14. November 2024 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Es ist wirklich kein entspannter Herbst für diejenigen, die in den Kampf um den Klassenerhalt aus der 3. Liga verwickelt sind. Sollte es ganz blöd laufen, gehen sie in der aktuellen Kombination sogar als umfangreiches Abstiegspaket aus dem Jahr 2024, das noch fünf zum Teil happige Aufgaben bringt – sowohl für den Drittletzten TV Aldekerk (4:16 Punkte) als auch für den Vorletzen TV Korschenbroich (4:16) und den Letzten Bergische Panther (2:18). Dabei sind alle drei sicher gut beraten, sich auf die Dinge zu konzentrieren, die sie am meisten selbst beeinflussen können. Was die Lage aber drängender macht: Das alleine wird nicht reichen, der Blick muss parallel dazu zur ebenfalls gefährdeten Konkurrenz gehen. In erster Linie gemeint sind der Aufsteiger VTV Mundenheim (6:14) auf Rang zwölf und das HLZ Friesenheim-Hochdorf II (6:14) auf Platz 13. Also sind sie im Westen an diesem Wochenende zunächst ausgewiesene Fans der HSG Hanau (Fünfter/12:8), die in Mundenheim antritt, und des TV Kirchzell (Siebter/11:9), der die Friesenheimer erwartet. Überraschungen an einem dieser Schauplätze würden bedeuten, dass die Lücke eher größer wird – was sich nur durch eigene unerwartete Ergebnisse kompensieren ließe, die allerdings im bisherigen Verlauf der Saison weitgehend ausgeblieben und in den vergangenen Wochen durchaus nicht wahrscheinlicher geworden sind. Dass sich daran gerade jetzt etwas ändert, ist theoretisch natürlich denkbar, aber zumindest in einem Fall mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen.
Als größter möglicher Außenseiter gelten die nach der vergangenen Serie personell intensiv umgebauten Bergischen Panther, die als einziges Team in der 3. Liga noch keine Partie gewinnen konnten und bisher erst zwei Unentschieden einfuhren – am fünften Spieltag mit dem 24:24 in Hanau und vor Kurzem am zehnten Spieltag mit dem 39:39 gegen den TuS 82 Opladen. Die beiden neuen Trainer Alexander Oelze und Jens-Peter Reinarz (seit einigen Wochen die Nachfolger von Erwin Reinacher) wissen sicher aus ihren umfangreichen Erfahrungen unter anderem in der 1. und 2. Bundesliga, wie mit schwierigen Situationen umzugehen ist, und sie werden mit ihrem Team alles an Einsatz und Leidenschaft auf die Platte zu bringen versuchen. Ob das jedoch genügt? Vielleicht für ein ordentliches Ergebnis. In der Realität hängen die Trauben maximal hoch, denn auf dem Programm steht die Aufgabe bei der HSG Krefeld Niederrhein, die mit der besten Abwehr und dem besten Angriff bei inzwischen 20:0 Punkten und 354:263 Toren beinahe in einer eigenen Liga unterwegs und auf dem direkten Weg in die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga ist. HSG-Trainer Mark Schmetz bemüht sich gerade deshalb um Bodenhaftung und er verlangt von den Krefeldern die nötige Ernsthaftigkeit: „Wir nehmen die Favoritenrolle gerne an, werden jedoch keinesfalls den Fehler begehen, den Gegner zu unterschätzen.“ Für die Panther ist die Partie vor allem der schwierige Auftakt zu einem Jahres-Endspurt mit weiteren Prüfungen am 23. November gegen Mundenheim, in der nur ein Erfolg was bringt, am 29. November beim Longericher SC (Vierter/13:7), am 7. Dezember gegen die TSG Haßloch (Achter/11:9) und am 14. Dezember beim TV Gelnhausen (Zweiter/16:2).
Rund um die Waldsporthalle können sie beim TV Korschenbroich als positiv vor allem festhalten, dass sie sich auf dem Weg zu vier Punkten gegen zwei direkte Konkurrenten durchzusetzen wussten – mit dem 27:24 gegen Mundenheim und nach einer Serie von sechs Niederlagen mit dem 26:24 gegen die Panther. Die Hoffnung, dass jener Erfolg vom 26. Oktober fürs folgende Heimspiel gegen den TV Kirchzell (Siebter/11:9) neuen Schwung bringen würde, gingen anschließend allerdings mit dem 31:38 überhaupt nicht in Erfüllung. Und für Trainer Frank Berblinger war schnell klar, was zu tun sei: „Wir müssen die Köpfe freikriegen, wir müssen uns wieder neu justieren und neu sammeln.“ Richtig einfach wird das nun beim Zehnten HSG Dutenhofen-Münchholzhausen II (Neunter/10:10) bestimmt nicht und der TVK braucht zumindest eine überzeugende Leistung, die er anschließend mit auf den Rest des Weges für 2024 nehmen kann. Dort gibt es am 23. November zunächst das Heimspiel gegen die HSG Rodgau Nieder-Roden (Elfter/8:10), bevor am 29. November in Aldekerk die Herausforderung aus der Kategorie Abstiegsfinale auf dem Programm steht. Beschließen werden die Korschenbroicher das Kalenderjahr am 7. Dezember bei Saase3 Leutershausen (Dritter/14:6) und am 14. Dezember gegen die HG Saarlouis (Zehnter/10:10).
Sturmerprobt und im Abstiegskampf gestählt (vor allem aus der vergangenen Saison) ist der TV Aldekerk, der mit einer erstaunlichen Bilanz daherkommt – weil kein einziger der bisherigen vier Punkte aus einem Heimspiel stammt, obwohl es an Fan-Unterstützung in der Vogteihalle in der Regel eher nicht fehlt. Den einen Sieg und die zwei Unentschieden brachte die Mannschaft des Trainergespanns Tim Gentges/Nils Wallrath trotzdem von Auswärts-Dientreisen am 14. September zur TSG Haßloch (30:30), am 28. September zum TV Kirchzell (31:31) und am 3. Oktober zu den Bergischen Panthern mit (33:29). In der Folge gab es aber wieder vier zum Teil sehr schmerzhafte Niederlagen und zuletzt ohne die fehlenden Top-Torjäger David Hansen und Thomas Plhak ein offensiv besonders mageres 20:25 in Friesenheim. Dass die Trauben nun gegen Leutershausen vermutlich noch höher hängen, ist nicht nur Gentges klar: „Das ist eine der Spitzenmannschaften der Liga und sie stehen jetzt zu Recht da, wo sie stehen. Da müssen wir schon einen Sahnetag erwischen, um da zu bestehen.“ Hoffnung zieht der TVA unter anderem daraus, dass die Personaldecke wieder etwas größer ist und dass er sich mit komplizierten Situationen auskennt. „Wir konnten nach langer, langer Zeit mal wieder in fast voller Kapelle spielen. Da schießt die Trainingsqualität extrem nach oben“, sagt Gentges, „wir lassen das jetzt erst mal auf uns zukommen und wir lassen uns von unserer Situation nicht großartig nervös machen. Wir müssen sowieso von Woche zu Woche denken. Wir müssen auch die jungen Leute weiter integrieren und das ist eine spannende Aufgabe, die Spaß macht. Jeder aus der Mannschaft hat weiter Spaß und Freude daran. Von daher sehe ich relativ positiv in die Zukunft. Es geht trotzdem drum, dass wir uns weiterentwickeln. Die Effektivität muss deutlich besser werden. Und natürlich werden wir, falls es möglich ist, versuchen, die zwei Punkte da zu halten. Das Hautaugenmerk soll werden, dass sich Leutershauen hier wirklich strecken muss.“ Strecken werden sich auch die Aldekerker selbst immer wieder müssen – anschließend am 23. November in Saarlouis, am 29. November im so wichtigen Duell mit Korschenbroich, am 7. Dezember in Dutenhofen-Münchholzhausen II und am 14. Dezember gegen Rodgau Nieder-Roden.
In deutlich anderen Regionen als die drei Nachbarn aus dem Verband Handball Nordrhein ist der Longericher SC unterwegs (Vierter/13:7), der zuletzt mit dem 40:25 beim zuvor verlustpunktfreien Zweiten TV Gelnhausen (jetzt 16:2) fast lautstark auf sich aufmerksam machte. Ein echter Kandidat für eins der beiden Tickets, die zur Teilnahme an der Aufstiegsrunde für die 2. Bundesliga berechtigen, sind die Kölner damit zwar nicht, doch das war auch bei der Formulierung der Saisonziele kaum angedacht: „Uns sehe ich ein wenig als Außenseiter mit Blick auf die Top-Teams. Allerdings gehen wir ambitioniert in die Saison und möchten in jedem Spiel um unsere Chance kämpfen, zu punkten. Ein Rang unter den ersten sechs wäre aus heutiger Sicht hervorragend.“ Daraus folgt, dass der LSC hinter dem Dritten Leutershausen voll im Soll bis leicht darüber liegt, und nachvollziehbar ist es sein Ziel, die gute Position im Heimspiel gegen die TSG Haßloch (Achter/11:9) weiter zu festigen/auszubauen. Trainer Chris Stark hat auf jeden Fall Respekt vor den Gästen, die 2023/2024 noch intensiv in den Abstiegskampf verwickelt waren: „Haßloch ist eine der Positiv-Überraschungen dieser Liga. Wir können nach dem Paukenschlag in Gelnhausen mit breiter Brust auftreten, aber wir haben eine schwere Aufgabe vor uns.“ Dabei geht Stark davon aus, dass er in den kommenden Wochen schrittweise weniger personell improvisieren muss. „Wir haben mit dem einen oder anderen Spieler, der in den Kader zurückkehrt, die Möglichkeit, wieder ein bisschen breiter aufgestellt ins Spiel zu gehen“, sagt der LSC-Coach, „das wird uns in den kommenden Wochen mit fünf sehr, sehr anstrengenden Spielen extrem zugutekommen. Wir sind frohen Mutes, dass Lennart Niehaus, Nico Pyszora, Malte Nolting, Benjamin Richter und Elvan Kromberg noch in diesem Kalenderjahr auf die Platte zurückkehren.“
Dass Gelnhausen kürzlich jene 25:40-Ohrfeige gegen die Longericher hinnehmen musste, haben sie beim TuS 82 Opladen registriert – und vor dem Heimspiel gegen den Tabellenzweiten genauso schnell abgehakt. „Gelnhausen ist eine absolute Spitzenmannschaft, zuletzt haben sie einmal verloren und sonst alles gewonnen“, meint Trainer Stefan Scharfenberg, „sie haben einen sehr breit aufgestellten Kader und entwickeln einen unheimlichen Druck, sie spielen ein sehr hohes Tempo und eine kompromisslose Deckung.“ Weil die Opladener Letzteres nicht gerade von sich behaupten konnten, als sie sich mit einem 39:39 bei den Panthern begnügen mussten, brauchen sie für ein gutes Resultat auf jeden Fall eine klare Steigerung. Das sieht auch Scharfenberg so: „Für uns wird es darum gehen, wieder unsere Strukturen und wieder die Sicherheit zu finden, die uns erfolgreich gemacht hat. Diesem Ziel haben sich die Jungs alle verschrieben und wir arbeiten sehr hart daran. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir das auch auf die Platte bringen können. Für uns gilt es einfach, parat zu sein, wenn sie nicht auf die volle Leistung kommen, dass wir die Punkte behalten können. Die Hürde ist sehr hoch mit Gelnhausen. Darauf freuen wir uns in erster Linie, denn das wird sicher attraktiv.“