31. Oktober 2024 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Es gab mal Zeiten, in denen sie beim TuS 82 Opladen mit sehr gemischten Gefühlen zu den Bergischen Panthern gefahren sind – damals, als beide Seiten noch in etwa in derselben Preisklasse unterwegs waren. In der Summe der beiden letzten Jahre steht die Waage sogar ein Stück weit auf der Seite der Panther, immer noch und trotz der aktuell fast rasend wirkenden Talfahrt bis auf den letzten Tabellenplatz, den die Mannschaft aktuell mit 1:17 Punkten sehr exklusiv für sich gebucht hat. In der Saison 2022/2023 erzielte das damals von Marcel Mutz betreute Team auf Rang vier mit 34:18 Punkten sogar das beste Ergebnis in der bisherigen Drittliga-Geschichte der Panther und es machte dabei die 25:29-Heimniederlage gegen den TuS 82 durch einen 25:20-Erfolg in Opladen wett – das damals als Siebter mit einem ausgeglichenen Konto von 26:26 Zählern über die Ziellinie kam. Ein Jahr später hatten sich die beiden Nachbarn ein zusätzliches Stück angenähert und obwohl die Panther mit einem 26:24 zu Hause und einem 35:31 auswärts beide Duelle für sich entschieden, lagen sie in der Abschluss-Tabelle bereits knapp zurück: Die 24:36 Punkte reichten seinerzeit für den zehnten Platz, während Opladen mit 26:34 Zählern den neunten Rang belegte. Und jetzt, im Herbst 2024? Die Welt hat sich komplett gedreht – weniger für die Opladener, deren sechster Platz mit 10:8 Punkten sich sehen lassen kann, dafür umso mehr für die Panther, die den Absturz zumindest bisher durch einen Wechsel auf dem Trainerposten nicht aufhalten konnten. Zuletzt musste der nach der Trennung von Erwin Reinacher erstmals durch das neue Trainerduo Alexander Oelze/Jens-Peter Reinarz (vorher HG Remscheid) betreute Tabellenletzte im Kellerderby beim TV Korschenbroich (Vorletzter/4:14) eine 24:26-Niederlage hinnehmen. Es war im Grunde dasselbe Bild wie fast immer: Die Panther hatten durchaus brauchbare Chancen auf Zählbares, konnten allerdings nichts davon ins Ziel bringen und sie stehen nun bei wirklich traurigen 1:17 Punkten.
Was das alles fürs bevorstehende nächste Duell am Freitagabend mit dem TuS 82 bedeutet? Wenn es nach Opladens Trainer Stefan Scharfenberg geht, kaum etwas bis nichts. „Das Derby wird ein heißer Tanz“, sagt Scharfenberg, „die Panther haben bisher nur einen Punkt gesammelt – aber das macht man gegen Hanau nicht einfach so. Wir sind gewarnt, dass da eine kämpferische Truppe steht, die alles reinwerfen wird. Wir wissen, dass das eine ganz schwierige Aufgabe und vor allem eine kämpferische Aufgabe sein wird. Dieses Derby hat immer einen besonderen Charakter, darauf sind wir eingestellt und darauf freuen sich die Spieler, darauf freuen wir uns im Trainerteam. “ Beim Blick auf die eigenen Befindlichkeiten räumt Opladens Coach gleichzeitig ein, dass der TuS 82 mehr als nur nebenbei das vergangene 32:33 beim TV Kirchzell (Achter/9:9) abzuarbeiten und zu begradigen gedenkt: „Wir haben einiges gutzumachen aus dem letzten Wochenende, wir sind auch heiß drauf. Diesen Impuls wollen wir mitnehmen, dass wir unzufrieden sind mit dem letzten Ergebnis. Wir haben schon die Marschroute, dass wir da die nächsten zwei Punkte einsammeln wollen.“ Nicht den nächsten Sieg wollen die Panther einsammeln, da sie ja händeringend auf der Jagd nach dem ersten Saison-Erfolg überhaupt sind – und selbst dann, wenn es damit gegen die Opladener klappt, nicht vom Tabellenende wegkommen: Der Vorletzte Korschenbroich und der Drittletzte Aldekerk (beide 4:14) liegen dafür zu weit weg.
In Reichweite zum rettenden Ufer hat sich der TVK durch seinen erleichternden Erfolg über die Panther gebracht, denn das HLZ Friesenheim-Hochdorf II (4:12) und der Mit-Aufsteiger VTV Mundenheim (6:12) liegen auf den rettenden Rängen 13 und zwölf nicht gerade Lichtjahre weit weg. Für Korschenbroichs Trainer Frank Berblinger stand kurz nach dem Erfolg über die Panther gleichzeitig bereits fest, dass dies lediglich der erste Schritt auf dem Weg in eine ruhigere Zone gewesen sein darf: „Jetzt müssen wir nächste Woche zu Hause nachlegen.“ Die Forderung hört sich zwar prinzipiell nicht verkehrt an, wird allerdings nicht ganz einfach in die Tat umzusetzen sein – weil der TV Kirchzell nach einem Saisonstart mit drei Niederlagen in Folge beim Spitzenreiter HSG Krefeld Niederrhein (32:34), gegen den Elften HSG Haßloch (30:31) und beim Zweiten TV Gelnhausen (31:38) sein Konto inzwischen beträchtlich aufgestockt hat und nun als Achter mit 9:9 Punkten ein Teil der oberen Hälfte ist. Zuletzt gelangen den Gästen aus Unterfranken mit dem 36:31 gegen Mundenheim sowie dem 39:37 beim Fünften Longericher SC und dem 33:32 gegen die Opladener drei Siege hintereinander, sodass Korschenbroich vermutlich nur durch eine Leistung am Maximum für zwei Punkte in Frage kommt.
Ähnliches gilt für den Longericher SC, der jedoch in einer völlig anderen Tabellenregion unterwegs ist und als Fünfter mit 11:7 Punkten zumindest die Plätze drei (HSG Hanau) und vier (Saase3 Leutershausen/beide 12:6) im Blick hat. Davor ziehen der Erste HSG Krefeld Niederrhein (18:0) und der Zweite TV Gelnhausen (16:0) allerdings einsam ihre Kreise und sie scheinen die beiden Tickets für die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga irgendwie längst unter sich verteilt und die Konkurrenz ausgeschlossen zu haben. Ob Gelnhausen vielleicht irgendwie angreifbar ist, wollen die Kölner jetzt dennoch an Ort und Stelle in Hessen austesten – obwohl LSC-Trainer Chris Stark natürlich weiß, wie hoch die Hürde auf dieser Dienstreise ist: „Gelnhausen geht sehr giftig zu Werke, sie spielen eine sehr körperbetonte und aggressive Verteidigung. Die Mannschaft wirkt sehr homogen, sie hat keinen Top-Spieler in ihren Reihen und ist in der Breite sehr ausgeglichen besetzt. Alle Spieler tragen die DNA in sich, mit hohem Tempo zu agieren. Die beiden letzten Auswärtsspiele haben wir verloren und wir versuchen, mit unserem dünnen Kader für eine Überraschung zu sorgen. In Richtung Wochenende heißt es volle Kraft voraus.“ In der Summe dürften vielleicht sieben Spieler des Kaders fehlen, wobei es Linksaußen Kieran Unbehaun zuletzt in der Partie beim TV Aldekerk besonders heftig erwischt hat. „Er hat sich den fünften Halswirbel gebrochen“, sagt Stark, „es scheint so, dass eine Operation nicht vonnöten ist und er mit entsprechender Therapie in wenigen Monaten in den Sport zurückkehren kann.“
Ganz vorne sind bis jetzt alle Versuche der Konkurrenz, den Krefeldern ein Bein zu stellen, ziemlich ins Leere gegangen: Bei 18:0 Punkten sowie 317:233 Toren (plus 84) thront das Team von Trainer Mark Schmetz über der Konkurrenz und kann nun dem Jahres-Endspurt mit einiger Zuversicht entgegensehen – auch der Partie zum Abschluss des zehnten Spieltages beim Dritten Hanau, die durchaus noch mehr Spitzenspiel bietet als die der Longericher in Gelnhausen (Fünfter gegen Zweiter). Dass die Krefelder zuletzt bei der HG Saarlouis (Zehnter/8:10) erneut überzeugend unterwegs waren, nahm Schmetz zwar sehr erfreut zur Kenntnis, aber er kehrte auch schnell zur Tagesordnung zurück und richtete den Blick nach vorne: „Die Herausforderung dort ist riesig, denn Hanau bringt sehr viel Qualität auf die Platte. Sie verfügen über hervorragende Außenspieler, einen spielstarken Mittelmann im Rückraum und Shooterqualitäten auf Rückraum links.” Sollte die Eagles dennoch im zehnten Spiel den zehnten Sieg einfahren, hätten sie einen weiteren Verfolger noch ein Stück mehr distanziert. Und über das Heimspiel am 16. November gegen den Letzten Bergische Panther könnte sich Krefeld allmählich bereits aufs Gipfeltreffen am 23. November in Gelnhausen einstellen. Das sind sicher ganz schöne Aussichten für eine Mannschaft, für die ihre Saison mehr denn je lediglich dann ein Erfolg ist, wenn am Ende der Aufstieg steht.
Die Welt der Krefelder unterscheidet sich insgesamt deutlich von jener bei den meisten anderen Drittligisten – und in jeder Beziehung fundamental von jener des Nachbarn TV Aldekerk, der nur ungefähr 20 Kilometer entfernt zu Hause ist und doch in einer anderen Galaxie seinen Sitz zu haben scheint. Die unromantische Wahrheit: Der TVA steht in seinem dritten Jahr in der 3. Liga ähnlich unter Druck wie in der vergangenen Saison, als nach extrem belastenden 2:18 Punkten aus den ersten zehn Spielen eine Aufholjagd begann und später nach mehreren Kraftakten die 20:40 Zähler zusammengekommen waren, die gerade eben zum Klassenerhalt reichten. Momentan liegt die Mannschaft des Trainergespanns Tim Gentges/Nils Wallrath mit 4:14 Punkten gegenüber dem Vorjahr sogar in einem leichten Plus, obwohl sie bereits die eine oder andere Chance ausgelassen hat – wie vor rund zwei Wochen, als es in Mundenheim trotz einer 27:25-Führung gut vier Minuten vor dem Ende eine 27:29-Niederlage gab. Aldekerk wäre jedoch nicht Aldekerk, wenn es sich davon oder vom folgenden 23:32 gegen Longerich nach einer 16:13-Halbzeitführung komplett aus der Bahn werfen ließe – und leisten kann es sich der TVA sowieso nicht, denn es steht die Aufgabe beim direkten Keller-Konkurrenten HLZ Friesenheim-Hochdorf II auf dem Programm.
„Man muss nicht lange nachdenken, wie wichtig das Spiel ist“, sagt Gentges, „wir sind Kopf-an-Kopf mit vier Punkten. Beide Parteien werden alles dafür tun, zu gewinnen. Wir konnten aus dem letzten Spiel gute Schlüsse ziehen, wir konnten sehr gut Schlüsse aus der wirklich guten ersten Halbzeit ziehen, wir konnten aber auch sehr gute Schlüsse – und das sind, glaube ich, die wichtigeren – aus der nicht so guten zweiten Halbzeit ziehen. Es wird wieder ein Spiel auf Augenhöhe und am Ende des Tages entscheiden dann Kleinigkeiten, wer gewinnt. Meistens ist es derjenige, der weniger Fehler macht und in der entscheidenden Phase kühlen Kopf bewahrt. Wir müssen sehen, dass wir das mal über die Zielgerade kriegen und dass wir – nicht so wie in Mundenheim – so ein Spiel nicht noch mal aus der Hand geben. Das darf uns nicht passieren. Wir versuchen natürlich, das jetzt gegen Friesenheim besser zu machen.“ Sein personeller Wunsch: „Ich hoffe, dass der eine oder andere kranke oder angeschlagene Spieler zurückkommt. Das war jetzt keine einfach Trainingswoche, aber jeder investiert weiterhin viel. Der Spaß und die gute Laune sind da, wir haben gut trainiert.“ Was am Samstagabend auf der Rückfahrt von Hochdorf-Assenheim in der Nähe von Ludwigshafen an den Niederrhein für noch bessere Laune sorgen würde, liegt auf der Hand.