Regionalliga Nordrhein
Der Dreikampf: Bonn und Interaktiv fordern Dormagen
TSV bleibt nach 39:31 gegen Gelpe auf Platz eins, Interaktiv klettert mit 40:35 gegen HSG Siebengebirge auf Rang zwei. Rheinhausen gleicht Konto durchs 35:24 gegen nachlassende Haaner aus.

Volle Kraft voraus: Alexander Poschacher (beim Wurf) und die Ratinger mischen nach einem knappen Drittel der Saison weit vorne mit. Lennard Austrup (ganz links), Ole Völker (Nummer 41) und Jan Micus (17) haben dagegen mit den Haanern inzwischen ein paar Sorgen. (Foto: Markus Verwimp)

Interaktiv.Handball – HSG Siebengebirge 40:35 (19:18). So schnell geht das manchmal und innerhalb von nur fünf Minuten war der Aufsteiger Siebengebirge in Ratingen zum zweiten Mal in dieser Partie um die Hoffnung ärmer, eventuell für eine Überraschung sorgen und den zweiten Saisonsieg mitnehmen zu können. Die erste Chance auf was Zählbares hatte sich die bis dahin beständig zurückliegende Mannschaft von Trainer Marcel Trinks erarbeitet, indem sie nach der Pause zum 20:20 (34.) ausgleichen konnte – was kurz darauf mit dem blitzartigen 5:0-Lauf der Hausherren zum 25:20 (38.) schon nichts mehr wert war. Nicht viel später war die HSG mit dem 23:26 (40.) trotzdem wieder in Sichtweite, ehe Interaktiv die nächste fast überfallartige Serie gelang und die Angelegenheit durchs 31:23 (45.) endgültig in die aus seiner Sicht richtige Richtung lenkte. Auf der Zielgeraden geriet der Drittliga-Absteiger jedenfalls nicht mehr ansatzweise in Gefahr und er hielt die Zügel in der Hand – was er sogar eine Sekunde vor der Schluss-Sirene zusätzlich durch das Tor von Luca Wenzel mit dem Erreichen der 40-Treffer-Marke garnierte. Für Siebengebirge war es dann in der Summe kein Trost, dass die 35 Tore ein neuer Saisonrekord waren und gerade auswärts eine beachtliche Ausbeute sind – weil es dafür wieder nichts Zählbares gab, was die Sorgen wenigstens etwas gelindert hätte. Mit seinen 2:14 Punkten hängt der Aufsteiger ja nach der fünften Niederlage hintereinander als Vorletzter weiter tief in der Abstiegszone fest, während Interaktiv mit 12:2 Punkten als Zweiter ein fester Teil der Spitzengruppe ist.

HSG-Trainer Marcel Trinks hatte durchaus vorhergesehen, dass auf Siebengebirge eine sehr schwierige Aufgabe wartet: In Regisseur Simon Schlösser, Diego Felipe Arancibia-Diaz, Nicholas Hayer und Linus Rohde fehlten schließlich vier Spieler krankheits- oder verletzungsbedingt, außerdem war Neuzugang Olivier Goergen (vorher HG Remscheid) nicht rechtzeitig spielberechtigt. Trotzdem traut Trinks seiner Mannschaft zu, bald die Wende zu schaffen: „Durch unsere tolle Moral kämpften wir uns gegen Ende wieder heran, ehe wir unseren nachlassenden Kräften und den fehlenden Wechseloptionen Tribut zollen mussten. Mein Team hat niemals aufgegeben. Das Team lebt und wir spüren, dass wir nah dran sind, uns für diese tolle Moral, die harte Arbeit und unseren Ehrgeiz zu belohnen.“ Bei Interaktiv, das nach dem frühen 1:0 (2.) lediglich mit dem 1:1 (2.) und dem späteren 20:20 einen Ausgleich hinnehmen musste, blieben sie trotz des sechsten Erfolges im siebten Saisonspiel bei aller Zufriedenheit über das bisher Erreichte lieber auf dem Teppich. „Glückwunsch ans Team“, sagte der spielende Sportliche Leiter Stanko Sabljic, „in der zweiten Halbzeit haben wir am Anfang viel aggressiver gedeckt und wir haben es geschafft, unseren Vorsprung auszubauen. Danach haben wir ein bisschen nachgelassen, aber am Ende gewonnen. Wir gehen Schritt für Schritt weiter. Das nächste Spiel wird sehr schwierig und ein großer Test für uns. Wir haben als Mannschaft gewonnen.“ Den Gästen aus dem Siebengebirge machte er im Übrigen gleichzeitig Mut: „Siebengebirge ist eine sehr gute Mannschaft, sie haben sich hier sehr gut präsentiert.“ Ratingen selbst tritt am kommenden Freitag beim Fünften HC Gelpe/Strombach an (8:6), während die HSG am Samstag den Sechsten OSC Rheinhausen (8:8) erwartet. 

Interaktiv.Handball: Budko, Karic (1) – Schulz (3), Venedey (2), Perschke, Kübler, Yamada (4), Nuic (6/2), Poschacher (3), Koenemann (2), Maric (8/3), Wenzel (8), Sabljic (3).

HSG Siebengebirge: Fischer, Löcher – Dziendziol (1), Steinhaus (3/2), Andrassy, Nitsche (10/4), Stein (4), Lutz, Bachler (8), Többen (1), Marcinkovic (3), Picard (2), Schulz (3).

 

OSC Rheinhausen – Unitas Haan 35:24 (16:8). Die Tendenzen könnten gegensätzlicher kaum sein. Während die Rheinhausener bis vor Kurzem über eine Serie von vier Niederlagen hintereinander fast auf dem „besten“ Weg waren, immer tiefer in die Abstiegszone zu rutschen, schien der Aufsteiger vor noch gar nicht so langer Zeit einen ziemlich festen Platz im Bereich mit mehr Sicherheit zu finden. Inzwischen aber konnte der OSC, der zuletzt bei TuSEM Essen II knapp gewonnen hatte (28:27), sein Konto durch den deutlichen Erfolg auf 8:8 Punkte ausgleichen und sich so als Sechster wenigstens vorerst in die obere Tabellenhälfte klettern – die Haan verlassen musste. Der zehnte Platz und die 6:10 Punkte zwingen Trainer David Horscht und sein Team nach der dritten Niederlage in Folge sogar dazu, den Blick eher wieder nach unten zu richten. Horscht redete jedenfalls nicht lange um den heißen Brei herum: „Der OSC war von Beginn an die spielbestimmende Mannschaft und vor allem in der ersten Hälfte in allen Belangen überlegen. Bei uns hat es an vielem gemangelt, von der Körpersprache bis hin zu den letztlich vergebenen Chancen. In der zweiten Hälfte können wir auf 19:23 verkürzen, aber mehr war an diesem gebrauchten Tag für uns nicht drin. Wir müssen uns schnell wieder fangen und in Essen anders auftreten.“ Die Aufgabe am Freitagabend bei TuSEM Essen II (Zehnter/4:6) wird tatsächlich mit darüber entscheiden, ob die Unitas den Abwärtstrend zu stoppen vermag oder ob sie noch stärker unter Druck gerät. Rheinhausen steht am Samstag bei der akut gefährdeten HSG Siebengebirge (Vorletzter/2:14) ebenfalls vor einer kniffligen Aufgabe.

Haan ging an diesem Abend mit dem 1:0 (2.) von Lennard Austrup nur ein einziges Mal in Führung und lief bald hinterher – 1:3 (10.), 3:8 (18.), 6:15 (28.). In der zweiten Halbzeit stellte sich die Frage nach dem Sieger nicht mehr, obwohl Rheinhausen übers 21:12 (38.) besonders ab dem 23:15 (44.) eine schöpferische Pause einlegte und der Vorsprung bis zum 23:19 (47.) entsprechend schmolz. Weil sich der OSC jedoch in einer sofort folgenden Auszeit zu sammeln wusste, schlug das Pendel schnell wieder in seine Richtung aus und mit der 5:0-Serie vom 26:21 (52.) bis zum 31:21 (56.) waren die Kräfteverhältnisse erneut geklärt. Ebenfalls klar: OSC-Trainer Thomas Molsner konnte dem Auftritt seiner Mannschaft, die mit Neuzugang Kaan Taymaz (vorher HG Remscheid) angetreten war, eine Menge abgewinnen: „Ich bin hochzufrieden, wir haben das mit einer großen Ruhe zu Ende gespielt. Wir haben eine kleine Schwächeperiode in der zweiten Halbzeit – die ich aber auf meine Kappe nehmen muss. Ich habe im Gefühl des Vorsprungs einen radikalen Wechsel gemacht und den kompletten Rückraum gewechselt. Das hat uns ein paar Tore gekostet, doch hinten heraus lösen wir es wieder sehr souverän. Ich muss der Mannschaft ein großes Lob aussprechen, das war eine super Teamleistung. Wenn ich einen herausheben will, dann ist es Noah Adrian, der das auf der vorgezogenen Position über 60 Minuten richtig gut verteidigt hat. Den Rest, der aufs Tor kam, hat Julian Borchert sehr gut abgewehrt.“

OSC Rheinhausen: Seemann, Borchert – Adrian (2), Eiker (6), Bekston, Taymaz (2), Kauwetter (2), Küpper Ventura, Büttner (6), F. Molsner (3), M. Molsner, Milde (4), Käsler (5), Meurer (5).

Unitas Haan: Seher, Joest – Korbmacher (4/2), Schulz (3), Mensger (3), Richartz (5), Riemann, Moser, Micus (6/3), D’Avoine (1), Rath, Völker (1), Disler, Austrup (1).

 

TSV Bonn rrh. – HC Gelpe/Strombach 39:31 (18:19). Die Bonner fühlen sich offensichtlich pudelwohl an der Tabellenspitze und besonders die Leistung nach der Pause verdiente das Prädikat wertvoll. Das räumte später auch HC-Trainer Markus Murfuni ein, der das Geschehen wegen einer A-Lizenz-Fortbildung nur aus der Ferne verfolgen konnte: „Bonn hat verdient gewonnen, gerade wegen der grandiosen zweiten Halbzeit, die sie gespielt haben. Wir haben einfach viel zu viele Siebenmeter bekommen und Zweikämpfe verloren. Dann kann man in Bonn einfach nicht gewinnen.“ Kollege Florian Benninghoff-Lühl, bis zur Pause eher mittelmäßig überzeugt, war später fast begeistert darüber, wie seine Mannschaft die Wende herbeigeführt hatte. „Zur Halbzeit müssen wir uns darüber freuen, dass es nur minus eins ist“, fand Benninghoff-Lühl, „wir haben es mit sehr viel Wucht geschafft, immer die richtige Antwort zu haben, und wir haben in der Abwehr mehr Galle gehabt. Wir freuen uns, dass wir die Tabellenführung ein bisschen länger und zumindest eine Woche behalten und wir gucken natürlich auf das Spiel in drei Wochen gegen Dormagen. Wir freuen uns tierisch, dass wir aus einer Position voller Selbstvertrauen und mit sehr viel Lust in dieses Topspiel gehen können.“ Am Wochenende 16./17. November sind die Bonner nach dem Rückzug der HG Remscheid spielfrei, ehe am Wochenende 23./24. November grundsätzlich die gesamte Liga pausiert und am 30. November das Duell mit dem TSV Bayer Dormagen II (10:0) auf dem Programm steht. Ein Gipfeltreffen wird es auf jeden Fall – und fraglich ist allein, wer als Erster und wer als Zweiter antritt: Die TSV liegt zurzeit mit 14:2 Zählern vor den Dormagenern, die jedoch bis zum direkten Duell durch Erfolge beim Vierten HSG Refrath/Hand (Sonntagabend/8:2) und am 15. November gegen den Achten BTB Aachen vorbeiziehen könnten.

Dass Gelpe/Strombach vor der Pause auf Augenhöhe unterwegs war, hatte sehr viel mit der Treffsicherheit von Rückraumspieler Julian Mayer zu tun, den Bonn gar nicht in den Griff bekam: Der Linkshänder im rechten Rückraum erzielte in der ersten Halbzeit bereits acht Tore und landete insgesamt bei 13 Treffern (vier per Siebenmeter). Die TSV antwortete darauf in der Summe vor allem durch ein Quartett: Linksaußen Thomas Behr erzielte neun Treffer, Positionskollege Luca Bohrmann zeigte sich vom Siebenmeterstrich traumwandlerisch sicher – elf Versuche, elf Tore. Auch Rechtsaußen Franz Krohn überzeugte bei seinen fünf Treffern mit einer starken Quote, ebenfalls neun Tore steuerte der junge Rückraumspieler Finn Hoffmann (19) bei. Eine überdurchschnittliche gute Note verdiente sich in den Augen seines Trainers außerdem Keeper Moritz Czerwinski, der wie Hoffmann aus dem Jahrgang 2005 stammt: „Moritz im Tor läutet ein Stück weit den Unterschied ein und wir schaffen es, die guten Konzepte von Strombach immer besser zu kontrollieren – und wir zwingen sie zu Fehlern. Das nutzen wir zusammen mit der sehr guten Effektivität.“ Nach dem Dauer-Rückstand aus der ersten Halbzeit glich Bonn schnell zum 19:19 (33.) aus und lag beim 24:20 (37.) bereits vier Tore vorne. Übers 29:25 (44.) und 31:27 (48.) brachte die 5:1-Serie bis zum 36:28 (55.) die Entscheidung zugunsten der Gastgeber, die letztlich selbst in der Höhe verdient beide Punkte holten.

TSV Bonn rrh.: Meissenburg – Krohn (5), Hoffmann (9), Bullerjahn (2), Santen, Behr (9), Heitkötter, Fricke, Weber, Sander (1), Fischer, Cerwinski (1), Palmen (1), Bohrmann (11/11).

HC Gelpe/Strombach: Ahmed Elnoamany, Vatter – Dräger, Maier (2), Altjohann (3), Feuerbach, Heinzerling (4), Meinhardt (3), Lüsebrink (2), Panske (2), Mayer (13/4), Brüning (2), Walch.