3. Liga
Der Abstiegskampf: Warum Aldekerk null Druck hat – und Korschenbroich maximal viel
TVA kann beim Spitzenreiter Krefeld nichts verlieren, TVK beim Keller-Konkurrenten Mundenheim alles. Panther haben gegen Leutershausen etwas mehr Luft. LSC und TuS 82 peilen jeweils einen Heimsieg an.

Ich bin dann mal durch: Für Lucas Schneider (mit Ball) und die HSG Krefeld Niederrhein war das 31:21 in der Hinrunde bei den Aldekerkern mit Keeper Paul Keutmann und dem zurzeit verletzten Rückraumspieler David Hansen insgesamt kein Problem. Auch fürs bevorstehende Duell am Samstag in Krefeld dürften die Kräfteverhältnisse wieder klar sein. (Foto: Carsten Wulf)

Der eine hat noch kein einziges seiner 16 Spiele in dieser Saison verloren. Er will endlich die seit Jahren angestrebte Rückkehr in die 2. Bundesliga schaffen. Er steht bei 31:1 Punkten, garniert mit 567:423 Toren (plus 144), erreicht also einen Durchschnitt von bisher 35,43:26,43 (plus neun). Gemeint ist natürlich die HSG Krefeld Niederrhein, die dem Rest des Feldes gemeinsam mit dem TV Gelnhausen (29:3) längst enteilt ist. Es geht nicht mehr um die Frage, ob die Eagles eins der beiden Tickets für die Aufstiegrunde lösen werden, sondern nur noch darum, wie weit vor dem letzten „normalen“ Spieltag das Recht zur Teilnahme daran amtlich feststehen wird. Der andere hat erst drei seiner 16 Spiele in dieser Saison gewonnen. Er will in dieser Saison nichts anderes als in den beiden Jahren zuvor und einfach den Klassenerhalt schaffen. Er steht bei 6:26 Punkten, ergänzt durch 412:500 Tore (minus 79), erreicht also einen Durchschnitt von 26,31:31,25 (minus 4,94). Gemeint ist natürlich der TV Aldekerk, der auf Rang 15 bei 6:26 Punkten gemeinsam mit der VTV Mundenheim direkt davor (14./ebenfalls 6:26) und dem TV Korschenbroich direkt dahinter (4:28) die drei Abstiegsplätze belegt. Und es geht tatsächlich längst um die Frage, ob sich die Aldekerker im Abstiegskampf irgendwie noch helfen können – so wie im vergangenen Jahr, als die Rettung nach einem spannenden Finale auf den letzten Drücker gelang. Wie zumindest in der Theorie das direkte Duell zwischen dem Top-Titelfavoriten und dem Abstiegskandidaten ausgehen sollte, liegt auf der Hand.

So sieht es auch Aldkerks Trainer Tim Gentges vor der etwas mehr als 20 Kilometer kurzen Dienstreise am Samstag nach Krefeld: „Ein einfacheres Spiel als das können wir in dieser Saison nicht haben, die Rollen sind ganz klar verteilt. Meine Leute sollen das genießen. Wir möchten nur an die gute Leistung gegen Opladen anknüpfen und wir möchten das Spiel in Krefeld nutzen, um uns nach vorne zu entwickeln. Gerade in solchen Spielen sollte man jede Aktion feiern, die einem gelingt. Daran sollte man sich hochziehen und im weiteren Verlauf der Saison von dem Selbstbewusstsein zehren, das man sich in solchen Spielen erarbeiten kann. Wir wollen es Krefeld lange schwermachen und ihnen hin und wieder mal ein Bein stellen. Dennoch sind wir realistisch genug, dass wir diese zwei Punkte nicht unbedingt mit einrechnen. Wir hoffen, dass wir ein gutes Spiel machen werden.“ Kollege Mark Schmetz kann sich grundsätzlich zwar ebenfalls nur einen Sieg seiner Eagles vorstellen, warnt jedoch vor Leichtsinn: „Völlig unabhängig von der Tabellensituation steht uns eine sehr schwere Aufgabe bevor. Wir kennen uns gegenseitig sehr gut und wissen jeweils auch um die Qualität des Kontrahenten. Schlussendlich sind wir jedoch der Favorit und wir wollen dominant auftreten, um die Punkte in Krefeld zu behalten.”

Der TVA wird im Kampf um den Klassenerhalt andere Gelegenheiten suchen müssen, um sich die für den Verbleib in der 3. Liga notwendigen Punkte zu sichern. Um auf die Bilanz von 20:40 Zählern aus der Serie 2023/2024 zu gelangen, müsste die immer wieder und immer noch von massiven personellen Sorgen geplagte Mannschaft ab jetzt (die Aufgabe Krefeld eingeschlossen) noch 14:14 Punkte einfahren, also eine ausgeglichene Bilanz erzielen – was angesichts des bisherigen Saisonverlaufs maximal ambitioniert aussieht. Ein bisschen Hoffnung könnte Aldekerk daraus ziehen, dass diesmal jene 20 Punkte vielleicht gar nicht erforderlich sein werden: Die Bergischen Panther etwa, bei denen auf Rang 13 die „Sicherheitszone“ beginnt, stehen bei 8:24 Punkten und das HLZ Friesenheim-Hochdorf II (10:22) weist als Zwölfter ebenfalls keine beängstigende Ausbeute auf. Grundsätzlich könnten sie sich rund um die Vogteihalle sogar mit einem weiteren Blick in die vergangene Saison behelfen: Damals standen zum selben Zeitpunkt wie jetzt 8:24 Punkte auf dem Konto, doch es folgten drei Niederlagen bis zum 8:30-Zwischenstand – ehe mit einem 37:26 über die Panther jene Aufholjagd zum Happy End begann. Möglicherweise entscheidet sich nach den Partien in Krefeld am 25. Januar gegen die TSG Haßloch, am 1. Februar beim TV Gelnhausen, am 8. Februar gegen den TV Kirchzell (Siebter/19:13) und am 15. Februar erneut gegen die Panther das sportliche Fortkommen der Aldekerker.

Eine Art Schicksalsspiel im Kampf um den Klassenerhalt hat der am meisten leidende Letzte Korschenbroich schon jetzt vor sich. Dabei kann der TVK höchstens dann überhaupt noch etwas für sich tun, wenn er seiner Negativserie unverzüglich ein Ende setzt. Und gleichzeitg gehört wenig prophetische Gabe dazu, dass die kommende Aufgabe wohl die letzte Chance bietet, so etwas Ähnliches wie eine Wende im Keller einzuleiten. Anders ausgedrückt: Bringt das Team von Trainer Frank Berblinger aus Mundenheim vom Kellerkracher keinen Sieg mit, wird es die Klasse nicht halten. Dabei eint beide Seiten, dass sie mit jeweils sieben Niederlagen hintereinander seit einiger Ewigkeit auf weitere zwei Punkte warten. Korschenbroich gewann zuletzt am 26. Oktober mit 26:24 gegen die Panther und in seiner Statistik taucht zudem ein 27:24 vom zweiten Spieltag am 7. September auf – gegen jene Mundenheimer, die sich am 13. September mit 30:24 gegen das HLZ Friesenheim-Hochdorf II und am 19. Oktober mit 29:27 gegen die Alderkerker durchsetzten. Was Chance und Risiko für den TV Korschenbroich zugleich ist: Gewinnt er in Mundenheim, hat er zumindest gegen den Mit-Aufsteiger den am Ende bei Punktgleichheit entscheidenden direkten Vergeich auf seiner Seite – und verliert er in Mundenheim mit mehr als zwei Toren, hängt ihm der dann verlorene direkte Vergleich wie ein weiterer Mühlstein um den Hals. Die Hoffnung rund um die Waldsporthalle: Die Mannschaft möge an die Leistungssteigerung aus der vergangenen Partie beim 28:32 gegen den Achten HSG Hanau (18:14) anknüpfen und den Kontakt zu den anderen gefährdeten Teams herstellen/wahren.

Genau diesen Schub haben die Bergischen Panther nach 1:15 Punkten aus den ersten acht Spielen mittlerweile aufgenommen, denn unter der Federführung des Trainergespanns Alexander Oelze(JEns-Peter Reinarz folgten aus den nächsten acht Einsätzen bei vier Niederlagen auch drei Siege und ein Unentschieden mit insgesamt 7:9 Zählern. Die geben dem früheren Abstiegskandidaten Nummer eins in der Summe jedenfalls brauchbare Aussichten für ein weiteres Jahr in der 3. Liga, zumal der Elfte TSG Haßloch (11:21) und der Zwölfte HLZ Friesenheim-Hochdorf II nicht mehr unerreichbar weit weg sind – was das jüngste 28:27 beim HLZ in die Kategorie besonders wertvoll hievte. Vor dem auch für die Panther zentral wichtigen Schlüsselspiel am 15. Februar in Aldekerk warten die Partien am Samstag gegen Saase3 Leutershausen (Fünfter/20:12), am 25. Januar bei der HG Saarlouis (Vierter/20:12), am 1. Februar gegen Kirchzell und am 8. Februar gegen Hanau. Weil alle vier Klubs zur oberen Tabellenhälfte gehören, stehen Oelze/Reinarz mit ihrem Team vor schwierigen Aufgaben – und als Favorit gehen sie ebenso sicher in keine davon.

Zwei Ziele hat vor seinem Heimspiel gegen die HSG Dutenhofen-Münchholzhausen II (Neunter/18:14) der Dritte Longericher SC (22:10), den weniger der Punktverlust als solcher zuletzt bei der HSG Rodgau Nieder-Roden ärgerte – sondern die hohe Zahl der offensiven Aussetzer auf dem Weg zum 24:24, das aus Longericher Sicht sogar ein Angriffs-Minuskrekord für diese Saison bedeutete (vorher 25:34 gegen Leutershausen am 5. Okktober). Der Durchschnitt des LSC für die laufende Serie bringt dagegen immer noch ein Miitel von 33,62 Treffern pro Abend hervor (insgesamt 538). Deshalb gehen Trainer Chris Stark und sein Team zuversichtlich davon aus, dass sie als erstes Ziel wieder deutlich zulegen können, zumindest in den Bereich des aus ihrer Sicht normalen Wertes vorstoßen und den eigenen Fans insgesamt eine vernünftige spielerische Leistung anbieten. Zweites Ziel: Es geht den Kölnern darum, Saarlouis und Leutershausen als direkte Verfolger auf Distanz zu halten im Kampf um den dritten Platz, in den theoretisch sogar der Sechste TuS 82 Opladen (19:13) noch eingreifen könnte. Sollte das wirklich gelingen, wären sie rund um die Bielerthalle vermutlich selbst am meisten überrascht. Vorerst geht es fürs Team von Trainer Stefan Scharfenberg jedoch „nur“ darum, nach dem 33:23 gegen Mundenheim am letzen Spieltag im Jahr 2024 und dem 33:29 in Aldekerk am ersten Spieltag im Jahr 2025 gegen die HSG Rodgau Nieder-Roden möglichst den nächsten Sieg aufs Konto zu überweisen. Das wäre ein Saison-Rekord für den TuS 82, denn drei Mal hintereinander konnte er 2024/2025 noch nicht gewinnen. Dass Rodgau keine Geschenke zu verteilen gedenkt, zeigte es zuletzt bei jenem 24:24 gegen die Longericher – und die Opladener werden entsprechend gewarnt sein.