Regionalliga Nordrhein
Tabellenführer: Ratingen wirft seinen Hut in den Ring
Interaktiv übernimmt mit 36:30 bei der HSG Refrath/Hand den ersten Platz vom TSV Bayer Dormagen II. HC Weiden festigt durch 29:23 gegen Essen II den vierten Rang.

Läuft doch! Filip Lazarov ist als Trainer mit seinen Ratingern nahezu perfekt unterwegs. Ob es am Ende sogar der direkte Wieder-Aufstieg in die 3. Liga wird? (Foto: Markus Verwimp)

HSG Refrath/Hand – Interaktiv.Handball 30:36 (16:19). Dieses war für die Ratinger der sechste Streich und nun, da das halbe Dutzend an Siegen hintereinander voll ist, sind sie zumindest vorerst auf dem Gipfel angekommen: Interaktiv hat bei jetzt 16:2 Punkten die Tabellenspitze vom TSV Bayer Dormagen II übernommen (14:0), der allerdings mit zwei Partien im Rückstand ist. Ob Interaktiv in der Saison direkt nach dem Abstieg aus der 3. Liga tatsächlich in der Lage sein könnte, die Dormagener im Kampf um die Meisterschaft nachhaltig zu ärgern, wird sich bestimmt am 7. Dezember im Duell der beiden Top-Teams in Dormagen zeigen. Vorher können die am nächsten Wochenende pausierenden Ratinger in Ruhe beobachten, wie der TSV Bayer II am 30. November im Spitzenspiel beim Dritten TSV Bonn rrh. (Dritter/14:2) abschneidet. Die Refrather sind dagegen nach dem 23:30 gegen Dormagen, dem 29:30 beim Vierten HC Weiden (12:4) und der Niederlage gegen Interaktiv im Grunde dort angekommen, wo sie sich selbst irgendwie auch sehen – als Siebter mit 8:8 Zählern im Mittelfeld. Trainer Kelvin Tacke ordnete den Abend und die gesamte Lage realistisch ein: „Unter dem Strich hat Interaktiv verdient gewonnen. Sie stehen zu Recht da, wo sie stehen, der Qualitätsunterschied war schon zu erkennen. Wir haben versucht, alles reinzuwerfen trotz unserer personellen Probleme. Da kann ich der Mannschaft nur ein Kompliment machen. Ich habe gesagt, dass wir nach den Spielen gegen Dormagen, Weiden und Interaktiv wissen, wo wir stehen. Und jetzt muss man sagen, das ist nicht unsere Kragenweite. Aber das ist das, woran wir uns messen müssen und an dem wir sehen, woran wir arbeiten müssen.“

Refrath drehte das 3:5 (5.) aus der Startphase dieses Nachholspiels ins eigene 8:6 (10.) und lag übers 8:8 (13.) ab dem 9:10 (16.) immer zurück. Vom 12:16 (22.) kam die HSG wieder auf 16:18 (28.) und nach dem Wechsel auf 19:20 (35.) und 20:21 (35.) heran, ehe Interaktiv durch einen 6:0-Lauf innerhalb von sieben Minuten zum 27:20 (42.) für die entscheidende Wende sorgte. Bei diesem klaren Polster blieb es bis zum Schluss fast durchgehend – 30:23 (47.), 32:25 (52.), 33:27 (54.), 34:27 (55.), 36:29 (58.), 36:30 (60.). Stanko Sabljic, bei den Ratingern als Kreisläufer eine Führungsfigur auf der Platte und als Sportlicher Leiter für die Kaderplanung zuständig, war zunächst erleichtert – und er sah sich bestätigt: „Das war für uns eine sehr schwierige Aufgabe. Ich bin sehr froh und sehr stolz auf die Mannschaft, wie wir das am Ende gelöst haben. Wir haben mit drei A-Jugendlichen gespielt, die eine sehr wichtige Rolle hatten. Das alles gibt mir als Sportlicher Leiter einen guten Hinweis, dass wir auf einem sehr guten Weg sind. Die jungen Spieler entwickeln sich.“ Vielleicht liegt bei Interaktiv im Herbst 2025 ein Geheimnis für den zurzeit anhaltenden Erfolg darin, dass sie auf dem Boden bleiben und lieber auf die erkannten Baustellen hinweisen. „Auf jeden Fall müssen wir noch viele Sachen besser machen“, stellte Sabljic fest, „da ist auf jeden Fall noch Luft nach oben. Für so ein Spiel müssen wir zufrieden sein, das war eine gute Vorstellung von uns.“

HSG Refrath/Hand: Hablowetz, Krämer – Krause (3), Schallenberg (3), Faust (3), Greffin (5), Geerkens (4), Hohenschon (2), Georgi, Winter (5/1), Merz, Speckmann (2), Mokris (2), Capota (1).

Interaktiv.Handball: Bliß, Karic – Heinrichsmeyer (1), Schulz (2), Venedey (1), Perschke (5), Ludorf, Kübler, Yamada (4), Nuic (5), Koenemann, Maric (9/4), Wenzel (3), Sabljic (6).

 

HC Weiden – TuSEM Essen II 29:23 (14:12). Was im Ergebnis nach einer klaren Sache aussieht, war in Wirklichkeit ein Freitagabend mit viel Kampf und Einsatz für favorisierte Weidener, weil Essen im Nachholspiel bis in die Schlussphase hinein keinen Millimeter aufgab und auf Sichtkontakt blieb. Unter dem Strich landeten die beiden Zähler aber bei Weiden, das sein Konto auf 12:4 Punkte aufstockte und als Vierter weiter fest zum oberen Drittel in der Regionalliga gehört. Trainer Marc Schlingensief konnte wie seine Mannschaft durchatmen: „Das war das erwartet harte Stück Arbeit. Wir haben uns vor im Angriff phasenweise ordentlich schwergetan.“ Der zentrale Schlüssel zum Sieg war für ihn die starke Defensive mit dem gut aufgelegten Torhüter Tom Keller (15 Paraden). Kollege Sebastian Hosenfelder erwies sich erstens als fairer Verlierer – und er hätte sich zweitens ein knapperes Ergebnis gewünscht. „Wir verlieren am Ende verdient, wenn auch zwei bis drei Tore zu deutlich“, fand der TuSEM-Coach, dessen Essener nun bei 6:8 Zählern auf Rang acht knapp vor der Zone liegen, in der es angesichts des zu erwartenden erhöhten Abstiegs (hängt von der Entwicklung in der 3. Liga ab) richtig gefährlich wird.

Weiden lag beim 1.2 (6.) ein einziges Mal in Rückstand und bekam die Partie nach dem 6:6 (13.) besser in den Griff – 9:6 (17.), 12:8 (24.), 14:10 (30.). Weil Essen in der letzten Minute der erste Halbzeit auf 11:14 und 12:14 verkürzt und direkt in der ersten Minute der zweiten auf 13:14 (31.), war es plötzlich wieder richtig eng – was Weiden mit der aus seiner Sicht passenden Antwort und der 18:13-Führung (38.) beantwortete. Anschließend blieb der HC zwar bis zum 23:17 (49.) komfortabel vorne, doch aus dem Rennen ließ sich Essen vorerst nicht nehmen: Eine eigene 4:0-Serie zum 21:23 (53.) sowie das 22:24 (56.) etwas später sorgten für neue Spannung. Für TuSEM-Coach Hosenfelder ließ sich einfach erklären, dass aus einer Wende nichts wurde: „Wir liegen nur noch mit zwei  Toren zurück und haben zwei Mal die Chance, noch näher heranzukommen. Erst das folgende Tor für Weiden und die gleichzeitige Zwei-Minuten-Strafe gegen uns brachten die Entscheidung.“ Gleichzeitig hätte allerdings auch der HC früher für die Entscheidung sorgen können, als er zunächst bei einer Zeitstrafe gegen Islam Eissa (56.) eine Unterzahl überstand und zugleich einen Siebenmeter nicht zu nutzen wusste. Nach dem 25:22 (58.) durch Jonas Scheidtweiler musste auf der anderen Seite Maximilian Ernst bei den Essenern runter – und Weidens Scheidtweiler konnte ein paar Sekunden später auf 26:22 (57.) erhöhen, ehe die Hausherren das Ergebnis auf der Zielgeraden vom 26:23 (58.) noch zum 29:23 (60.) nach oben schraubten.

HC Weiden: Schroif, Keller – J. Frauenrath (7/4), Xhonneux (1), Wolff, Scheidtweiler (5), Gerke (2), Rojko, Kemper, Bösel (5), Fiedler (2), K. Frauenrath (5), Meurer (2), Eissa.

TuSEM Essen II: Zabel, Solbach Domingo – Scherz (1), Heiderich, Scholten (4), Neher (2/1), Petersen (3), Asci (2), Schmidt, Lewandowski (2), Ernst (7), Bandura, Mittich (2).