25. September 2024 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Eins ist sicher vor dem vierten Spieltag in der Regionalliga: Die Spitzenposition des TSV Bayer Dormagen II wackelt – obwohl die Mannschaft von Moritz Adam zuletzt mit dem 34:27 bei der HG Remscheid zum ersten Mal in dieser Saison selbst ihren Trainer ohne Einschränkung zu überzeugen wusste – anders als vorher durchs 33:28 bei der HSG Siebengebirge und das 36:31 über den HC Gelpe/Strombach. Der Grund liegt aber nicht darin, dass den bei 6:0 Punkten und plus 17 Toren stehenden Dormagenern unmittelbar die erste Niederlage droht, denn der Tabellenführer ist gar nicht im Einsatz – weil die Partie des für dieses Wochenende angesetzten vierten Spieltages gege TuSEM Essen II verlegt wurde und erst am 18. Dezember auf dem Programm steht. Einziger Kandidat für einen Wechsel an der Spitze ist nun der Drittliga-Absteiger Interaktiv.Handball, der nach bisher zwei Einsätzen auf 4:0 Zähler sowie plus 13 Tore kommt und durch einen dritten Sieg nach ganz oben klettern könnte. Gegen diese nicht völlig aus der Welt liegende theoretische Möglichkeit wird ganz praktisch allerdings die TSV Bonn rrh. etwas haben, die als Sechster zu einer Fünfergruppe mit jeweils 4:2 Punkten gehört und sich dort am liebsten behaupten will – wofür die Spiele jetzt gegen Interaktiv, am 5. Oktober beim OSC Rheinhausen (Vierter/4:2) und am 12. Oktober gegen Unitas Haan (Fünfter/4:2) richtungsweisend sein werden.
Ebenfalls zwei mit Kontakt nach oben treffen im Duell zwischen dem HC Weiden (Dritter/4:2) und der HG Remscheid (Siebter/4:2) aufeinander. Die Weidener waren nach zwei Auftaktsiegen zuletzt nach der 36:38-Niederlage beim HC Gelpe/Strombach von sich selbst enttäuscht – und Marc Schlingensief findet, dass seine Mannschaft dieses Ergebnis irgendwie tilgen sollte. „Gegen Remscheid wollen wir zurück in die Erfolgspur“, sagt der HC-Coach, „für uns wird wichtig sein, wieder die Balance zwischen Angriff und Abwehr zu finden. Kriegen wir das hin, stehen die Chancen ganz gut.“ Die HGR hält er dabei für einen gefährlichen Gegner: „Zum einen liegt uns Remscheid nicht unbedingt bei nur einem Sieg aus den letzten sechs Spielen und zum anderen werden die Remscheider auf Wiedergutmachung aus sein nach der Heimniederlage gegen Dormagen.“ Im Bergischen starteten sie tatsächlich zunächst mit zwei Siegen (26:24 in Gelpe/Strombach, 33:31 gegen TuSEM Essen II), ehe das 27:34 gegen den aktuellen Tabellenführer die Bilanz eintrübte. Wie das Team des Trainergespanns Alexander Oelze/Jens-Peter Reinarz darauf zu reagieren vermag, ist sowieso eine gute Frage. Was sie noch spannender macht: Wie sich die kürzlich bekanntgewordene Zahlungsunfähigkeit der finanziell für die erste Mannschaft zuständigen Betriebs- und Marketing GmbH tatsächlich auf den Lauf der Dinge auswirkt, lässt sich zurzeit höchstens erahnen. Zu den gar nicht so alten Ankündigungen, sich im Bergischen mittelfristig die 3. Liga vorstellen zu können, passt das alles bestimmt nicht.
Die zahlreichen drohenden Unwägbarkeiten in dieser Saison bekam zuletzt der OSC Rheinhausen zu spüren, der nach 4:0 Punkten vom Start gegen die HSG Refrath/Hand auf einem guten Weg zu sein schien und mit dem 15:10 aus der ersten Halbzeit eine gute Basis für eine Fortsetzung hatte. Am Ende stand allerdings eine aus der Sicht der Hausherren sehr ernüchternde 25:28-Niederlage auf der Anzeigetafel, die das Team von Trainer Thomas Molsner in jene dichte Fünfer-Verfolgergruppe einsortierte (Vierter), zu der auch die Unitas Haan gehört (Fünfter). Der Aufsteiger, der selbst gegen den MTV Rheinwacht Dinslaken klar gewann (33:25), hat die Partie der Rheinhausener genau unter die Lupe genommen und Unitas-Coach David Horscht ist entsprechend gewarnt: „Wir wollen den Schwung mitnehmen ins schwere Auswärtsspiel gegen Refrath/Hand. Was der Gegner zu leisten im Stande ist, haben wir in der zweiten Hälfte beim OSC gesehen. Wir stellen uns auf eine deutlich aggressivere und beweglichere Deckung ein als noch gegen Dinslaken und wir wollen versuchen, ein gutes Auswärtsspiel zu zeigen, auch wenn der Kader verletzungs- und krankheitsbedingt nicht vollständig zur Verfügung steht.“
Hinter den Remscheidern auf Platz sieben sind die Refrather gerade das einzige Team mit einem ausgeglichenen Konto (2:2). Die Mannschaft von Trainer Kelvin Tacke hat aber eine Partie weniger absolviert, weil das Heimspiel gegen Interaktiv kürzlich abgesagt werden musste (Wasserschaden in der Halle Steinbreche/Nachholtermin weiter offen). Dass es für die HSG „nur“ um den Klassenerhalt geht, ist allen Beteiligten klar – was dann sowieso für alle ab Platz neun gilt, die komplett im negativen Bereich angesiedelt und damit im Grunde schon jetzt irgendwie abstiegsgefährdet sind, falls das so bleibt. Deshalb geht es fast überall um eine Menge, doch in einem Duell besonders viel, das diesen vierten Spieltag am Freitagabend eröffnet: Der Bergische HC II ist bei 0:6 Punkten und minus 15 Toren zurzeit Letzter und er erwartet den HC Gelpe/Strombach (Zehnter/2:4), der zuletzt durchs 38:36 gegen Weiden immerhin den ersten Erfolg aufs eigene Konto überweisen konnte. HC-Trainer Markus Murfuni war zufrieden: „Wir haben heute den Bock umgestoßen.“ Der Abend in Solingen wird zeigen, ob ein dauerhafter Aufschwung daraus wird – was bedeuten würde, dass der BHC tief im Keller bleibt. Was selbst die Gäste kaum überraschen dürfte: Dagegen werden sich die Hausherren massiv zur Wehr setzen.
Zu denjenigen, die jeden Punkt gut gebrauchen können, gehört der Aufsteiger HSG Siebengebirge, dessen elfter Rang (2:4) nicht für einen Traumstart spricht. Zuletzt konnte sich Trainer Marcel Trinks zwar über einen 32:25-Erfolg über den Bergischen HC II freuen, doch beinahe auf dem Fuß folgte eine bittere personelle Nachricht: Torhüter Lüko Fischer zog sich genau in dieser Partie eine Muskelverletzung zu (Oberschenkel), die ihn auf Eis legt – nicht nur für den kommenden Auftritt beim Vorletzten MTV Rheinwacht Dinslaken (0:6), sondern vermutlich für längere Zeit. Weil darüber hinaus der eine oder andere Spieler beim Training aussetzen musste, wird die HSG vermehrt auf den eigenen Nachwuchs bauen: „Das stellt uns zwar zunächst vor Herausforderungen, eröffnet uns aber gleichzeitig die Riesenchance, unserer Jugend in der Regionalliga der Herren ein Plateau zu liefern“, sagt Trinks, „aufgrund der gemeinsamen intensiven Vorbereitungsphase können wir solche Herausforderungen definitiv auch meistern. Deshalb freue ich mich gleichzeitig auf ihren möglichen Einsatz.“ Vor Dinslaken hat er zugleich einigen Respekt: „Ich erwarte einen erfahrenen Gegner, der bisher besonders durch seine Shooterqualitäten aus dem Rückraum in Erscheinung trat und zu Hause an einem Sonntagmorgen eine besondere Hürde darstellt. Dinslaken steht zwar zurzeit ohne Punkte im Tabellenkeller, aber wir werden sie keineswegs unterschätzen. Wir wissen, dass uns erneut alles abverlangt wird.“
In Sicherheit darf sich angesichts des in den Durchführungsbestimmungen verankerten erhöhten Abstiegs in den kommenden Monaten nahezu niemand sein – erst recht keiner, der inzwischen bei 2:4 Zählern abgekommen ist und auf dem zwölften Tabellenplatz weitermacht. Simon Breuer, Trainer des BTB Aachen (Zwölfter), hat es angesichts der bevorstehenden engen Wochen nach dem 33:43 bei Interaktiv ziemlich treffend formuliert: „So wird es auch gegen andere Mannschaften schwierig.“ Die Aachener werden deshalb bemüht sein, ihr Konto so schnell wie möglich wieder auszugleichen und im Idealfall auf 4:4 Zähler zu stellen. Haken dabei: Der OSC Rheinhausen kommt nach den Worten seines Trainers Thomas Molner gleichzeitig mit der festen Absicht, die denkwürdige zweite Halbzeit gegen Refrath/Hand auszubügeln: „Wir machen einfach vernünftig und seriös unsere Arbeit weiter. Dann bin ich eigentlich sicher, dass wir gute Möglichkeiten haben, den Bock wieder umzustoßen nächste Woche.“ Dass seine Hoffnung in Erfüllung geht, ist aber nicht mit einem Garantiesiegel versehen – wie so vieles nicht in dieser Saison, für die neben der Pause für Interaktiv momentan nur eins sicher ist: Das Hauen und Stechen im Kampf um den Klassenerhalt wird jedes Wochenende irgendwo ein Thema sein. Und noch zunehmen.