20. November 2024 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Grundsätzlich lässt der Verband das bevorstehende Wochenende von vornherein frei, weil ja der Totensonntag zu den im Feiertagsgesetz besonders geschützten Terminen gehört. Was nicht verboten ist: Nachholspiele auf den Freitag und Samstag zu setzen. Und davon macht jetzt die halbe Klasse Gebrauch – mit Begegnungen, die Auswirkungen sowohl nach ganz oben als auch nach ganz unten haben werden. Ein Beispiel ist der Drittliga-Absteiger Interaktiv.Handball, der nach fünf Siegen in Folge mit 14:2 Punkten auf dem zweiten Tabellenplatz angekommen ist und nun die Aufgabe vom zweiten Spieltag bei der HSG Refrath/Hand (Sechster/8:6) nachholt. Sichern sich die Ratinger tatsächlich den sechsten Erfolg hintereinander, übernehmen sie zumindest vorübergehend die Tabellenspitze vom TSV Bayer Dormagen II (14:0), der ebenso wie der Dritte TSV Bonn rrh. (14:2) erst am 30. November im Einsatz ist – wenn die Bonner und die Dormagener im direkten Duell in der ehemaligen Hauptstadt aufeinandertreffen. Dann muss seinerseits Interaktiv zusehen, was die Mitbewerber im Kampf um die Spitzenplätze anstellen.
Hinter dem Trio ganz vorne hat sich als Vierter der HC Weiden (10:4) einsortiert, der in einem Nachholspiel vom sechsten Spieltag auf TuSEM Essen II trifft (Achter/6:6). „Essen ist ein unangenehmer Gegner“, sagt Weidens Coach Marc Schlingensief, „die eher flinken Spieler im Rückraum schaffen ordentlich Räume, die sie nutzen für den eigenen Abschluss oder zur Kooperation mit den Kreisläufern. Auf der Gegenseite nutzen sie Ihre Agilität, um konsequent Druck auf den Ballführer auszuüben. Hier wird es drauf ankommen, sich nicht in eine schlechte Pass- oder Wurfsituation bringen zu lassen. Genauso wichtig wird es sein, die wiedergewonnene Stabilität und Aggressivität in der Abwehr zu bestätigen. Bewältigen wir diese Kernaufgaben, dann haben wir gute Siegchancen.“ Um die durch drei Siege in Folge erreichte Position im vorderen Drittel zu untermauern, brauchen die Weidener erneut was Zählbares – was jedoch für die Essener fast genauso gilt, um sich angesichts des höchstwahrscheinlich eintretenden erhöhten Abstiegs nach unten abzusichern.
Die da unten haben die Pause mittlerweile auf ihre eigene Art und Weise genutzt. Das trifft etwa auf die HSG Siebengebirge zu, die als Aufsteiger bei 2:16 Zählern und dem vorletzten Platz tief in der Abstiegszone festhängt und den eigenen Zielen meilenweit hinterherhinkt. Nach der 23:28-Niederlage vom vergangenen Wochenende gegen den OSC Rheinhausen war deshalb Feierabend für den erst im Sommer als Trainer der ersten Mannschaft angetretenen Marcel Trinks. Die offizielle Erklärung des Vereins klingt dabei wie ein billiges Versatzstück aus der x-beliebigen Erklärung eines Klubs aus der 1. oder 2. Bundesliga: „Nach einer gemeinsamen Analyse der aktuellen sportlichen Situation mit den Verantwortlichen der Grün-Blauen hat man sich mit dem bisherigen Chef-Trainer darauf geeinigt, ihn von seinen Aufgaben zu entbinden, damit die gesetzten Saisonziele weiterhin realisierbar bleiben.“ Fast klingt es so, als müsste Trinks darüber Erleichterung empfinden, dass er die Aufgabe nun los geworden ist.
Trinks hatte kurz nach seinem Amtsantritt selbstverständlich das in der HSG steckende Potenzial mit dem Blick in Richtung 3. Liga insgesamt bestätigt: „Ich bin gekommen, um Leistungshandball zu spielen, und ich unterstütze solche Gedanken – natürlich nicht kurzfristig.“ Ihm war klar, dass sich manche Dinge erst würden einspielen müssen: „Ich bin neu, mein Co-Trainer ist neu. Wir haben also das alte Team mit neuen Trainern.“ In diesem Punkt vollzog der Verein nun in der Summe eine Art Rolle rückwärts, weil Trinks-Vorgänger Lars Degenhardt zunächst bis zum Saisonende seinen früheren Posten übernimmt, auf dem er Siebengebirge 2023/2024 als Meister der Oberliga Mittelrhein zurück in die Oberliga geführt hatte. Gleichzeitig klingt auch diese Passage aus der HSG-Erklärung wie abgeschrieben: „Gemeinsam haben wir uns darauf geeinigt, dass wir nach den bisherigen sportlichen Ergebnissen im Saisonverlauf dem Team einen neuen Impuls geben müssen.“
Im Oktober 2024 hatte sich das bei der Bekanntgabe des Trainertausches zum Ende der Serie noch so angehört: „Vor Beginn der aktuellen Saison hat Lars Degenhardt die HSG-Vereinsführung informiert, dass er im Sommer 2024 das Traineramt abgeben möchte, um neben seinen hauptberuflichen Aufgaben als Lehrer nach den vielen, intensiven Jahren im Einsatz für die Grün-Blauen unter anderem wieder mehr Freizeit für die Familie zu haben. In enger Abstimmung haben daraufhin Vorstand und Sportliche Leitung der Siebengebirgler die Analyse für einen passenden Kandidaten für seine Nachfolge als Chef-Trainer der ersten Herrenmannschaft gestartet – und mit Marcel Trinks die ideale Lösung hinsichtlich Kontinuität und Konsequenz in der Weiterentwicklung vereinsintern gefunden.“ Der nun Ex-Coach des Regionalliga-Teams hat erstens nicht vor, sich aus dem Trainergeschäft zurückzuziehen. Und obwohl er mit dem Schritt/Schnitt nicht glücklich sein kann, verabschiedet er sich zweitens betont zurückhaltend. „Ich bin unverändert davon überzeugt, dass ich mit diesem Team einen Abstieg aus der Regionalliga verhindert hätte“, sagt Trinks, „allerdings benötigen Veränderungen und Entwicklungen auch Zeit. Ich wünsche der HSG alles Gute und viel Erfolg. Ich werde weiterhin versuchen, mich im Köln/Bonner Raum als Trainer zu etablieren.“
Das Trainerthema ist jetzt in der Regionalliga neben der Entwicklung im Siebengebirge im Übrigen um ein nächstes Kapitel erweitert. Und kein Wunder: Wieder steht jemand im Mittelpunkt, dem es sportlich aktuell nicht gut geht – sondern noch schlechter als der HSG Siebengebirge, die ihren bisher einzigen Saisonsieg am 21. September mit dem 31:25 gegen den immer wieder von größeren personellen Problemen geplagten Bergischen HC II geschaffte hatte. Der BHC II hat bisher bei 0:14 Zählern ein völlig leeres Konto, ist somit das einzige Team in der Klasse ohne Sieg und ohne jeden Punkt und hängt deshalb seit einiger Zeit auf dem letzten Tabellenplatz fest. Nun ist klar: Mirko Bernau wird zwar nicht den Verein verlassen, aber nicht mehr auf der Bank sitzen. Der BHC formuliert es so: „Mirko Bernau ist ab sofort als Cheftrainer der U 23 freigestellt. Darauf haben sich die Verantwortlichen und Mirko Bernau geeinigt. Wir danken Mirko für die engagierte Arbeit der letzten Jahre, die durch häufige Auf- und Abstiegskämpfe besonders intensiv waren.“ Ob das der Startschuss in eine bessere Zukunft für den Tabellenletzten sein wird, könnte sich bereits am nächsten Samstag zeigen. Dann erwarten die Solinger mit Bernau-Nachfolger Lars Halfmann (gleichzeitig Trainer der A-Jugend) den MTV Rheinwacht Dinslaken, der auf dem elften Rang bei 2:12 Punkten ein direkter Kellerkonkurrent ist.