01. November 2024 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Vielleicht erinnert sich noch jemand an den 13. Oktober 2024. Seit diesem Sonntag sind zwar kaum drei Wochen ins Land gestrichen, aber jener Vormittag in der Douvermannhalle könnte ja bei dem einen oder anderen bereits in Vergessenheit geraten sein. Besonders bei der HG Remscheid würden sie wohl am liebsten sowieso den Mantel des Schweigens benutzen und gar nicht mehr über jene Partie beim MTV Rheinwacht Dinslaken sprechen. Was Fakt ist: Remscheids Kaan Taymaz erzielte damals sagenhafte 15 Treffer und auch das 31:30 durch den Teamkollegen Ole Grewel war was Besonderes: Genau 82 Sekunden vor der Schluss-Sirene (Endstand 31:31) erzielte er schließlich den letzten Treffer überhaupt in der Remscheider Regionalliga-Geschichte. Kurz darauf wurde dann im Bergischen der Albtraum wahr, der sich durch die Zahlungsunfähigkeit der für die erste Mannschaft finanziell verantwortlichen Betriebs- und Marketing GmbH bereits angedeutet hatte: Die HGR zog ihre erste Mannschaft, deren bisherige Trainer Alexander Oelze und Jens-Peter Reinarz etwas später schnell beim Drittligisten Bergische Panther ein neues Arbeitsfeld fanden, vom Spielbetrieb zurück. Diesen Schritt setzte der Verband Handball Nordrhein anachließend ziemlich zügig in Zahlen um, in denen er Remscheid den Regeln entsprechend als ersten Absteiger deklarierte und alle Spiele mit Beteiligung des Teams aus der Wertung nahm – wovon der eine oder andere profitierte und der eine oder andere eben nicht. Einer der Gewinner ist zum Beispiel der HC Gelpe/Strombach, dessen 24:26 vom Saisonstart verschwunden ist und aus dem zuletzt ausgeglichenen Konto (6:6) wieder ein positives macht (6:4). Nutznießer ist zudem der besonders stark gefährdete Bergische HC II, der am 5. Oktober in Remscheid mit 27:36 verlor und nun bei 0:10 Zählern ebenfalls zwei Minuspunkte weniger hat. Schlusslicht sind die Solinger damit im Übrigen trotzdem noch.
Turbulenzen im Zusammenhang mit dem Verschwinden der HG Remscheid aus der Regionalliga hat TuSEM Essen II ebenfalls hinter sich. Die aus dem September stammende 31:33-Niederlage in Remscheid wandelte sich zunächst am grünen Tisch in einen Essener Sieg um (Einsatz eines nicht spielberechtigen Spielers bei den Hausherren), ehe die beiden derart gewonnenen Punkte nun wieder vom Konto verschwanden. TuSEM-Trainer Sebastian Hosenfelder und seine Mannschaft sind jetzt erst bei drei Partien angekommen, weil die Aufgaben beim HC Weiden (auf 22. November) und beim TSV Bayer Dormagen II (18. Dezember) vor einiger Zeit nach hinten verlegt worden waren. Wo die auf Rang zehn geführten Essener mit ihren 2:4 Punkten wirklich einzuordnen sind, lässt sich dabei kaum abschätzen – was auf eine andere Art auch für die TSV Bonn rrh. gilt, die der Remscheider Rückzug plötzlich wieder auf den ersten Platz nach vorne gespült hat. Und bei 10:2 Zählern liegt das Team von Trainer Florian Benninghoff-Lühl zumindest vorübergehend vor den Dormagenern, denen ihr 34:27 in Remscheid abhandengekommen ist und die nach erst vier Spielen auf makellose 8:0 Punkte blicken.
Dass die HGR nicht mehr an Bord ist in der Regionalliga, dürften die meisten sportlich bedauerlich finden, obwohl der Rückzug für ein verzerrtes Tabellenbild sorgt. Und für andere wie die am kommenden Wochenende pausierende HSG Refrath/Hand, die zuletzt durch vier Siege hintereinander auf sich aufmerksam machen konnte, geht die Pause in eine Extra-Verlängerung und die Regionalliga so erst am 10. November gegen ungeschlagene Dormagener weiter. Aus Eigennutz durchaus positiv dürften auf der anderen Seite alle diejenigen das Aus der HGR sehen, die an nichts anderes als den Kampf um den Klassenerhalt denken – der in dieser Saison spannender als jemals zuvor werden dürfte. Das wiederum hat mit dem immer wieder nötigen Blick zur 3. Liga Süd-West zu tun, wo zurzeit der TV Aldekerk, der TV Korschenbroich und die Bergischen Panther aus dem Bereich des Verbandes Handball Nordrhein die drei Abstiegsplätze belegen – und auf diese Art den Abstieg aus der Regionalliga in die Oberliga massiv zu erhöhen drohen. Hinzu kommt aus der 3. Liga Nord-West vielleicht der VfL Gummersbach II (dort Letzter), sodass es nach dem Jetzt-Stand eventuell tatsächlich sechs Vereine erwischt – von denen in der Praxis fünf blieben, weil die Remscheider als einer der Absteiger feststehen.
Beim Blick auf die aktuelle Tabelle folgt daraus, dass nicht mal der auf dem neunten Platz geführte OSC Rheinhausen (4:8) irgendein Gefühl von Sicherheit haben darf. Aus dem Rahmen fällt in dieser Region der HC Weiden (Achter/4:4), der die beiden Punkte vom 31:25 gegen die HGR wieder abgeben musste und zusätzlich mit dem Nachholspiel gegen Essen II im Rückstand ist und gegen den Bergischen HC II beweisen will, dass er nach weiter oben gehört. Trainer Marc Schlingensief sieht einerseits brauchbare Chancen auf zwei Punkte, warnt seine Mannschaft jedoch eindringlich davor, die Aufgabe auf die leichte Schulter zu nehmen: „Der BHC ist sehr von Ausfällen geplagt. Neben dem Abgang eines wichtigen Spielers waren bisher drei bis vier weitere wichtige Spieler verletzungsbedingt noch gar nicht im Einsatz. Sehr wohl steckt Woche für Woche viel Herzblut in der jungen Mannschaft und sie haben eine Idee an der Hand. Sie decken sehr flexibel, auf den Gegner angepasst, und vor allem legen sie hohes Tempo an den Tag. Unabhängig davon, auf wen wir treffen, wird es für uns wichtig sein, schnell wieder in den Rhythmus zu kommen nach der Pause. Den Gegner zu unterschätzen, wäre sehr fahrlässig. Aber wenn wir es schaffen, unsere PS auf die Platte zu bekommen und wenn wir die Abwehr stabil gestellt bekommen, dann sollte ein Sieg drin sein. Der November ist mit fünf Spielen für unseren weiteren Saisonverlauf sehr wichtig und wird zeigen, wo wir uns positionieren können.“
Ob die Bonner ihre Spitzenposition verteidigen können, haben sie zunächst selbst in der Hand – wenn sie die nicht geringe Hürde im Derby beim Vorletzten HSG Siebengebirge (2:10) überwinden, der als Aufsteiger auf seinem bisherigen Weg durch die Regionalliga mehr Probleme als erwartet hat und mit dem 32:25 über den Letzten Bergischer HC II erst einen Sieg erzielen konnte. HSG-Trainer Marcel Trinks lässt trotzdem keinen Zweifel an seinen Plänen: „Wir sind hochmotiviert, vor heimischer Kulisse alles für einen Sieg reinzuwerfen. Dabei wissen wir um die Schwere der Aufgabe, sind aber gleichzeitig gut vorbereitet und wollen den Favoriten so lange wie möglich fordern. Vertraut man dem aktuellen Tabellenstand und kennt die gute Spielanlage und Erfahrung des Bonner Teams, sind wir klarer Außenseiter. Wir wollen uns auf unsere eigenen Stärken fokussieren und die individuellen Fehler reduzieren. Wir wollen beweisen, dass wir als Team das Zeug haben, um in dieser Liga zu bestehen. Dafür kommt dieses Derby für uns genau zur richtigen Zeit. Unser Ziel wird sein, die Euphorie und Stimmung unserer Zuschauer mitzunehmen und Bonn einen fairen und tollen Fight zu liefern.“
Zumindest theoretisch einfacher als die Aufgabe der Bonner wirkt vorne jene des Zweiten Dormagen, der gegen den Drittletzten MTV Rheinwacht Dinslaken (2:8) als hoher Favorit gilt. Auf jeden Fall einige Spannung versprechen das Ruhrgebietsderby zwischen Essen und Rheinhausen sowie das Duell zwischen Aufsteiger Unitas Haan (Sechster/6:6), der insgesamt ganz gut in der Regionalliga angekommen ist, und dem Drittliga-Absteiger Interaktiv.Handball (Dritter/8:2). Kein großes Geheimnis ist, was sich Trainer Simon Breuer für den BTB Aachen (Siebter/6:6) wünscht, denn die Aachener haben bisher nur zu Hause gewonnen – und auswärts nur verloren. Dass sie diese Serie brechen wollen, ist nachvollziehbar. Dass sie in Gummersbach beim HC Gelpe/Strombach (Fünfter) andere Pläne haben, genauso.