3. Liga
Opladen prüft die Eagles, unten suchen sie den Jackpot
TuS 82 geht gelöst ins Duell mit dem Spitzenreiter Krefeld. LSC will gegen Mundenheim feiern. Bei Panthern sowie in Korschenbroich und Aldekerk regiert weiter der Abstiegskampf.

Wir sind Opladen! Markus Sonnenberg, Co-Trainer Fabrice Voigt (in der vergangenen Saison noch Chefcoach) und Trainer Stefan Scharfenberg (vorher Co-Trainer) in veränderter Rollenverteilung sowie Lucius Hess (von links) haben große Lust, mit dem TuS 82 gegen Krefeld zumindest eine Top-Leistung anzubieten. Die Eagles dürfte aber weniger bis keine Lust auf eine Überraschung zu haben. (Foto: Thomas Ellmann)

Es ist das klassische Bild von denen da oben und denen da unten. Das hat zunächst zur Folge, dass vom Ersten HSG Krefeld Niederrhein (25:1 Punkte) über den Dritten Longericher SC (19:7) bis zum Sechsten TuS 82 Opladen (15:11) drei Teams aus dem Gebiet des Verbandes Handball Nordrhein jetzt eine aus sportlicher Sicht deutlich entspanntere Zeit bis Weihnachten und anschließend auch über den Jahreswechsel vor sich haben als im Keller der TV Aldekerk (6:20), die Bergischen Panther (4:22) und der TV Korschenbroich (4:22) auf den drei Abstiegsrängen 14, 15 und 16. Oben ruhen sie momentan durch die Bank beinahe in sich selbst und sie können sich nahezu druckfrei selbst auf die größten möglichen Hürden freuen – wie jetzt die Opladener, die in der Bielerthalle die Krefelder erwarten. „Das ist wahrscheinlich das vermeintlich leichteste Spiel der Saison“, sagt TuS-82-Trainer Stefan Scharfenberg, „der unbesiegte Tabellenführer hat einen riesen Lauf und einen breit besetzten Kader. Sie spielen einfach eine unfassbar starke Hinrunde. Für uns wird es darum gehen, die überzeugenden Leistungen und die Energie aus den letzten Spielen mitzunehmen, aber vor allem auch über dieses Spiel hinaus zu transportieren. Wir wollen es Krefeld schwer machen und wir schauen einfach, wie weit wir damit kommen.“ Das hört sich nicht nach maximaler Ehrfurcht an, sondern eher nach maximaler Lust aufs Kräftemessen mit dem Branchenführer. Dessen Coach Mark Schmetz hat zunächst durchaus viel Respekt vor den Gastgebern: „Opladen spielt eine sehr konstante Saison und ist zu Hause eine Macht. Wir freuen uns auf ein absolutes Topspiel und eine heiße Partie. Wichtig wird für uns sein, dass wir das Tempospiel gegen Opladen gut in den Griff bekommen, sodass wir einfache Gegentore vermeiden können. Opladen ist in jedem Fall sehr gefährlich, verfügt über einen breiten Kader und auch über Oliver Dasburg, der eine überragende Saison bisher hinlegt.“ Jener Oliver Dasburg ist in der Torschützenliste auf jeden Fall nach dem derzeit gültigen Stand das Maß aller Dinge, denn auf seinem Konto stehen bisher 110 Treffer, 75 Feldtore und 35 per Siebenmeter erzielte. Auf den Plätzen vier, fünf und sechs folgen drei Spieler, die in ihren Mannschaften nicht für die Siebenmeter zuständig sind, aber ähnliche Schlüsselrollen einnehmen: Jonas Kämper (91/Longericher SC), Ante Simic (82/Bergische Panther) und Jörn Persson (82/HSG Krefeld Niederrhein).

Dass Jonas Kämper der aktuell beste Feldtorschütze der 3. Liga ist, hat mit dazu beigetragen, dass die Longericher zuletzt fünf Siege hintereinander einfahren und sich dadurch für den Moment als Nummer drei der Klasse etablieren konnten. Die dabei erzielten 184 Treffer bedeuten einen Durchschnitt von 36,80 pro Partie – was der Liga-Bestwert ist und den LSC fürs Heimspiel gegen den Viertletzten VTV Mundenheim (6:20) zum glasklaren Favoriten macht. Obwohl Longerichs Trainer Chris Stark das grundsätzlich genauso sieht, warnt er vor Leichtsinn: „Es ist  in dieser 3. Liga so, dass man jeden Gegner erst mal dahin bekommen muss, dass die eigene Stärke noch mehr zum Tragen kommt. Die letzten Wochen ist uns das mit fünf Siegen in fünf Spielen ganz gut gelungen. Wir haben aus den zwei, drei Spielen im Oktober, die uns nicht ganz so gefallen haben, die richtigen Lehren gezogen. Die Mannschaft ist hungrig und mein Wunsch für das letzte Heimspiel des Jahres ist, dass wir gegen die schwer zu knackende und hart verteidigende Abwehr die ganze Zeit konsequent bleiben und uns wieder einen Flow erarbeiten. Wir haben richtig Bock und wir hoffen, dass wir den Fans wieder ein Spektakel mit vielen Toren bieten können – aber ein Selbstläufer wird das auf gar keinen Fall.“ Weil der Kölner an sich ja einer landläufigen These nach jede geeignete Gelegenheit für gute Laune wahrnimmt, wäre – bei aller Vorsicht – in diesem Fall alles andere als ein Sieg in der Summe eine glatte Enttäuschung. Rund ums Duell mit Mundenheim heißt die Devise vor der Halle an der Ossietzkystraße 2 schließlich: „LSC feiert Weihnachten.“ Dazu will die Mannschaft auf der Platte unbedingt ihren Teil beisteuern.

Einige Etagen tiefer beginnt beim HLZ Friesenheim/Hochdorf II (Zwölfter/8:18) und beim Aufsteiger Mundenheim direkt dahinter jene Zone, aus der die drei Absteiger stammen könnten – weil der Elfte TSG Haßloch (11:15) wohl doch schon etwas weit entfernt liegt. Genau prüfen, ob das wirklich der Fall ist, können jetzt allerdings die Panther, die im Heimspiel gegen die Gäste aus Rheinland-Pfalz ohnehin dringend weitere Punkte brauchen. Sonst droht sich erstens die Wirkung vom zwei Wochen alten ersten Saisonsieg mit dem 30:26 gegen Mundenheim schnell wieder komplett in Luft aufzulösen und zweitens wäre einer der Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt fast endgültig und auf dann sechs Zähler enteilt. Was beachtlich ist bei der TSG, die unter dem Namen Bären an den Start geht: Sechs ihrer bisher elf Punkte holte sie auswärts mit dem 31:30 beim TV Kirchzell (Fünfter/19:9), dem 28:25 bei der HSG Rodgau Nieder-Roden (Neunter/12:12) und dem 31:29 in Korschenbroich. Demgegenüber gab es zuletzt nach dem 32:28 gegen Mundenheim mit einem 30:34 in Longerich, einem 23:39 gegen die Opladener und einem 26:41 in Krefeld drei Niederlagen hintereinander gegen Klubs aus der oberen Hälfte. Was den Druck auf die Panther trotzdem erhöht und einen Sieg praktisch zum Muss macht: Eine Woche nach der Partie gegen die TSG Haßloch treten sie zum Jahres-Abschluss am 14. Dezember beim Zweiten TV Gelnhausen an (21:3) und die Aussichten, dort etwas Zählbares einzufahren, haben als sehr übersichtlich zu gelten.

Das mit den übersichtlich aussehenden Chancen trifft auch auf den Tabellenletzten TV Korschenbroich zu, der sich zurzeit vor allem ans Prinzip Hoffnung klammern muss – an die Hoffnung darauf, dass irgendwann mal das Personal wieder vollständig ist und darauf, dass die Mannschaft eine Leistung stabil über zumindest den größten Teil der 60 Minuten auf die Platte bekommt. Bislang konnte Korschenbroich lediglich in den Heimspielen vor drei Monaten am 7. September gegen Mundenheim (27:24) und vor anderthalb Monaten am 26. Oktober gegen die Bergischen Panther (26:24) jeweils einen Sieg erzielen. In vier weiteren Vergleichen mit Kontrahenten, in deren Reichweite der TVK zu sein schien/glaubte, gab es dafür schmerzhafte Niederlagen – wie mit dem 28:29 am 28. September beim HLZ Friesenheim/Hochdorf II, mit dem 29:31 am 12. Oktober gegen Haßloch, mit dem 24:26 am 16. November bei der HSG Dutenhofen-Münchholzhausen II (Zehnter/12:14) und am vergangenen Wochenende mit dem 28:31 in Aldekerk. Ganz viele weitere Niederlagen können sich die Korschenbroicher nun nicht mehr leisten, weil ihnen sonst sehr real und unromantisch der direkte Wieder-Abstieg droht und zumindest das Festhängen über Weihnachten und den Jahreswechsel auf dem letzten Tabellenplatz. Als Favort gilt der TVK beim Vierten Saase3 Leutershausen (18:8) und am 14. Dezember gegen den Siebten HG Saarlouis (14:12) nicht. Vielleicht liegt ja gerade darin die beste Chance fürs Team von Trainer Frank Berblinger, der natürlich zusammen mit seiner Mannschaft noch lange nicht ans Aufgeben denkt, sondern unverändert alles für den Klassenerhalt geben will: „Die personelle Situation ist weiterhin angespannt, aber wir werden in Leutershausen das Bestmögliche versuchen, um unseren Negativtrend zu stoppen.“

Einen kleinen Schritt weiter ist in diesem Zusammenhang der im Abstiegskampf der 3. Liga mittlerweile wetterfest gewordene TV Aldekerk, der seinen persönlichen Negativtrend aus sechs zum Teil happigen und bitteren Niederlagen unter anderem gegen die Tabellen-Nachbarn Mundenheim (27:29) und Friesenheim-Hochdorf II (20:25) jetzt durch den Erfolg in der Kellerpartie gegen Korschenbroich zu stoppen wusste. Weil das jedoch höchstens als Etappensieg durchgehen darf, wünscht sich Aldekerks Trainer Tim Gentges nachvollziehbar eine Fortsetzung: „Wir sind immer noch happy über den Erfolg vom vergangenen Freitag, aber es wäre jetzt richtig wichtig und gut, wenn wir den Erfolg in irgendeiner Art und Weise bestätigt bekommen dieses Jahr. Wir haben noch zwei Möglichkeiten, Punkte zu generieren, und die erste Chance haben wir in Wetzlar. Das ist eine junge Truppe, die alle top ausgebildet sind. Da kommt eine sehr, sehr schwere Aufgabe auf uns zu. Nichstdestotrotz werden wir natürlich versuchen, unser Bestes zu geben. Wir hoffen darauf, dass wir was Zählbares mitnehmen können. Dass die Chance da ist, ist klar.“ Definitiv ein echtes Handicap: In David Hansen (54 Tore in zwölf Spielen) und Thomas Plhak (40 Treffer in acht Spielen/beide verletzt) fallen zwei der wichtigsten Spieler mit viel Erfahrung aus – und ihre Qualitäten fehlen damit besonders in engen/kritischen Situationen. Gentges glaubt trotzdem an sein Team: „Auch diese Rückschläge werden wir in irgendeiner Art und Weise wegpacken. Meine Mannschaft hat Bock. Wenn es am Ende des Tages wieder optisch nicht schön ist, wir aber was Zählbares mitnehmen, ist mir das relativ egal.“

Obwohl Selbsthilfe in der Summe ohnehin das ist, was den Gefährdeten am meisten hilft, ist auch ein halber Blick auf die direkten Mitbewerber im Abstiegskampf erlaubt – und wahrscheinlich sogar dringend notwendig. Anders gesagt: Ohne fremde Hilfe werden weder die Aldekerker noch die Korschenbroicher oder die Panther vor Weihnachten die Abstiegsplätze verlassen. Erste Frage: Was können die Mundenheimer anrichten, die zurzeit als Viertletzter einen dünnen Strohhalm zur Rettung in der Hand halten? Die Hürde am Samstag in Longerich müsste im Normalfall zu hoch sein und die folgende am 14. Dezember in Opladen wahrscheinlich auch. Beim Fünftletzten Friesenheim-Hochdorf II, der zwei Zähler mehr hat als die VTV und der TVA, sieht das mit den Aufgaben am Samstag beim Siebten Saarlouis und am 13. Dezember gegen den Vierten Leutershausen irgendwie ähnlich aus. Ein ganz weiter Blick voraus: Ganz fies kompliziert könnte es am Ende der Saison werden, wenn nicht – wie jetzt vorläufig, da alle erst jeweils einmal gegeneinander gespielt haben – das Torverhältnis bei Punktgleichheit die Reihenfolge in der Tabelle bestimmt, sondern der direkte Vergleich aus Hin- und Rückrunde. Da sieht nach dem aktuellen Stand der TV Aldekerk mittelgut aus, weil er bei den Panthern (33:29) und gegen Korschenbroich gewonnen, aber in Mundenheim (27:29) und Friesenheim-Hochdorf II (20:25) verloren hat. Ähnlich hält sich die Waage für den TVK, der gegen Mundenheim (27:24) und gegen die Panther einen Sieg erzielte (26:24), in Friesenheim-Hochdorf II (29:34) und in Aldekerk (28:31) allerdings den Kürzeren zog. Die schwerste Last hätten die Panther zu tragen – mit einem 23:24 gegen Friesenheim-Hochdorf II, einem 29:33 gegen Aldekerk und einem 26:32 gegen Dutenhofen-Münchholzhausen II bei jenem 32:28 gegen Mundenheim. Es sollte am Ende ohnehin besser nicht zu einem Vierer- oder Fünfer-Vergleich kommen, um das größte Hauen und Stechen zu vermeiden. Deshalb zählt vielleicht jedes einzelne Tor – und wer mal eine Überraschung schafft, hat vermutlich einen Jackpot geknackt.