3. Liga
David Hansen: Aldekerk und seine Lebensversicherung
TVA sichert sich in Kirchzell einen späten Punkt, auch die Panther holen den ersten Zähler der Saison. Korschenbroich verliert unnötig in Friesenheim, Krefeld hat in Mundenheim keine Mühe.

Ich lass mich sowieso nicht aufhalten: David Hansen erreichte mit seinen 13 Treffern für Aldekerk einen Wert, von dem wohl jeder Handballer träumt. (Foto: Carsten Wulf)

TV Kirchzell – TV Aldekerk 31:31 (13:16). Am Niederrhein haben sie vermutlich schon immer gewusst, dass David Hansen ein nahezu unverzichtbarer Spieler ist. Und vermutlich haben sie gleichzeitig schon immer das Spiel mit dem Feuer geliebt – um sich dabei aus einer fast komfortabel aussehenden Situation noch einmal selbst an den Rand der Verzweiflung zu treiben. Nun trieb es die Mannschaft des Trainergespanns Tim Gentges/Nils Wallrath aber besonders heftig und das ausgerechnet in jener Partie, die als extrem wichtig für den weiteren Verlauf des Abstiegskampfes gelten musste. Nach einer ordentlichen Vorstellung aus der ersten Halbzeit mit viel Ruhe und Überzeugung drohte der TVA fast aus den Fugen zu geraten, weil sie den Gegner durch eigene Fehler praktisch zur Rückkehr in die Partie einlud – und damit grundsätzlich auch „erfolgreich“ war. Bezeichnend fürs Aldekerker Nachlassen: In der 51. Minute stand Jonas Mumme beim Stande von 24:27 sehr, sehr frei vor Kirchzells Keeper – und scheiterte. Wenig später drohte beim 25:28 (55.), 28:30 (58.) und 29:31 (59.) weiter ein bittere Niederlage. Dass es nicht dazu kam, lag letztlich vor allem an David Hansen: Der Rückraumspieler hatte eventuell noch einmal in seiner Versicherungspolice nachgesehen und dort entdeckt, was hilfreich sein könnte.

Hansen verkürzte auf 29:30, als noch 114 Sekunden zu absolvieren waren. Hansen verkürzte auf 29:31, als noch 37 Sekunden zu spielen waren. Und Hansen gelang das 31:31, als praktisch gar keine Sekunden mehr zu spielen waren. Aber die Unparteiischen hatten noch einmal auf Freiwurf für Aldekerk entschieden. Ergebnis: Aldekerks Top-Werfer, an diesem Abend bei 13 Treffern landend, nahm einen kurzen Anlauf, probierte es mal wieder und sorgte für pure Euphorie bei den Gästen: Drin, 31:31, Ende. Fast ein Wunder: Trainer Gentges konnte das aufregende Geschehen schon bald sachlich analysieren – verbunden mit einer Mischung aus Erleichterung und Stolz: „Wenn man das Spiel über 60 Minuten betrachtet, ist diese Punkteteilung für beide gerecht. Dieser Punkt kann noch Gold wert sein. Hier wäre deutlich mehr drin gewesen, aber am Ende des Tages sind wir zufrieden. Auf einen David Hansen ist halt Verlass und insgesamt ist der Charakter dieser Mannschaft unfassbar. Dieser Wille ist beeindruckend und dieser Punkt gibt uns noch mal Selbstvertrauen.“

Bis zum 7:7 (16.) war Aldekerk vor allem damit beschäftigt, einem Rückstand hinterherzulaufen, ehe sich das Bild bis zur Pause erheblich änderte und die Gäste über eine kompakte Abwehr und starke Torhüterparaden zu Vorteilen kamen – 12:8 (22.), 14:9 (26.), 16:12 (29.). „Dann kommen wir nicht so gut in die zweite Halbzeit, am Ende des Tages kriegen wir da 18 Gegentore“, urteilte Gentges, „danach haben wir wieder das gezeigt, was uns auszeichnet – dass wir niemals aufhören und niemals aufgeben. In der letzten Viertelstunde haben wir noch mal alles reingeworfen. Wir haben vorne wieder Entscheidungen getroffen, die gefruchtet haben.“ Letzteres war namentlich bei David Hansen der Fall, ohne den Feuer und Leidenschaft vermutlich nicht zu etwas Zählbarem gereicht hätten. Ganz „nebenbei“ machte sich sein Ausgleich zum 31:31 auch optisch und in der Tabelle bezahlt: Dort steht Aldekerk jetzt bei 2:8 Zählern und auf Rang 13 vorerst nicht mehr auf einem Abstiegsplatz

TV Aldekerk: Buchmüller, Schoemackers, Keutmann – Mumme (1), Grützner (3), Kirschbaum, Fünders, Leeder, Plhak (6/3), Hahn, Tobae (1), Küsters (7), Hansen (13), Gogava, Thelen, Rutten.

 

HSG Hanau – Bergische Panther 24:24 (12:12). Es war der erste Punkt in dieser Saison. Wenigstens das. Nach einem großen Ausbruch von Jubel oder gar Euphorie war den Panthern aber unmittelbar nach dem Ende der Partie nicht im Geringsten. Sie fühlten sich zumindest im ersten Moment so, als habe ihnen noch jemand den Stecker gezogen – weil der schon späte Treffer von Joe Ballmann acht Sekunden vor der Schluss-Sirene zum 24:23 den Sieg zu bringen schien. Unmittelbar darauf rief Hanaus Coach Hannes Geist sein Team zur finalen Auszeit zusammen, um den letzten Angriff zu organisieren. Da standen noch sechs Sekunden auf der Uhr. Und die Gäste nahmen nun HSG-Rückraumspieler Cedric Schiefer durch eine kurz Deckung aus dem Spiel, konnten aber nicht verhindern, dass der Ball auf die Rechtsaußen-Position gelangte und die Gastgeber tatsächlich noch eine Wurfchance bekam. Wenig später steigerte sich das alles in völlig Fassungslosigkeit, weil die Unparteiischen die Abwehraktion von Dorian Wöstmann mit einem Siebenmeterpfiff ahndeten. Hanaus Julian Fulda nutzte die Gunst der finalen Sekunde und erzielte bei bereits abgelaufener Zeit den 24:24-Endstand. Wie bitter sich das Unentschieden auswirkte, stand etwas später nach dem Eintreffen der anderen Ergebnisse fest: Durch einen Erfolg hätte die Mannschaft von Trainer Erwin Reinacher sogar die Abstiegsplätze verlassen – auf denen es mit Rang 16 bei 1:9 Punkten als Letzter weiter festhängt. Und klar ist nun auch, dass mehr Abstiegsduell als am kommenden Donnerstag (3. Oktober) gegen den TV Aldekerk (Platz 13/2:8) nicht geht.

Nach dem 2:2 (6.) schien der Abend den Panthern erst einmal relativ früh zu entgleiten – und beim Stande von 2:6 (12.) sah sich Reinacher direkt gezwungen, die Grüne Karte für eine Auszeit beim Kampfgericht auf den Tisch zu legen. Die kurze Sprechstunde mit der Mannschaft erzeugte mit etwas Verzögerung ganz offensichtlich die erhoffte Wirkung, denn mit dem 8:8-Ausgleich (19.) waren die Gäste wieder auf Augenhöhe unterwegs, ehe sie sogar das 9:8 (20.) und 10:9 (22.) zur eigenen Führung vorlegten. Beide Treffer waren nun vor allem der Beginn einer völlig ausgeglichenen Auseinandersetzung, in der übers 12:12 (30.) am Ende der ersten Halbzeit bis weit in die zweite hinein jedes Ergebnis im Bereich des Möglichen lag – 14:12 (33.), 14:14 (37.), 18:16 (42.), 20:17 (50.), 21:21 (56.), 22:22 (59.), 23:22 (60.), 23:23 (60.). Es folgte jene furiose letzte Minute mit den beiden aufregenden Akkorden zum Endstand, der unter dem Strich aus der Sicht der Gäste angesichts der Führungen in der entscheidenden Phase vermutlich doch zu wenig war.  

Trainer Reinacher, dem im erkrankten Top-Werfer Ante Simic sein wichtigster Rückraumspieler fehlte, wirkte später ebenso enttäuscht wie hin- und hergerissen. „Meine Mannschaft hat eine überragende Leistung gezeigt“, stellte der Panther-Coach fest, „wir haben top verteidigt. Vorne war das natürlich schwierig, wir hatten keinen Rückraum-Linken, aber die Jungs haben das stark gemacht. Grundsätzlich bin ich erst mal sehr zufrieden, denn ein Punkt in Hanau ist natürlich mega.“ Eher nichts konnte Reinacher allerdings mit jener Szene anfangen, die der HSG den maximal späten Ausgleich bescherte: „Das war aus meiner Sicht fragwürdig – weil Dorian den Hanauer einfach top verteidigt hat. Das ist extrem schwierig verkraftbar und dementsprechend ist die Laune ein bisschen im Keller.“ Gleichzeitig wollten die Gäste den Blick nach vorne richten und sich am Positiven festhalten. „Irgendwann werden die Jungs feststellen, dass wir ein sehr gutes Spiel gemacht haben, dass wir gefightet haben ohne Ende“, stellte Reinacher fest, „extrem wichtig ist, dass wir nach dem frühen Rückstand nicht den Bach runtergegangen sind und alles reingeschmissen haben. Am Ende bin ich natürlich sehr zufrieden mit dem einen Punkt in Hanau. Wir können darauf aufbauen. Uns fehlen nur ein paar Prozentpunkte, dass wir zwei Punkte holen.“

Bergische Panther: Eigenbrod, Mohr – Müller (6), Flemm, Wöstmann (2), Lindemann (5), Zulauf, Exner (1), Weiß (2), Hinkelmann, Ballmann (5), Wolter (3), Elsässer.

 

HLZ Friesenheim-Hochdorf II – TV Korschenbroich 34:29 (17:17). Diese Niederlage war gleich in dreifacher Hinsicht bitter für die Korschenbroicher. Erstens: Der TVK rutschte durch die Pleite bei nun 2:8 Punkten auf einen Abstiegsplatz (Rang 14) – was in der frühen Phase der Saison vielleicht noch am Ehesten zu verschmerzen wäre. Zweitens: die keineswegs übermächtigen Gegner aus Friesenheim, die als Zweitvertretung der Eulen Ludwigshafen in der dritten Liga antreten, sammelten als direkter Konkurrent im Kampf um den Klassenerhalt die zwei Zähler natürlich gerne selbst ein und verbesserten ihr Konto auf 4:6 Punkte. Drittens: Die Niederlage war absolut vermeidbar und zwei krasse Schwächephasen mit eigenen Fehlern und Fehlversuchen kostete die Mannschaft von Trainer Frank Berblinger letztlich alle Chancen. „Es wäre wieder mehr möglich gewesen, aber wir sind letztendlich an uns selbst gescheitert. Großes Thema nach wie vor ist die Wurfeffektivität und die Fehlerquote generell. Da müssen wir gucken, dass wir das schleunigst abstellen und zusehen, dass wir da einen vernünftigen Dreh hinkriegen. Nichtsdestotrotz ist noch lange zu spielen, wir werden das Ganze vernünftig analysieren. Nächste Woche haben wir Krefeld zu Hause und dann werden wir uns auch wieder mit einem anderen Gesicht präsentieren“, fand der Coach, der den Blick dabei schon auf die kommende Aufgabe gegen die HSG Krefeld Niederrhein richtete. Ganz klar: Gegen den Spitzenreiter (10:0 Punkte) und Aufstiegsaspiranten darf der TVK sich nicht einmal im Ansatz eine solche Schwächephase erlauben, sondern wird hier permanent am Limit spielen müssen, um vielleicht für eine Überraschung in Frage zu kommen.

Steffen Brinkhues eröffnete die Partie mit dem 1:0 (3.), die sich in der Folge zunächst weitgehend ausgeglichen gestaltete. Nach dem 6:6 (11.) legte der TVK zwar mal das 8:6 vor (14.), schon kurz darauf kam das HLZ aber wieder zum Ausgleich (10:10/17.). Mats Wolf (17.), Jan König (19.) und Max Eugler (19.) besorgten dann im 13:10 die erste Drei-Tore-Führung des Abends. Bis zum 16:13 (25.) schienen die Gäste auf einem guten Weg zu sein – leisteten sich dann aber bis zur Pause den ersten Blackout. Vier Gegentreffer in Serie bedeuteten das 16:17 (30.) und nur mit Glück ging Korschenbroich durch das Tor von Wolf mit der Halbzeit-Sirene mit einem Unentschieden in die Kabine. Der Mittelmann des TVK traf dann auch im zweiten Abschnitt zum ersten Mal, doch sein 18:17 (31.) sollte tatsächlich bereits die letzte Gäste-Führung der Partie sein.

In teilweise wilden acht Minuten ohne eigenen Treffer streuten die Korschenbroicher zu viele Fehler ein oder scheiterten am gut aufgelegten HLZ-Keeper Roko Peribonio, sodass eine 0:5-Serie das 18:22 bedeutete (39.). „Dann ist das die Verkettung: Zuerst die Hundertprozentigen nicht reingemacht, dann kommen die technischen Fehler dazu, dann brechen wir in der Deckung ein bisschen auseinander, weil wir teilweise zu hektisch werden“, meinte Berblinger. Die Rote Karte gegen Eugler (39./dritte Zeitstrafe) war auch nicht hilfreich und in der Folge lief Korschenbroich dem Rückstand nur noch hinterher. Auf das 20:26 (46.) reagierte der TVK-Coach bereits mit seiner letzten Auszeit, doch eine echte Antwort fanden die Gäste nicht mehr. Das 24:29 (54.) beantwortete Friesenheim mit dem 25:32 (58.) und in den letzten Sekunden war für Berblingers Team lediglich noch etwas Ergebniskosmetik drin.

TV Korschenbroich: Schoolmeesters, Krüger – Schiffmann (8), Krantzen (1), Eugler (3), Ghindovean, Brinkhues (2), Zidorn (3), Wolf (7), König (2), Zimmermann (1), Büscher, Müller (1), Feld (1), Bitzel.

 

 

VTV Mundenheim – HSG Krefeld Niederrhein 23:37 (8:21). Das war ein echter Klassenunterschied und von der ersten Minute an zu erkennen, welche Mannschaft als Aufsteiger nur versuchen will, die nötigen Punkte für den Klassenerhalt zu sammeln und welches Team die dritte Liga am liebsten in dieser Saison nach oben verlassen möchte. Die Gastgeber waren für die HSG jedenfalls kein Gradmesser bei der „Mission 2. Bundesliga“. Zu viele Fehler produzierte Mundenheim und lud den Favoriten von Beginn an zu einfachen Treffern ein. Spannung kam nie auf und nach einer deutlichen ersten Hälfte schafften die Hausherren es lediglich, die Niederlage nach der Pause noch in einem halbwegs erträglichen Rahmen zu halten – auch, weil die Eagles hier nun längst nicht mehr alles investieren mussten. Für die Mannschaft von Trainer Mark Schmetz folgt nun am kommenden Wochenende das dritte von vier Auswärtsspielen in Serie. Die Reise gehört diesmal zu den kürzeren, denn der Spitzenreiter (10:0 Punkte) fährt lediglich zum Niederrhein-Nachbarn TV Korschenbroich, der bei 2:8 Punkten auf Rang 14 ebenfalls ausschließlich den Kampf um den Klassenerhalt im Blick hat. Klar: Der TVK wird im Derby alles versuchen, um insgesamt mehr Gegenwehr zu bieten als Mundenheim.

Mike Schulz (1:0/2.) und Cedric Marquardt (2:0/5.) eröffneten den Abend, bevor der Dreierpack von Jörn Persson zum 5:0 (6./6./8.) die Hausherren bereits zu ihrer ersten Auszeit zwang. Tatsächlich verkürzte der VTV auf 1:5 (9.) und 3:6 (10.), was aber maximal als Strohfeuer durchgehen konnte. Mit dem 9:3 (12.), 11:4 (15.), 16:5 (21.) und 20:7 (25.) sorgten die Eagles sehr schnell für klare Verhältnisse. Daran konnte auch das zweite Time-Out von Mundenheims Coach Steffen Schneider (18.) nichts mehr ändern. Klar: Im zweiten Abschnitt war die Luft raus aus der Partie, die beide Seiten vielleicht am liebsten früher beendet hätten. Nach dem 23:10 (35.) legte Schulz einen Dreierpack zum 26:10 (38.) hin, bevor seine Mannschaft sich mal so etwas wie eine Schwächephase leistete und Eagles-Trainer Mark Schmetz nach einem 3:6-Lauf zum 29:16 (45.) zu einer Auszeit veranlasste. Spannung kam natürlich trotzdem keine mehr auf und nach dem 31:18 (50.) stellten die Gäste den alten Abstand schnell wieder her (34:18/53.). In den letzten Minuten durfte Mundenheim noch etwas Ergebniskosmetik betreiben, auch weil Krefeld viel wechselte und unter anderem Stand-By-Keeper Benedikt Köß (43) und dem A-Jugendlichen Lasse Mook (18) noch etwas Einsatzzeit verschaffte. Unterm Strich gewannen die Eagles die zweite Hälfte „nur“ mit einem Tor – was dem Tabellenführer auf der Heimreise ziemlich egal gewesen sein dürfte.

HSG Krefeld Niederrhein: Köß, Bartmann – Krass (4), Klasmann, Schneider (1), Noll (4), Lehmann, Mook (1), Siegler (3), Schulz (10/2), Marquardt (2), Jagieniak (2), Persson (6), Ingenpass (2), Mircic (2).