21. November 2024 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Das sind dann mal krasse Gegensätze und eigentlich liegt mehr als eine Klasse zwischen den beiden Mannschaften, die im Augenblick noch gemeinsam in der 3. Liga angesiedelt sind. Inzwischen wäre es aber keine größere Überraschung mehr, wenn die HSG Krefeld Niederrhein im x-ten Anlauf nicht nur die Fahrkarte in die Aufstiegsrunde schafft, sondern dort auch den Sprung in die 2. Bundesliga realisiert. Aus seinen elf Partien hat das Team makellose 22:0 Zähler gesammelt, sodass es nun ebenso selbstbewusst wie gelassen ins Gipfeltreffen beim TV Gelnhausen gehen kann – der nach neun Erfolgen hintereinander mit dem 25:40 gegen den Longericher SC (Vierter/15:7) eine unwirklich aussehende Heimniederlage hinnehmen musste, darauf mit einem 30:26 beim TuS 82 Opladen (Neunter/11:11) antwortete und bei 18:2 Zählern weiter der erste Verfolger der Eagles ist. Wie ernsthaft Gelnhausen als Dauer-Widersacher der HSG im Kampf um die Meisterschaft in Frage kommt, wird sich im Spitzenspiel zeigen. Dass Krefeld eins der beiden Tickets für die Aufstiegsrunde löst, dürfte dagegen längst keine Frage mehr sein, und es liegt wohl in erster Linie an der Mannschaft von Trainer Mark Schmetz, wie viel Spannung sie hier zulässt. Das mit der Spannung haben sie demgegenüber bei den Panthern längst nicht mehr selbst in der Hand: Kein Sieg, zwei Unentschieden, neun Niederlagen, 2:20 Punkte, letzter Platz. Sollten die Panther diesen Knoten nicht bald und gründlich durchschlagen können, werden sie in die Regionalliga absteigen müssen. Fürs Team der Neu-Trainer Alexander Oelze und Jens-Peter Reinarz gilt dabei mit dem Blick aufs kommenden Wochenende jene Feststellung: „Wenn nicht jetzt, wann dann?“ Es steht schließlich das Heimspiel gegen den Aufsteiger VTV Mundenheim auf dem Programm. Es ist eine unromantische Feststellung, doch die Panther müssen dieses Spiel gewinnen, weil die ohnehin nicht riesigen Chancen auf den Klassenerhalt sonst auf den absoluten Nullpunkt sinken.
Zwei Zähler vor den Panthern liegen die Niederrhein-Nachbarn TV Korschenbroich (15./4:18) und TV Aldekerk (14./18), die ebenfalls runter in die Regionalliga müssten, falls jetzt Schluss wäre. Wiederum jeweils zwei Punkte besser stehen das HLZ Friesenheim-Hochdorf II (13./6:16) und eben die Mundenheimer (Zwölfter/6:16), die zurzeit zusammen mit den drei Letzten jenen durchaus überschaubaren Fünfer-Kreis bilden, aus dem vielleicht die drei Kandidaten für den Abstieg ermittelt werden. Viel größer dürfte die Gruppe der besonders Gefährdeten nicht mehr werden, zumal oberhalb des Elften HSG Rodgau Nieder-Roden (8:12) ausschließlich Klubs zu Hause sind, die mindestens über ein ausgeglichenes Konto verfügen – wie der Zehnte TSG Haßloch (11:11) und der Neunte TuS 82 Opladen (11:11). Daraus folgt, dass die Panther nur durch ihren ersten Saisonsieg im Geschäft bleiben und sonst fast komplett den Anschluss zu verlieren drohen. Die VTV etwa, die aus Rheinland-Pfalz kommt und sich selbst „Munnremer Hornissen“ nennen, stünden dann bereits bei acht Pluspunkten, was die Gastgeber nachvollziehbar verhindern wollen. „Mundenheim verfügt über eine junge und spielstarke Mannschaft, die uns alles abverlangen wird“, sagt Panther-Coach Oelze, „nichtsdestotrotz stehen die Chancen 50:50. Wir werden alles dafür geben, endlich den ersten Erfolg einzufahren.“
Gegen Nieder-Roden, das offensichtlich die Grenze zwischen Sicherheit und Abstiegsangst markiert, treten die Korschenbroicher an – und das nicht mit wesentlich weniger Druck. Das Team von Trainer Frank Berblinger gewann am zweiten Spieltag gegen Mundenheim (27:24) und am neunten gegen die Panther (26:24), kam jedoch sonst in der Regel nicht über gute Ansätze hinaus. Mut machte Berlinger nun nicht zuletzt ein Teil des vergangenen Auftritts bei der HSG Dutenhofen-Münchholzhausen II (Siebter/12:10), als der TVK nach einem 10:17-Rückstand fast noch was Zählbares mitgenommen hätte: „Die Jungs haben bis zum Ende alles gegeben und so müssen wir weitermachen. Das wird sich früher oder später in Punkten auswirken.“ Das muss es tatsächlich auch – und deshalb verwundert es nicht, wie sich Berblinger den kommenden Samstagabend in der Waldsporthalle vorstellt. „Wir wollen mit derselben Leidenschaft und Einstellung agieren, wie uns dies im zweiten Durchgang in Dutenhofen gelungen ist“, sagt Korschenbroichs Trainer, „gemeinsam wollen wir mit unseren Fans alles dafür geben, um die Zähler fünf und sechs einzufahren.“ Ein Sieg wäre zudem gut dafür geignet, mit Rückenwind ins Kellerduell am 29. November beim TV Aldekerk zu fahren, der sich wie kein anderer auskennt mit maximal verzwickten Aktionen und dem Fortkommen von dort. Bestes Beispiel für die Aldekerker Comeback-Qualitäten war sicher die vergangene Saison.
Fast auf den Tag genau ein Jahr ist es her, als der TVA mit seinen 2:18 Zählern ebenfalls mitten im Abstiegskampf feststeckte. Dann gab es am 18. November 2023 ein 40:30 gegen die TSG Haßloch und den Sprung auf 4:18 Zähler – auf jene Marke, die auch aktuell auf dem Konto zu finden ist. Weil sich Aldekerk seinerzeit aber anschließend am 25. November 2023 mit dem 30:27 beim TuS 82 Opladen erneut durchsetzte, waren es auf einmal 6:18 Punkte. Und rein mathematisch kann das Team des Trainergespanns Tim Gentges/Nils Wallrath diesen Wert für die Jetzt-Zeit nur erreichen, wenn es bei der HG Saarlouis (Achter/12:10) für eine Überraschung sorgt. Gentges weiß, dass die Hürde trotz des bisher eher durchwachsenen Saisonverlaufs bei der HG extrem hoch sein dürfte: „Die Aufgabe wird mal wieder ein hartes Stück Arbeit, aber die Leistung der letzten Woche und die Leistungen im Training machen uns Mut. Das zeigt, dass wir auf Augenhöhe mit den guten Mannschaften in dieser Liga agieren können, und es ist wichtig, dass wir Kontinuität reinbekommen, um das über eine längere Dauer in einem Spiel zu machen und vor allem auch häufiger in Spielen. Dann habe ich keinen Zweifel daran, dass wir noch punkten werden. Ob das jetzt in Saarlouis gelingt, sei mal dahingestellt. Das ist immer noch eine unfassbar gute Mannschaft, aber wir fahren auch nicht hin, um einfach Punktelieferant zu sein. Wir werden versuchen, den bestmöglichen Kampf zu bieten, und es muss wieder unser Ziel sein, dass wir Saarlouis ins Schwitzen bekommen, dass sie sich strecken müssen. Je länger wir das hinbekommen, desto größer ist die Chance, dass wir über Punkte sprechen können – über Punkte, die vielleicht nicht eingeplant sind. Das erste Ziel wird wieder sein, ein gutes Spiel hinzulegen. Wenn dann hintenrum was abfällt für uns, sind wir die Letzten, die sagen, dass nehmen wir nicht mit.“
Für die Zeit nach dem kommenden Wochenende haben sich alle Hauptdarsteller vom Niederrhein vermutlich längst den 29. November vorgemerkt: Dann wird das Duell zwischen Aldekerk und Korschenbroich mit darüber entscheiden, wer weiter richtig hoffen kann. Der TVA beschließt das Jahr 2024 danach am 7. Dezember mit den Partien bei der HSG Dutenhofen-Münchholzhausen II und am 14. Dezember gegen die HSG Rodgau Nieder-Roden. Für Koschenbroich geht es über Rodgau Nieder-Roden und Aldekerk am 7. Dezember zum Dritten Saase3 Leutershausen (16:6) und am 14. Dezember gegen Saarlouis. Die Panther schließlich steuern über Mundenheim am 29. November beim Longericher SC, am 7. Dezember gegen die TSG Haßloch und am 14. Dezember beim TV Gelnhausen dem Ende des Handballjahres 2024 entgegen. Schlussfolgerung eins aus dem bisherigen Saisonverlauf: Weder der TVA noch der TVK oder die Panther sind irgendwann oder irgendwo auf dieser Reise ein Art Favorit. Schlussfolgerung zwei: Sie alle müssen fast heilfroh darüber sein, dass mindestens Mundenheim ein noch härteres Programm vor sich hat – jetzt bei den Panthern, am 30. November gegen Gelnhausen, am 7. Dezember in Longerich, am 14. Dezember in Opladen.
Jene Opladener gehören auf dem neunten Platz zu einer Art Grauzone – ohne eine realistische Chance nach oben, ohne eine drohende Gefahr von unten. Trainer Stefan Scharfenberg wünscht sich von seiner Mannschaft für die Aufgabe bei der TSG Haßloch in erster Linie, dass sie so engagiert Auftritt wie zuletzt gegen Gelnhausen, als der TuS 82 beim 26:30 kurz vor der Pause mit 10:17 zurücklag und die Lücke nach der Pause wenigstens deutlich begrenzen konnte. „Das wird in Haßloch ein Spiel auf Augenhöhe, sie spielen eine sehr ähnliche Saison, sodass wir gewarnt sind. Wir wollen den Schwung aus dem Gelnhausen-Spiel, auch wenn wir verloren haben, mitnehmen – diese Energie in den Zweikämpfen in der Defensive, und die im Angriff. Es geht darum, unser Tempospiel durchzudrücken und Haßloch vor größere Probleme zu stellen. Wir freuen uns auf das Spiel und wollen diese zwei Punkte ziehen. Wir wissen, dass das alles andere als eine leichte Aufgabe wird, aber die Mannschaft hat Bock drauf.“
Bock auf den nächsten Einsatz hat – wie immer – auch der Longericher SC, der die Gelegenheit sieht, sich als Vierter (15:7) hinter Krefeld und Gelnhausen im oberen Drittel festzubeißen, und dafür am liebsten beim Fünften HSG Hanau (14:8) ebenfalls was tun will. LSC-Trainer Chris Stark rechnet dabei mit einer Menge Gegenwehr durch die Gastgeber: „Die beiden Mannschaften liegen super-nah beieinander und so erwarten wir ein Spiel auf Augenhöhe. Die HSG ist ein absoluter Top-Gegner und gerade zu Hause eine hohe Hausnummer. Hanau ist sehr eingespielt, von daher ergibt sich eine kompakte Einheit. Das ist auch tabellarisch ein extrem wichtiges Spiel, alleine deshalb könnte die Motivation nicht höher sein. Wir haben uns ein paar Dinge überlegt, die wir hoffentlich auf den Platz bringen, damit wir den Gegner vor neue Aufgaben stellen.“ In Jonas Kämper (Verletzung am großen Zeh) droht allerdings der bisher beste Werfer der Kölner auszufallen, der es in elf Einsätzen bereits auf 77 Treffer ohne Siebenmeter gebracht hat und damit – gemessen an den Feldtoren – der gefährlichste Rückraumspieler der 3. Liga Süd-West ist. Direkt hinter ihm liegen Jörn Persson (75/elf Spiele/HSG Krefeld Niederrhein) und Ante Simic (74/10). Dass Simic mit einem Durchschnitt von 7,4 Toren pro Partie sogar den Liga-Bestwert stellt, ist zwar maximal bemerkenswert, allerdings für seine Bergischen Panther eher kein großer Trost. Da kann vermutlich zunächst höchstens ein Sieg gegen Mundenheim helfen.