03. Oktober 2024 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Bergische Panther – TV Aldekerk 29:33 (15:16). Die einen sehen sich selbst bestätigt auf ihrem Weg im Kampf um den Klassenerhalt, die anderen einfach am Tag der Deutschen Einheit kein Mittel, um sich von unten zu befreien oder die Lage dort mindestens zu verbessern. Und während die Aldekerker schon vor der Schluss-Sirene angesichts eines ausreichend großen Vorsprungs auf der Zielgeraden die Feierlichkeiten rund um den ersten Saisonsieg einzuleiten begannen, machte sich bei den erneut in einem Heimspiel gescheiterten Panthern immer mehr so etwas wie die allgemeine Ratlosigkeit breit. „Wir sind manchmal nicht in der Lage, das Ding intelligent weiterzuspielen“, fand der wie seine Mannschaft ziemlich frustrierte Panther-Trainer Erwin Reinacher, „wir haben wieder viel zu viele Bälle weggeschmissen.“ Resultat der am Ende beinahe hilflos wirkenden Bemühungen: Mit 1:11 Punkten bleiben die Hausherren auf jeden Fall auch übers Wochenende Schlusslicht – zumal ein Teil der weiteren Konkurrenz aus dem Keller erst am Freitag und Samstag im Einsatz ist. Falls es ganz hart kommt, verschlechtert sich die zurzeit bereits sehr schwierige Lage weiter. Den größten möglichen Kontrast zur eigenen Stimmung fanden die Panther dabei in der eigenen Halle, allerdings in der anderen Hälfte: Dort tanzte Aldekerk ziemlich losgelöst übers Parkett und wirkte durch den ersten Sieg in der laufenden Saison echt euphorisiert. Nachvollziehbar war das ausgelassene Toben auf jeden Fall, denn der TVA stockte sein Konto auf 4:8 Zähler auf und er verbesserte sich gleichzeitig um eine Position von Rang 13 auf den zwölften Platz. Und daraus folgt, dass das Team des Trainergespanns Tim Gentges/Nils Wallrath auch nach dem Wochenende sehr wahrscheinlich auf einem Nicht-Abstiegsplatz bleibt. Die Panther sind ja am Ende festgetackert und der Drittletzte TV Korschenbroich (14./2:8) sowie der Vorletzte VTV Mundenbeim (15./2:8) müssten größte Überraschungen schaffen – die Korschenbroicher einen deutlichen Erfolg über den Tabellenführer HSG Krefeld Niederrhein (10:0) und Mundenheim einen ähnlich klaren gegen den Fünften HG Saarlouis (6:4).
Für TVA-Coach Gentges gab es keine Diskussionen: „Wir haben verdient gewonnen.“ Kollege Reinacher konnte/wollte dem nicht ernsthaft widersprechen, wobei er gar keinen Blick auf die Statistik werfen musste: „Aldekerk hat die meiste Zeit geführt.“ Nach dem 1:0 (1.) und 2:1 (2.) für die Gäste konnten die Panther vorübergehend den Spieß umdrehen, doch ihre 4:2-Führung (7.) war wie kurz darauf das 5:3 (8.) nicht dazu geeignet, viel mehr Ruhe in die eigenen Aktionen zu bringen. Aldekerk antwortete mit dem eigenen 6:5 (12.), ehe sich Reinachers Team bei der nächsten Wende zum 9:8 (15.) erneut zurückmeldete. Der Rest der ersten Hälfte war ein auf beiden Seiten mit Leidenschaft geführter Kampf auf Augenhöhe – 9:9 (17.), 11:11 (20.), 13:13 (26.), 15:15 (29.). Was nachher massiv für den TVA sprach: Keeper Paul Keutmann, der vor dem Wechsel nicht gar so viele Hände an den Ball bekommen hatte, steigerte sich zu einer herausragenden Leistung – und Top-Torschütze David Hansen, bis dahin nur einmal erfolgreich, steuerte in der zweiten Halbzeit wichtige Treffer bei. Insgesamt kam er, wie die Teamkollegen Jonas Mumme, Thomas Plhak, Maximilian Tobae und Fabian Küsters, auf fünf Tore. Gentges fand den Abend nicht nur deshalb in der Summe nachvollziehbar großartig: „Das war heute eine absolut reife Leistung, taktisch und vom Kopf her. Jeder hat seinen Teil zum Sieg beigetragen und ich bin super-mega stolz auf die Jungs.“ Ganz nebenbei machte sich dabei der Mut dazu bezahlt, etabliertes Stammpersonal vorübergehend durch nachrückende Talente zu ersetzen – wie im Fall Keutmann, den Nick Buchmüller durchaus gut zu ersetzen wusste, und wie im Fall Hansen, für den hin und wieder und sogar in der herausfordernden Schlussphase Thomas Brockmann auf die Platte kam. Brockmann erzielte insgesamt drei Tore – so viele wie der erst 18 Jahre alte Konrad Thelen, dessen 28:26 (56.) und 29:26 (47.) aus Aldekerker Sicht zum genau richtigen Zeitpunkt kamen.
In Gefahr geriet der Sieg des TVA, die mit dem Zwischenspurt vom 22:20 (40.) zum 25:20 (45.) schon fast zwei Punkte sicher zu haben schienen, nur noch in begrenztem Umfang – als die Panther angesichts der drohenden Niederlage alles in die Waagschale warfen und nun gegen einen plötzlich leichtsinnigeren TVA auf 24:25 (51.) und 25:26 (53.) verkürzen konnten. Dass nicht mehr daraus wurde, war zunächst typisch, weil es den Hausherren nicht zum ersten Mal in dieser Serie passierte: Sowohl in der einen Situation als auch in der anderen hatten die Panther bei Ballbesitz die Chance zum Ausgleich, wussten daraus allerdings nichts zu machen. Reinacher stand draußen am Rande der Verzweiflung: „Plötzlich werden wir wieder zu hibbelig. Wir sehen dann sogar eine Gelegenheit, den Kreisläufer anzuspielen, der in diesem Moment gar nicht da ist.“ Fast logisch: Der TVA, der den wesentlich ruhigeren und stabileren Eindruck abgab, ließ sich kurz darauf nicht lange bitten und machte aus dem 27:26 (56.) entschlossen durch eine 4:0-Serie ein 31:26 (59.), das den Panthern endgültig den Stecker zog.
Bergische Panther: Eigenbrod, Mohr – Müller (4), Flemm, Wöstmann (2/2), Simic (5), Lindemann (5), Zulauf, Exner (6), Weiß (2), Hinkelmann, Schütte, Ballmann (3), Wolter, Elsässer (2/2).
TV Aldekerk: Buchmüller, Keutmann – Mumme (5), Grützner, Kirschbaum, Fünders, Leeder, Plhak (5/1), Hahn (1), Tobae (5), Küsters (5), Hansen (5), Gogava, Brockmann (3), Thelen (3), Rutten (1).
Das Ergebnis des Kellerderbys dürften sie auch beim Aufsteiger TV Korschenbroich sehr aufmerksam registiert haben, weil sowohl Aldekerk als auch die Panther zum direkten Tabellen-Umfeld und den Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt gehören. Es ist hierbei fast beschlossene Sache, dass die Korschenbroicher (2:8 Punkte) jetzt gerade von Rang 13 kaum wegkommen können – und TVK-Trainer Frank Berblinger weiß das als Realist. Rein sportlich scheint jedenfalls die Aufgabe gegen die HSG Krefeld Niederrhein ohnehin selbst mit dem Heimrecht im Rücken fast unlösbar zu sein: Hier ist Korschenbroich, das in erster Linie darum kämpft, in der 3. Liga festen Boden unter die Füße zu bekommen, und dort sind die Eagles (10:0), die als Tabellenführer in die Waldsporthalle kommen und mit aller Macht den Aufstieg in die 2. Bundesliga anstreben. „Wir wollen auch die Chance nutzen, gegen Krefeld ein sehr gutes Spiel zu absolvieren“, sagt Berblinger, „natürlich ist dies keine einfache Aufgabe. Wir müssen absolut an unser Maximum kommen. Wir gehen dieses Spiel aber positiv an, denn auch diese Spiele müssen erst gespielt werden. Wir brauchen sicherlich den perfekten Tag.“
Frei von irgendwelchen unerfreulichen Zwängen bewegen sich der Dritte Longericher SC (8:2 Punkte) und der Siebte TuS 82 Opladen (6:4) durch die bisherige Saison, wobei die Kölner sogar noch den direkten Kontakt zu den beiden Spitzenteams Krefeld und TV Gelnhausen (beide 10:0) haben. Nach dem 34:30 zuletzt gegen die Opladener trifft der LSC direkt auf einen weiteren Konkurrenten, der sich in etwa auf Augenhöhe bewegt – und Longerichs Trainer Chris Stark hat für die Partie gegen Saase3 Leutershauen (Sechster/6:4) ziemlich klare Vorstellungen: „Wir freuen uns auf ein tolles Heimspiel gegen eine sehr gute Mannschaft. Wir gehen da als Herausforderer rein und wir hoffen, dem Spiel unseren Stempel aufzudrücken. Es wäre traumhaft, wenn wir es schaffen, zwei Punkte zu behalten und einen Start mit 10:2 zu erwischen.“ Nicht traumhaft, aber zumindest solide sind bisher die Opladener unterwegs, deren Trainer Stefan Scharfenberg seiner Mannschaft jüngst nach der bis kurz vor Schluss maximal engen Partie in Longerich sogar einen überragenden Kampf bescheinigte. Tatsächlich fehlte nicht viel – und fast wäre der TuS bei jenen 8:2 Zählern gelandet, die nun auf dem Konto des LSC zu finden sind. Jetzt darf Opladen wieder zu Hause antreten und es wird auf jeden Fall mit höchstem Einsatz versuchen, gegen das HLZ Friesenheim-Hochdorf II (aktuell Platz elf/4:6) die nächsten Zähler einzusammeln, um auch in dieser Saison möglichst frühzeitig rein gar nichts mit dem Abstiegskampf zu tun zu haben.