Regionalliga Nordrhein
Das Krimi-Wochenende: Es brennt überall
BHC II und HSG Siebengebirge stehen schon mit dem Rücken zur Wand. Nach dem Jetzt-Stand müssten auch Rheinhausen und Aachen absteigen. Vorne will Dormagen II ungeschlagen bleiben.

Wir für Remscheid? Die einen sagen so, die anderen so. Für Felix Handschke (Nummer 22), der jetzt zur HSG Krefeld Niederrhein in die 3. Liga gewechselt ist, trifft das jedenfalls inzwischen nicht mehr zu. Am vergangenen Wochenende stand er noch gemeinsam mit Kaan Taymaz beim 36:27 der HGR gegen den Bergischen HC II auf der Platte. Handschke erzielte da neun Tore, Taymaz war mit acht Treffern ähnlich erfolgreich. (Foto: Thomas Schmidt)

Der sechste Spieltag ist zunächst mal der letzte vor der ersten Pause, den die Regionalliga wie üblich wegen der Herbst-Schulferien einlegt. Und er ist in drei Teile aufgesplittert – beginnend mit einem Freitagabend, der durchaus eine Menge Krimi-Potenzial in sich trägt. Die erste der sich aufdrängenden Fragen: Wie bloß soll der Bergische HC II im Duell mit dem Spitzenreiter TSV Bayer Dormagen II die sechste Niederlage hintereinander verhindern? Aktuell spricht wenig dafür, dass der zuletzt immer von großen personellen Problemen geplagten Mannschaft von Trainer Mirko Bernau der große Durchbruch gelingt: Der BHC II, am Tabellenende als einziges Team der Klasse ohne Sieg und ohne Punkt (0:10), erwartet schließlich in Dormagen II einen Gegner, der seine bisherigen vier Partien nicht immer von der ersten bis zur letzten Minute glanzvoll gestaltete, sie letztlich aber klar gewann – und sein makelloses Konto (8:0) zuletzt durch ein verdientes 37:31 über den bis dahin ersten Verfolger HC Weiden (jetzt Fünfter/6:4) relativ stabil verteidigte. Was die größte Gefahr sein könnte, auf die der TSV mit Trainer Moritz Adam sicher hinarbeiten wird: Sollte Dormagen auf die Idee kommen, den angeschlagenen Gegner zu unterschätzen, droht ihm eine unliebsame Überraschung – was nicht zuletzt ein Blick auf die bisherigen Heimspiele der Solinger bestätigt. Dort gab es nach jeweils heftigster Gegenwehr ein 29:30 gegen den Aufsteiger Unitas Haan (Siebter/6:4) und ein 33:34 gegen den HC Gelpe/Strombach (Sechster/6:4). Vor allem die Niederlage gegen Haan war richtig bitter, weil da der entscheidende Treffer erst zwei Sekunden vor der Schluss-Sirene fiel.

Das Zeug zum ganz großen Drama hat auch die Partie des Elften BTB Aachen (4:6) gegen den Drittletzten HSG Siebengebirge (2:8), weil beide Seiten bereits mitten im Kampf um den Klassenerhalt stecken. Hier lohnt sich wieder ein Blick auf die Situation in der 3. Liga, wo der TV Korschenbroich, die Bergischen Panther (Gruppe Süd-West) und der VfL Gummersbach II (Gruppe Nord-West) aus dem Gebiet des Verbandes Handball Nordrhein zurzeit auf Abstiegsplätzen stehen. Daraus ergibt sich, dass es in der Regionalliga einen erhöhten Abstieg gäbe: Wenn bereits jetzt Schluss wäre, müssten fünf Teams den Weg in die Oberliga antreten, womit es nach Lage der Dinge den Elften OSC Rheinhausen (4:6) sowie dahinter Aachen, Siebengebirge, den MTV Rheinwacht Dinslaken (2:8) und den Bergischen HC II träfe. BTB-Trainer Simon Breuer, der mit seiner Mannschaft zuletzt beim 28:37 in Haan wieder ein paar personelle Ausfälle verkraften musste (unter anderem fehlte der verletzte Linkshänder Simon Bock als bester Werfer), kündigt entschlossenen Widerstand und einen festen Willen an: „Gegen Siebengebirge versuchen wir wieder, an unsere Heimspielleistungen anzuknüpfen.“ Ihre bisher vier Punkte holten die Aachener tatsächlich zu Hause – 36:33 gegen TSV Bonn rrh., 27:24 gegen OSC Rheinhausen.

Der HC Weiden, bis vor einer Woche und bis zum 31:37 in Dormagen der erste Verfolger des TSV Bayer II, setzt fürs Duell mit TuSEM Essen II (Achter/4:4) ebenfalls auf ein Maximum an Einsatz. Trainer Marc Schlingensief hat zuerst mal eine Menge Respekt vor den Essenern: „Das wird aus mehreren Gesichtspunkten eine große Herausforderung – zum einen spielen sie eine unangenehme Abwehr und im Angriff spielen sie gut Ihre Stärken aus, indem sie ihre Schützen in Position bringen oder gute Kooperationen spielen.“ Darüber hinaus steht Weiden ebenfalls nicht das komplette Stammpersonal zur Verfügung. „Zum anderen werden wir ferien- und berufsbedingt auf einige Stammkräfte verzichten müssen“, sagt Schlingensief, „ich setze aber auf das Kollektiv und darauf, dass wir wie in den ersten Heimspielen mit großer Leidenschaft auftreten. Anders wird es nicht gehen.“

Nummer zwei in der Klasse ist gerade und vielleicht zur eigenen Überraschung die TSV Bonn rrh. (8:2), die es nun mit der längst in der Liga angekommenen Unitas Haan zu tun bekommt. Vor Heimspielen stehen zudem der Dritte Interaktv.Handball (6:2) gegen den Zehnten OSC Rheinhausen (4:6), der nach zwei Startsiegen drei Mal hintereinander als Verlierer von der Platte ging, und der Vierte HSG Refrath/Hand (6:2), der mit der Empfehlung von drei Siegen hintereinander gegen den Sechsten HC Gelpe/Strombach (Sechster/6:4) antritt. Was für einiges an Spannung spricht: Die Gummersbacher haben gleichfalls eine Serie von drei Erfolgen am Stück im Rücken. Möglicherweise noch viel spannender ist jedoch die Frage, was aus der HG Remscheid wird – für die ja im Wesentlichen nichts so läuft wie geplant: Was mit der Zahlungsunfähigkeit der Betriebs- und Marketing GmbH begann und sich in der Umwertung des 35:31 gegen Essen durch den Verband fortsetzte, schlägt nun in den Kader des Trainergespanns Alexander Oelze/Jens-Peter Reinarz durch.

Und es sieht ganz danach aus, dass der Drittligist HSG Krefeld Niederrhein die Remscheider als bestens geeigneten Selbstbedienungsladen zur Ergänzung des eigenen Personals für sich entdeckt hat. In der vergangenen Woche war der Wechsel des HG-Keepers Max Conzen zu den Eagles bekannt geworden, für die nun in Regisseur Felix Handschke ab sofort auch ein bisheriges Remscheider Herzstück unterwegs sein wird. Wie wichtig der 34-Jährige für die HGR war, zeigte er noch am vergangenen Samstag als Dreh- und Angelpunkt sowie mit neun Toren beim 36:27 gegen den Bergischen HC II. Inzwischen ist deshalb längst nicht mehr selbstverständlich, dass Remscheid eine Aufgabe wie die bevorstehende beim MTV Rheinwacht Dinslaken zu bewältigen vermag. Es brennt eben überall an diesem Krimi-Wochenende.