3. Liga
Aldekerk darf hoffen, Korschenbroich muss weiter leiden
TVA atmet nach 31:28 im Abstiegsduell mit dem TVK auf. Der Dritte Longericher SC überfährt Panther beim 42:30 mit Turbostart in die zweite Halbzeit.

Suchende: Faban Küsters (Mitte/Nummer 23) und die Aldekerker fanden aber insgesamt ein paar Lösungen mehr als Maximilian Eugler (links) und Ben Büscher (rechts) mit den Korschenbroichern. (Foto: Michael Jäger)

TV Aldekerk – TV Korschenbroich 31:28 (17:16). Über die Schönheit des Spiels wollte ja schon vorher keiner sprechen – was sich für diesen Freitagabend als ziemlich realistisch erwies, weil beide Seiten tatsächlich ganz andere Sorgen hatten und das auch auf der Platte zeigten. Wie das allgemeine Niveau aussah, dürfte nachvollziehbar die Aldekerker spätestens mit der Schluss-Sirene ohnehin nicht mehr im Geringsten interessiert haben, denn sie brachten eine Woche nach dem desaströsen 25:43 beim Siebten HG Saarlouis (14:10 Punkte) zwei fürs sportliche Überleben maximal wichtige Zähler aufs doch arg darbende Konto. Aus dem Schneider oder nur in der Nähe von Sicherheit ist die Mannschaft des Trainergespanns Tim Gentges/Nils Wallrath damit aber immer noch nicht – und nur bei jetzt 6:20 Zählern vom vorletzten auf den drittletzten Platz vorgerückt. Zusammen mit den Bergischen Panthern, die ebenfalls am Freitagabend beim Dritten Longericher SC (19:7) chancenlos blieben und mit 30:42 den Kürzeren zogen, und den Korschenbroichern (beide 4:22) müsste der TVA unverändert absteigen, falls bereits jetzt Schluss wäre. Was für alle drei hilfreich wäre: Dass das HLZ Friesenheim (Zwölfter/8:16) und die VTV Mundenheim (6:18) in ihren Samstags-Aufgaben bei der HSG Rodgau Nieder-Roden (Elfter/10:12) und gegen den TV Gelnhausen (Zweiter/19:3) leer ausgehen. Vor allem den Korschenbroichern bleibt im Moment vielleicht sowieso nur das Prinzip Hoffnung. Die Mannschaft von Trainer Frank Berblinger lieferte im Abstiegduell erneut keinen Hinweis darauf, wie sie sich aus dem Keller befreien könnte – obwohl ihr die ebenfalls zahlreiche Fehler einstreuenden Hausherren oft genug die Gelegenheit dazu boten.

Der Sieg der Gastgeber vor 800 überwiegend auf ihrer Seite stehenden Zuschauern war allein deshalb verdient, weil Korschenbroich mit dem 3:2 (7.) durch Florian Krantzen nur ein einziges Mal die Führug übernehmen konnte. Übers 5:5 (12.), 6:6 (13.), 7:7 (15.) und 8:8 (15.) gab es zunächst jenen engen Kampf um jeden winzigen Vorteil, den beide Seiten erwartet hatten. Nach einer Auszeit beim Stande von 9:11 (19.) kam der TVK mit dem 11:11 (22.) erneut zurück, ehe den Aldekerken drei Treffer hintereinander zum 14:11 (23.) gelangen – und sie nach dem 15:12 (25.) doch den 15:15-Ausgleich (27.) hinehmen mussten. Auch beim 17:17 (32.) war der TVK noch einmal genau auf Augenhöhe unterwegs, ehe sich der Abend zunächst in kleinen Schritten auf die Seite der Hausherren zu neigen begann – 19:17 (38.), 20:18 (41.), 21:19 (42.), 22:20 (44.), 22:21 (45.). Die Entscheidung begann, als Korschenbroich nach der dritten Zeitstrafe gegen Steffen Brinkhues (45./Rote Karte) und einer weiteren Zeitstrafe gegen Maximilian Eugler (46.) dezimiert war: Aldekerk nutzte das Fehlen von Brinkhues zum 23:21 (46.) und die doppelte Überzahl zum 24:21 (46.). Als kurz darauf TVA-Rechtsaußen Sjuul Rutten für zwei Minuten runter musste (47.), machte dafür Korschenbroich nichts aus seinem Vorteil – und Aldekerk kam auf der anderen Seite sogar zum 25:21 (49.). Mit dem 26:21 (50.) von Thomas Brockmann waren die Gäste im Grunde geschlagen, obwohl sie selbst im Anschluss ans 22:28 (55.) durch eine extrem offensive Deckung noch einmal viel probierten, letzlich aber ohne Chance auf eine Wende blieben und leiglich ein bisschen Ergebniskosmetik betrieben.

Die Gefühlswelten der Beteiligten lagen hinterher genauso weit auseinander wie die Einschätzung zu den nervenaufreibenden 60 Minuten. „Das war ein geiles Derby“, fand Aldekerks Trainer Gentges, „die Halle hat gekocht – genau, wie wir es uns vorgestellt haben. Auf die Reaktion meiner Mannschaft bin ich sehr, sehr stolz mit diesem Kampfgeist und diesem Willen, sie hat eigentlich von der ersten Minute an klargestellt, dass für Korschenbroich hier nichts zu holen ist. Wir haben unbedingt gewollt und heute haben viele Komponenten gestimmt, viele sind über ihr Limit gegangen. Es ist völlig egal, wie hoch das war, das war in allen Belangen verdient und sehr, sehr wichtig für uns. Für den Moment sind wir einfach glücklich. Wir leben, das Dorf lebt, der Verein lebt. Herzlichen Glückwunsch an meine Mannschaft.“ Von einer ähnlichen Einschätzung weit entfernt blieb der Kollege Berblinger, der in Keeper Felix Krüger, Regisseur Mats Wolf und Außen Max Zimmermann drei Stammkräfte gar nicht an Bord hatte und auf andere nur in Teilzeit zurückgreifen konnte. „Wir waren extrem gebeutelt heute“, sagte Berblinger, „aber die Jungs haben alles rausgehauen und ein sehr ordentliches Spiel gemacht. Was die einfachen Fehler angeht, haben wir deutlich Schritte nach vorne gemacht. Bis zur Halbeit war es ein Derby, wie man sich das vorstellt. Nach der Halbzeit haben wir die ersten zehn Minuten in der Deckung richtig gut gearbeitet, daraus aber im Angriff keinen Profit draus schlagen können.“ Darüber hinaus fand er zum wiederholten Mal keinen wirklichen Gefallen an der Leistung der Unparteiischen: „Wir hatten wieder kuriose Schiedsrichter-Entscheidungen, wenn man sich das Zeitstrafenverhältnis von 8:3 gegen uns ansieht. Wir haben in der entscheidenden Phase zu viele freie Würfe nicht reingemacht, auf der anderen Seite haben die Schiedsrichter ihr Übriges dazu beigetragen.“ Auf dieser anderen Seite gab es gleichzeitig aber nur vier Siebenmeter für die Hausherren und sieben für Korschenbroich, das jedoch drei dieser Versuche nicht nutzen konnte. Nach der Pause traf Lucas Feld zunächst vom Strich zum 17:17 (32.), 18:19 (39.) und 19:20 (41.), ehe er beim Stande von 21:26 (50.) ebenso scheiterte wie vier Minuten darauf Ben Büscher beim Stande von 22:27 (54.). Das hat sicher rein gar nichts mit Benachteiligung durch die Schiedsrichter zu tun.

TV Aldekerk: Joscha Schoemackers, Keutmann – Mumme (1), Grützner (6), Fünders, Könnes (3), Hahn (4), Tobae (4), Küsters (4), Hansen, Brockmann (1), Thelen (1), Rutten (7/3).

TV Korschenbroich: Schoolmeesters, Jäger– Schiffmann (2), Krantzen (5), Eugler, Ghindovean (1), Klause (2), Brinkhues (1), Wolf, König (5/1), Zimmermann, Büscher (5), Müller, Feld (6/3), van Katwijk, Bitzel (1).

Longericher SC – Bergische Panther 42:30 (23:19). Für rund 20 Minuten sah es so aus, als könnten die Panther den Favoriten etwas ernsthafter in Bedrängnis bringen. Für die weiteren 40 Minuten sah es dann aber so aus, als müssten die Kölner nur ein bisschen aufs Gaspedal tippen, um die Partie in die von ihnen erhoffte Richtung zu lenken. Daraus folgte jedenfalls in der Summe, dass der LSC über zwei Drittel dieses Freitagabends absolut dominierend war und auf der Zielgeraden beinahe wie selbstverständlich die 40-Treffer-Marke knackte. Das 40:26 ging in der 56. Minute auf das Konto des insgesamt sieben Mal erfolgreichen Lennart Niehaus, den die Panther im Übrigen sowieso nicht richtig in den Griff bekamen. Dabei war Niehaus intern „nur“ die Nummer zwei der besten Werfer – und die Liste der Top-Torschützen beim LSC war tatsächlich beeindruckend: Lennart Leitz neun Tore, Niehaus, Lukas Martin Schulz und Jonas Kämper jeweils sieben, Lennart Wörmann sechs. Einfache Rechnung: Alleine diese fünf hätten rein mathematisch einen 36:30-Sieg herausgearbeitet für Longerich, das durch seinen fünften Erfolg hintereinander bei 19:7 Punkten seinen dritten Rang hinter der HSG Krefeld Niederrhein (23:1) und dem TV Gelnhausen (19:3) untermauerte. Die Panther dagegen, die zuletzt mit dem 30:26 über den Aufsteiger VTV Mundenheim (13./6:18) ihren ersten Saisonsieg geholt hatten, verloren eine Position und sie sind wieder Vorletzter – wie der Letzte TV Korschenbroich mit 4:22 Punkten ausgestattet. In einer Art Schicksalsgemeinschaft belegen Aldekerk, Panther und Korschenbroich zurzeit weiterhin die drei Abstiegsränge.

Beide Seiten bewegten sich im Turbotempo durch die Anfangsphase und nach zehn kaum Minuten standen mit dem 10:7 (10.) für Longerich bereits 17 Treffer auf der Anzeigetafel. Die Panther, die bis zum 3:3 (4.) jeweils schnell ausglichen und gleichzeitig über die gesamten 60 Minuten kein einziges Mal führten, blieben übers 7:9 (8.), 8:11 (11.) und 9:12 (12.) dran, bevor sie mit 10:15 (17.) in Rückstand gerieten – und darauf mit einer 4:0-Serie zum 14:15 (21.) antworteten. Anschließend machte der Außenseiter auch noch am Ende der erste Hälfte mit dem 19:23 (30.) den Eindruck, halbwegs mithalten zu können – den die Kölner allerdings mit ihrem Turbostart in den zweiten Durchgang schnell zum Einsturz brachten. Fünfeinhalb Minuten waren absolviert, als Longerich schon mit 27:19 (36.) führte und die überfahrenen Panther zu einer Auszeit zwang – die allerdings weniger als nichts am Geschehen auf der Platte änderte. Dabei konnten sich der LSC und Lukas Martin Schulz zum Beispiel völlig unbeschadet den Luxus leisten, beim Stande von 28:19 einen Siebenmeter auszulassen (39.), weil der Gegner in dieser Phase komplett von der Rolle war und kurz darauf im Eilverfahren zum Abschluss eines Kölner 7:0-Laufs dennoch zwei weitere Treffer kassierte – 29:19 (39.), 30:19 (40.). Ab diesen Zeitpunkt bewegte sich die Lücke zwischen den beiden ungleichen Kontrahenten auch immer im zweistelligen Bereich und der LSC konnte es sich im letzten Drittel zunehmend erlauben, erstens personell konsequent durchzuwechseln und zweitens auf die ganz konsequente Abwehrarbeit erneut zu verzichten.

„Es war ein hartes Stück Arbeit, den Gegner dahin zu bekommen, dass wir uns eine Führung herausgearbeitet haben in der ersten Halbzeit“, fand LSC-Trainer Stark, „in der zweiten Halbzeit sind wir vor allem in der Verteidigung besser reingekommen und konnten dann das Spiel in den ersten zehn Minuten vor-entscheiden. Großes Kompliment an die Truppe, wir konnten in der zweiten Halbzeit auch ein bisschen für die Galerie spielen, wir haben den Zuschauern was bieten können. Hinten raus wurde die Partie ein bisschen fahrig, aber auf der anderen Seite haben wir es da geschafft, alle Spieler ins Spiel zu bringen und jedem seine Minuten zu geben. Ich bin super zufrieden.“ Von einer derartigen Einschätzung war Panther-Coach Oelze in der Summe meilenweit entfernt: „Die erste Halbzeit war ganz okay. Der Spielstand und die Leistung, die wir auf die Platte gebracht haben, waren eigentlich ganz ordentlich. In der zweiten Halbzeit verschlafen wir den Start komplett, da hat es an vielen Dingen gefehlt. Der Sieg des LSC ist auch in dieser Höhe auf jeden Fall absolut verdient. Das ist schade, weil wir das mit einer ähnlichen Leistung wie in der ersten Hälfte ein Stück weit knapper gestalten können. Wir wären dann vielleicht nicht für einen Sieg in Frage begkommen, aber für eine Niederlage mit minus vier oder minus fünf. Das ist das, was wir uns ankreiden müssen.“ Die nächste Gelegenheit auf einen oder zwei Punkte bekommen die Panther nun am 7. Dezember bei der TSG Haßloch (Zehnter/11:13) und zum Abschluss des Handball-Jahres 2024 wartet am 14. Dezember die Aufgabe beim Zweiten TV Gelnhausen. Einfach sieht anders aus.

Longericher SC: Babic, Kull – Wörmann (6), Pyszora (3), Richter, Gerfen (3), Lincks, Niehaus (7), Wolf, Leitz (9), Dibowski, Schulz (7/3), Nolting, Kremp, Rinke, Kämper (7).

Bergische Panther: Eigenbrod, Mohr – Müller (6), Flemm, Wöstmann (1), Simic (2), Lindemann (3), Zulauf, Exner (1), Schütte, Hinkelmann, Schön (1), Ballmann (9), Weiß (1), Wolter (5), Elsässer (1).