Regionalliga Nordrhein
Der Super-Freitag: Kann Aachen die Dormagener ärgern? Bleibt Ratingen dran?
Spannend wird es oben wie unten und Spitzenreiter Bonn schaut diesmal nur zu. Um viel geht es besonders für Unitas Haan, TuSEM II und HSG Siebengebirge.

Blick voraus: Simon Breuer hofft sehr, dass er in Aachen bald wieder nur als Trainer gebraucht wird. Seine aktive Karriere hatte er längst beendet – um dann in der personellen Not der Aachener vor einigen Wochen wieder auf der Platte auszuhelfen (bisher drei Mal). Gegen eine Überraschung in Dormagen hätte er natürlich nichts einzuwenden – in welcher Rolle auch immer. (Foto: Thomas Schmidt)

Die Statistik lügt einfach nicht. Hier steht der TSV Bayer Dormagen II, der als einziger Regionalligist noch keinen Punkt abgegeben hat (12:0) und selbst ohne viel Glanz in der Regel zwei Punkte holt – wie jüngst mit dem 30:23 nach einem 15:16 am Ende der ersten Halbzeit bei der HSG Refrath/Hand (Fünfter/8:4). In der Heimbilanz blickt das Team von Trainer Moritz Adam mit dem 36:31 über den HC Gelpe/Strombach (Sechster/8:6), dem 37:31 gegen den HC Weiden (Vierter/8:4) und dem 43:30 gegen den MTV Rheinwacht Dinslaken (Elfter/2:12) auf drei glatte Siege. Dort steht auf der anderen Seite der BTB Aachen, der als Achter (6:8) das Feld der Klubs mit einem negativen Konto eröffnet und aktuell so etwas wie der Spitzenreiter der nicht gerade kleinen Abstiegszone ist. In der Auswärtsbilanz blickt das Team von Trainer Simon Breuer, zuletzt aufgrund der personellen Not wieder zum Spielertrainer geworden, mit dem 31:33 bei TuSEM Essen II (Zehnter/4:6), dem 33:43 bei Interaktiv.Handball (Dritter/12:2), dem 28:37 bei Unitas Haan (Neunter/6:10) und dem 30:35 in Gelpe/Strombach auf vier überwiegend klare Niederlagen. Daraus ergibt sich zunächst, dass grundsätzlich alles für einen Erfolg der Dormagener spricht – die dadurch die Tabellenspitze übernehmen würden, weil der aktuelle Erste TSV Bonn rrh. (14:2) am kommenden Wochenende nach dem Rückzug der HG Remscheid nicht im Einsatz ist. Und logischerweise folgt daraus auch, dass die am vergangenen Wochenende spielfreien Aachener als krasser Außenseiter zu gelten haben und ihre Chance auf mehr Zählbares in den Wochen danach suchen müssen. Breuer hatte direkt nach der Niederlage in Gelpe/Strombach die Gedanken nach vorne gerichtet: „Wir hoffen, wenn in den nächten Wochen zwei, drei Jungs noch zurückkommen, dass wir dann auch in den schweren Spielen gegen Dormagen und Weiden im November noch was mitnehmen können.“ Das Derby am 30. November gegen den HC Weiden hat traditionell für beide Seiten viel Bedeutung, doch sportlich ein Stück wichtiger dürften die Dezember-Aufgaben des BTB am 6. beim immer wieder von großen personellen Problemen geplagten Bergischer HC II (13./0:14) und am 14. Dezember gegen den MTV Rheinwacht Dinslaken werden. Der BHC II und Dinslaken stehen angesichts des drohenden erhöhten Abstiegs (hängt von der Entwicklung in der 3. Liga ab) aktuell deutlich unter dem Strich, die Aachener knapp darüber. Als ersten Absteiger würde es nach dem Jetzt-Stand tatsächlich den auf dem neunten Rang zu findenden Aufsteiger Unitas Haan (6:10) erwischen.

Die Haaner gehören zu einem Paket aus sechs Mannschaften, die den neunten Spieltag am mit drei Partien ungewöhnlich vollen Freitag eröffnen und dazu beim Tabellen-Nachbarn TuSEM Essen II (Zehnter/4:6) gefordert sind, der wegen einer unglücklichen Terminkonstellation erst fünf Begegnungen ausgetragen hat und zuletzt mit dem 35:22 beim Letzten Bergischer HC II zugleich viel für sein Torverhältnis tun konnte (plus acht). Die Unitas mit Trainer David Horscht kämpft im Ruhrgebiet auch gegen eine Serie von drei Niederlagen hintereinander an, die jeweils hoch ausfielen – 27:35 in Bonn, 25:34 gegen Interaktiv, 24:35 beim OSC Rheinhausen (Siebter/8:8). Seinen bislang letzten der drei Saisonsiege holte Haan vor fast sechs Wochen am 6. Oktober gegen die Aachener, die nun im Fernduell mit der Unitas in Dormagen vor der höchsten möglichen Hürde stehen. Sorgen dieser Art kennen sie bei Interaktiv.Handball höchstens aus der vergangenen Saison, als die Mannschaft von Trainer Filip Lazarov in der 3. Liga nach einem ordentlichen Start nahezu kein Bein mehr auf den Boden bekam und am Ende in die Regionalliga absteigen musste. Inzwischen haben sich die Ratinger, nach dem umfangreichen personellen Umbau zur neuen Saison mit eher zurückhaltend formulierten Zielen angertreten, beinahe heimlich in die Spitzengruppe vorgeschoben – und zwischendurch nur knapp in Bonn verloren (24:26). Im Oberbergischen steht Interaktiv nun beim HC Gelpe/Strombach unter anderem vor einer Richtungs-Entscheidung: Gelingt der fünfte Sieg hintereinander, bleibt Ratingen oben auf jeden Fall mitten im Geschäft – und einer der zurzeit ernsthaftesten Konkurrenten der Dormagener, für die an diesem Freitagabend alles andere als ein Sieg gegen Aachen eine Enttäuschung wäre.

Bereits eine ganze Reihe enttäuschender Ergebnisse hat der Aufsteiger HSG Siebengebirge hinter sich, der in sieben von acht Spielen als Verlierer vom Platz ging, bisher lediglich gegen den Bergischen HC II gewinnen konnte (32:25) und deshalb als Vorletzter (2:14) akut gefährdet ist. Zuletzt sah Trainer Marcel Trinks allerdings immer wieder gute Ansätze und die in der Regel knappen Ergebnisse bestätigten ihn dabei – 22:23 gegen HSG Refrath/Hand, 34:37 in Aachen, 31:35 gegen Bonn, 35:40 in Ratingen. „Gegen Interaktiv haben wir auswärts 35 Tore geworfen und gute Lösungen gegen den starken 5:1-Abwehrverbund gefunden“, sagt Trinks vor der Aufgabe am Samstag gegen Rheinausen, „wir wollen gegen den OSC unbedingt eine stärkere Abwehrleistung zeigen und somit ihren starken Rückraum vor Herausforderungen stellen. Wenn wir das schaffen, am Ende das notwendige Spielglück haben und unsere tollen Zuschauer wieder lautstark hinter uns sind, dann ist definitiv alles möglich. Wir wollen uns endlich für unsere gute und intensive Arbeit belohnen.“ Personelle Lücken gibt es dabei nach dem Jetzt-Stand in seinen Augen immer noch: „Wir müssen weiter die Ausfälle von Diego Felipe Arancibia-Diaz und voraussichtlich auch von Nicholas Hayer und Linus Rohde kompensieren. Somit haben wir keinen etatmäßigen Linksaußen zur Verfügung.“ Auf der anderen Seite ist Regisseur Simon Schlösser zurück an Bord und Neuzugang Olivier Goergen kann sein Debüt für die HSG geben. Goergen, von der kürzlich zurückgezogenen HG Remscheid ins Siebengebirge gekommen, hatte zuletzt in Ratingen noch gefehlt. Nun trifft er auf der Platte direkt einen früheren Teamkollegen wieder: Für Rheinhausen läuft jetzt Kaan Taymaz auf, der beim 35:24 gegen Unitas Haan auf Anhieb seine ersten Tore für die Gäste aus dem Ruhrgebiet erzielte.

Im zweiten Samstagsduell steht zwischen dem HC Weiden (Vierter) und der HSG Refrath/Hand (Fünfter/beide 8:4) eine Art Verfolgerduell auf dem Programm – und nur der Gewinner behält seine Position in der Spitzengruppe. Weiden quälte sich jüngst unter größten Anstrengungen zu einem 26:25 über den Bergischen HC II und einem 22:20 in Dinslaken – und hofft in erster Linie dringend, vorne zur alten Qualität zurückzufinden. Nach den ersten vier Spielen standen schließlich trotz der 31:37-Niederlage in Dormagen exakt 140 eigene Tore in der Statistik und der Durchschnitt daraus lag bei 35 Treffern pro Abend. Logisch: Die im Schnitt 24 Tore gegen den BHC II und den MTV sehen da echt mickrig aus und könnten tatsächlich zu wenig sein gegen die Refrather, deren Serie von vier Siegen hinrereinander erst am vergangenen Wochenende mit einem 23:30 gegen den favorisierten TSV Bayer Dormagen II endete. Ob es im Kellerduell zwischen dem BHC II und Dinslaken einen Favoriten gibt? Sicher sind zwei Dinge: Einmal sind beide maximal dringend auf jeden Zähler angewiesen. Und zweitens findet deren Verteilung erst später statt, weil das ebenfalls für dieses Wochenende vorgesehene direkte Aufeinandertreffen auf den 23. November verschoben wurde.