07. November 2024 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Das ist doch schön für die Regionalligisten, denn diesmal können sie sich nur um sich alleine kümmern – weil mehr schlechte Nachrichten von oben für ein Wochenende nicht zu ihnen durchdringen werden. Da die Nationalmnnschaft in der EM-Qualifikation gegen die Schweiz und in der Türkei beschäftigt ist, legen sowohl die 1. und 2. Bundesliga als auch die 3. Liga eine Pause ein. Und eben jene 3. Liga hat ja in den vergangenen Wochen geradezu deprimierende Nachrichten produziert, weil die Zahl der Abstiegskandidaten mit vier Klubs zurzeit am Maximum angelangt ist. Punkt eins: In der Guppe Nord-West dümpelt der VfL Gummersbach II bei einem völlig leeren Konto (0:20) mit einem schon jetzt beträchtlichen Rückstand zum rettendem Ufer am Tabellenende herum. Punkt zwei: In der Gruppe Süd-West sind die drei Abstiegsplätze momentan durch den TV Aldekerk, den TV Korschenbroich und die Bergischen Panther belegt. Was das bedeutet? In der Summe müssten gerade vier Klubs aus dem Verband Handball Nordrhein in die Regionalliga runter – was dort den Regel-Abstieg drastisch erhöht. Die offiziellen Durchführungsbestimmungen drücken es klar aus: Wenn denn jetzt schon Schluss wäre, müssten sechs Teams absteigen. Weil die HG Remscheid nach dem Rückzug auf jeden Fall darauf anzurechnen ist, blieben „nur“ fünf. Gleichzeitig müssen alle Beteiligten darauf vertrauen, dass der künftige Meister der Regionalliga oder einer der weiteren Berechtigten (bis einschließlich Platz drei) auch die Gelegenheit zum Aufstieg wahrnimmt.
Aktuell scheint dazu sportlich bei 10:0 Punkten und 183:139 Toren am ehesten die verlustpunktfreie zweite Mannschaft des Zweitligisten TSV Bayer Dormagen in Frage zu kommen, die ja bereits erklärt hat, die Chance wahrnehmen zu können/wollen, falls sie sich bietet. Und sicher hat die junge Mannschaft von Trainer Moritz Adam vor, ihre gute Ausgangslage weiter zu festigen, obwohl die bevorstehende Hürde durchaus ihre Tücken mit sich bringt. Die Dormagener treten schließlich bei der zuletzt vier Mal hintereinander siegreichen HSG Refrath/Hand an (8:2), die selbst keinerlei Ambitionen für ein Ticket im Aufzug nach oben verfolgt – und womöglich gerade deshalb ein besonders gefährlicher Gegner sein könnte. Ebenfalls nichts mit dem Thema 3. Liga hat die an der Spitze liegende TSV Bonn rrh. zu tun (12:2), die sich natürlich trotzdem sehr gerne dort oben aufhält und das ebenso gerne im Heimspiel gegen den Fünften HC Gelpe/Strombach (8:4) untermauern würde. Nummer drei im Trio der aktuellen Spitzenteams ist Interaktiv.Handball, das nach dem Abstieg aus der 3. Liga mit seinem umgebauten Team bei 10:2 Zählern ein Stück über den eigenen Erwartungen liegt und bisher nur eine knappe Niederlage (24:26) in Bonn hinnehmen musste. Unterschied beim Blick nach vorne: Während Refrath gegen Dormagen II und Bonn gegen Gelpe/Strombach als Spitzenspiele durchgehen, kommen die Ratinger gegen die HSG Siebengebirge in direkten Kontakt zur besonderen Gefahrenzone. Folgende Liste ergibt sich wieder unter der Voraussetzung, dass bereits jetzt Schluss wäre: Dann müsste der Vorletzte Siebengebirge (2:12) gemeinsam mit dem BTB Aachen (Neunter/6:8), TuSEM Essen II (Zehnter/2:6), dem MTV Rheinwacht Dinslaken (Elfter/2:10) und dem Bergischen HC II (13./0:12) absteigen.
Trainer Marcel Trinks weiß natürlich, wie die Situation des Aufsteigers aussieht – die durch einige personelle Probleme nicht einfacher wird. Trotzdem geben sie im Siebengebirge natürlich nicht auf: „Wir arbeiten kontinuierlich weiter an unseren handballerischen Fähigkeiten, dabei wollen wir unbedingt unsere individuellen Fehler im Spiel reduzieren. So eine Entwicklung erfordert Zeit. Der aktuelle Tabellenstand macht es uns nicht leichter. Wir schauen allerdings auf uns, denn jeder bringt sich stets mit seinen individuellen Fähigkeiten im Training und im Wettkampf ein. Ich sehe in den letzten Wochen eine deutliche Entwicklung meines Team und ziehe den Hut vor dieser tollen Moral und Motivation. Wir arbeiten akribisch daran, erfolgreicher zu werden. Bei Interaktiv sind wir eindeutiger Außenseiter. Diese Rolle nehmen wir an und wir werden versuchen, das beste Ergebnis für uns rauszuholen.“ Bisher stand die HSG allerdings erst einmal ganz dicht vor etwas Zählbarem – vor gut einem Monat am 5. Oktober gegen Refrath, als besonders die letzte Minute einer Berg- und Talfahrt glich: Erst sorgte Diego Arancibia Diaz (fällt jetzt verletzt aus) für die 22:21-Führung der Hausherren, ehe sie zwölf Sekunden vor dem Ende das 22:22 durch Niklas Funke und fünf Sekunden vor der Schluss-Sekunde durch das 22:23 Aaron Winter (Siebenmeter) kassierten und erneut leer ausgingen. Ähnliches kann sich der Meister der alten Oberliga Mittelrhein von 2023/2024 nicht mehr oft beziehungsweise gar nicht mehr erlauben auf dem Weg zum rettenden Ufer.
Die Gefahr, intensiv in den Kampf gegen den Abstieg verwickelt zu werden, ist für mehr als die Hälfte der nach dem Rückzug der HG Remscheid noch aus 13 Mannschaften bestehenden Klasse ziemlich real vorhanden – und besonders spürbar wird sie bei allen, die zurzeit über ein negatives Konto verfügen. Deshalb sind Duelle wie jenes zwischen dem Siebten OSC Rheinhausen (6:8/minus neun Tore) und dem Achten Unitas Haan (6:8/minus 13) besonders wichtig. Längst mit dem Rücken zur Wand stehen der alleine sieg- und punktlose Letzte Bergischer HC II (0:12) gegen den Zehnten TuSEM Essen II (2:6 aus erst vier Spielen) und der Drittletzte MTV Rheinwacht Dinslaken (2:10) gegen den Sechsten HC Weiden (6:4). Nur zusehen kann an diesem Wochenende der Neunte BTB Aachen (6:8), der es am Samstag ursprünglich mal mit der inzwischen in der Regionalliga von der Bildfläche verschwundenen HG Remscheid zu tun gehabt hätte und momentan aufgrund maximal unglücklicher Spielplan-Gestaltung ein paar Probleme mit der Rhythmusfindung hat. So sah/sieht das in diesen Wochen aus für die Aachener: Spiel am 11. Oktober gegen Siebengebirge (37:34), drei Wochen Pause (Herbst-Schulferien), Spiel am 3. November beim HC Gelpe/Strombach (30:35), Pause am 9. November (Rückzug Remscheid), Spiel am 15. November in Dormagen, Pause (Wochenende mit Totensonntag), Spiel am 30. November gegen Weiden.
Der „Fall Aachen“ ist allerdings kein einzelner, wie unter anderem ein Blick auf 2025 zeigt. Diesmal geht es zu Beispiel um die Rheinhausener, die in einem Monat komplett arbeitslos sind: Spiel am 30. März in Gelpe/Strombach, Pause am 5. April (Rückzug Remscheid), weitere vier Wochen Pause (Oster-Schulferien). Dass anschließend am ersten und zweiten Mai-Wochenende lediglich zwei weitere Spieltage auf dem Programm stehen, trifft erstens alle und mutet zweitens wie ein schlechter terminlicher Witz an – vor allen Dingen für jene, für die es sportlich noch um etwas geht. Das dürfte, obwohl es am Ende vielleicht nicht zum gößten möglichen Unfall (sechs Absteiger) kommt, die halbe Liga sein. Was die Terminplaner immerhin diesmal hingekommen haben: Die 3. Liga wird durch ihren letzten Spieltag nicht nur zeitgleich mit der Regionalliga fertig, die mit dem Programm am 10. Mai 2025 durch ist, sondern sogar eine Woche früher am 3. Mai 2025. Eine Hängepartie wie im vergangenen Jahr wird es damit nicht geben: Damals waren nach dem Ende der Saison in der Regionalliga am 4. Mai gerade in der Abstiegszone einige Fragen offen – bis zum Drittliga-Finale drei Wochen darauf am 25. Mai.
Seinerzeit erwischte es mit Verspätung tatsächlich neben der Borussia Möchengladbach (Letzter) nur noch die SG Langenfeld (Vorletzter), weil der eine sichere Drittliga-Absteiger Interaktiv.Handball keinen Schaden in der Regionalliga anrichtete. Dass sich letztlich im Endspurt der 3. Liga auf den letzten Drücker der TV Aldekerk noch rettete, war in der Regionalliga vor allem ein Segen für den MTV Rheinwacht Dinslaken, den es sonst ebenfalls erwischt hätte. Nur ein Absteiger in der Gruppe Süd-West und durch den vierten Platz der Gummersbacher in der Guppe Nord-West kein Absteiger von dort – es waren 2023/2024 im Vergleich beinahe paradiesische Zeiten für die Regionalligisten. Deshalb ist das doch wirklich schön, dass sie sich diesmal für ein Wochenende nur um sich alleine kümmern können – weil mehr schlechte Nachrichten von oben nicht zu ihnen durchdringen werden. Möglicherweise wiederholen wir uns: Das wird trotzdem und auf jeden Fall ein krasses Hauen und Stechen im Kampf um den Klassenerhalt.