03. Oktober 2024 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Was tun? Trainer Marc Schlingensief und seine Weidener werden sich gegen Spitzenreiter Dormagen einiges einfallen lassen und eine nahezu optimale Leistung zeigen müssen. (Foto: Thomas Ellmann)
Das ist eine der Preisfragen, obwohl die Regionalliga gerade mal ungefähr 15 Prozent ihrer neuen Saison hinter sich hat: Wer kann den Turbo-Handball des aktuellen Spitzenreiters TSV Bayer Dormagen II unterbinden oder wenigstens mithalten in den direkten Duellen? In den ersten drei Spielen fand sich da noch niemand – 33:28 bei der HSG Siebengebirge, 36:31 gegen den HC Gelpe/Strombach, 34:27 bei der HG Remscheid. Zuletzt konnte die Mannschaft des neuen Trainers Moritz Adam (Nachfolger des zu den Rhein-Neckar Löwen gewechselten Martin Berger) zuschauen, weil die Partie gegen TuSEM Essen II verlegt wurde und nun erst am 18. Dezember auf dem Programm steht. Was die Dormagener in erster Linie beobachten konnten: Der HC Weiden hat offensichtlich seine erste Niederlage vom 22. September beim HC Gelpe/Strombach (36:38) ganz gut verkraftet und mit dem 31:25 über die HG Remscheid die Rolle des ersten Verfolgers übernommen – als Zweiter über das bessere Torverhältnis zusammen mit dem ebenfalls bei 6:2 Punkten stehenden Dritten TSV Bonn rrh. (plus 16/plus 8). Dieses Spitzentrio ist im Übrigen aus der vergangenen Serie bestens bekannt, weil Dormagen, Bonn und Weiden damals in nur leicht anderer Reihenfolge drei Positionen weiter vorne belegten (hinter dem Meister und Drittliga-Aufsteiger TV Korschenbroich). Weidens Trainer Marc Schlingensief leitet aus allem trotzdem keine besonders großen Ansprüche ab. „Dormagen ist gerade das Maß in der Liga“, findet Schlingensief, „wir hatten exakt die gleichen Gegner zum Start wie Dormagen und sie haben in jedem Spiel über weite Strecken dominiert. Das sind sie uns voraus.“ Deutlichstes Beispiel für die unterschiedlichen Ergebnisse: Während der TSV Bayer gegen Gelpe/Strombach gewann, ging Weiden im Oberbergischen als Verlierer von der Platte. Fürs bevorstehende Spitzenspiel des Zweiten beim Ersten ist der HC-Coach in der Summe trotzdem vorsichtig optimistisch, dass die Weidener eine gute Leistung zeigen können – und er sagt präzise, worauf es seiner Ansicht nach ankommen wird: „Unsere Aufgabe wird sein, die Isolationen, die Dormagen oft kreieren will, mit guter Beinarbeit in der Abwehr wenig zu erlauben. Im Angriff müssen wir auf eine sehr aktive und wechselnde Abwehr eingestellt sein und wir dürfen uns nicht beirren lassen. Wenn auf beiden Seiten die Effektivität stimmt, dann können wir das Spiel eng gestalten und es entscheidet die Tagesform.“
Viel weniger zu den eigenen Erwartungen und Ansprüchen passen die ersten vier Wochen der Saison beim Aufsteiger HSG Siebengebirge, der mit 2:6 Zählern (Vorletzter) tief in der gefährlichen Zone steht – und das 32:25 als bisher einziger Sieg gelang dem Team von Trainer Marcel Trinks gegen den von massiven personellen Problemen geplagten Bergischen HC II, der als einziger Regionalligist überhaupt noch nichts Zählbares auf dem Konto hat (0:8) und deshalb zurzeit Letzter ist. Obwohl das vergangene 30:38 beim vorher ebenfalls mit einem leeren Konto ausgestatteten MTV Rheinwacht Dinslaken (jetzt Elfter/2:6) aus Sicht der SG definitiv kein Schritt in die richtige Richtung war, glaubt Trinks vor der Aufgabe gegen die HSG Refrath/Hand fest an seine Mannschaft. „In unseren Heimspielen präsentieren wir uns bisher stets auf Augenhöhe und sind in der Lage, an Qualität draufzulegen“, betont der HC-Coach, „Refrath ist zwar klarer Favorit, aber wir haben uns gut vorbereitet. Wir wollen vor einer tollen Kulisse attraktiven Handball spielen und wieder alles reinwerfen, um möglichst weitere Punkte zu erkämpfen.“ Das Zentrum in der Vorbereitung lag auf der Hand, weil Siebengebirge mit insgesamt 133 Gegentreffern (Durchschnitt 33,25 pro Spiel) zusammen mit dem BTB Aachen (Zehnter/4:4) die aktuell schwächste Defensive der Klasse stellt: „„Wir haben unseren Schwerpunkt eindeutig auf unsere Abwehrarbeit gelegt und wollen es Refrath/Hand so schwer als möglich machen, zu einfachen und schnellen Toren zu kommen. Im Angriff finden wir regelmäßig gute Lösungen und wir wollen vor allem in unseren individuellen Entscheidungen über 60 Minuten einen kühlen Kopf bewahren.“ Dass Refrath nach der deutlichen 29:37-Auftaktpleite in Bonn zuletzt mit dem 28:25 beim OSC Rheinhausen und dem 39:27 gegen Unitas Haan direkt zwei Siege hinterherschob und sich auf Rang fünf (4:2 Punkte) verbessert hat, macht die Aufgabe für Siebengebirge vermutlich nicht einfacher.
Ob sich die Bonner dauerhaft im vorderen Drittel behaupten, könnte die Aufgabe beim OSC Rheinhausen zeigen, der nach zwei Startsiegen zweimal hintereinander den Kürzeren zog, bei 4:4 Punkten im Mittelfeld angekommen ist. Bei 104:100 Toren ist gleichzeitig einfach zu erkennen, wo Plus und Minus im Team von Trainer Thomas Molsner liegen. Die Defensive gehört zum Besten, was die Regionalliga zu bieten hat, und der Angriff produziert bisher schleppender als der größte Teil der Konkurrenz: Nur 27, 28, 25 und 24 erzielte Treffer des OSC standen in den ersten vier Partien auf der Anzeigetafel. Und an der verrückten Lage der gesamten Regionalliga liegt es, dass die Rheinhausener inzwischen wieder eher nach unten als nach oben zu blicken haben – weil selbst der momentan vorhandene Rang sieben kein bisschen Sicherheit bringt. Den Vierten Interaktiv.Handball (4:2) Punkte und den Vorletzten Siebengebirge (2:6) trennen lediglich zwei Punkte, sodass es in jedem einzelnen Spiel für jeden um einiges geht. Auch die Duelle zwischen Unitas Haan (Neunter) und dem BTB Aachen (Zehnter/beide 4:4) sowie das zwischen dem HC Gelpe/Strombach (Siebter/4:4) und dem MTV Rheinwacht Dinslaken (Elfter/2:6) sind da keine Ausnahme. Und in diesem Zusammenhang lohnt sich mal wieder ein Blick in die 3. Liga, denn die Zahl der Absteiger von dort in den Verband Nordrhein entscheiden mit über die Zahl der Absteiger aus der Regionalliga in die Oberliga. Aus der Gruppe Süd-West müssten momentan der TV Korschenbroich und die Bergischen Panther runter – was vier Absteiger aus der Regionalliga bedeutet. Was leicht in Vergessenheit gerät, aber besser präsent sein sollte: Auch der VfL Gummersbach II wäre zu berücksichtigen, der gerade in der Gruppe Nord-West bei 0:10 Punkten am Ende des Feldes zu finden ist und die Nummer fünf im Bunde der Nordrhein-Absteiger wäre.
Unverhofft mitten im dicksten Keller-Getümmel ist inzwischen die HG Remscheid angekommen, die mit dem neuen Trainergespann Alexander Oelze/Jens-Peter Reinarz zunächst zwei Siege aufs Konto überwiesen hatte – am 6. September das 26:24 beim HC Gelpe/Strombach und am 14. September das 33:31 gegen TuSEM Essen II. Es folgten allerdings wei Niederlagen hintereinander gegen die derzeitigen Top-Teams – 27:34 gegen den TSV Bayer Dormagen II, 25:31 beim HC Weiden. In der Realität hat es die Remscheider allerdings durchaus noch wesentlich schlimmer erwischt, zunächst unmittelbar vor dem Duell mit TuSEM II – als die Insolvenz der finanziell für die erste Mannschaft zuständigen Betriebs- und Marketing GmbH öffentlich geworden war. Und jetzt auch noch das: Der Verband hat die beiden Zähler aus jenem Termin gegen Essen wieder vom Konto der HGR (soll einen nicht spielberechtigen Spieler eingesetzt haben) abgebucht und das Ergebnis in einen Sieg für den TuSEM ungewertet, der dadurch auf Rang sechs vorrückt (4:2). Remscheid auf der anderen Seite, nun nicht mehr mit 4:4, sondern mit 2:6 Punkten ausgestattet, ist auf einmal nicht mehr Zehnter, sondern Drittletzter. Und ausgerechnet in dieser Situation steht das Bergische Derby auf dem Programm – gegen den Bergischen HC II, der als einziger Regionalligist ohne jeden Punkt auf dem letzten Tabellenplatz hängt (0:8). In Feierlaune dürfte damit am Samstag um 19.15 Uhr in der Halle Steinbreche niemand sein. Noch ist der Druck bei beiden ungefähr gleich groß und möglicherweise wird er bei einem von beiden hinterher noch größer sein. Das alles hat was von einem Treffen zwischen sportlicher Not und allgemeinem Elend.