Regionalliga Nordrhein
Favoriten in Not: Bonn und Dormagen wanken
TSV rrh. nimmt aus Dinslaken beim 32:32 einen Punkt mit, TSV Bayer II bezwingt Haan knapp mit 31:30. Refrath und Aachen liefern sich 29:29-Drama, Essen II überrascht durch 37:33 in Gelpe/Strombach.

Das ist noch mal gutgegangen: Trainer Moritz Adam und seine Dormagener kamen in der zweiten Halbzeit doch noch zu zwei Punkten gegen den Außenseiter Haan. (Foto: Markus Verwimp)

TSV Bayer Dormagen II – Unitas Haan 31:30 (16:19). Die Rollen schienen klar verteilt zu sein vor dem Auftritt des Abstiegskandidaten beim Spitzenteam in Dormagen. Doch die Haaner hatten offensichtlich so gar keine Lust, die Punkte zum Start ins Pflichtspiel-Jahr 2025 als Gastgeschenk im Bayer-Sportcenter abzuliefern. Die Gäste zeigten vielmehr einen großen Kampf und  sie führten in einer starken ersten Halbzeit zwischenzeitlich mit acht Toren. Am Ende reichte es aber nicht und der TSV rückte durch den knappen Erfolg wieder auf Platz zwei vor (18:4 Punkte), während die Unitas als Zwölfter (6:18) weiter in der besonders gefährdeten Zone unterwegs ist. Respekt für die Haaner Leistung kam nach dem Abpfiff zunächst von Dormagens Trainer Moritz Adam. „Wir haben heute sicherlich gegen einen Gegner gespielt, der deutlich besser war als bisher sechs Pluspunkte. Wir sind natürlich auch etwas besser als sechs beziehungsweise vier Minuspunkte – je nachdem, wie man rechnet“, erklärte der Coach, der mit seinem Team in dieser Saison bisher drei Mal verloren hat. Die 26:27-Niederlage gegen Interaktiv.Handball wird aber nach einem erfolgreichen Einspruch des TSV nach jetzigem Stand aus der Wertung genommen – und die Partie wiederholt. Unabhängig davon freute sich Adam über die ersten sicheren Zähler in 2025: „Alles in allem nehmen wir die zwei Punkte gerne so mit und haben damit einen erfolgreichen Start ins neue Jahr hingelegt.“

In der Anfangsviertelstunde lieferten sich beide Seiten einen offenen Schlagabtausch. Mal hatte Dormagen die Nase vorne – wie beim 1:0 (2.), 3:2 (4.) oder 5:3 (7.). Dann legten die Gäste wieder vor – wie mit dem 2:1 (3.) oder 8:6 (13.). Ab dem 9:9 (15.) fand die Unitas dann vor allem defensiv die richtigen Mittel, kassierte in den folgenden elf Minuten lediglich einen Gegentreffer und zog durch einen 9:1-Lauf auf 18:10 davon (25.). Glück für die Hausherren: Nach dem 12:19 (27.) konnten die Dormagener durch vier eigene Treffer in Serie zum 16:19-Halbzeitstand verkürzen, sodass sich der Rückstand beim Gang in die Kabine in Grenzen hielt. Nach dem Seitenwechsel blieb der TSV zunächst dran und fand tatsächlich rechtzeitig den Weg auf die Siegerstraße: Paul Scholl glich zum 27:27 (51.) aus, Marvin Landau erzielte kurz vor dem Ende die erste Bayer-Führung seit der Anfangsphase – 30:29 (57.). In den letzten Minuten brachten die Hausherren den Vorsprung über die Zeit und der 30:31-Anschluss der Gäste durch Thorben Richartz 16 Sekunden vor Schluss half Haan nicht mehr. Unitas-Coach David Horscht wirkte mit dem Auftritt seines Teams dennoch zufrieden: „Es war eine sehr gute erste Hälfte mit einem gut aufgelegten Tobias Joest im Tor und einer Abwehr, die viele Zweikämpfe gewinnen konnte. Leider waren die letzten fünf Minuten der ersten Hälfte zu nachlässig, ansonsten wäre eine höhere Pausenführung möglich gewesen. Nach der Pause wurde es zu einem reinen Kampfspiel, in dem nur Kleinigkeiten den Ausschlag gegeben haben, leider zu unseren Ungunsten.“

TSV Bayer Dormagen II: Dürselen, Borreck (1), – Landau (8), Stolzenberg (2), Emmerich (1), Ostrowski (3), Szabo (3), Kaysen (4/4), Mosblech, Johannmeyer, Mertens (1), Werschkull (3), Scholl (1), Adam (4).

Unitas Haan: Seher, Joest – R. Korbmacher, Schulz (1), Mensger (3), Richartz (1), Moser, F. Korbmacher (5), Micus (8/1), D’Avoine, Hambrock (7), Rath, Schusdzarra (4), Austrup.

 

MTV Rheinwacht Dinslaken – TSV Bonn rrh. 32:32 (14:20). Die Kuh schien am Ende der ersten Halbzeit irgendwie bereits vom Eis zu sein und die Befürchtungen der Bonner, zum Start ins neue Jahr und zum Abschluss der Hinrunde angesichts der ungewohnten Anwurfzeit am späten Sonntagmorgen ins Stolpern zu geraten, schienen sich als unbegründet zu erweisen. Weil die Mannschaft von Trainer Florian Benninghoff-Lühl mit dem 8:3 bis zur neunten Minute einen Blitzstart hinlegte, konnte sie die Partie in der Folge zunächst mit der Führung im Rücken über weite Strecken bis in die zweite Halbzeit hinein einigermaßen sicher kontrollieren und die Chance zum ersten Sieg überhaupt in Dinslaken in der gemeinsamen Regionalliga-Geschichte tauchte am Horizont auf. Dann begann allerdings nach der Pause ein Spiel mit dem Feuer und die erneut mit einem personell sehr dünnen Aufgebot angetretenen Dinslakener (nur acht Feldspieler) kämpften sich mit viel Einsatz und Leidenschaft zurück. Bonns Coach Florian Benninghoff-Lühl atmete hinterher ganz tief durch: „Ich glaube, das Spiel hatte am Ende keinen Sieger verdient, das ist eine absolut gerechtfertigte Punkteteilung. Beide Mannschaften hätten in diversen Szenen das Momentum nutzen können. Von daher dürfen wir uns nicht beschweren. Auch wenn Dinslaken kein einziges Mal vorne liegt, haben sie den Punkt definitiv verdient – wir auf der anderen Seite auch.“ Der Spitzenreiter baute seine Bilanz durchs unerwartete Unentschieden trotzdem auf 21:3 Punkte aus, sodass er vorne im Dreikampf mit dem Zweiten TSV Bayer Dormagen II und dem Dritten Interaktiv.Handball (beide 18:4) weiter die besten Karten hat. Auf der Stelle traten dahinter der Fünfte HC Weiden (14:8) und der Sechste OSC Rheinhausen (12:10), deren direktes Duell ausfiel. Grund: Die Stadt Würselen hatte unter anderem die Halle Parkstraße „aufgrund der aktuellen Wetterlage“ und sich daraus ergebenden Gefahren durch „zu hohe Schneelasten“ gesperrt. Neuer Vierter ist nun vorerst die HSG Refrath/Hand (15:9). 

Nach dem 2:0 (2.), 8:3 (9.) und 8:5 (10.) blieben die Gäste regelmäßig mit zumindest drei bis fünf Treffern vorne – 10:7 (14.), 12:7 (15.), 13:10 (21.), 16:12 (23.), 18:13 (28.). Weil die TSV anschließend beim 20:14 (30.) ein Sechs-Tore-Polster mit in die Kabine nahm und nach der Pause sofort auf 21:14 (31.) erhöhte, befand sie sich weiter auf einem ganz guten Weg – was allerdings der gefährdete MTV (Elfter/7:17) so offensichtlich nicht im Raum stehen lassen wollte. Mit dem 18:22 (36.) waren die Gastgeber bereits näher dran und mit dem 24:25 (44.) schafften sie den direkten Anschluss – was der Startschuss für eine aufregende letzte Viertelstunde war. Noch beim 27:24 (46.), 30:27 (50.) und 32:29 (54.)  lagen alle Vorteile auf der Seite der Bonner,  die sich nun allerdings den Luxus erlaubten, in den finalen sechs Minuten keinen einzigen Treffer mehr zu erzielen – was Dinslaken zum 32:32-Ausgleich (59.) nutzte. Passend zum Endspurt der vergebenen Gelegenheiten: Luca Bohrmann ließ kurz darauf einen Siebenmeter aus (59.) und die Zeitstrafe gegen Dinslakens Philipp Tuda brachte die TSV ebenfalls nicht entscheidend weiter. „In der zweiten Halbzeit ist es ein etwas anderes Spiel, wir spielen fast kontinuierlich in Unterzahl“, sagte Benninghoff-Lühl, „und diese Phasen hat Dinslaken immer wieder genutzt. Wir haben dann auch im Angriff einen leichten Bruch und uns verlässt ein bisschen das Wurfglück. Dinslaken nimmt 20 Sekunden vor Schluss die Auszeit, hat bei Unentschieden den Ball und spielt einen Fehlpass. Wir haben sogar noch die Möglichkeit, den Ball final zu verwandeln, aber wir verwandeln da den dritten Wurf in Folge nicht.“ Sein Wunsch: „Es sind viele Sachen nicht so gut gelaufen, wie wir uns das vorgenommen haben. Wir sollten froh sein, dass wir in dieser schweren Liga trotzdem einen Punkt mit nach Hause nehmen dürfen. Vor allem nach der ersten Halbzeit fährt heute keiner richtig happy nach Bonn zurück. Ich hoffe, dass wir das in sehr viel Wut und Energie umwandeln können.“

MTV Rheinwacht Dinslaken: Bystron, Christmann – Hoffmann (3), Höffner (2), Klett, Tuda (9/5), Krölls (1), Dreier (5), Reede (7), Kölsch (5). 

TSV Bonn rrh.: Krouß (1), Meißenburg – Krohn (5), F. Hoffmann (2), Bullerjahn (1), Santen, Behr, Heitkötter (1), Fricke (3), Bitzer, Fischer (9), Worm (1), Palmen (1), Bohrmann (8/5). 

 

HSG Refrath/Hand – BTB Aachen 29:29 (13:16). Weil die Aachener nicht gerade zu den Spezialisten in des Gegners Halle zählen, ging dieser Punktgewinn für sie ziemlich in Ordnung – und er entsprach in der Summe auch den Leistungen der beiden Mannschaften über die ganze Distanz. „Das ist letztlich wahrscheinlich eine gerechte Punkteteilung“, sagte BTB-Trainer Simon Breuer, „ganz am Ende hätte es in beide Richtungen gehen können.“ Dem wollte Tacke nicht grundsätzlich widersprechen, doch dem HSG-Coach lag vor allem eine Szene aus der letzte Minute schwer im Magen: „Das Schlimmste aus unserer Sicht ist, dass sich Cosmin Capota bei einem Zweikampf extrem schwer am Knie verletzt hat. Die Diagnose steht noch aus. Das Spiel war lange unterbrochen und das hat die Stimmung extremst gedämpft und bei allen Spuren hinterlassen.“ Keine einfache Situation waren die Ereignisse dann auch für Aachens Carstens Jacobs, der direkt im Anschluss an die Capota-Verletzung beim Stande von 29:28 für Refrath zu einem Siebenmeter für die Gäste antrat – und zum 29:29-Endstand verwandelte. Die Refrather kamen noch einmal Ballbesitz, beschlossen aber in einer Auszeit, auf das größere Risiko zu verzichten (siebter Feldspieler). „Wir haben die finale Situation gut ausgespielt, aber Aachen hat es am Ende auch gut verteidigt. Unter dem Strich muss man nach diesem Spielverlauf mit dem Unentschieden absolut zufrieden sein“, sagte Tacke, dessen HSG sich bei nun 15:9 Punkten zumindest vorerst auf den vierten Platz verbesserte. Aachen bildet als Achter gemeinsam mit dem Siebten HC Gelpe/Strombach (beide 12:12) das momentan sichere Mittelfeld in der Regionalliga.

Aachen legte nach dem 1:0 (3.) durch den Jacobs-Siebenmeter beständig vor und ließ sich auch vom Refrather 5:5 (12.) nicht aus der Bahn werfen – 8:5 (17.), 10:8 (21.), 11:10 (22.), 16:10 (27.). Die Hausherren kamen dann in einer aus ihrer Sicht katastrophalen ersten Hälfte bis zur Pause noch auf 13:16 (30.) heran, doch der BTB zog mit dem 19:14 (36.) erneut auf fünf Tore weg, was Refrath erst recht zur intensiven Teilnahme am Spiel veranlasste. Mit dem 22:21 (47.) übernahmen die Gastgeber sogar zum ersten Mal die Führung, die der Start in eine maximal spannende Schlussphase mit wechselnden Führungen war – 24:22 (49.), 24:24 (50.), 26:26 (55.), 27:27 (56.), 27:28 (57.), 28:28 (59.), 29:29 (60.). BTB-Coach Simon Breuer wirkte trotz des aus der Hand gegebenen Vorsprungs eher zufrieden:  „Wir nehmen unseren zweiten Auswärtspunkt mit und versuchen, nächste Woche an unserer Heimserie weiterzuarbeiten.“ Weil die Aachener zehn ihre bisher zwölf Punkte durch fünf Erfolge in eigener Halle eingefahren haben, hofft er dabei auf einen Sieg über TuSEM Essen II (Neunter/8:16). Dass die Essener andere Pläne verfolgen, wird Breuer dabei nicht wundern. Die Refrather stehen vor der ebenfalls nicht einfachen Aufgabe gegen den Tabellenführer TSV Bonn rrh. (21:3).

HSG Refrath/Hand: Hablowetz, Krämer – Schallenberg (1), Faust (3), Greffin (3), Geerkens (5), Hohenschon, Bürger, Georgi, Schrage (2), Winter (10/5), Speckmann (3), Mokris (1), Capota (1).

BTB Aachen: Zaghloul (1), Elsen – Jacobs (5/5), Bökmann (1), Wudtke (3), Hellemeister (2), Büchel (1), Kaesgen (3), Klinkenberg (1), Wagner, Schmitz, Herzog, Schnalle (6), Bock (6/1).

 

HC Gelpe/Strombach – TuSEM Essen 33:37 (14:17). Für die Gäste aus dem Ruhrgebiet war dieser Erfolg wertvoll wie Gold, weil sie nach fünf Niederlagen zum Ende des Kalenderjahres 2024 ihren negativen Trend stoppen und einen weiteren Sturz in noch größere Gefahr verhindern konnten. Das Team von Trainer Sebastian Hosenfelder hat nun auf Platz neun gemeinsam mit dem Zehnten HSG Siebengebirge (ebenfalls 8:16) wieder etwas bessere Chancen im Kampf um den Klassenerhalt, der angesichts des drohenden erhöhten Abstiegs (hängt von der Entwicklung in der 3. Liga ab) vielleicht bis zum letzten Spieltag spannend bleibt. Obwohl Gelpe/Strombach als Siebter mit einem ausgeglichenen Konto (12:12) in diesem Punkt keine Sorgen hat, war dessen Coach Markus Murfuni richtiggehend empört: „Ich bin sehr wütend über diese Einstellung heute. Das ist der springend Punkt. Wir haben es gar nicht gepackt, in der Verteidigung aggressiv zu sein, und unser Rückzugsverhalten war unterirdisch. Da hat TuSEM ganz klar verdient gewonnen und für uns wäre es überhaupt nicht verdient gewesen, dass wir nur einen Punkt bekommen.“

Gelpe/Strombach glich das 0:1 (1.) schnell um 1:1 (2.) aus und ging sogar zweimal in Führung – 6:5 (12.), 7:6 (15.), 10:9 (17.). Ab dem 13:13 (22.) kam dann TuSEM II zunehmend besser zum Zug und es behielt nach dem 17:14 (29.) am Ende der ersten Halbzeit später durchgehend die Übersicht. Bis zum 25:22 (43.), ehe eine 4:1-Serie zum 29:23 (46.) die Entscheidung einleitete und spätestens das 35:30 (56.) die chancenlosen Hausherren endgültig in eine Heimpleite bugsierte und sich selbst neuen Schwung für die kommenden Aufgaben versschaffte. Essens Trainer Sebastian Hosenfelder war nachvollziehbar sehr einverstanden: „Unser Auftakt ins neue Jahr ist uns gut gelungen. Von der ersten Sekunde an war es eine reife Leistung unsererseits – mit vielen guten Entscheidungen und wenigen technischen Fehlern. Zu Beginn des Spiels wechselte noch ständig die Führung, aber schon ab der 20. Minute gelang es uns, einen kleinen Vorteil zu erspielen. Zu Beginn der zweiten Hälfte ziehen wir zunächst weiter davon und halten den Abstand. Es war eine Leistung, auf der wir aufbauen können und sollten.“

HC Gelpe/Strombach: Achmed Elnoamany, Gossens – Dräger (1), Maier (1), Altjohann (5), Viebahn (1), Heinzerling (7), Meinhardt (1), Lüsebrink (1), Panske, Mayer (11/4), Brüning (2), Walch (3), Rostalski.

TuSEM Essen II: Haberkamp, Solbach Domingo – Scherz (5), Heiderich, Neher (9/5), Petersen (5), Asci (4), Schmidt (1), Lewandowski, Stumpf, Ernst (9), Bandura (1), Mittich (3).