23. Januar 2025 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Was tun? Daniel Fischer (31) und Nils Bullerjahn (27) gehören bei der TSV Bonn rrh., die zuletzt unter anderem auch mit vier Spielern aus dem Jahrgang 2005 unterwegs war, zur Abteilung Erfahrung. Alle zusammen wünschen sich, dass der Tabellenführer möglichst bald den ersten Sieg im Jahr 2025 einfahren kann. (Foto: Thomas Schmidt)
Wer ist denn derjenige mit den größten Aussichten, am Ende der Saison in der Regionalliga als Erster durchs Ziel zu gehen? Die an der Spitze liegende TSV Bonn rrh., die nach dem letzten Spieltag im vergangenen Kalenderjahr nur eine Niederlage auf dem Konto hatte, aber keinen Sieg aus bisher zwei Spielen in 2025 einfahren konnte? Der Zweite TSV Bayer Dormagen II, der die Konkurrenz nach seinem Start mit 14:0 Punkten fast zu frustrieren schien und dann drei Mal hintereinander als Verlierer von der Platte ging? Der Drittliga-Absteiger Interaktiv.Handball, der eigentlich bei niemandem von vornherein ernsthaft auf der Rechnung stand und sich im Grunde nur mit dem 24:33 vom 14. Dezember 2024 gegen den HC Weiden (Sechster/14:10) einen nicht ins Muster passende Niederlage erlaubte? Die drei einzigen ernsthaften Kandidaten verbindet derart viel, dass sich die Entscheidung mutmaßlich eine ganze Weile hinziehen wird. Tatsache auf jeden Fall: Nach der 30:33-Niederlage am vergangenen Sonntag bei der HSG Refrath/Hand (Vierter/17:9) führt die TSV die Tabelle mit ihren 21:5 Punkten nur noch deshalb an, weil sie eine Partie mehr ausgetragen hat als die Dormagener und die Ratinger, die bei jeweils 20:4 Punkten stehen. Auch im Torverhältnis liegen die drei von oben dicht zusammen: Bonn steht zurzeit bei plus 66 Toren (449.383), Dormagen bei plus 65 (425:360), Interaktiv bei plus 59 (403:344). Ebenfalls klar: Es handelt sich um eine Moment-Aufnahme, weil am Ende bei Punktgleichheit zwischen zwei oder mehr Mannschaften der direkte Vergleich über die Bestimmung der genauen Position entscheidet – mithin vielleicht sogar über die Meisterschaft und den Aufstieg in die 3. Liga. Was die Durchführungsbestimmungen des Verbandes im Übrigens zusätzlich festlegen, ist diese Begrenzung: „Am Ende der Spielsaison 2024/2025 steigt der Meister der Regionalliga direkt in die 3. Liga auf. Verzichtet der Regionalligameister auf den Aufstieg, darf alsdann maximal der Drittplatzierte der Regionalliga aufsteigen.“ Hieße angewendet auf die aktuelle Lage: Der Aufsteiger müsste entweder Bonn oder Dormagen oder Ratingen sein. Der Vierte Refrath/Hand dürfte sich bereits nicht mehr bewerhen – womit sie für den Fall der Fälle rund um die Steinbreche sicher leben könnten, weil sie ohnehin keine Ambitionen in diese Richtung verfolgen.
Bonn bringt aus der Hinrunde in den direkten Vergleich einen 26:24-Erfolg gegen Interaktiv ein und einen 39:31-Erfolg gegen Dormagen II. Danach wird es spannend, weil zum Beispiel der TSV Bayer zunächst bei einer negativen Bilanz zu sehen schien nach der Niederlage in Bonn und dem 26:27 vom 7. Dezember 2024 gegen Interaktiv – das dadurch seinerseits ein immerhin ausgeglichenes Paket zu besitzen glaubte. Vor Kurzem kam aber alles ganz anders, weil der Verband einem Einspruch der Dormagener gegen die Wertung dieses Spiels stattgab, einen durch die Schiedsrichter begangenen Regelverstoß bestätigte und die Partie neu ansetzte. Der Termin fürs Wiederholungsspiel steht zwar noch nicht fest, doch spannend dürfte der Abend auf jeden Fall werden – und je später die Neu-Auflage folgt, desto brisanter wird sie sein. Auf das nächste direkte Duell müssen die Hauptdarsteller im Meisterschaftsrennen dafür nicht lange warten, denn bereits am 8. Februar trifft Interaktiv auf die Bonner. Später stehen sich am 30, März der TSV Bayer II und die TSV rrh. gegenüber und direkt eine Woche darauf muss Dormagen am 5. April nach Ratingen. Bis dahin haben aber alle drei noch einige durchaus nicht ungefährliche Hausaufgaben zu erledigen – und es geht nun direkt in die Vollen. So brauchen die Bonner jetzt am Samstag vermutlich einen Heimsieg gegen den BTB Aachen (Achter/12:14), um ihre führende Position in den Februar zu transportieren – es sei denn, die Dormagener lassen etwas liegen in der Partie beim HC Gelpe/Strombach (Siebter/12:12), wo sie bereits am Freitagabend diesen 14. Spieltag eröffnen, und Interaktiv verpasst seinerseits einen Erfolg gegen die HSG Refrath/Hand, denn Bonn-Bezwinger vom vergangenen Wochenende, dessen Auswärtsbilanz im Übrigen bei sicher nicht verkehrten 8:4 Punkten steht.
Hinter den drei Top-Teams bildet Refrath/Hand zusammen mit dem Fünften OSC Rheinhausen und dem Sechsten HC Weiden (beide 14:10) so etwas wie die neutrale Zone in dieser Regionalliga – mit der zurzeit größten möglichen Sicherheit, ohne direkten Blick nach oben und ohne direkten Blick unten. Für OSC-Trainer Thomas Molsner war in diesem Zusammenhang der jüngste 42:18-Sieg beim Schlusslicht Bergischer HC II (1:25) auch nur ein Baustein für eine möglichst ruhige Restsaison: „Es ist vollkommen unklar, wieviele Mannschaften absteigen werden. Da ist eine große Unsicherheit und da wollen wir uns schnellstmöglich raushalten.“ Deshalb streben die Rheinhausener gegen den MTV Rheinwacht Dinslaken (Zwölfter/7:19) auch ihren achten Erfolg in der laufenden Serie an und sie könnten dann die vier Aufgaben im kommenden Monat mit mehr Ruhe in Angriff nehmen: Am 2. Februar geht es nach Refrath/Hand und am 8. Februar kommt Aachen zu den Rheinhausenern – die anschließend am 15. Februar in Bonn und am 22. Februar gegen Interaktiv zwei der drei Titelkandidaten auf den Zahn fühlen. Nach dem 38:34 über die Dormagener vom 14. Dezember zum Abschluss des Handball-Jahres 2024 würden OSC-Trainer Thomas Molsner dort vermutlich gerne erneut für eine Überraschung sorgen. Molsner wird die Rheinhausener jedoch ganz sicher intensiv auffordern, sich zunächst um das Naheliegende zu kümmern: Erst Dinslaken, dann Refrath, dann Aachen.
Den puren Durchschnitt verkörpert zurzeit der Siebte HC Gelpe/Strombach, bei dem nichts so konstant daherkommt wie der Mangel an Konstanz – und deshalb geht Rang sieben mit ausgeglichenen 12:12 Punkten auch in Ordnung. Ganz und gar nicht in Ordnung fand Trainer Markus Murfuni zuletzt den Auftritt seines Teams beim 33:37 gegen Neunten Essen II (10:16) und er zeigte sich sogar richtig empört: „Ich bin sehr wütend über diese Einstellung heute. Für uns wäre es überhaupt nicht verdient gewesen, dass wir nur einen Punkt bekommen.“ Damit was Zählbares gegen Dormagen in den Bereich des Möglichen rückt, brauchen die Gummersbacher auf jeden Fall wenigstens eine deutliche Steigerung – unter anderem, um vielleicht ein Abrutschen des Kontos in den negativen Bereich zu verhindern. Der beginnt zurzeit noch bei den Aachenern, die bei ihrer 25:30-Heimniederlage gegen Essen II zum ersten Mal in dieser Saison in eigener Halle verloren, nun wieder etwas mehr nach unten blicken und in Bonn sicher nichts zu verschenken haben. Ihr siebter Rang ist schließlich jene Position, die im Augenblick trotz des drohenden intensiven Kampfs gegen den Abstiegs (bis zu fünf oder sechs Mannschaften/hängt von der Entwicklung in der 3. Liga ab) zum Klassenerhalt ausreicht. Essen, die HSG Siebengebirge (8:18), die auf den HC Weiden trifft, und die Unitas Haan (8:18), die zuzletzt mit dem 31:30 in Weiden überraschte und nun gegen den Letzten Bergischer HC II (1:25) unbedingt den nächsten Erfolg einfahren will, sowie die Dinslakener sind stärker gefährdet, aber jeweils noch mit allen Chancen aufs Erreichen des rettenden Ufers ausgestattet. Das hat alleine der BHC als einziger siegloser Regionalligist bei 322:433 Toren (minus 111) längst aus den Augen verloren. Die Solinger, am Ende der Saison 2021/2022 aufgestiegen, werden die Klasse mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nach drei Jahren wieder in Richtung Oberliga verlassen müssen.