03. November 2024 | Zurück zur Artikelübersicht » |
TuSEM Essen II – OSC Rheinhausen 27:28 (13:16). Ihre Lage hatten die Rheinhausener nach vorher vier Niederlagen hintereinander selbst als sehr ungemütlich empfunden – weil tatsächlich eine immer größere Gefahr aufgetaucht war, doch in den direkten Abstiegsstrudel hineingezogen zu werden. Insofern kam es dem OSC auf die Schönheit des Spiels diesmal nur am Rande an und dass die negative Serie nun tatsächlich ausgerechnet im Ruhrgebietsderby, sorgte erst einmal für Erleichterung. „Wir sind am Ende des Tages super, super zufrieden, dass wir die zwei Punkte mitgenommen haben“, stellte Trainer Thomas Molsner fest, „gefühlt geht das Spiel zu knapp aus, wir waren meines Erachtens über die gesamte Spieldauer die bessere Mannschaft. Die Jungs haben gekämpft und geackert. Für uns zählen unter dem Strich die zwei Punkte, die wir gerne mitnehmen. Wahrscheinlich wird in zwei Wochen keiner mehr über den Spielverlauf sprechen.“ Der hatte es gerade ganz zum Schluss tatsächlich in sich: Als Constantin Heiderich zum 27:27 (60.) für Essen ausgeglichen hatte, sprach zunächst viel für eine Punkteteilung, weil bloß noch elf Sekunden Rest-Spielzeit auf der Uhr standen. Wer damit vor allem nicht einverstanden zu sein schien: Oliver Milde. Der 31 Jahre alte Rückraumspieler, einst auch für die Füchse Berlin oder den ASV Hamm-Westfalen höherklassig unterwegs, sorgte exakt zwei Sekunden vor der Schluss-Sirene für den Treffer zum 28:27-Sieg des OSC. „In der Summe wäre ein Unentschieden sicherlich verdient gewesen, wir machen uns das Leben aber mit vielen technischen Fehlern selbst schwer“, urteilte TuSEM-Trainer Sebastian Hosenfelder, dessen Team mit 2:6 Punkten aus erst vier Spielen zunächst Zehnter ist – einen Platz hinter Rheinhausen, das aber bereits sieben Partien absolviert und mit 6:8 Punkten ein freundlicher wirkendes Konto hat.
Nach dem guten Start zum 3:0 (5.) und 5:2 (11.) blieb der OSC bis zum 6:5 (17.) vorne, ehe Essen den Spieß umdrehte – 8:6 (20.). Kurz darauf machten die Gäste aus dem 9:10 (23.) durch vier Treffer in Folge ein 13:10-Führung (27.) und das 16:12 (30.), aber der TuSEM kämpfte sich mit dem 16:16 (36.) schnell wieder in die Partie zurück und schien fortan auf Augenhöhe unterwegs zu sein. Tatsächlich folgte jedoch mit fünf OSC-Treffern hintereinander zum 21:16 (43.) die nächste Wende – die trotzdem übers 22:18 (46.) immer noch nicht die Entscheidung war. Sowohl beim 22:22 (49.) als auch beim 24:24 (55.) war wieder alles offen und beim 26:25 (58.) sogar ein Essener Sieg möglich. Rheinhausens Coach Molsner atmete tief durch: „Wir machen uns das Leben an der einen oder anderen Stelle selber schwer, indem wie unsere Chancen ein bisschen unbedacht suchen – und lassen Essen wieder am Spiel teilhaben. Das ist das, was wir abstellen müssen. Am Ende bin ich mit der geschlossenen Mannschaftsleistung sehr zufrieden, wir haben an vielen Stellen vieles richtig gemacht.“ Kollege Hosenfelder musste irgendwie immer noch den Kopf schütteln: „Zweieinhalb Minuten vor Schluss führen wir mit einem, bekommen eine Zwei-Minuten-Strafe gegen uns und verwerfen noch einen Siebenmeter. Zehn Sekunden vor Schluss gelingt uns noch der Ausgleich – und eine Auszeit später kassieren wir in der letzten Sekunde das Gegentor.“
TuSEM Essen II: Haberkamp, Solbach Domingo – Scherz (2), Heiderich (3), Scholten (3), Neher (1), Petersen (4), Asci, Schmidt (1), Lewandowski (5/2), Stumpf (2), Ernst (3), Bandura (1), Mittich (2).
OSC Rheinhausen: Seemann, Borchert – Adrian (2), Eiker (6), Bekston, Kauwetter, Küpper Ventura (2), Büttner (4/1), F. Molsner (1), M. Molsner, Milde (5), Käsler (5), Meurer (3).
HSG Siebengebirge – TSV Bonn rrh. 31:35 (17:15). Es war Derbyzeit und ungeachtet der Tabellensituation ein großer Kampf zwischen zwei Nachbarn, die sich zum ersten Mal seit dem Abstieg der HSG im Jahr 2022 wieder in einem Meisterschaftsspiel über den Weg liefen. Am Ende setzte sich der Favorit allerdings aufgrund seiner Routine nach der Pause doch durch – was dazu führte, dass die TSV mit dem Abend im Anschluss natürlich viel mehr anfangen konnte. Und ganz nebenbei bleiben die Bonner bei nun 12:2 Punkten auf jeden Fall für eine weitere Woche Tabellenführer. „Ich bin sehr happy über das Ergebnis und auch über das Spiel, was wir gemacht haben. Wir haben vorher erwartet, dass das nicht das Spiel Erster gegen Vorletzter wird, sondern einfach ein Derby. Und genau das ist es geworden. Siebengebirge macht in der ersten Halbzeit eines der besten Spiele der Saison“, fand Bonns Trainer Florian Benninghoff-Lühl. Sein HSG-Kollege Marcel Trinks war mit der Vorstellung der Hausherren trotz der Niederlage einverstanden – vor allem vor dem Hintergrund, dass Abwehrchef Diego Arancibia Diaz kurz vor dem Spiel verletzt ausfiel: „Darauf baute die letzten drei Wochen unser Innenblock auf. So mussten wir kurzfristig umswitchen, haben das noch relativ gut in der ersten Halbzeit kompensiert, natürlich auch mit dem Publikum hinter uns.“ Und in der Tat hielt der Aufsteiger die Partie vor der Pause zunächst komplett offen und bis zum 11:11 (21.) konnte sich nie eine Seite auf mehr als einen Treffer Vorsprung absetzen. Es waren dann sogar die Hausherren, die mit dem 15:11 (26.) zum ersten Mal einen echten Vorteil verbuchen konnten.
Dass Bonn letztlich etwas glücklich „nur“ mit einem 15:17 (30.) in die Kabine ging, gab selbst Benninghoff-Lühl zu. „Wir müssen uns in der Halbzeit eingestehen, dass wir in diesem Derby noch nicht so angekommen waren wie Siebengebirge. Wir besinnen uns aber darauf, dass wir trotzdem den richtigen Plan haben“, meinte der Coach, der sein Team nach dem Wieder-Anpfiff klar verbessert sah. Über das 19:17 (36.) und 22:19 (41.) schien der Favorit den Schalter rechtzeitig umgelegt zu haben. Siebengebirge dachte allerdings vorerst nicht ans Aufgeben und verkürzte auf 27:28 (52.). Benninghoff-Lühl reagierte mit einer Auszeit und dem siebten Feldspieler. Dass die Maßnahme besonders wirksam war, fand der TSV-Trainer selbst zwar nicht, letztlich brachten die nächsten Minuten sein Team jedoch entscheidend nach vorne und die Gäste nach dem 31:27 (55.) ihren Vorsprung souverän ins Ziel. Bei der HSG, die mit 2:12 Zählern als Vorletzter weiter tief im Keller steckt, überwogen dennoch die positiven Ansätze. „Alles in allem denke ich, dass wir eine starke erste Halbzeit gespielt haben“, fand Trinks, „das reicht aber nicht, um den Tabellenführer letztendlich zum Kentern zu bringen, und wir haben das Spiel in der Crunchtime leider verloren. Ich kann aber durchweg nur positiv sprechen. Ich habe viel Gutes gesehen, was wir definitiv besser gemacht haben als vor den Herbstferien“, fand Trinks.
HSG Siebengebirge: Fischer, Löcher – Dziendziol (2), Steinhaus (2), Andrassy, Nitsche (5), Hayer (1), Schlösser (8/2), Stein (3), Lutz (1), Bachler (4), Többen (4), Schulz (1), Marcinkovic.
TSV Bonn rrh.: Krouß, Meissenburg – Krohn (9), Hoffmann (6), Bullerjahn (5), Santen (3), Behr, Fricke (5), Bitzer, Weber, Fischer (1), Bieler, Palmen (2), Bohrmann (4/1).
HC Weiden – Bergischer HC II 26:25 (12:12). In der Tabelle liegen beinahe Welten zwischen den beiden Klubs – die sich aber auf der Platte über 60 Minuten auf Augenhöhe bewegten und bis zum Schluss für einen engen Kampf sorgten. HC-Trainer Marc Schlingensief hatte damit gerechnet und er zeigte sich entsprechend erleichtert: „Es war das erwartet schwere Spiel. Nach einem sehr ansprechendem Beginn, wo die Abwehr sehr gut funktioniert, verlieren wir im Angriff vollends den Faden und lassen beste Möglichkeiten aus. Diese Angriffsprobleme bekommen wir auch erst Mitte der zweiten Halbzeit wieder in den Griff und nach dem Drei-Tore-Rückstand geht ein Ruck durch die Mannschaft. Die Angriffe werden klüger ausgespielt und entschlossener abgeschlossen. In der hektischen Schlussphase bringen wir uns selber arg in Bedrängnis – und der BHC hat noch die Chance zum Ausgleich, aber der Ball segelt am Tor vorbei. Das war ein glücklicher, dreckiger Arbeitssieg.“ In der Tabelle verbesserte der HC sein Konto als aktueller Sechster bei 6:4 Zählern wieder ins Positive, während die geplagten Solinger erneut ihren ersten Saisonsieg verpassten – und mit jetzt 0:12 Zählern liegt die Mannschaft von Trainer Mirko Bernau als einziger Regionalligist ohne Sieg auch weiter am Tabellenende – was den Kampf um den Klassenerhalt mit dem Blick auf die Lage in der 3. Liga noch schwieriger macht. Weil dort zurzeit vier Vereine aus dem Gebiet des Verbandes Handball Nordrhein runter müssten, gäbe es eine Etage tiefer einen erhöhten Abstieg – und damit läge der BHC II bereits sechs Punkte hinter dem soeben rettenden Rang neun (OSC Rheinhausen/6:8).
Weiden schien mit dem 10:7 (19.) auf dem Weg zu mehr Ruhe zu sein, aber der BHC kämpfte sich zurück und übernahm nahm übers 11:11 (28.) und 12:12 (29.) am Ende der ersten Halbzeit selbst die Führung – 14:12 (32.), 17:14 (37.), 19:17 (43.). Ihren Vorsprung verteidigten die Solinger dann mit vielen wirkungsvollen Antworten sehr hartnäckig bis zum 22:20 (47.) und 23:22 (51.), ehe sich die Waage in einer hektischen Schlussphase auf die Seite der Hausherren zu neigen begann: Alleine in den letzten neun Minuten gab es sechs Zeitstrafen sowie zwei Siebenmeter, wobei beim Stande von 23:23 weder Weidens Sven Xhonneux (54.) noch Solingens Nils Artmann (55.) ihre Chance zu nutzen wussten. In Überzahl (Zeitstrafe gegen Ivo Santos/BHC II) erzielten anschließend Timothy Meurer (57.) und Joshua Frauenrath (58.) das 25:23 für Weiden, das den 24:25-Anschluss (59.) der Gäste mit dem 26:24 (59.) durch Kai Frauenrath beantwortete und den knappen Vorsprung nach dem 26:25 (60.) ins Ziel brachte.
HC Weiden: Schroif, Keller (1) – J. Frauenrath (2), Xhonneux (5/3), Wolff, Meurer (6), Scheidtweiler (6), Gerke, Rügenberg, Bösel, Fiedler (3), K. Frauenrath (2), Steins (1), Eissa.
Bergischer HC II: Elsässer, Beckert (1) – Theis (3), Aydin, Santos (4), Vetter (2), Puschmann (1), Graf, Servos (3), Artmann (5/2), Gießelmann (5), Berger (1), Mager, Schweter.