15 Minuten später hieß es 14:2 für Longerich, das beim Blick auf die Anzeigetafel immer wieder ungläubig staunen musste. Erst jetzt fanden die Gastgeber ein bisschen „besser“ in die Partie und sie konnten das letzte Teilstück der ersten Halbzeit sogar mit 5:4 für sich entscheiden – ohne beim 7:18-Rückstand eine realistische Chance auf eine Wende mit in die Kabine zu nehmen. Weil der LSC nach dem Wechsel vielleicht damit anfangen wollte, sein komfortables Polster irgendwie nur mit dem nötigsten Aufwand zu verwalten, nahm Stark beim Stande von 23:12 (40.) vorsichtshalber eine Auszeit – und sah in der Folge, dass seine Mannschaft überhaupt nichts anbrennen ließ. Vor den Torhüter Roman Babic und Lennart Kull packte die vom Mittelbock Christopher Wolf/Dustin Thöne bestens zusammengehaltene Abwehr immer wieder entschlossen zu. Folge: Beim 29:14 (49.) lagen bereits 15 Treffer zwischen den beiden Kontrahenten und beim 34:16 (57.) oder 35:17 (59.) wuchs der Unterschied auf 18 Tore an. Im Grunde hätten den Kölnern tatsächlich die elf Treffer von Lennart Leitz zusammen mit den jeweils sieben von Jonas Kämper und Lennart Wörmann zum Sieg gereicht.
Basis für den erstklassigen Auftakt und den späteren sehr deutlichen Verlauf des Duells war aus der Sicht des LSC-Trainers in erste Linie die starke Defensive. „Wir hatten in der Anfangsphase eine überragende Abwehr-Torwartleistung, dadurch kamen wir super ins Spiel“, sagte Stark, „da hatte unser Torwart Roman Babic schon sechs Paraden. Wir kamen dann in einfache Gegenstöße und haben auch aus der zweiten Welle einfache Tore gemacht. So hatte sich in einem Duell zweier von Verletzungen geplagter Mannschaften schnell eine deutliche Angelegenheit entwickelt.“ Genauso wertvoll fanden die im Rückraum eher dünn besetzten Kölner insgesamt, dass sie bis zum Schluss relativ hartnäckig um ein möglichst hohes Ergebnis kämpften: „Wir haben die Konzentration übers ganze Spiel hochgehalten, wir sind giftig und hungrig geblieben – und beenden das Spiel mit dem höchsten Auswärtssieg in unserer Geschichte in der 3. Liga. Insofern kann ich als Trainer nur stolz und zufrieden sein.“ Dass der LSC den Schwung nun ins Duell gegen die Opladener mitnehmen will, ist nachvollziehbar – vermutlich selbst für die Opladener, bei denen allerdings mit Sicherheit deutlich mehr Gegenwehr im Matchplan stehen dürfte.
Longericher SC: Babic, Kull – Wörmann (7), Gerfen (2), Thöne (3), Lincks (1), Unbehaun, Wolf, Leitz (11), Schulz (5/2), Rinke, Kämper (7).