3. Liga
LSC fordert Eagles – und unten geht das Zittern weiter
LSC tritt als Dritter zum Spitzenspiel in Krefeld an. Panther, Aldekerk und Korschenbroich brauchen im Abstiegskampf jeden Punkt. Helfen könnte ihnen der TuS 82 Opladen.

Seitenwechsel: Dass die Longericher Christopher Wolf (links) und Malte Nolting (rechts) robust zupacken können, weiß auch der hier formschön in die Zange genommene Loic Kaysen (Mitte). Sein Vorteil: Kaysen, der Ex-Krefelder, trägt seit dem Sommer und seinem Wechsel nach Köln ebenfalls das Trikot des LSC. Vor gut einem Jahr war der Rückraumspieler noch für die Eagles unterwegs und er erzielte am 9. September 2023 beim 36:29 vier Tore für Krefeld. (Foto: Thomas Schmidt)

Falls denn dieser Quervergleich in irgendweiner Weise zulässig wäre, hätte der bislang unbesiegte Spitzenreiter HSG Krefeld Niederrhein (27:1 Punkte) tatsächlich keine Chance – dafür aber am Samstagabend gegen 20.45 Uhr die erste Niederlage auf seinem Konto. Das wiederum hat viel mit dem Dritten Longericher SC zu tun (21:7), der zumindest hin und wieder liebend gerne den Favoriten wenigstens ein bisschen in die Suppe spuckt. So war es besonders am 2. November, als die Kölner beim bis dahin mit acht Erfolgen hintereinander durch die Saison stürmenden TV Gelnhausen (jetzt 23:3) als Außenseiter antraten und sich hinterher auch selbst die Augen reiben musste: Der 40:25-Sieg der Kölner war tatsächlich spektakulär und es ist immer noch die einzige Niederlage der Hessen, die bis heute gemeinsam mit den Eagles die beiden Tickets für die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga fest gebucht zu haben scheinen. Wie das direkte Duell der beiden Top-Teams Krefeld und Gelnhausen endete? Mit einem 23:23 am 23. November. In der Summe ergeben sich daraus nun für den LSC jedenfalls mathematisch allerbeste Aussichten fürs Spitzenspiel in Krefeld am Samstag in der Halle Glockenspitz – und es ist tatsächlich so, dass Trainer Chris Stark und seine Mannschaft keineswegs in Ehrfurcht erstarren wollen. „Bei uns ist die Vorfreude riesengroß“, sagt Stark, „wir schwimmen auf einer richtigen Euphoriewelle, insofern gehen wir mit breiter Brust und viel Rückenwind in das Top-Spiel. Ich traue meinen Jungs zu, über sich hinauszuwachsen, ebenbürtig zu sein und möglicherweise für eine Überraschung zu sorgen.“ Völlig abgehoben sind sie in Köln allerdings nicht – und trotz der zuletzt sechs Siege hintereinander wissen die Longericher natürlich sehr genau, was auf sie zukommt: „Wir werden gegen eine Mannschaft antreten, die auf allen Positionen mindestens doppelt besetzt ist. Der Kader erinnert eher an eine Zweitliga-Mannschaft, die Spieler sind in den letzten Jahren immer wieder aus Erst- und Zweitliga-Vereinen nach Krefeld gelotst worden. Krefeld ist in der Breite sicher noch erfahrener und höherklassiger besetzt als wir. Wir brauchen eine perfekte Leistung.“

Die Eagles, die nicht nur die Aufstiegsrunde anpeilen, sondern dort unbedingt den Sprung in die 2. Liga schaffen wollen, haben natürlich aufmerksam registriert, dass Longerichs Motor in den vergangenen Wochen auf Hochtouren lief. Und Trainer Mark Schmetz findet das Hoch bei den Gästen sowieso wenig erstaunlich: „Der Tabellenstand von Longerich ist keinesfalls überraschend. Wir haben sie vor der Saison bei den absoluten Spitzenteams gesehen und waren überrascht, dass sie schwer in die Saison gestartet sind. Nun hat der LSC sich aber mehr als gefangen. Mit Jonas Kämper haben sie einen der besten Halblinken der kompletten 3. Liga zur aktuellen Spielzeit verpflichtet und auch Loic Kaysen kann einem Spiel seinen Stempel aufdrücken. Lukas Martin Schulz als einer der überragenden Spieler in der 3. Liga in den letzten Jahren sowie Kreisläufer Malte Nolting spiegeln die Extraqualität des breiten Kaders wider. Der LSC spielt eine harte sowie körperbetonte Verteidigung und hat dafür mit Nolting, Dustin Thöne und Christopher Wolf sicherlich die passenden Akteure, die jede Offensive vor Aufgaben stellen.“ Der direkte Vergleich zwischen Jonas Kämper (91 Treffer) bei den Longerichern und Jörn Persson (90) bei den Krefeldern als Duell zwischen den beiden besten Feldtorschützen in der 3. Liga dürfte allerdings ins Wasser fallen: Kämper leidet an den Auswirkungen einer schweren Schulterprellung. „Sollte er spielen können, wäre das eine Wunderheilung“, findet Stark, der sich insgesamt betont ruhig gibt: „Wir werden mit Eurphorie in dieses Spiel gehen und mit der nötigen Gelassenheit, denn wir haben ja normal keine Druck in Richtung Aufstieg – die HSG Krefeld wohl.“ Unter dem Strich folgt daraus aber vor allem, dass beide heiß auf den Samstagabend sind.

Ein Stück hinter den Krefeldern und Longerichern hat sich der TuS 82 Opladen mit Rang sieben und 15:13 Punkten eine fast beruhigende Lage für den weiteren Verlauf der Saison verschafft – und sie könnte durch einen Erfolg im letzten Spiel der Hinrunde gegen die VTV Mundenheim zum Abschluss des Jahres 2024 sogar noch etwas komfortabler werden. Holen die Opladener im Duell mit dem gefährdeten Aufsteiger (14./6:22) ihren achten Saisonsieg, legen sie auf dem Weg zum Saisonziel sicherer Klassenerhalt weitere Luft zwischen sich und das letzte Drittel. Trainer Stefan Scharfenberg weiß, dass sich der TuS 82 keinerlei Nachlässigkeiten erlauben darf, traut seiner Mannschaft aber ohne Zweifel zu, noch einmal alles an Qualität auf die Platte zu bringen. „Mundenheim als Aufsteiger hat die letzten Spiele eher knapp verloren“, findet Scharfenberg, „sie stellen eine robuste Mannschaft mit einer relativ offensiv ausgerichteten und zweikampforientierten 6:0-Deckung, sie können das auch umstellen auf unterschiedliche Systeme.“ Wie die Partie laufen soll, steht trotz allen Respekts fest: „Es ist schon unser klarer Plan, zu Hause wieder eine gute Partie zu liefern und die zwei Punkte bei uns zu behalten, um dann mit einem positiven Punkteverhältnis die Hinrunde abzuschließen. Darauf arbeiten wir hin und wir freuen uns auf das letzte Spiel vor der kurzen, aber auch nötigen  Weihnachtspause.“ Freuen über einen Opladener Sieg würden sich in diesem Zusammenhang mehr als nur nebenbei drei Opladener Nachbarn: Die Bergischen Panther (13./6:22), zuletzt erst durch ein 41:32 über die TSG Haßloch (Elfter/11:17) um Millimeter über den Strich geklettert, der TV Aldekerk (15./6:22) und der TV Korschenbroich (16./4:24) sind schließlich direkte Konkurrenten der VTV im Keller der Tabelle.

Vor der höchsten Hürde stehen diesmal die Panther, die unter der Regie ihrer neuen Trainer Alexander Oelze und Jens-Peter Reinarz (für Erwin Reinacher gekommen) inzwischen auf eine Ausbeute von 5:7 Zählern sehen und nun beim Zweiten Gelnhausen antreten müssen. Schwierig wird der Abschied vom Jahr 2024 auch für die Aldekerker, die gegen den Zehnten HSG Rodgau  Nieder-Roden (12:14) grundsätzlich trotzdem den zweiten Heimsieg anpeilen – nach dem ersten im fünften Anlauf am 29. November beim 31:28 gegen die Korschenbroicher. Dabei ist der Kader jetzt um einen weiteren wichtigen Spieler dezimiert: Mittelmann Roman Grützner (Fuß) erweitert die Liste der Ausfälle, auf der in Rückraumspieler David Hansen und in Rechtsaußen Thomas Plhak bereits zwei andere Stammkräfte stehen. Trainer Tim Gentges kann das aktuelle Pech einerseits kaum fassen, doch andererseits hält er sich nicht mit langem Klagen darüber auf: „Das ist noch mal sehr bitter für uns – genauso bitter wie die anderen Ausfälle, die wir eigentlich durchgehend zu beklagen haben. Nichtsdestotrotz werden jetzt weiterhin wieder andere in die Bresche springen müssen und mehr Verantwortung übernehmen. Da habe ich das Personal für, auch wenn dieses Personal sehr, sehr jung ist. Aber das ist jetzt deren Chance, die können es richten, die trainieren gut. Gegen Rodgau wollen wir noch mal alles reinwerfen und alles versuchen, um dieses Jahr noch mal zwei Punkte zu holen. Dass es schwer wird, wissen wir – wie wir wissen, dass wir in jedem Spiel an unser Limit kommen müssen, um über Punkte mitreden zu dürfen. Wenn wir ans Limit kommen, werden wir unsere Chancen haben. Und dann schauen wir, ob wir Rodgau überraschen können.“ Eine andere Frage ist, wie sich die Ereignisse bei den Gästen aus dem südhessichen Landkreis Offenbach auswirken werden, denn der Verein hat sich gerade von seinem bisherigen Trainer Peter David getrennt. Dafür gab es durch den Sportlichen Leiter Marco Rhein eine bereits so oft und so ähnlich verwendete branchenübliche Erklärung: „Es ist für uns eine ganz bittere Entscheidung,  die uns alles andere als leicht gefallen ist. Menschlich und fachlich genießt Peter eine sehr hohe Anerkennung in der HSG. Nur leider glauben wir, dass Peter es aktuell nicht mehr schafft, die Mannschaft wieder zu konstanteren Leistungen zu führen.“ In Aldekerk hoffen sie nachvollziehbar sehr, dass sich die HSG nicht ausgerechnet die Vogteihalle für die Wende hin zu mehr Stabiltität und Konstanz aussucht.

Auf der Suche nach derselben sind besonders intensiv auch die Korschenbroicher, die in den vergangenen Monaten nur in den Ergebnissen so etwas wie Geradlinigkeit abliefern konnten. Nach dem 27:24 vom zweiten Spieltag gegen Mundenheim (7. September) gab es nur mit dem 26:24 am neunten Spieltag gegen die Panther zwei Punkte. Auf den ersten Sieg folgten damals sechs Niederlagen am Stück, nach dem zweiten vom 26. Oktober brachten der komplette November und das erste Dezember-Wochenende bisher erneut fünf Niederlagen hintereinander, sodass sich der TVK nun nichts mehr wünscht als seinen dritten Erfolg – um dann ab Januar 2025 mit neuem Rückenwind in die Rückrunde und den weiteren Kampf gegen den Abstieg zu starten. Das Problem für die Hausherren: Sie haben es jetzt mit der HG Saarlouis zu tun. Die konnte zwar bisher ihre eigenen Erwartungen nicht annähernd erfüllen und sie scheint bei der Vergabe der beiden ersten Plätze als Sechster mit 16:12 Punkten bereits außen vor zu sein, gehört jedoch sicher zur oberen Hälfte, mit der wiederum die Korschenbroicher wenig zu schaffen haben. Dennoch sieht TVK-Trainer Frank Berblinger unter bestimmten Voraussetzungen die Chance, etwas Zählbares zu holen: „Saarlouis gehört zu den Spitzenmannschaften, sie wurden vor der Saison als ein Favorit auf die Aufstiegsrunde gehandelt. Wir haben weiter intensiv an der Fehlerminimierung und der Stabilisierung der Deckung gearbeitet und wir wollen mit einer couragierten und engagierten Leistung versuchen, Punkte einzufahren. Dafür muss bei uns natürlich alles optimal laufen.“