Regionalliga Nordrhein
Remscheider Rätsel und Refrather Rausch
HGR steht auch nach 31:31 in Dinslaken vor einer ungewissen Zukunft. HSG ist nach 28:24 gegen Gelpe/Strombach ein Teil der Spitzengruppe.

Wohin nur? In welche Richtung sich die Dinge für Dominik Jung und seine Remscheider entwickeln, ist eine spannende Frage. Richtig gut sieht es aber nicht aus. (Foto: Thomas Ellmann)

MTV Rheinwacht Dinslaken – HG Remscheid 31:31 (18:14). Es ging am Ende gar nicht so sehr um das konkrete Ergebnis oder darum, wem dieses Unentschieden im Duell zweier nur mit einem Minikader ausgestatteten Kontrahenten weiterhelfen könnte. Für Alexander Oelze, zusammen mit Jens-Peter Reinarz im Trainerteam an der Seitenlinie verantwortlich, gingen die Remscheider ohnehin vor dem Hintergrund der jüngsten Vorkommnisse auf jeden Fall als ein Gewinner von der Platte: „Ich habe Hochachtung vor unserer Mannschaft. Von der Moral her war das ein Top-Spiel, wir haben super gekämpft. Von daher kann man nur den Hut ziehen vor den Jungs und das haben wir der Mannschaft auch gesagt. Als Trainerteam sind wir darüber sehr, sehr stolz. Wir freuen uns, dass wir hier einen Punkt mitgenommen haben.“ Sowieso nicht mehr an Bord bei der HGR, deren für die erste Mannschaft zuständige Betriebs- und Marketing GmbH vor rund vier Wochen ihre Zahlungsunfähigkeit (Insolvenz) erklärt hatte, waren Keeper Max Conzen, Regisseur Felix Handschke (beide zur HSG Krefeld Niederrhein) und Rechtsaußen Julian Athanassoglou (SG Schalksmühle-Halver Dragons). Zusätzlich stand neben Kreisläufer Sebastian Schön in Keeper Linus Mathes eine weitere maximal wichtige Stütze nicht zur Verfügung. Folge: Oelze und Reinarz mussten sich für die Besetzung der Torhüter-Position auf die Suche nach Ersatz begeben – und wurden in der eigenen zweiten Mannschaft fündig (Verbandsliga), aus der Julian Garnich und Malte Frank aufrückten. Das Ergebnis dieser Maßnahme konnte sich in Oelzes Augen sehen lassen: „Man muss sagen, dass Julian in der zweiten Halbzeit wirklich super hält und uns viele Bälle gibt.“ Die HGR geht nun als Neunter (5:7 Punkte) in die Pause über die Herbst-Schulferien und in eine ziemlich ungewisse Zukunft, während Dinslaken als Drittletzter (3:9) weiter auf einem der im Kampf gegen den Abstieg ganz gefährlichen Plätze liegt.

Das 3:1 (4.) für die HGR drehte Dinslaken zunächst in eine eigene 5:4-Führung (7.) und es schien sich übers 11:8 (16.) mit dem 15:11 (25.) auf den Weg zu einem komfortablen Polster zu machen. Nach dem 18:14 (30.) am Ende der ersten Halbzeit sprach bis zum 21:18 (37.) weiter viel für die Gastgeber, doch dreieinhalb Minuten und einen 4:0-Lauf später hatte Remscheid plötzlich wieder die Nase vorne – 22:21 (40.). Die Wende war allerdings im Duell mit regelmäßig wechselnden Führungen weit davon entfernt, eine Entscheidung einzuleiten, weil sich beide Seiten überhaupt nichts schenkten und alles an Reserven investierten – 25:25 (51.), 28:28 (55.), 30:30 (58.). Das 31:30 (59.) von Ole Grewel für die Gäste glich Maximilian Reede für den MTV zum 31:31 (60.) aus, bevor die HGR mit dem herausragenden Rückraumspieler Kaan Taymaz (15 Treffer) genau 26 Sekunden vor Schluss seine letzte Auszeit nahm, um den finalen Angriff zu besprechen. Dass es anschließend nicht mehr zu einem 32. Tor kam, sondern beim Gleichstand blieb, war in der Summe wahrscheinlich gerecht.

MTV Rheinwacht Dinslaken: Bystron, Christmann – Hoffmann (1), Höffner (1), Klett, Tuda (8/3), Krölls, Dreier (5), Reede (9), Kölsch (7).

HG Remscheid: Garnich, Frank – Henkels (1), Jung (1), Taymaz (15), Pflüger (6), Hertz (1), Grevel (2), Görgen (5/1), L. Sikic, A. Sikic.

HSG Refrath/Hand – HC Gelpe/Strombach 28:24 (14:12). In der Steinbreche fangen sie gerade an, sich an sich selbst zu berauschen. Das war nach dem verdienten Sieg über den Kontrahenten aus dem Oberbergischen auch nachvollziehbar: Weil die Mannschaft von Trainer Kelvin Tacke zum vierten Mal in Folge gewann und so die damals sehr schmerzhafte Auftaktniederlage bei der TSV Bonn rrh. (29:37) inzwischen komplett abgearbeitet hat, weil sie durch den Erfolg bei jetzt 8:2 Punkten ihren vierten Tabellenplatz festigte. Und dass die Euphorie unmittelbar vor der Pause (Herbst-Schulferien) einen neuen Höchststand erreicht hatte, zeigten ein paar Szenen direkt nach der Schluss-Sirene: Tacke ballte erst beide Fäuste, was ja schon früher vorgekommen sein soll, und er begab sich dann zum gemeinsamen ausgelassenen Tanz mitten ins Getümmel – was eher Seltenheitswert haben soll. Dass dabei der Erfolg der Hausherren in Ordnung ging, belegte ein Blick ins amtliche Zahlenwerk, in dem lediglich eine Führung des HC auftauchte – das 1:0 (1.) von Mike Heinzerling. Ab dem 3:2 (6.) führten fast immer die Hausherren, die den Sonntagnachmittag vornehmlich am Anfang der zweiten Halbzeit in den Griff bekamen. Gelpe/Strombach, zuvor ebenfalls drei Mal hintereinander erfolgreich, bleibt trotz der Niederlage über das Torverhältnis als Erster eines Trios mit jeweils 6:6 Punkten auf dem sechsten Platz in einem extrem engen Mittelfeld mit eher wenig Abstand nach unten. Die direkte Gefahrenzone beginnt spätestens beim Elften OSC Rheinhausen (4:8).

Das 6:2 (10.) der Hausherren glich Gelpe/Strombach zum 6:6 (18.) aus, ohne Refrath dadurch nachhaltig irritieren zu können. Nach dem 14:12 (29.) am Ende der ersten Halbzeit lag der Vorsprung ab dem 17:14 (35.) am Anfang der zweiten bei mindestens drei Treffern und beim 20:15 (40.) oder 22:16 (44.) schien Refrath die Punkte bereits fest in der Tasche zu haben. Dann verkürzte Gelpe den 20:25-Rückstand (52.) auf 21:25 (53.) und 22:25 (55.), doch Refrath fand erneut praktisch wie auf Knopfdruck richtige Antworten – 26:22 (57.), 28:23 (59.). „Ich bin etwas traurig, teilweise aber auch überrascht“, stellte HC-Trainer Markus Murfuni fest, „wir haben es über das ganze Spiel nicht geschafft, Refrath ausreichend zu ärgern. Wir haben das nicht so umgesetzt, wie wir uns das vorgenommen haben. Wir haben viele Konzentrationsschwächen gehabt und wir hatten nicht den nötigen Mut, um diesen kämpferischen Instinkt wahrzunehmen. Da war uns Refrath einen Schritt voraus und deswegen haben sie verdient gewonnen.“ Refraths Mit-Tänzer Tacke stellte seinem Team sehr gerne ein sehr gutes Zeugnis aus: „Das war wieder eine starke Abwehrleistung im Paket mit unserem Torhüter. Die Jungs haben es wieder geschafft, Ausfälle zu kompensieren, und in schwierigen Phasen, die wir im Angriff auch hatten, haben sie eine tolle Moral gezeigt und den Ball zurückerarbeitet. Egal, was der Gegner uns für Aufgaben gestellt hat – wir hatten immer eine Lösung. Das war eine richtig starke Teamleistung.“

HSG Refrath/Hand: Hablowetz, Krämer – Krause (1), Schallenberg, Faust, Greffin (3), Geerkens (4), Funke (5), Hohenschon (3), Georgi (5), Schrage, Winter (3/2), Speckmann (2), Mokris (2), Capota.

HC Gelpe/Strombach: Ahmed Elnoamany, Vatter – Dräger (3), Schürmann (3), Maier (1), Altjohann, Feuerbach, Viebahn (1), Heinzerling (2), Meinhardt, Lüsebrink (4), Panske (2), Mayer (7/5), Brüning (1).