20. Januar 2025 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Ja!!!!! Refraths Trainer Kelvin Tacke hätte nach dem Sieg gegen Bonn am liebsten nicht nur seine Torhüter Marcel Krämer (links) und Pius Hablowrtz (rechts) umarmt, sondern die ganze Handball-Welt. (Foto: Thomas Schmidt)
Für den weiteren Kampf um die Meisterschaft in der Regionalliga hatte vor dem Start in die Rückrunde die TSV Bonn rrh. die besten Karten. denn sie führte den kleinen Kreis von drei Mannschaften an, die für die Meisterschaft in Frage kommen. Daran hat sich auf den ersten Blick auch wenig geändert. Vorgelegt hatte am Samstagabend zunächst der TSV Bayer Dormagen II, der mit seinem 42:36 über die HSG Siebengebirge (Zehnter/8:18 Punkte) bei 20:4 Zählern den zweiten Tabellenplatz festigte. Am späten Sonntagvormittag zog Interaktiv.Handball nach, das sich beim MTV Rheinwacht Dinslaken (Zwölfter/7:19) am Ende deutlich mit 40:28 durchsetzte und den Ratingern bei ebenfalls 20:4 Punkten und einem nur um sechs Treffer schlechteren Torverhältnis weiter dicht im Nacken sitzt. Wer aber einigermaßen gründlich aus der Reihe tanzte, war am späten Nachmittag der Erste TSV Bonn rrh., der sich bereits in Dinslaken mit einem 32:32 hatte begnügen müssen – und jetzt bei der HSG Refrath/Hand mit dem 30:33 nach einer wenig meisterlichen Leistung seine zweite Saison-Niederlage hinehmen musste. Mit 1:3 Zählern aus den beiden ersten Spielen im Jahr 2025 ist den über weite Teile der Hinrunde herausragend stabilen Bonnern der Start ins neue Handballjahr unter dem Strich missglückt – und die Mannschaft von Trainer Florian Benninghoff-Lühl droht nun bei anhaltendem Trend sogar ihre Spitzenposition zu verlieren: Bei 21:5 Punkten liegt die TSV lediglich deshalb noch auf Rang eins vor den beiden Konkurrenten, weil sie ein Spiel mehr ausgetragen hat. Nichts mit dem Blick nach ganz oben und auf die 3. Liga haben die Refrather zu tun, die auf Rang vier mit 17:9 Punkten jedoch bei einer bemerkenswerten Zwischenbilanz stehen und das Rest des Feldes hinter dem Top-Trio anführen. Der klare und vermutlich nicht mal mehr durch ein Wunder zu rettende Abstiegskandidat Nummer eins bleibt der Bergische HC II (1:25), der am frühen Sonntagabend mit dem 18:42 gegen den OSC Rheinhausen im 13. Einsatz die zwölfte Niederlage hinnehmen musste. Während der OSC den HC Weiden überholte und auf den fünften Platz kletterte (beide 14:10), beginnt nicht weit dahinter im Grunde beim Achten BTB Aachen (12:14) die Gefahrenzone – weil aufgrund des wahrscheinlich erhöhten Abstiegs (hängt von der Entwicklung in der 3. Liga ab) möglicherweise bis zu fünf und im schlimmsten Fall sogar sechs Mannschaften den Weg runter in die Oberliga antreten müssen.
MTV Rheinwacht Dinslaken – Interaktiv. Handball 28:40 (14:19). Die Ratinger waren zur für sie ungewohnten Anwurfzeit um 11.15 Uhr an diesem späten Sonntag offensichtlich nicht nach Dinslaken (Zwölfter/7:19) gefahren, um sich dort überraschen zu lassen – was ja dem Spitzenreiter TSV Bonn rrh. vor einer Woche passiert war, als er am Ende beim 32:32 beinahe sogar verloren hätte. Von einer ähnlichen Stolpergefahr hielten sich die Ratinger mit ein bisschen Anlauf ziemlich weit entfernt und sie bekamen die Aufgabe noch vor dem Ende der ersten Halbzeit so gut unter Kontrolle, dass sie nachher überhaupt nicht mehr in Gefahr gerieten. Deshalb ließ sich nachvollziehen, dass der spielende Sportliche Leiter Stanko Sabljic einverstanden war mit dem Auftritt des Tabellenzweiten beim vom Abstieg bedrohten MTV: „“Das war eine starke Leistung der Mannschaft. Wir sind sehr konzentriert ins Spiel gekommen und wir mussten gut decken, um die Punkte zu holen – das haben wir gemacht mit einer sehr, sehr starken Torwartleistung. Ich bin sehr zufrieden mit der Einstellung und dem Fokus der Mannschaft.“ Nach dem Heimspiel am kommenden Samstag gegen die HSG Refrath/Hand (Vierter/17:9) und der Partie am 31. Januar beim BTB Aachen (Achter/12:14), folgt für interaktiv am 8. Februar das Rückrundenduell mit den Bonnern – und es wird vermutlich der Versuch einer Revanche fürs 24:26 aus der Hinrunde werden.
Der MTV legte mit dem 3:2 (5.) und 5:4 (7.) vor, geriet beim 5:6 (9.) wieder ins Hintertreffen und blieb dann lange dran – 6:8 (10.), 8:8 (13.), 9:9 (15.), 12:13 (21.), 14:16 (25.). Auf der Zielgeraden der ersten Halbzeit machte sich Ratingen dann schrittweise auf den Weg zu einem größeren Polster, als es auf 19:14 (30.) erhöhte, und direkt nach der Pause sorgte es übers 20:16 (34.) mit einer blitzartigen 5:0-Serie innerhalb von vier Minuten zur 25:16-Führung für die entscheidende Weichenstellung. Durchs 28:18 (43.) von Jonas Perschke lag der Vorsprung zum ersten Mal im zweistelligen Bereich und auf der Zielgeraden nahm Ratingen immer mehr die Grenze von 40 Treffern in den Blick. Eine Minute und sechs Sekunden vor dem Ende war es so weit: Akihisa Yamada erzielte das 40:27 in diesem Duell, das inzwischen längst relativ einseitig geworden war. Seinen Saisonrekord hatte Interaktiv im Übrigen am 21. September 2024 beim 43:33 gegen Aachen aufgestellt und 40 Tore hatte es schon einmal am 9. November 2024 beim 40:35 gegen die HSG Siebengebirge (Zehnter/8:18) erreicht.
MTV Rheinwacht Dinslaken: Bystron, Christmann – Hoffmann (2), Sanders (1), Höffner, Klett, Tuda (6/1), Krölls (2), Dreier (7), Reede (6), Kölsch (4).
Interaktiv.Handball: Bliß, Karic – Schulz, Perschke (5), Kübler (1), Engh (1), Surowka (2), Yamada (7), Nuic (5), Poschacher (3), Koenemann, Maric (7/3), Wenzel (6), Sabljic (3).
HSG Refrath/Hand – TSV Bonn rrh. 33:30 (15:19). Die Hausherren mussten sich zunächst wie im falschen Film vorkommen, weil sie gegen zweikampfstarke Gäste null Mittel fanden und sich in vielen Szene vorführen ließen, sodass HSG-Trainer Kelvin Tacke nach dem 3:8 (9.) beim Stande von 5:10 (11.) eine Auszeit nahm – die Refrath auch ein bisschen besser in die Partie brachte, ohne dass Bonn zuerst in größere Not geriet. „Wir haben in der ersten Halbzeit massive Probleme in der Abwehr gehabt und irgendwie versucht, im Spiel zu bleiben“, meinte Tacke, „vorne hatten wir eine Menge technische Fehler und Fehlwürfe. Am Ende war ich froh, dass wir mit minus vier in die Pause gegangen sind.“ Kollege Florian Benninghoff-Lühl durfte mit jenem ersten Durchgang in der Summe zufrieden sein, obwohl er da möglicherweise schon heraufziehende Schwierigkeiten ahnte: „Wir machen wieder eine super erste Halbzeit im Angriff und bekommen dann Probleme mit einer offensiveren Abwehr-Variante – wo wir aber mit dem siebten Feldspieler eigentlich eine ganz passende Antwort haben. Leider kassieren wir in der ersten Halbzeit wieder ein bisschen zu viele Gegentore – was wir in der zweiten Halbzeit auch nicht in den Griff bekommen. Außerdem kommt unser Angriffsmotor, ähnlich wie in der Woche zuvor, ein bisschen zu sehr ins Stottern.“ Das bisschen Stottern waren allerdings in einer von beiden Seiten mit zahlreichen Fehlern garnierten Partie in echt zahlreiche krasse Aussetzer, die Bonn in der Summe nicht mehr aufzufangen wusste.
Die Refrather brauchten nach der Pause keine sechs Minuten, um die Partie durch sechs Treffer hintereinander zum 20:19 (36.) zu drehen. Die TSV wusste in der Folge mit dem 22:21 (42.) und 23:22 (46.) noch einmal zu kontern, ehe das 24:24 (49.) der letzte Ausgleich war und die Hausherren ab jetzt immer vorlegten – 27:25 (52.), 28:27 (54.) 30:27 (57.). Bonn versuchte zwar auf der Zielgeraden, über eine maximal offensive Deckung mehr für sich herauszuholen, vergab jedoch unter anderem zu viele Gelegenheiten. Nachdem Franz Krohn (58.) und Nils Bullerjahn (59.) auf 30:31 verkürzt hatten, machten Jan Speckmann mit dem 32:30 und Fynn Greffin mit dem 33:30 in der letzten Minute den Refrather Erfolg klar. „Wir sind megaglücklich, wir haben gegen den Tabellenführer gewonnen – aus meiner Sicht verdient“, meinte HSG-Coach Tacke, „ich bin super-stolz auf die Truppe, wie sie das umgesetzt hat. Am Ende war die Moral meiner Truppe überragend.“ In Sachen Einsatz hatte Bonns Trainer Benninghoff-Lühl gleichfalls wenig auszusetzen: „An der Einstellung ist überhaupt nichts zu meckern. Die Jungs haben sich vorne mit manchen freien Abschlüssen nicht belohnt und ein paar Bälle zu leichtfertig hergegeben. Das darf uns nicht passieren und das sollte uns in Zukunft weniger passieren. Dann holen wir hoffentlich in den nächsten Spielen unseren ersten Sieg in 2025. Daran arbeiten wir.“
HSG Refrath/Hand: Hablowetz (1), Krämer – Krause, Schallenberg, Faust, Greffin (3), Geerkens (6), Hohenschon (1), Bürger (3), Georgi (2), Schrage (4), Winter (4), Speckmann (4), Mokris (5/1).
TSV Bonn rrh.: Krouß (1), Meißenburg – Krohn (8), Bullerjahn (5), Santen (1), Behr, Fricke (7), Bitzer, Weber, Fischer, Bieler (2), Worm (1/1), Palmen, Bohrmann (5/3).
Bergischer HC II – OSC Rheinhausen 18:42 (9:20). Seit Anfang November 2024 laufen die Dinge ganz gut für die Rheinhausener, die damals mit ihren 4:8 Punkten alles andere als berauschend unterwegs waren, mit dem 38:27 bei TuSEM Essen II (Neunter/10:16) aber eine Trendwende einleiteten und seitdem mit dem 29:31 gegen den HC Gelpe/Strombach (Siebter/12:12) nur noch eine Niederlage hinnehmen mussten. Bisheriger Höhepunkt war das wertvolle 38:34 kurz vor der Pause über Weihnachten/Silvester gegen den Titelanwärter TSV Bayer Dormagen II – und auch der Sieg beim BHC II war aus Rheinhausener Sicht ungewöhnlich, weil sie zum ersten Mal in dieser Saison nicht nur an, sondern jenseits der 40-Tore-Marke landeten. „Ich bin natürlich maximal zufrieden“, sagte Trainer Thomas Molsner, „die Höhe ist am Ende des Tages insofern in Ordnung, als dass wir nach ein bisschen Startschwierigkeiten gut ins Spiel gekommen sind und die Solinger nie richtig zu ihrem Spiel gefunden haben. Wir sind über 60 Minuten konzentriert geblieben, es hat auf allen Positionen gut funktioniert und harmoniert. Das stimmt mich positiv für den Auftakt in 2025.“ Dass der OSC bei jetzt 14:10 Punkten auf dem fünften Rang angekommen ist, hält Molsner vor allem in Sachen Sicherheit für ziemlich wichtig: „Wir wollen den Trend gegen Dinslaken fortsetzen und ich denke, dass wir uns dann gut stabilisiert haben und dann gilt es mit höchster Konzentration die nächsten Spiele anzugehen, sodass man den Anschluss nach oben nicht verliert, aber gleichzeitig nicht in Not kommt. Es ist halt vollkommen unklar, wieviele Mannschaften absteigen werden. Da ist eine große Unsicherheit und da wollen wir uns schnellstmöglich raushalten.“ Für die Partie am nächsten Samstag gegen den Zwölften Dinslaken gilt Rheinhausen nach dem aktuellen Stand der Dinge sicher als Favorit.
Solingen, in dessen Team Jannis Keul (26) und Sören Berger (25) die mit weitem Abstand erfahrensten Spieler waren, konnte beim 1:1 (3.) durch Tom Schaper einmal ausgleichen und hielt anschließend über die erste Viertelstunde gut mit – 4:5 (11.), 7:8 (15.). Keine zehn Minuten später hatten sich die Gäste aber mit einem 6:0-Lauf auf 14:7 (24.) abgesetzt und mit dem 19:9 (30.) stand bereits am Ende der ersten Halbzeit fest, wer die Platte als Sieger verlassen würde. Besonders bitter war aus der Sicht der Hausherren die Phase am Anfang des zweiten Durchgangs, als der OSC durch einen 8:0-Lauf auf 27:9 (37.) erhöhte und auf das 27:10 (37.) weitere 6:0-Tore zur 33:10-Führung (44.) folgen ließ. Molsner konnte nachvollziehen, was und wie es den Gastgebern passierte: „Das ist eine ganz, ganz junge Mannschaft, das ist viel Potenzial drin. Manchmal läuft das Spiel in eine Richtung, dass man sich selbst das Leben schwer macht und ins offene Messer läuft. Das ist heute ein paar Mal passiert. Wir haben uns an unseren Plan gehalten, wir wollten aggressiv und gut verteidigen. In der zweiten Halbzeit haben wir auch viele einfache Tore aus dem Gegenstoß heraus gemacht – oder ins leere Tor.“
Bergischer HC II: Elsässer, Beckert – Püttmann (3), Schaper (2), Linden (1), Puschmann, Gießelmann (2), Fischer (1), Keull (2), Vetter, Graf, Berger (3), Mager (1), Brozovic (3).
OSC Rheinhausen: Seemann, Borchert (2) – Adrian (6/3), Wetteborn, Kauwetter (6), Küpper Ventura (2), Zwarg, Büttner (2), F. Molsner (2), M. Molsner (3), Taymaz (3), Käsler (10), Meurer (6).