08. Dezember 2024 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Mich hälst du nicht auf: Ratingens Luca Schulz (mit Ball) ist hier auf dem Weg zu einem seiner vier Treffer gegen den TSV Bayer II. Teamkollege Akihisa Yamada (ganz links) kann nur zuschauen, während die Dormagener Moritz Werschkull (39), Jan Stolzenberg (10/verdeckt) und Luca Ostrowski (24/ganz rechts) nicht mehr eingreifen können. (Foto: Markus Verwimp)
TSV Bayer Dormagen II – Interaktiv.Handball 26:27 (13:15). Die Ratinger fühlen sich offensichtlich sehr wohl auf dem ersten Platz, den sie durch den Sieg im dramatischen Spitzenspiel auch verteidigen konnten – während die mit sieben Erfolgen hintereinander in die Saison gestarteten Dormagener nun eine Woche nach dem 31:39 bei der TSV Bonn rrh. zum zweiten Mal hintereinander gegen einen Konkurrenten von ganz oben den Kürzeren zogen. Interaktiv und Bonn, bei jeweils 18:2 Punkten nur durch die Tordifferenz voneinander getrennt (plus 50/plus 46), liegen nun erstens gleichauf und zweitens vor dem TSV Bayer II (14:4), der den Kreis der Meisterschafts-Kandidaten komplettiert, aus dem der Vierte HC Weiden (12:8) nach seinem 30:38 gegen die Bonner wenigstens fürs Erste ausgeschieden ist. Dormagens Trainer Moritz Adam zeigte sich im Anschluss bei aller Enttäuschung als fairer Verlierer: „Zum aktuellen Stand gratulieren wir Ratingen. Wir müssen schon nach den zwei verlorenen Top-Spielen mal wirklich in die Nachlese gehen. In weiten Teilen kann uns das als U 23 nicht zufriedenstellen, wie wir da heute performt haben beziehungsweise wir wir das die letzten zwei Wochen getan haben.“
Die Kritik an sich selbst konnte die TSV-Verantwortlichen allerdings hinterher nicht davon abhalten, gegen die Wertung der Partie einen Einspruch zu formulieren, der sich auf dem Spielberichtsbogen so liest: „Der letzte Freiwurf im Spiel, der von den Schiedsrichtern mit einer Zwei-Minuten-Strafe (Verhinderung der Ausführung eines Wurfes) geahndet wurde, fand in den letzten 30 Sekunden des Spiels statt und hätte laut Regel 8.11 mit einer Disqualifikation und einem Siebenmeter fortgesetzt werden müssen.“ Dormagens Coach Adam wurde etwas konkreter: „Am Ende geben die Schiedsrichter noch eine Zeitstrafe etwa sieben Sekunden vor Schluss, weil Stanko Sabljic sich auf unseren Spieler draufwirft, um das Weiterspielen zu verhindern, nachdem es bereits den Freiwurfpfiff gab. Wir warten ab, wie darüber entschieden wird.“ Das wird sicher auch Stanko Sabljic tun, der bei den Ratingern ja als spielender Sportlicher Leiter viel Verantwortung trägt und mit der Interaktiv-Leistung mal wieder einverstanden war. „Das ist ein Sieg des Teams gegen eine sehr gute Mannschaft“, fand der erfahrene und deckungsstarke Kreisläufer, „wir haben sehr gut gespielt und wir haben gekämpft. Das war nicht einfach, in der 57. Minute lagen wir zum ersten Mal hinten. Trotzdem haben wir die Ruhe behalten und am Ende gewonnen. Jeder hat seinen Teil beigetragen. Wir genießen das jetzt und ab Montag werden wir weiterarbeiten.“
Die Gäste legten früh durch Jonas Perschke das 1:0 (2.) vor und sie setzten sich später in der ersten Halbzeit sogar ab – 12:8 (21.), 14:10 (24.), 15:11 (28.). Dormagen verkürzte zwar kurz nach der Pause auf 14:15 (33.), aber Interaktiv fand erneut passende Antworten und kam übers 18:14 (35.) zum 21:17 (45.), das jedoch bei Weitem noch keine Entscheidung war. Auf der Zielgeraden holte Dormagen dann ein 20:23 (51.) auf, glich mit dem 23:23 (54.) zum ersten Mal nach dem 1:1 (4.) wieder aus und drehte den Spieß um – 25:24 (57.) und 26:25 (58.) als Startschuss in ein nervenaufreibendes Finale. Tomislav Nuic erzielte das 26:26 (59.) für die Ratinger und Dusan Maric die 27:26-Führung (60.), als noch 29 Sekunden auf der Uhr standen. Dormagens Reaktion: Auszeit, Vorbereitung des letzten Angriffs. Ergebnis war anschließend jene für Diskussionen sorgende Aktion, die offiziell sechs Sekunden vor dem Ende stattfand und nun die Verbandsgerichtsbarkeit beschäftigen wird.
TSV Bayer Dormagen II: Borreck, Ludorf – Landau (4), Stolzenberg (1), Emmerich (3), Ostrowski (2), Szabo (2), Kaysen (5), Mosblech (1), Bahns (1), Mertens (1), Werschkull (2/2), Scholl (4/1), Adam.
Interaktiv.Handball: Bliß, Karic – Heinrichsmeyer (1), Schulz (4), Perschke (3), Waldbach, Kübler, Surowka, Yamada (3), Nuic (6/3), Poschacher, Koenemann (3), Maric (6/2), Sabljic (1).
HC Weiden – TSV Bonn rrh. 30:38 (13:16). Der Höhenflug der Bonner hält an und die bisher einzige Niederlage in dieser Saison stammt mit dem 33:36 beim BTB Aachen (Achter/9:11) vom 14. September – und ist entsprechend bald drei Monate alt. Durch ihre acht Siege hintereinander hat sich die Mannschaft von Trainer Florian Benninghoff-Lühl gemeinsam mit Interaktiv.Handball bei jeweils 18:2 Punkten ganz vorne festgesetzt und sie liegt über das etwas bessere Torverhältnis (plus 50/plus 46) knapp auf dem ersten Platz. Auf Rang drei folgt der TSV Bayer Dormagen II (14:4), während die Weidener nach ihrer zweiten Niederlage in Folge (vorher 24:28 beim BTB Aachen) als Vierter ein Stück zurückgefallen sind und nur noch einen knappen Vorsprung auf den Fünften HSG Refrath/Hand haben (ebenfalls 12:8 Punkte/Torverhältnis plus vier und plus eins). Dass die allgemeine Stimmung bei Trainer Marc Schlingensief und den Weidenern nach der ersten Heimniederlage mäßig ausfiel, war jedenfalls nicht verwunderlich: „Wir haben heute sehr viel dafür getan, dass Bonn ganz ohne große Mühe deutlich gegen uns gewinnt. Bonn hat es absolut verstanden, unsere Fehler gnadenlos zu bestrafen. Ebenso haben sie konstant ein gutes Level gespielt. Deswegen geht der Sieg auch in der Höhe absolut in Ordnung. Das ist sehr schade, weil wir uns einiges vorgenommen haben, wir konnten aber davon nicht viel umsetzen. In einem vermeintlichen Top- Spiel kann man sich einfach nicht so viele Schwächen leisten und es müssen halt mehr als drei bis vier Spieler eine gute Leistung abliefern.“ Kollege Benninghoff-Lühl wirkte nachvollziehbar wesentlich gelöster. „Ich bin extrem stolz auf die Truppe, die vor allem wieder nach der Halbzeit dem Spiel ihren Stempel aufdrückt, die Kontrolle übernimmt und einfach auch mit einer breiten Brust vorangeht“, fand Bonns Coach.
Bonn erzielte durch Kevin Fricke (2.) und Franz Krohn (2.) innerhalb von nur 46 Sekunden die 2:0-Führung und Weiden rannte ab jetzt hinterher. Nach dem 3:4 (5.) verlor Weiden sogar zunehmend den Anschluss – 4:7 (9.), 5:9 (13.), 7:11 (16.), 8:12 (18.), 10:15 (27.). Dass die Hausherren bis zur Pause auf 13:16 (30.) verkürzen konnten, brachte ihnen in der zweiten Halbzeit herzlich wenig, weil Bonn noch mehr aufs Gaspedal drückte und schnell auf 21:14 (36.) erhöhte. Mit dem 24:16 (41.) und spätestens mit dem 28:20 (46.) stand der Gewinner des Abends dann frühzeitig fest – was selbst TSV-Trainer Benninghoff-Lühl für ein Duell zwischen dem Zweiten und dem Vierten einigermaßen verwunderlich fand: „Es wird fast schon ein zu klares Spiel. Wir sind irre glücklich, dass wir Weiden die erste Heimniederlage zufügen konnten, und wir nehmen jetzt dieses gute Gefühl mit in das letzte Spiel des Jahres.“ Dort geht es am 14. Dezember gegen den Letzten Bergischer HC II und das Ziel der Bonner ist klar: „Wir wollen natürlich nachlegen, weil dieser Sieg in Weiden nur dann so richtig zählt, wenn wir ihn vergolden.“ Für die Weidener dagegen, die am nächsten Samstag beim Spitzenreiter Interaktiv antreten müssen, geht es in erster Linie darum, eine Steigerung mit nach Ratingen zu nehmen.
HC Weiden: Schroif, Keller – J. Frauenrath, Xhonneux (8/1), Wolff (2), Meurer (2), Gerke (1), Rojko (4), Kemper, Rügenberg, Bösel (1), Fiedler (2), Peters (3), Eissa (7).
TSV Bonn rrh.: Krouß (1), Meißenburg – Krohn (8), Hoffmann (10), Bullerjahn (2), Santen (1), Behr, Heitkötter, Fricke (3), Bitzer (1), Weber, Fischer (3), Palmen (2), Bohrmann (7/4).
HSG Siebengebirge – TuSEM Essen II 36:27 (19:13). Der neue/alte Trainer Lars Degenhardt, nach der Trennung des Vereins von Marcel Trinks erst seit Kurzem wieder im Amt, scheint dem Aufsteiger irgendwie tatsächlich neues Leben eingehaucht zu haben. Eine Woche nach dem 34:22 bei Unitas Haan (Elfter/6:14) setzte sich Siebengebirge erneut klar gegen einen direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt durch und konnte dadurch seine Position wieder ein Stück verbessern. Die HSG ist zwar mit jetzt 6:16 Punkten weiter Vorletzter, hat aber erstens das Schusslicht Bergischer HC II (1:19) inzwischen ein Stück abgehängt und zweitens den direkten Kontakt zu einigen anderen Teams im unteren Drittel hergestellt: Essen (Neunter/6:12), der MTV Rheinwacht Dinslaken (Zehnter/6:14) und Haan (Elfter/6:14) sind immerhin in Reichweite – was angesichts des zu erwartenden erhöhten Abstiegs aus der 3. Liga in den Verband Handball Nordrhein doppelt wichtig ist. Degenhardt hatte auch wenig am Auftritt seiner mit viel Tempo agierenden Mannschaft auszusetzen: „Unsere Abwehr hat sehr gut gearbeitet und wir haben unsere Vorgaben konsequent umgesetzt. In der zweiten Halbzeit haben wir das Spiel weiter vollkommen unter Kontrolle und wir können den Vorsprung sogar ausbauen. Wir haben ein sehr gutes Spiel gemacht und insgesamt war das eine tolle Mannschaftsleistung. Nach dem Sieg in Haan war das eine Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“ Das würden die Essener ebenfalls ganz gerne über sich sagen können, doch das Gegenteil ist der Fall, denn nach der dritten Niederlage in Folge ist TuSEM II ebenfalls im Abstiegskampf angekommen.
Siebengebirge hatte mit dem hinten wie vorne starken Kreisläufer Oliver Dziendziol nach dem 1:0 (2.) von Daniel Stein immer eine Führung im Rücken, die aber nach dem 7:6 (11.) und 11:9 (17.) erst mit dem 5:1-Lauf zum 16:10 (24.) komfortabel wurde und nach der Pause mit dem 22:14 (36.) in den Bereich eines zweistelligen Polsters rückte. Diese Lücke erreichte die HSG tatsächlich beim 27:17 (45.) und 33:23 (56.), ehe sie mit dem 36:25 (59.) sogar elf Treffer vore lag. Dass Essen anschließend in der 60. Minute gegen nachlässigere Hausherren auf 26:36 und 27:36 verkürzen konnte, störte beim Sieger eigentlich keinen – und für den Verlierer war es kein Trost. „Das war eine verdiente Niederlage die sich schon direkt zu Spielbeginn abzeichnet“, stellte TuSEM-Trainer Sebastian Hosenfelder nachdenklich fest, „wir liegen schon früh zurück und es gelingt uns nicht mehr, auszugleichen. In der ersten Halbzeit kreieren wir uns noch einige Chancen, lassen diese aber ungenutzt liegen. Der Sechs-Tore-Rückstand war zu dem Zeitpunkt etwas zu hoch. Zu Beginn der zweiten Halbzeit gelingt es uns nicht, den Abstand zu verringern – im Gegenteil. Siebengebirge zieht konstant davon, sodass es am Ende eine deutliche und klare Niederlage wird.“
HSG Siebengebirge: Fischer, Löcher – Dziendziol (7), Steinhaus, Nitsche (6/3), Hayer, Schlösser (6), Stein (7), Arancibia Diaz, Lutz (1), Bachler (6), Többen, Marcinkovic (1), Schulz (2).
TuSEM Essen II: Haberkamp, Solbach Domingo – Scherz (2), Heiderich, Scholten (2), Neher (3/1), Petersen (3), Asci, Schmidt (3), Stumpf (3), Ernst (6), Clarius (5), Bandura, Mittich.
MTV Rheinwacht Dinslaken – HSG Refrath/Hand 24:28 (13:18). Das Ergebnis war eine Bestätigung dafür, dass Trainer Kelvin Tacke mit seiner Einschätzung nach den Niederlagen gegen den Dritten TSV Bayer Dormagen (14:4 Punkte), beim Vierten HC Weiden (12:8) und gegen den Ersten Interaktiv.Handball (30:36) fast auf den Punkt genau richtig lag: „Jetzt muss man sagen, das ist nicht unsere Kragenweite.“ Auf der anderen Seite dürften die Refrather nicht wirklich ernsthaft in Gefahr geraten, weil sie gegen Konkurrenten aus dem Keller in der Regel gewinnen – und der Erfolg nun in Dinslaken war eine Woche nach dem eher schmeichelhaften 23:22 über den Letzten Bergischer HC II (1:19) keineswegs glücklich, sondern vor allem aufgrund der überzeugenden ersten Halbzeit völlig verdient. Nach dem 0:0 vom Spielbeginn gab es über die gesamten 60 Minuten keinen Gleichstand mehr, sondern ab dem 1:0 (2.) durchgängig immer eine Führung für die Gäste, die ihr Punktekonto auf 12:8 stellten und nur über das etwas schlechtere Torverhältnis (plus eins/plus vier) eine Position hinter den Weidenern liegen (ebenfalls 12:8). Deutlich schlechter geht es (wieder) dem MTV, der vorher zweimal gewonnen hatte (39:28 beim Bergischen HC II, 32:25 gegen TuSEM Essen II) und nun mit 6:14 Zählern als Zehnter weiter in der dicksten Gefahrenzone festhängt.
Beim 9:4 (14.) und 10:6 (16.) war die HSG bereits weiter weg, ehe die Hausherren auf 8:10 (18.) und 9:11 (20.) herankamen – und Tacke sein Team schnell für eine Auszeit zusammenrief. Resultat: Übers 13:9 (24.) und 18:13 (30.) nahm Refrath einen relativ klaren Vorsprung und konnte davon über die torarme zweite Hälfte zehren. Der Vorsprung pendelte sich wie beim 22:16 (41.) oder 24:18 (48.) um die sechs Toe herum ein und spätestens die sieben Treffer Differenz beim 27:20 (55.) waren die Entscheidung. Dass Dinslaken mit seiner 4:1-Serie ganz zum Schluss auf 24:28 (60.) herankam, war lediglich Ergebniskosmetik – ein bisschen störend womöglich aus Refrather Sicht, aber nicht mehr besonders wichtig. Der HSG-Coach war total einverstanden, sowohl mit den zwei Punkten als auch mit dem gesamten Auftritt: „Ich bin beeindruckt von der Leistung meiner Mannschaft. Grundlage war zum wiederholten Mal unsere starke Abwehr, dazu haben sich unsere Torhüter mit laufender Spielzeit gesteigert. Das ist eine harte Liga und die Dinslakener haben alles investiert und mit Tempo geantwortet. Am Ende haben wir aber vom Druck her nie nachgelassen, das war der Schlüssel. Wenn man irgendwie irgendwas finden will, kann man sagen, dass unsere letzten drei, vier Minuten unkonzentriert waren. Aber für mich steht unter dem Strich eine superstarke Mannschaftsleistung, das war klasse.“
MTV Rheinwacht Dinslaken: Bystron, Christmann – Hoffmann (4), Sanders (6), Höffner, Tuda (4/3), Krölls, Dreier (1), Reede (5), Kölsch (4).
HSG Refrath/Hand: Hablowetz, Krämer – Krause (1), Schallenberg, Faust, Greffin (6), Geerkens (1), Funke (2), Hohenschon (3), Georgi, Winter (10/6), Merz (2), Mokris (3), Capota.