Regionalliga Nordrhein
Diese Bonner! Triumph im Spitzenspiel gegen Dormagen
TSV rrh. bezwingt bisher unbesiegten TSV Bayer II mit 39:31. Aachen erkämpft 28:24 im Derby gegen Weiden. Unten gerät Aufsteiger Haan immer mehr unter Druck und der BHC II bleibt sieglos.

Rein oder nicht rein? Bonns Keeper Moritz Meißenburg verdiente sich auf jeden Fall beim Sieg über Dormagen wegen seiner vielen tollen Paraden die Note eins. (Foto: Thomas Schmidt)

TSV Bonn rrh. – TSV Bayer Dormagen II 39:31 (20:15). Eine der wichtigsten Eigenschaften der Bonner auf ihrem verblüffenden Höhenflug könnte sein, dass sie Dinge wie diesen durchaus überraschenden Erfolg einerseits feiern können – und anderseits doch die Bodenhaftung nicht verlieren. „Ich bin sehr erfreut über das, was in der Ringstraße passiert ist“, stellte etwa Trainer Florian Benninghoff-Lühl fest, „meine Jungs haben ein sehr, sehr starkes Spiel gemacht – mit einem extrem disziplinierten Abwehrverhalten. Wir sind das Tempospiel komplett mitgegangen mit unserer auch sehr jungen Truppe. Das Ergebnis ist am Ende wahrscheinlich ein bisschen zu hoch, aber es unterstreicht klar, dass wir nicht glücklich gewonnen haben, sondern verdient. Man muss zur Wahrheit auch sagen, dass Dormagen in anderen Spielen schon mit einem anderen Kader angetreten ist – dadurch, dass die erste Mannschaft parallel gespielt hat. Von daher wissen wir jetzt schon, dass das Rückspiel mit Sicherheit eine ganz andere Hausnummer wird. Aber wir genießen den Moment.“ Dazu haben die Bonner auch viele gute Gründe, denn sie brachten den bisher unbeirrt durch die Saison eilenden Dormagenern die erste Niederlage bei und rückten als Zweiter dem Spitzenreiter Interaktiv.Handball dicht auf die Pelle: Beide stehen bei 16:2 Punkten, die Ratinger haben lediglich im Torverhältnis (plus 45/plus 42) einen kleinen Vorteil. Dormagen, mit einem Spiel in Rückstand, verpasste zwar deutlich den Sprung auf Platz eins, liegt aber bei 14:2 Zählern als Dritter auf der Lauer. Und Trainer Moritz Adam ordnete die Niederlage nicht in die Kategorie tragisch ein: „Glückwünsche an Bonn. Wir verlieren auch in der Höhe verdient an einem Abend, wo so ziemlich alles schiefgelaufen ist. Ich glaube, wir müssen uns einfach darüber klar werden, was ich immer betont habe, dass wir noch nicht so weit sind und so abgezockt sind, um solche Spiele zu dominieren, und dass die uns zugeschriebene Rolle noch nicht auf uns zugeschneidert ist.“

Der Spielverlauf belegt ebenfalls, dass die TSV beinahe logisch die beiden Punkte auf ihr Konto überweisen konnte. Mit dem 1:1 (2.) gab es nur einen einzigen Gleichstand und Bonn dominierte bereits die erste Halbzeit – 7:3 (10.), 10:5 (13.), 10:8 (15.), 13:8 (18.), 16:11 (24.), 16:14 (27.), 20:15 (30.). Einigermaßen verblüffend: Nicht die Dormagener drückten weiter aufs Tempo und dem Abend ihren Stempel auf, sondern die Hausherren, die durch einen 7:2-Lauf bis zum 27:17 (30.) schnell alle Zweifel am Ausgang der Partie beseitigten. Treibende Kräfte waren aus der Sicht der Hausherren unter anderem Regisseur Finn Hoffmann (sieben Treffer), der sehr starke Keeper Moritz Meißenburg sowie die beiden treffsicheren Außen Luca Bohrmann (13 Tore/davon neun per Siebenmeter) und Franz Krohn (fünf). „In der zweiten Halbzeit gehen wir schnell auf zehn Tore weg – was natürlich ein Statement war“, fand Benninghoff-Lühl, „dann gab es viele Zwei-Minuten-Strafen auf beiden Seiten, die das Spiel ein bisschen zerfahrener machen, aber im Endeffekt musste sich beide Mannschaften darauf einstellen, wie gepfiffen wird. Ich glaube, dass haben wir ein bisschen besser hingekiegt, und wir haben wirklich eine abgeklärte zweite Halbzeit gespielt.“ Kollege Adam mochte nicht widersprechen und er fand manche Pfiffe verfehlt – ohne sich daran abzuarbeiten: „Zu guter Letzt ist das eine Schiedsichterleistung, die eines Top-Spiels nicht würdig ist. Aber das war am Ende nicht der ausschlaggebende Grund, sondern die Fehler liegen da schon bei uns. Die werden wir aufarbeiten und nächste Woche sicherlich im nächsten Top-Spiel gegen Ratingen ein anderes Gesicht zeigen.“ Am kommenden Samstag sind die vier ersten Mannschaften der Tabelle sogar unter sich: Die Ratinger kommen nach Dormagen, während Spitzenreiter Bonn vor der ebenfalls nicht einfachen Aufgabe beim Vierten HC Weiden steht (12:6).

TSV Bonn rrh.: Meissenburg, Czerwinski – Krohn (5), Hoffmann (7), Bullerjahn (3), Santen, Behr (2), Fricke (3), Weber, Schmieder, Fischer (2), Bieler (3), Palmen (1), Bohrmann (13/9).

TSV Bayer Dormagen II: Borreck (1), Ludorf – Landau (2), Stolzenberg (2), Emmerich (5), Ostrowski (1), Szabo (1), Kaysen (6), Mosblech (5), Bahns (3), Werschkull (4/2), Scholl, Mertens, Schindler (1).

BTB Aachen – HC Weiden 28:24 (12:9). Was bedeutet es, wenn Aachen nach zwei Niederlagen hintereinander zu diesem immer reizvollen Derby antritt und schon einigermaßen unter Druck steht? Und was bedeutet es, wenn Weiden mit der Empfehlung von vier Siegen hintereinander beim Nachbarn antritt? Die Antwort: Offensichtlich ziemlich wenig oder sogar nichts. Dabei ging der Erfolg der Gastgeber in Ordnung, denn sie lagen ab dem 1:0 durch Noah Wudtke in der zweiten Minute immer vorne und gerieten insgesamt kaum in die Gefahr, die Partie abzugeben – was ihnen am Ende zwei wertvolle Zähler brachte (jetzt 8:10) und rechtzeitig vor dem Jahres-Endspurt die Verbesserung auf den achten Platz. Trainer Simon Breuer, mit der Leistung seines Teams ohnehin zufrieden, wirkte entsprechend erleichtert: „Wir sind sehr happy, dass wir nach zuletzt zwei Niederlagen auch das vierte Heimspiel haben gewinnen können – mit einer total präsenten emotionalen Leistung und mit absoluter mannschaftlicher Geschlossenheit und mit einem guten Torwart. Am Ende sind wir ein bisschen nervös geworden und haben den einen oder anderen Ball weggeworfen und dann irgendwie glücklich dieses Spiel nach Hause gebracht. Die zwei Punkte tun uns natürlich in dieser engen Liga wieder unheimlich gut.“ Mit dem drohenden erhöhten Abstieg (hängt von der Entwicklung in der 3. Liga ab) haben die Weidener trotz der Niederlage wenig zu tun: Sie haben zwar leicht den Kontakt zu Interaktiv.Handball, zur TSV Bonn rrh. (beide 16:2) und dem TSV Bayer Dormagen II (14:2) verloren, gehören aber als Vierter (12:6) unverändert fest zum oberen Drittel – und sie haben nun fest vor, am nächsten Samstag im Spitzenspiel die Bonner vor möglichst viele Rätsel zu stellen.

Nach dem 3:0 (9.), 8:4 (15.) und 10:5 (23.) lag Aachen mit dem 12:7 (29.) ebenfalls deutlich vorne, ehe Weiden bis zur Pause auf 9:12 (30.) verkürzte und in der zweiten Halbzeit immer wieder den Anschluss suchte – 11:13 (34.), 13:15 (36.), 15:17 (38.). Die besseren Lösungen fand aber in der Regel der BTB, der sich übers 19:15 (41.) in der umkämpften Partie auf 23:17 (51.) absetzte und deshalb mit besten Voraussetzungen in den Endspurt ging. Weiden verkürzte dort zwar mehrmals auf drei Treffer, kam allerdings nicht weiter heran und deshalb nicht für eine Wende  in Frage. „Glückwunsch an BTB, die den Sieg heute gefühlt etwas mehr wollten“, sagte HC-Coach Schlingensief, „unser größtes Manko war die Chancenverwertung. Mit einer Abschlussquote von unter 40 Prozent gewinnt man in der Liga kein Spiel. Dieser Trend hat sich in den letzten Wochen bereits abgezeichnet, konnte aber anderweitig kompensiert werden. Heute gab es die Quittung. Ansonsten war ich einverstanden mit der Leistung.“ Ihren nächsten Härtetest absolvieren die Weidener am 7. Dezember gegen die Bonner, während der BTB einen Tag zuvor am 6. Dezember beim Schlusslicht Bergischer HC II antritt (0:18).

BTB Aachen: Zhagloul, Schüler – Jacobs (8/4), Horn, Wudtke (4), Hellemeister, Kaesgen (1), Klinkenberg (3), Wagner (6), Schmitz (2), Herzog, Schnalle (4), Bock.

HC Weiden: Schroif, Keller – J. Frauenrath (6/1), Xhonneux (2/2), Wolff, Scheidtweiler (5), Gerke, Kemper (1), Bösel (3), Fiedler (1), K. Frauenrath, S. Meurer, Steins (2), Eissa (4).

 

OSC Rheinhausen – HC Gelpe/Strombach 29:31 (12:13). Dieser Abend konnte nur einen der Beteiligten glücklich machen und es war kein Wunder, dass die Gäste aus Gummersbach die weite Heimreise ins Oberbergische (mehr als 100 Kilometer) in bester Laune antraten. „Das war ein wunderbares Spiel von unserer Seite“, fand der offensichtlich sehr zufriedene Trainer Markus Murfuni, „wir hatten ein paar angeschlagene Spieler, aber am Ende haben wir das sehr clever nach Hause geschaukelt. Es hätte auf beide Seiten kippen können, aber durch die grandiose Leistung unseres Torhüters Islam Ahmed Elnoamany, der 38 Prozent der Bälle hält, ist es natürlich sehr schwer, zu verlieren. Der Sieg geht komplett verdient in Ordnung. Ich freue mich über den Sieg, der war sehr wichtig – und auch nicht selbstverständlich.“ Während Gelpe nach den Niederlagen beim Spitzenreiter TSV Bonn rrh. (31:39) und gegen den Dritten Interaktiv.Handball (30:31) beim Tabellen-Nachbarn die beiden nächsten Punkte einfahren konnte, musste Rheinhausen nach drei Siegen hintereinander mal wieder eine Niederlage hinnehmen. Durch den Sieg verbesserte sich Murfunis Team gleichzeitig bei jetzt 10:8 Zählern auf den fünften Platz, während der am nächsten Wochenende spielfreie OSC mit einem ausgeglichenen Konto von 10:10 Punkten auf Rang sieben angekommen ist – und dort immer noch auf einen zurzeit halbwegs beruhigenden Abstand zu den gefährlicheren Plätzen blickt. Gelpe/Strombach könnte seine Position in der oberen Hälfte durch einen Erfolg im nächsten Heimspiel gegen die in einer Krise steckende Unitas Haan (Elfter/6:14) weiter festigen. 

Rheinhausen schien zunächst völlig abwesend zu sein, denn die Mannschaft von Trainer Thomas Molsner kassierte Gegentreffer in den ersten Minuten praktisch wie vom Fließband – 0:1 (1.), 0:2 (1.), 0:3 (2.), 0:4 (5.), 0:5 (7.). Erst nach dem 3:7 (10.) machte der OSC auf Augenhöhe mit, wurde dafür zunächst mit vier Toren in Folge zum 7:7-Ausgleich (17.) belohnt und schien beim 10:8 (23.) sogar für eine komplette Wende in Frage zu kommen. Das aber ließ der HC nicht unbeantwortet, denn er drehte die Partie vor der Pause zum eigenen 12:11 (30.) und er blieb nachher bis zum 15:14 (37.) vorne. Erkennbare Vorteile gab es in der Folge des intensiv gefühten Duells zuerst für keine der beiden Mannschaften, die sich übers 17:17 (40.) und 20:20 (43.) nichts schuldig blieben, bevor die Hausherren mit dem 24:23 (49.) erneut vorne lagen. Anschließend kippte die Waage durch die vier Treffer in Folge von Alexandre Brüning (51.), Julian Mayer (53./Siebenmeter), Lukas Altjohann (55.) und erneut Mayer (56.) zum 27:24 entscheidend zurück auf die Seite der Gäste, die nun tatsächlich weiter die aus ihrer Sicht richtigen Antworten fanden – nach dem 28:26 (57.) mit dem 29:26 (58.), nach dem 29:27 (58.) mit dem 30:27 (59.) und nach dem 30:28 (60.) mit dem 31:28 (60.).

OSC Rheinhausen: Seemann, Borchert – Adrian (7/5), Eiker (1), Taymaz (3), Kauwetter (1), Küpper Ventura, Zwarg, F. Molsner, M. Molsner (1), Milde (6), Käsler (4), Meurer (6).

HC Gelpe/Strombach: Ahmed Elnoamany, Vatter – Dräger (1), Maier (4), Altjohann (5), Viebahn (1), Heinzerling (4), Meinhardt (2), Lüsebrink (1), Panske, Mayer (5/2), Brüning (7), Walch (1).

 

Unitas Haan – HSG Siebengebirge 22:34 (13:18). Während im Siebengebirge einige Tonnen an Gestein von allen abgefallen sein dürften, schrillen die Alarmglocken beim Aufsteiger Haan immer lauter – weil die Mannschaft von Trainer David Horscht schon zum fünften Mal hintereinander den Kürzeren zog und bei der Schluss-Sirene sogar die bisher höchste Niederlage in dieser Saison auf der Anzeigetafel auftauchte. Folge: Haan, einst mit 6:4 Zählern ordentlich gestartet, ist mittlerweile bei 6:14 Punkten auf den elften Platz abgerutscht und steckt dort in größerer Gefahr – was mit dem zu erwartenden erhöhten Abstieg zu tun hat, für den die Anzahl der Absteiger (zurzeit vier) aus der 3. Liga in die Regionalliga Nordrhein verantwortlich ist. Siebengebirge steht zwar als Zwölfter mit seinen 4:16 Zählern im Moment noch hinter der Unitas, geht jedoch nach seinem zweiten Saisonsieg mit mehr Schwung in den Jahres-Endspurt. Außerdem feierte Lars Degenhardt im Spiel eins nach der Trennung von Marcel Trinks bei der Rückkehr auf den Trainerposten im Siebengebirge ein halbes Jahr nach seinem Abschied einen Wieder-Einstand nach Maß. Den Schwung aus allem will die HSG nun nach Möglichkeit in die beiden Heimspiele am 7. Dezember gegen TuSEM Essen II (Neunter/6:10) und am 14. Dezember gegen den HC Gelpe/Strombach (Fünfter/10:8) nehmen. Fürs Erste war Degenhardt mit dem Auftritt seines neuen/alten Teams schon mal einverstanden: „Wir haben einfach kompakter decken können als in den ersten Begegnungen. Das war der Schlüssel zum Erfolg. Aus meiner Sicht war das ein verdienter Erfolg, das war wirklich eine sehr gute Mannschaftsleistung, auf der wir aufbauen können.“ Von derlei positiven Merkmalen konnte der Kollege Horscht für seine Haaner wenig entdecken: „Bei uns kommt derzeit viel zusammen, dass die verunsicherte Mannschaft nicht frei aufspielen lässt. Trotz einer guten 5:1-Deckung zu Beginn machen wir vorne zu viele Fehler und bekommen unnötige Gegenstöße. In der zweiten Halbzeit laufen wir dem Rückstand hinterher und verlieren letztendlich, so hart es klingt, auch in der Höhe verdient gegen einen Gegner, der es spürbar mehr wollte.“

Nach einem übersichtlichen Start beider Seiten erzielte Karl Nitsche in der sechsten Minute per Siebenmeter das 1:0 für die Gäste und Jan Micus glich 60 Sekunden darauf ebenfalls durch einen Strafwurf zum 1:1 (7.) für Haan aus – was fast bereits der letzte Gleichstand in dieser Partie sein sollte. Nach dem 3:3 (11.) zog Siebengebirge vom 7:5 (16.) auf 10:5 (19.) weg und die Unitas versuchte, in einer  Auszeit das eine oder andere Gegenmittel zu finden. Der Versuch gelang allerdings nur halb und übers 5:11 (20.) blieb der Rückstand mit dem 9:15 (26.) und 11:17 (29.) weiter bei sechs Toren, bevor die Unitas nach dem 12:17 (30.) am Ende der ersten Halbzeit auf 16:20 (39.) verkürzte – und nun die HSG zu einer Auszeit veranlasste. „Das war noch einmal eine kritische Phase, wo Haan wieder auf vier Tore rankommt und es in der Luft lag, dass wir vielleicht die Kontrolle verlieren“, sagte Degenhardt, „da haben wir sehr gut draufgesetzt und nachgelegt und uns hinten raus befreien können.“ Acht Minuten später waren alle Hoffnungen der Hausherren vorbei sowie alle Zweifel der Gäste mit dem 25:18 (48.) beseitigt und Siebengebirge konnte sich weiter entfernen – 28:20 (51.), 33:21 (58.), 34:22 (60.). „Das war sicher in bisschen zu hoch“, meinte Degenhardt. Besonders viel dagegen hatte er aber offensichtlich nicht.

Unitas Haan: Seher, Joest – Korbmacher (1), Schulz (5), Mensger, Richartz (2), Riemann, Moser (3), Micus (5/3), Heimansfeld (1), Rath (1), Völker (1), Austrup (3).

HSG Siebengebirge: Fischer, Löcher – Dziendziol (3), Steinhaus, Andrassy (2), Nitsche (3/3), Hayer, Schlösser (4), Arancibia Diaz (2), Lutz (4), Bachler (6), Többen (4), Marcinkovic, Schulz (6).

 

MTV Rheinwacht Dinslaken – TuSEM Essen II 32:25 (15:13). Diese sonntägliche Dienstreise zu den gefährdeten Dinslakenern hatte sich Essen vermutlich ganz anders vorgestellt – und eigentlich auf zwei weitere Punkte für mehr eigene Sicherheit gehofft. Inzwischen muss der TuSEM aber selbst aufpassen, nicht richtig in den Sog nach unten zu geraten, denn die aktuell 6:10 Punkte und der neunte Platz bieten eher übersichtlich viel Abstand nach unten: Wäre jetzt Schluss, müsste das Team von Trainer Sebastian Hosenfelder angesichts des durchaus möglichen erhöhten Abstiegs sogar noch mit runter in die Oberliga. Die Begeisterung des Essener Trainers hielt sich da nachvollziehbar in engen Grenzen: „Das ist eine bittere Niederlage für uns, die auch in der Höhe verdient war. Wir haben es nicht geschafft, die Dinge umzusetzen, die wir uns vorgenommen haben, und wir waren etwas von der Körperlichkeit der Dinslakener erschlagen. Leider unterliefen uns immer wieder einfache Fehler im Tempospiel, sodass wir auch dieses Mittel nicht auf unserer Seite hatten. Im stehenden Angriff gelang es uns zu selten, klare Situationen zu kreieren.“ Für Dinslaken sind Rang zehn und 6:12 Zähler in der Summe sicher immer noch ein Stück schwieriger, aber das Team von Trainer Marius Timofte zeigte, dass es sich trotz eingeschränkter personeller Möglichkeiten (diesmal neun Feldspieler) unbedingt im Kampf um den Klassenerhalt behaupten will. Eine Woche nach dem 39:28 beim sieg- und punktlosen Schlusslicht Bergischer HC II (0:18) war es zudem der zweite Erfolg hintereinander.

Übers 1:0 (1.) von Alexander Ernst und übers 3:2 (5.) von Aaron Scherz konnte sich Essen nicht lange freuen, denn der MTV drehte den Spieß schnell um – und er lag dann ab dem 5:4 (12.) immer vorne. Bis zum 9:11 (21.), 12:14 (28.) und 13:15 (30.) am Ende der ersten Halbzeit blieb TuSEM zwar dran, doch nach dem 17:18 (37.) fand Hosenfelders Team keinen richtigen Zugriff mehr. Dinslaken wusste sich gegen alle Versuche zu wehren und sorgte nicht in großen Schritten, aber kontinuierlich für die Entscheidung – 20:17 (39.), 23:19 (44.), 26:21 (47.). 29:22 (51.). Mit dem Treffer von Philipp Tuda zum 30:24 (54.) erreichte Dinslaken letztlich auch die 30er-Schallmauer und sicherte sich einen am Ende ebenso wichtigen wie völlig ungefährdeten Erfolg.

MTV Rheinwacht Dinslaken: Bystron, Christmann – Hoffmann (4), Sanders (7), Höffner, Klett, Tuda (4/3), Krölls, Dreier (3), Reede (8), Kölsch (6).

TuSEM Essen II: Haberkamp, Solbach Domingo – Scherz (2), Heiderich, Scholten (1), Neher (2), Petersen, Asci (1), Schmidt (2), Lewandowski (1/1), Stumpf (2), Ernst (10), Bandura, Mittich (4).

HSG Refrath/Hand – Bergischer HC II 23:22 (11:12). Es war ein unwirkliches Finale und die Refrather feierten bei der Schluss-Sirene gerade so, als hätten sie irgendeine Meisterschaft gewonnen. Was es zu bejubeln gab, konnten allerdings höchstens die beiden Punkte sein, die es für die Hausherren eigentlich gar nicht mehr hätte geben dürfen. Wer der echte Abstiegskandidat ist und wer eher zu oberen Hälfte gehört, hatte in den vorherigen 59 Minuten ohnehin keiner auseinanderhalten können: Es gab keinen besonderen Unterschied zwischen den beiden Teams, die sich tatsächlich auf Augenhöhe bewegten – was für die Hausherren definitiv eine riesige Enttäuschung an der Genze zur Blamage war. Und die wäre beinahe noch größer geworden, wenn Solingens Paul Gießelmann – bis dahin mit einer starken Abschluss-Quote unterwegs – nicht beim Stande von 22:22 mit seinem Wurf an HSG-Keeper Marcel Krämer gescheitert wäre und so die erneute Führung für die Gäste verpasste. Direkt im Anschluss nahm Refraths Trainer Kelvin Tacke dann die letzte Auszeit, um in der Kürze der Zeit die letzten Optionen für die restlichen 47 Sekunden zu entwerfen. Eine davon hieß offensichtlich Niklas Funke – und der Rückraumspieler drosch das Spielgerät zum entscheidenden 23:22 ins Netz, das die auf 10:8 Punkte verbesserten und auf Rang sechs liegenden Refrather nachvollziehbar super-glücklich machte und den BHC II ebenso nachvollziehbar und zum neunten Mal hintereinander frustriert von der Platte gehen ließ. Es ist die bittere Wahrheit für das Team des neuen Trainers Lars Halfmann, das eine ganz große Chance für die ersten Punkte ungenutzt verstreichen ließ: Bei 0:18 Punkten und nun bereits vier Zählern Rückstand auf den Vorletzten HSG Siebengebirge (4:16) sowie sechs Zählern auf TuSEM Essen II (6:10), den MTV Rheinwacht Dinslaken (6:12) und Unitas Haan (6:14) sieht mehr denn ja alles nach Abstieg aus.

Der BHC legte mit dem 4:1 (4.) und dem 7:4 (14.) gegen zunächst höchstens körperlich anwesende Hausherren einen guten Start hin, bevor die HSG intensiver stattfand, mit dem 9:9 (24.) den ersten Ausgleich und mit dem 10:9 (25.) die erste Führung erzielte. Eine dauerhafte Steigerung ergab sich daraus allerdings nicht bei den Gastgebern, die kurz vor dem Ende der ersten Hälfte mit dem 11:12 (29.) wieder zurücklagen und sich im zweiten Durchgang nach einem 13:15 (39.) mühsam wieder zum Ausgleich und zum nächsten Vorsprung kämpfen mussten – 15:15 (40.), 16:15 (40.). In der Folge schienen das 17:15 (43.) von Niklas Funke und das 18:15 (44.) von Fynn Greffin wiederum alle Vorteile für die HSG zu bieten, doch die Hoffnung auf mehr Ruhe schmolz wiederum dahin, weil der Tabellenletzte nicht aufgab und sich nach dem 18:20 (51.) für seinen kämpferischen Aufwand auch belohnte – mit drei Treffern hintereinander zum 21:20 (55.), das Refrath ebenso in Not stürzte wie kurz darauf das 22:21 (57.) von Marian Mager. Letztlich war das alles aber nur der Auftakt zur verrückten Schluss-Sequenz einer Partie, in der wirklich keine Mannschaft den Sieg verdient hatte. Und näher dran waren tatsächlich die darbenden Solinger, bei denen die Außen Nils Artmann (acht Tore/sechs per Siebenmeter) und Gießelmann (sechs) die besten Werfer waren. Wer auf der anderen Seite so wertvoll wie nie für seine Mannschaft war: Natürlich Sieg-Torschütze Funke (insgesamt acht Treffer). Refraths Trainer Tacke war im Übrigen hinterher erstens erleichtert und zweitens überhaupt nicht verwundert, dass es eine derart schwierige Geburt gab: „Für mich war es das erwartet komplizierte Spiel gegen einen deutlich verbesserten BHC., wozu wir allerdings auch unseren Teil mit einer zu hohen Anzahl an Fehlwürfen und technischen Fehlern beigetragen haben. Dagegen war unsere Leidenschaft und unsere Abwehrleistung stark und die Basis für den Sieg. Am Ende haben die Jungs eine tolle Moral gezeigt und das Match über die Zielinie gedrückt.“

HSG Refrath/Hand: Hablowetz, Krämer – Krause, Schallenberg (4), Faust (1), Greffin (3), Geerkens (1), Funke (8), Hohenschon (3), Georgi (1), Winter (1), Mokris (1/1), Capota.

Bergischer HC II: M. Berblinger, Beckert – Vetter, Santos (1), Linden (1), Mager (2), Keull (2), Beyer, Graf, Artmann (8/6), Puschmann (1), Berger (1), Schweter, Gießelmann (6).