3. Liga
Von null auf hundert: Was Panther, Aldekerk und Korschenbroich leisten müssen
Beim Nordrhein-Trio regiert sofort wieder der Abstiegskampf. Heiß auf den Rückrundenstart sind alle - auch der Erste Krefeld, der Dritte Longerich und der Siebte Opladen.

Suchende: Max Eugler (links) und Ben Büscher (rechts) hoffen, dass die mit dem TV Korschenbroich so bald wie möglich Lösungen für den einen oder anderen Sieg finden. Fabian Küsters (Mitte) und den Aldekerkern geht es im Prinzip genauso und höchstes eine Winzigkeit weniger schlecht. (Foto: Michael Jäger)

Locker ins neue Jahr? Mal abwarten, was passiert? Langsam reinfinden und dann nach fünf, sechs oder sieben Spielen sehen, was für die weiteren Monate geht? Zumindest einige Drittligisten können sich das alles ganz und gar nicht leisten. Im Gegenteil. Sie müssen mitten im Winter nach der Vier-Wochen-Pause über Weihnachten und Silvester einen Kaltstart hinlegen  – und im besten Fall erfolgreich hinter sich bringen, weil sonst die ohnehin schon ziemlich große Gefahr im Kampf um den Klassenerhalt weiter steigt. Alarmstufe Rot herrscht ja sowieso ab Rang 13 – was jene Position ist, die am Ende soeben zum Klassenerhalt reicht und unter Berücksichtigung aller einzelnen Faktoren für einige Klubs das alleine denkbare Objekt der Begierde abgibt. Die Bergischen Panther hätten vermutlich auch wenig dagegen, wenn sie diesen Platz irgendwie verteidigen und sich dadurch ein weiteres Jahr der Zugehörigkeit zur 3. Liga sichern könnten. Ob ihnen das gelingt? Zurzeit steht das Team der Trainer Alexander Oelze/Jens-Peter Reinarz bei 6:24 Zählern über das Torverhältnis (minus 42) um wenige Millimeter vor den punktgleichen VTV Mundenheim (minus 66) und TV Aldekerk (minus 75) sowie ein paar Zentimeter vor dem TV Korschenbroich, der als Schlusslicht bei 4:26 Punkten den düstersten Kontostand aufweist. Wer nach dem letzten Spieltag am 3. Mai tatsächlich über dem Strich steht? Vielleicht gibt bereits der Start in die Rückrunde am Anfang des Jahres 2025 ein bisschen mehr Klarheit. Und falls es für die direkt Beteiligten ganz unten richtig blöd läuft, sind sie danach im Keller gemeinsam um eine Hoffnung ärmer. Im Zentrum vieler Überlegungen stehen dabei die Panther – Mitte Oktober bei 1:15 Punkten beinahe abgeschlagen und inzwischen immerhin wieder drin im Geschäft.

Die Mannschaft von Oelze/Reinarz steigt beim HLZ Friesenheim-Hochdorf II ein. Ausgerechnet dort. Zum Start in die Saison 2024/2025 hätte das damals noch von Erwin Reinacher trainierte Team gut und gerne gewinnen können, weil es beim Stande von 23:23 noch einmal an den Ball gekommen war – und „nur“ einen finalen Angriff konsequent hätte durchbringen müssen. Jener letzte eigene Versuch ging dann jedoch gründlich daneben und weniger später lagen die Panther komplett am Boden, weil sie praktisch mit der Schluss-Sirene tatsächlich das Tor zur 23:24-Niederlage kassierten. Dass die Panther nun die Revanche versuchen wollen, versteht sich im Rückblick beinahe von selbst, und die Aufgabe ist nicht nur deshalb doppelt und dreifach brisant. Das HLZ, das sein Handballjahr 2024 im Dezember mit einem bemerkenswerten 26:25 über den Vierten Saase3 Leutershausen (20:10) beendete, markiert schließlich auf dem zehnten Platz mit 10:20 Punkten einen Bereich, der wenigstens was Ähnliches wie Sicherheit anbietet – und sollte Friesenheim jetzt erneut gewinnen, stünde sein Konto bei 12:20 Punkten und bei 6:26 jenes der Panther, die damit beinahe abgehängt wären. Im umgekehrten Fall hätte sich der Rückstand auf zwei Punkte reduziert (10:22/8:24) und der Kreis der Abstiegskandidaten wäre für die kommenden Wochen ein bisschen größer. Deshalb ist vielleicht davon auszugehen, dass es die weiteren Konkurrenten im Keller diesmal lieber mit den Panthern halten. Das trifft auf die Aldekerker und erst recht auf die Korschenbroicher zu, die von allen Mitgliedern im Keller am meisten das Prinzip Hoffnung bemühen müssen.

Für den TV Aldekerk, der sich in der vergangenen Serie als Überlebenskünstler im Kampf gegen den Abstieg präsentierte, hat sich auf den ersten Blick und nummerisch wenig verändert: Damals standen 6:24 Zähler zu Buche – derselbe Wert wie jetzt. Zuletzt zeigte sich allerdings mehr als deutlich, dass die Mannschaft ohne Stammkräfte wie David Hansen, Roman Grützner und Thomas Plhak kaum richtig viel oder Unerwartetes ausrichten kann, was jetzt auch ein Sieg über den TuS 82 Opladen wäre (Siebter/17:13). „Neues Jahr, alte Aufgaben. Die alten Aufgaben bleiben bestehen – möglichst viele Spiele zu gewinnen, um im bestmöglichen Fall auch in diesem Jahr die Klasse zu halten“, betont TVA-Trainer Tim Gentges, „für uns gilt es, jetzt erst einmal den Januar zu überstehen, und wir müssen sehen, dass wir unsere Verletzten schnellstmöglich wieder in die Bahn kriegen und wieder aufs Feld bekommen.“ Bei Hansen und Grützner wird das im Januar noch nicht funktionieren, bei Plhak ganz vielleicht.

Aufgeben kommt im Vokabular des Drittletzten trotzdem nicht vor: „Wir konnten wieder ganz gut trainieren und es macht auf jeden Fall wieder Spaß. Jetzt kommt mit Opladen die erste Aufgabe auf uns zu, die es absolut in sich hat. Wir müssen das Spiel nutzen, um uns nach vorne zu entwickeln und zu versuchen, das umzusetzen, was wir in der Winterpause analysiert haben, und uns auf dem Spielfeld zu verbessern. Auch jetzt wird die Mannschaft sehr jung sein auf Grund der Ausfälle. Aber daran kann man nur wachsen, daran kann die Mannschaft nur wachsen, daran können die Leute an sich nur wachsen. Ich glaube, dass es in den Spielen jetzt gegen Opladen und danach die Woche in Krefeld nur darum geht, den bestmöglichen Handball zu spielen, den wir liefern können. Wir wollen so lange wie möglich mithalten und jede gelungene und geile Aktion, die wir vorne wie hinten haben, müssen wir feiern. Daran müssen wir uns hochziehen, bevor es dann Ende Januar, im Februar und im März für uns in die Crunchtime der Saison geht.“ Weil Dauer-Optimist Gentges auf der anderen Seite ganz gut rechnen kann, macht er sich trotz seiner auf Zuversicht basierenden Grundstimmung wenig vor. „Mit sechs Punkten bleiben wir natürlich nicht drin, aber wenn wir fünf, sechs Spiele gewinnen, sieht es gut aus. Ich habe das absolute Vertrauen in meine Mannschaft, dass wir dieses Ziel erreichen können. Jetzt gilt es erst einmal, sich auf Opladen vorzubereiten, und wir wissen, wie dick dieses Brett ist. Wir sollten ganz locker an die Aufgabe rangehen und mit einem freien Kopf einfach Spaß am Handball haben. So soll es gehen und so wird es gehen.“

Dass die Aldekerker unter Umständen zu außergewöhnlichen Kraftakten fähig sind, ist dem TuS 82 natürlich bekannt. Entsprechend rechnet dessen Trainer Stefan Scharfenberg mit maximalem Widerstand: „Das wird keine leichte Aufgabe. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass es immer sehr knappe und kampfbetonte Spiele sind. Aldekerk wird sicher versuchen, den Turnaround einzuleiten direkt zum Beginn der Rückrunde. Darauf sind wir vorbereitet – und für uns wird es darum gehen, die positiven Aspekte aus der Hinrunde mitzutransportieren. Wir wissen, was auf uns zukommt. Und wir wissen, welche Zusatzmotivation die Aldekerker in dieses Spiel mitbringen werden. Wir versuchen dann, unseren Stiefel runterzuspielen beziehungsweise die passenden Antworten darauf zu haben. Die Pause war zwar kurz, aber wir haben sie gut genutzt. Alle Spieler haben mir gesagt, dass sie wieder Bock haben und motiviert sind.“ Falls es denn nur danach geht, steht allen eine völlig offene Partie bevor: In Sachen Leidenschaft und Lust auf Handball sind die Aldekerker sicherlich drittliga-tauglich. Wie es ein paar Kilometer weiter mit der allgemeinen Drittliga-Tauglichkeit der benachbarten Korschenbroicher aussieht, lässt sich momentan kaum zu hundert Prozent beantworten – weil die Mannschaft von Trainer Frank Berblinger bisher lediglich gegen den Mit-Aufsteiger Mundenheim (27:24) und gegen die Panther (26:24) gewann. Zuletzt gab es allerdings sechs zum Teil sehr deutliche Niederlagen hintereinander, sodass der TVK längst erheblich unter Druck steht und sich klassische Ausrutscher gar nicht mehr erlauben darf. Nach dem Wieder-Einstieg gegen die HSG Hanau (Neunter/16:14) folgen eine Art Abstiegs-Endspiel in Mundenheim am 18. Januar, das Heimspiel gegen den Longericher SC am 25. Januar und die ebenfalls komplizierte Aufgabe bei den Opladenern am 1. Februar. 

Fernab solcher Sorgen sind sie bei der HSG Krefeld Niederrhein unterwegs, der auf dem Weg in die 2. Bundesliga die aktuelle 3. Liga immer fremder zu werden scheint. Mit 29:1 Zählern thront der Tabellenführer vor dem TV Gelnhausen (27:3) derart weit über der Konkurrenz, dass sein Weg in die Aufstiegsrunde (zwei Tickets zu vergeben) längst beschlossene Sache ist. Der Rückrundenbeginn beim TV Kirchzell (Fünfter/19:11) dürfte die Mannschaft von Trainer Mark Schmetz zwar vor eine der schwierigeren Aufgaben in den kommenden Wochen und Monaten stellen, doch die Eagles haben eine Menge Argumente für sich im Gepäck: Sie sind der einzige Drittligist aus allen vier Gruppen, der bisher kein einziges Mal verloren hat, und sie stellen sowohl den besten Angriff als auch die beste Abwehr auf die Platte – was das brillante Torverhältnis von 528:400 erklärt. Hochgerechnet ergibt sich daraus, das 23:23 in Gelnhausen ausgeklammert: Die Eagles haben im Durchschnitt neun Treffer zwischen sich und den jeweiligen Gegner gelegt.

Da kommt selbst der auf Rang drei folgende Longericher SC nicht mit (21:9), der im Torverhältnis (514:449/plus 65) sogar die zweitbeste Mannschaft und allgemein mit seiner bisherigen Ausbeute maximal zufrieden ist. „Dass wir nach dem Umbruch im Sommer auf Platz drei stehen, ist für uns eine ganz tolle Ausbeute aus der Hinrunde“, sagt Kölns Trainer Chris Stark, „wir haben die Pause für Regenerationszwecke genutzt und man merkt, dass die ganze Mannschaft hochmotiviert ist. Wir sind jetzt der Tabellenführer des Mittelfeldes, derjenige, der das Verfolgerfeld des Spitzenduos anführt, und da sind bockstarke Mannschaften hinter uns. Es ist eine Hammeraufgabe für uns, die Tabellenposition zu halten – und damit wollen wir am Samstag starten. Wir freuen uns einfach wieder auf Handball und wir haben richtig Bock.“ Für den Wiederbeginn bei der HSG Rodgau Nieder-Roden (Zehnter/14:16), die als Vorjahresdritter diesmal weniger gut dasteht, erwartet der LSC alles, aber keinen Spaziergang: „Fakt ist, dass es direkt heiß hergehen wird und es kein entspannter Start ins neue Jahr wird, sondern eine heiße Begegnung. Rodgau ist zu Hause sehr stark – und von daher wird das eine geile Aufgabe.“ Locker ins neue Jahr? Mal abwarten, was passiert? Langsam reinfinden und dann nach fünf, sechs oder sieben Spielen sehen, was für die weiteren Monate geht? Ist auch für die Longericher nichts. Sie verlangen den anständigen Kaltstart offensichtlich sogar von sich selbst.