15. November 2024 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Als vor dem Beginn der Saison 2024/2025 die Einteilung für die neu sortierten Oberligen veröffentlicht wurde, waren die Meinungen recht eindeutig: Rein sportlich gibt es zwischen den insgesamt drei Gruppen große Unterschiede und nicht wenige vertraten die Ansicht, dass die Gruppe 2 in der Breite die größtmögliche Qualität für eine Oberliga-Staffel bietet. Als natürliche Favoriten für den Kampf um die Meisterschaft galten von Beginn an Regionalliga-Absteiger SG Langenfeld sowie die Zweitplatzierten der Vorsaison, LTV Wuppertal (Niederrhein) und SSV Nümbrecht (Mittelrhein) und auch die Dritten der vergangenen Spielzeit, Mettmann-Sport (Niederrhein) und HBD Löwen Oberberg (Mittelrhein). Inzwischen sind acht von 26 Spieltagen und damit fast ein Drittel der Saison absolviert und lediglich die Löwen, die personell nicht mehr so stark aufgestellt sind wie im Vorjahr, erfüllen diese Erwartung auf Platz zwölf (4:12 Punkte) nicht. Die anderen vier Kandidaten sind an der Spitze zu finden, wobei der SSV Nümbrecht bei 16:0 Zählern als einziges Team der Klasse noch eine weiße Weste aufweist. Es folgt der LTV Wuppertal (14:2) vor Langenfeld und Mettmann (beide 12:4). Von der Tabellensituation her ist die Begegnung am kommenden Sonntag (Anwurf 15.30 Uhr) in der Wuppertaler Buschenburg zwischen dem LTV und Nümbrecht daher fraglos ein echtes Spitzenspiel. Darüber hinaus sind beide Seiten allerdings sehr zurückhaltend – und keiner wagt sich mit Prognosen oder Zielen zu offensiv aus der Deckung.
Das hat in erster Linie mit der bereits angesprochenen Stärke der Gruppe zu tun. Und so hat Nümbrechts Trainer Manuel Seinsche nicht nur das Gipfeltreffen am Sonntag, sondern die ganze Klasse im Blick. „Ich glaube, dass Langenfeld und Mettmann nach wie vor zu dieser Spitzengruppe dazugehören – egal, was nächste Woche ist. Und dann hat man ein Mittelfeld, in dem Mannschaften drin spielen, die man überhaupt nicht vernachlässigen darf, die total ernst zu nehmen sind. Da reicht es nicht, 95 Prozent zu geben, denn dann bekommst du auch die Niederlage“, erklärt der Coach, der am 12. Oktober mit dem 29:28 gegen die SG Langenfeld mit seinem Team allerdings auch schon zwei „Big Points“ einsammelte. Ziele will Seinsche daraus aber noch nicht herleiten: „Da können wir drüber reden, wenn es März oder April ist. Ich glaube nach wie vor, dass es keinen da oben gibt, der wegmarschieren wird. Wir sind gespannt, was uns nächste Woche erwartet. Es ist einfach spannend, weil wir so viele Aufgaben haben, neue Hallen kennenlernen, neue Gegner kennenlernen, sich mit denen auch wieder austauschen. Ich glaube, dass ist bei uns eine gewisse Motivation geworden, da einfach mehr arbeiten zu wollen, weil wir Woche für Woche an unsere Grenze gehen müssen, um an die zwei Punkte zu kommen.“ Was der Coach ebenfalls weiß: Bisher ist seine Mannschaft von jeglichen schwereren Verletzungen weitgehend verschont geblieben. Sollte sich das mal ändern, sähe die Lage möglicherweise schon anders aus. Und unabhängig von der Partie in Wuppertal rechnet Seinsche ohnehin irgendwann mit der ersten Niederlage: „Es wird für jede Mannschaft auch mal einen Rückschlag geben, aber die Frage ist: Wer kann die am besten wegstecken?“
Gastgeber LTV Wuppertal musste einen kleinen Dämpfer bereits am zweiten Spieltag hinnehmen, als der TuS Lintorf beim 29:30 beide Punkte aus dem Bergischen entführte. Die folgenden sechs Siege in Serie führten die Mannschaft dann aber zurück in die Spitzengruppe und im Grunde überrascht der LTV im Moment vor allem sich selbst. Nach mehreren Abgängen, unter anderem jenem des Torschützenkönigs Jan Micus (221 Tore in 21 Spielen) zu Aufsteiger Unitas Haan, hätten vielleicht nicht alle erwartet, dass der Zweite der Vorsaison seine Leistung wiederholen kann. Doch spätestens mit dem 30:29-Erfolg am 6. Oktober in Langenfeld bewiesen die Wuppertaler, dass auch diesmal wieder mit ihnen zu rechnen ist. „Dieses Spiel ist ein bisschen exemplarisch für die letzten Jahre, dass wir das über die mannschaftliche Geschlossenheit gelöst haben. Das ist unsere Stärke, dass wir Ausfälle immer als Mannschaft auffangen. Da taucht auch mal ein Rechtshänder auf halbrechts auf“, erklärt Torhüter und Teamsprecher Jan Philipp Meißner, der genau wie Nümbrechts Coach Seinsche daraus aber keinerlei Ansprüche ableitet – sondern seinen LTV im Gegenteil eher als Außenseiter betrachtet: „Wir sind der kleinste Fisch von den vieren da oben. Das Ziel Aufstieg haben weder die Mannschaft noch der Verein ausgegeben.“ Bei so viel Bescheidenheit auf beiden Seiten fragt sich natürlich, welche Ziele die Beteiligten denn überhaupt für den kommenden Sonntag haben. Es darf dabei als gesichert gelten, dass beide Seiten trotz aller Demut alles probieren werden, die nächsten zwei Punkte einzusammeln. Lediglich eine Zahl fällt dann doch noch, die sich zumindest Meißner für die Hausherren wünscht. Die hat allerdings nichts mit der Tabelle zu tun, sondern eher mit der Kulisse. „Wenn 400 Zuschauer in die Halle kommen, wären wir zufrieden“, findet der Keeper. Die Chancen stehen nicht schlecht. Zumindest von der Tabellensituation her ist die Partie schließlich eindeutig ein Spitzenspiel.