28. November 2024 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Es gibt da erstaunlich viele Gemeinsamkeiten und weil die beiden Nachbarn, keine 40 Kilometer voneinander entfernt zu Hause, vor allem in der größten Not vereint sind, könnten sie darauf gut und gerne verzichten. Dass jeweils nur vier Punkte auf dem Konto stehen, ist dabei im erwarteten Kampf um den Klassenerhalt natürlich deutlich weniger als erwartet. Dass beide jeweils gegen die Bergischen Panther gewonnen haben, hat in der Summe auch noch keinem richtig geholfen: Das 33:29 des TV Aldekerk im Bergischen stammt vom 3. Oktober und ist damit inzwischen bereits fast acht Wochen alt, während das 26:24 des TV Korschenbroich gegen die Panther vom 26. Oktober jünger daherkommt, die allgemeinen Sorgen aber bisher auch nicht durchgreifend lösen konnte. Zuletzt kassierten beide dann bittere Pleiten – der TVK in eigener Halle mit dem 25:36 gegen die HSG Nieder-Roden (Elfter/10:12), der TVA mit dem 25:43 bei der HG Saarlouis (Siebter/14:10). Folge daraus: Beide haben bei 4:20 Zählern zusätzlich ein ziemlich miserables Torverhältnis – der Vorletzte Aldekerk eins mit minus 61, der neue Letzte Korschenbroich eins mit minus 63. Sogar das bisherige Schlusslicht Bergische Panther (ebenfalls 4:20), das jetzt mit dem 30:26 über die VTV Mundenheim seinen ersten Erfolg überhaupt in dieser Saison schaffte, liegt mit minus 31 besser und das sogar relativ klar. Was unverändert ist: Die drei Niederrhein-Vertreter teilen sich weiterhin die drei Abstiegsplätze und ihr einziger gemeinsamer schmaler Trost dürfte darin liegen, dass der Abstand zum Viertletzten Mundenheim (6:18) sicher nicht uneinholbar aussieht. Davor liegt allerdings nur noch der Zwölfte HLZ Friesenheim-Hochdorf II (8:16) in Reichweite, während bei der HSG Rodgau Nieder-Roden (10:12) bereits jene Mittelfeld-Zone beginnt, an die Panther, Aldekerk und Korschenbroich zumindest vorerst und wahrscheinlich für längere Zeit keinen Gedanken verschwenden dürfen. Was ist denn nun das direkte Aufeinandertreffen an diesem Freitagabend in der Vogteihalle zwischen Aldekerk und Korschenbroich? Wohl nichts anderes als ein Kampf ums sportliche Überleben. Wer verliert, dürfte draußen sein, und er muss tatsächlich noch vor dem Ende der Hinrunde viel eher für die Regionalliga planen als für ein weiteres Jahr in der 3. Liga.
Über die Bedeutung des Spiels sind sich die Beteiligten logischerweise im Klaren. „Beide Mannschaften haben ordentlich Druck, was die Tabellenkonstellation angeht, und es ist ein Derby“, sagt etwa TVK-Trainer Fank Berblinger, „beide brauchen die Punkte für den Nicht-Abstieg. Dementsprechend wird eine ordentliche Atmosphäre in der Halle sein.“ Kollege Tim Gentges sieht das zwar grundsätzlich ähnlich, will dabei aber nichts von einer Art Finale wissen: „Es treffen zwei Mannschaften aufeinander, die in ähnlichen Situationen stecken – volles Brett im Abstiegskampf und schon ein bisschen mit dem Rücken zur Wand. Aber dieses Spiel wird – egal, wie es ausgeht – am Ende des Tages keine Entscheidung sein. Dafür ist die Saison noch viel zu lang. Nichtsdestotrotz wird dieses Spiel schon sehr deutlich einen Weg vorzeigen, in welche Richtung es geht.“ Was die beiden Verantwortlichen an der Seitenlinie ebenfalls eint, ist die Sicht auf einen Mangel an Konstanz – der die Klubs definitiv zur Unzeit erwischt hat und praktisch keine Vorhersage fürs bevorstehende Duell zulässt. Berblinger hält sich deshalb eher am Allgemeinen fest: „Auf jeden Fall müssen wir zusehen, dass wir die Köpfe nach dem letzten Spiel freikriegen, dass wir uns trotzdem eine gewisse Portion Lockerheit beibehalten, nicht zu verkrampft in das Spiel reingehen und dann mit allem, was wir haben, dagegenhalten – nicht nur handballerisch, sondern auch mental und körperlich, um den bestmöglichen Erfolg zu haben und hoffentlich was Zählbares aus Aldekerk zu entführen.“ Eine halbwegs positive Nachricht gab es jetzt immerhin von Max Zimmermann, der gegen Rodgau eine Verletzung am Daumen erlitten hatte – die immer noch stark genug, doch in ihren Auswirkungen nicht ganz so heftig ist, wie es zunächst aussah. Der Rechtsaußen soll für zwei Wochen eine Schiene tragen und anschließend mit einem Aufbautraining beginnen. Der Kapitän wird den Korschenbroichern, die ansonsten alle Mann an Bord haben, damit nicht nur in Aldekerk fehlen.
Dort ist Gentges unter anderem froh darüber, dass ihm wieder mehr Personal zur Verfügung steht und etwa der zuletzt zweimal angeschlagen fehlende Torhüter Paul Keutmann auf den Posten zwischen den Pfosten zurückkehren kann. „Das bringt noch mal Sicherheit“, betont der TVK-Coach – um zugleich die übrigen Torleute wie Nick Buchmüller, Joscha und Janik Schoemackers in Schutz zu nehmen: „An ihnen hat es zuletzt nicht gelegen.“ Dass die Aldekerker im Durchschnitt pro Partie 31,5 Gegentreffer hinnehmen mussten, ist aktuell sowieso nicht ihr größtes Problem – das vielmehr deutlich vorne liegt. Die bisher in zwölf Spielen erzielten 317 Treffer bedeuten, dass der TVA pro Spiel lediglich 26,41 Tore schafft und damit im Moment den Minusrekord in der Liga hält. Natürlich wünscht sich Gentges hier allgemein eine Steigerung und trotzdem hält er es für abwegig, dass etwa seine eigene Mannschaft oder die Korschenbroicher wie auf Knopfdruck in einen Zauber-Handball umschalten können: „Man sollte am Freitag keinen Leckerbissen erwarten. Das wird ein Spiel sein, dass zu einhundert Prozent vom Kampf und vom Willen lebt, und am Ende soll es egal sein, wie man spielt, wenn man die zwei Punkte hat. Die Halle muss brennen und wir müssen brennen. Wir wollen allen verdeutlichen und aufzeigen, dass wir weiter gewillt sind, nicht aufzugeben, und dass wir weiterhin gewillt sind, alles dafür zu tun, dass wir am Ende des Tages ein erhebliches Wörtchen um den Klassenerhalt mitsprechen. Wir sind alle gespannt, wir sind heiß, wir haben Bock. Wir hoffen einfach auf ein geiles Derby – und aus unserer Sicht natürlich mit dem besseren Ende für uns.“ Jede Wette: Das kann Berblinger voll nachvollziehen. Nur in Bezug auf das bessere Ende wird er eine ganz andere Idee haben.
Eine weitere spannende Frage ist die, ob und wie die Bergischen Panther im Abstiegskampf weiter vorankommen – was ja für etwas mehr Sicherheit zumindest mittelfristig unabdingbar ist. Das jüngste 30:26 über den Aufsteiger Mundenheim war in diesem Zusammenhang auf jeden Fall wichtig und der erste Erfolg überhaupt in dieser Saison sorgte im Bergischen entsprechend für riesige Erleichterung. Außerdem ist das vorher ganz hinten festklebende Team des neuen Trainergespanns Alexander Oelze/Jens-Peter Reinarz im Augenblick den letzten Tabellenplatz los – was die Not wenigstens ein bisschen lindert und trotzdem wenig daran ändert, dass die Panther am Freitagabend beim Longericher SC als klarer Außenseiter gelten (müssen). Grundsätzlich sind die Kölner schließlich nach vier Siegen in Folge als Dritter (17:7) eine Art Spitzenreiter für den Rest des Feldes hinter den klar führenden HSG Krefeld Niederrhein (23:1) und TV Gelnhausen (19:3). LSC-Trainer Chris Stark nimmt den aktuellen Höhenflug zwar ziemlich stolz zur Kenntnis, warnt jedoch mit dem Blick auf die bevorstehende Aufgabe eindringlich vor Leichtsinn: „Nach dem Sprung auf Platz drei sieht es bei uns sehr euphorisch aus, das macht gerade großen Spaß. Meine Beobachtung ist, dass die Panther in den ersten Wochen ein bisschen Lehrgeld zahlen mussten und jetzt im Tabellenkeller festsitzen. Aber sie können in jedem Spiel gefährlich werden und wir sind da absolut gewarnt, denn es ist ein Aufwärtstrend erkennbar in den letzten Wochen. Wir versuchen, das Spiel nicht wie Dritter gegen Abstiegsplatz anzugehen, sondern wie ein Derby auf Augenhöhe. Und wir versuchen, mit 110 Prozent ins Spiel zu gehen. Wir wollen offensiv agieren und sehen, dass wir wieder in den Bereich von über 30 Toren kommen. Wenn uns das gelingt, bin ich guten Mutes, dass wir gewinnen können. Wir freuen uns auf Freitag.“ Das mit den 30 Toren können die Panther im Übrigen auch ganz gut: Ihre 360 Treffer aus zwölf Begegnungen bringen sie exakt auf diesen Durchschnitt, der in der 3. Liga immerhin der neuntbeste Wert ist. Kein Wunder: Noch besser kommt in dieser Statistik der LSC daher, dessen Durchschnitt von 33,91 Toren (insgesamt 407) sogar die drittbeste Marke hinter der HG Saarlouis (34,66) und der HSG Krefeld Niederrhein (34,33) bedeutet.
Eine ganz eigene Marke hat inzwischen der TuS 82 Opladen gesetzt, der die Saison mit einem 32:29 gegen den TV Aldekerk und einem 21:28 bei der HSG Rodgau Nieder-Roden begann, ehe er gegen die HSG Dutenhofen-Münchholzhausen II mit dem 30:25 und beim TV Korschenbroich mit dem 34:31 zweimal hintereinander gewann und sein Konto dadurch auf 6:2 Punkte schraubte. Seit diesen beiden September-Siegen hat die Mannschaft von Trainer Stefan Scharfenberg dann Beständigkeit allenfalls in einem stetigen Auf und Ab gezeigt – 30:34 beim Longericher SC, 32:24 gegen das HLZ Friesenheim-Hochdorf II, 29:32 bei Saase3 Leutershausen, 37:29 gegen die HG Saarlouis, 32:33 beim TV Kirchzell, 39:39 bei den Bergischen Panthern, 26:30 gegen den TV Gelnhausen, 39:23 am vergangenen Wochenende gegen die TSG Haßloch. Das ergibt in der Summe bei 13:11 Zählern den achten Platz und die letzte Position in der oberen Hälfte, die jetzt zunächst im Heimspiel gegen die knapp besser eingestufte HSG Hanau (Sechster/14:10) auf dem Spiel steht. Anschließend beendet Opladen das Handballjahr 2024 mit der maximal schwierigen Prüfung am 7. Dezember beim Spitzenreiter HSG Krefeld Niederrhein und am 14. Dezember gegen gefährdete Mundenheimer. Vielleicht greift der TuS 82 zu dieser Idee: Er gewinnt gegen Hanau und holt dadurch zum zweiten Mal zwei Siege in Folge. Anschließend könnte er eine etwaige Niederlage in Krefeld verkraften und wäre durch einen Sieg über Mundenheim am Ende des Jahres wieder im „normalen“ Rhythmus sowie bei 17:13 Punkten angekommen. Damit ließe sich als Hinrunden-Abschluss bestimmt ganz gut leben.
Der an der Tabellenspitze fest im Sattel sitzenden HSG Krefeld Niederrhein sind derlei Rechenspiele völlig fremd und für die Mannschaft von Trainer Mark Schmetz geht es nach dem denkwürdigen 23:23 im Gipfeltreffen zunächst eher um die Frage, ob sie die Hinrunde tatsächlich ohne jede Niederlage übersteht. In eigener Halle sind die Eagles gegen die TSG Haßloch (Zehnter/11:13) sowieso der ziemlich klare Favorit, ehe sie am 7. Dezember in Opladen und am 14. Dezember gegen Longerich noch zwei Mal auf Konkurrenten aus der oberen Hälfte treffen – und dort sicher auch nicht der krasse Außenseiter sind. Schmetz fordert die Krefelder zunächst fürs Duell mit Haßloch zu maximaler Leidenschaft und Konzentration auf. „Wir empfangen eine Mannschaft, die man definitiv nicht unterschätzen darf“, sagt der HSG-Coach, „sie verfügen über viele Qualitäten in ihrem Spiel, auf die wir uns intensiv einstellen müssen. Die diversen Aufgaben, die uns mit Sicherheit gestellt werden, sorgen dafür, dass wir das Spiel sehr ernst nehmen müssen.“ Auf der anderen Seite geht der Tabellenführer, für den nichts anderes als der Einzug in die Aufstiegsrunde und der Sprung in die 2. Bundesliga zählen, allerdings mit dem ausgeprägten Selbstbewusstsein aus einer Serie von zwölf Spielen ohne Niederlage in den Abend: „Wir wollen dominant auftreten und diese Partie von Beginn an bestimmen. Wenn uns das gelingt, sehe ich gute Chancen, dass wir nach 60 Minuten feiern dürfen.”