24. Januar 2025 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Augen zu und durch: Viel anderes bleibt Tim Könnes (beim Wurf) und Fabian Küsters (Zweiter von links/Nummer 23) mit den Aldekerkern für den Rest der Saison nicht übrig, um das allgemeine Ziel Klassenerhalt in dieser Saison noch zu erreichen. (Foto. Carsten Wulf)
Handball ist schnell. Handball ist faszinierend. Handball ist Leidenschaft. Und Handball ist manchmal, ganz und gar unromantisch, nichts weiter als kalte Mathematik. Das gilt besonders für jene, die im Kampf gegen den Abstieg stecken und sich wenigstens ein bisschen mit den Gesetzen der Wahrscheinlichkeitsrechnung befassen müssen. Wie wahrscheinlich ist denn ein Happy End im Keller der Tabelle, wenn einer aus den ersten 17 Spielen mit 6:28 Punkten dasteht? Die ziemlich klare Antwort darauf: Gemessen an den Werten aus der vergangenen Saison sind die Chancen zwar (noch) da, aber vorwiegend gering. Damals stand der TV Aldekerk etwa zum Schluss mit 20:40 Punkten und 870:927 Toren (minus 57) soeben über dem Strich – knapp vor dem TV Homburg (19:41), dem TuS Dansenberg (18:42) und Interaktiv.Handball (17:43). Um auf die damalige Aldekerker Marke zu kommen, müssten in der Jetzt-Zeit die jeweils mit diesen 6:28 Punkten ausgestatteten VTV Mundenheim, TV Korschenbroich und der TVA selbst aus ihren weiteren 13 Partien genau 14:12 Punkte einfahren – ihre Kontostände mithin aus weniger Spielen verdreifachen. Das geht zwar theoretisch, wird sich aber in dieser Größenordnung höchstens ausnahmsweise verwirklichen lassen. Demnach müssen alle „Insassen“ der ganz heißen Gefahrenzone wohl hoffen, dass sie am Ende vielleicht mit etwas weniger auskommen und vielleicht jede Ausbeute rund um 15, 16 oder 17 Punkte zur Rettung reicht. Das gilt dann so auch für die Bergischen Panther (8:26), die momentan soeben in Sicherheit wären. Zur erweiterten Gefahrenzone gehören dann noch die TSG Haßloch (11:23) auf dem elften Platz und das HLZ Friesenheim-Hochdorf II auf Rang zwölf (10:24).
Neue Zuversicht schöpften am vergangenen Wochenende die zuvor sieben Mal in Folge als Verlierer von der Platte gegangenen Korschenbroicher mit dem 32:23 in Mundenheim, das der Startschuss auf dem Weg in etwas bessere Zeiten gewesen sein soll. Allerdings muss die Mannschaft von Trainer Frank Berblinger ihre durchaus abgeklärte Leistung erst bestätigen – was in den beiden folgenden Spielen immerhin eine anspruchsvolle Angelegenheit wird, weil es der TVK mit zwei Gegnern aus der oberen Tabellenhälfte zu tun bekommt. Zunächst steht jetzt die Aufgabe gegen den Dritten Longericher SC (24:10) auf dem Programm, ehe die Prüfung beim Achten TuS 82 Opladen (19:15) folgt. Longerich konnte mit dem 24:24 bei der HSG Rodgau Nieder-Roden (Zehnter/17:17) und mit dem praktisch in letzter Sekunde erzielten 30:29 über die HSG Dutenhofen-Münchholzhausen II (Achter/18:16) in den beiden ersten Spielen im Jahr 2025 noch nicht an den Schwung aus 2024 anknüpfen, gilt allerdings als klarer Favorit und will dieser Rolle alleine deshalb gerecht werden, um Rang drei gegenüber Saase3 Leutershausen (22:12), dem TV Kirchzell (21:13), der HG Saarlouis und der HSG Hanau (20:14) zu festigen – und dann vielleicht sogar in den restlichen 13 Spielen über die Ziellinie zu bringen. Welcher Schluss sich daraus ergibt, dass der TV Korschenbroich mit 566 Gegentreffern über die bislang schlechteste Abwehr verfügt und der Longericher SC mit 568 erzielten Toren über den drittbesten Angriff, ist trotzdem kaum vorherzusagen. Dass der LSC in Lukas Martin Schulz (109 Tore) und Jonas Kämper (100) zwei der besten Werfer in der 3. Liga Süd-West mitbringt, wissen sie ja in Korschenbroich. Dessen bisher erfolgreichste Kräfte sind Henrik Schiffmann (75) und Max Zimmermann (72). Longerichs Trainer Chris Stark ist insgesamt lieber vorsichtig: „Der TVK ist im Aufwind und sie werden gegen uns alles in die Waagschale werfen. Sie werden hochmotiviert sein.“ Insgesamt geht Stark aber sowieso davon aus, dass der LSC gegen die Gefahr, einen deutlich schlechter platzierten Gegner zu unterschätzen, inzwischen einigermaßen immun ist.
Den größeren Druck haben für dieses Mal ohnehin nicht die Korschenbroicher, sondern die Aldekerker – deren Jahresstart mit dem 29:33 gegen den TuS 82 Opladen und dem 23:39 beim Spitzenreiter HSG Krefeld Niederrhein (33:1) nicht ganz unerwartet zwei weitere Niederlagen brachte. TVA-Trainer Tim Gentges hat die beiden Niederlagen abgehakt und richtet den Blick vor dem Heimspiel gegen die TSG Haßloch eher nach vorne: „Für uns geht das Jahr am Samstag richtig los.“ Mit Haßloch kommt ein Kandidat, den wir, wenn wir diese Liga halten wollen, zu Hause schlagen müssen. Das Zeug dazu haben wir. Wir müssen dann aber an unser Limit gehen, denn Haßloch kommt schon mit enormen Qualitäten und da kommen massive Aufgaben auf uns zu. Sie haben, ähnlich wie wir, Probleme in der Kaderbreite zurzeit. Wir müssen sehen, dass wir das, was wir leisten können, auf die Platte kriegen.“ Haßloch, das mit sieben Niederlagen hintereinander im Gepäck an den Niederrhein reist, gehört in der Summe velleicht tatsächlich zu den Konrahenten, mit denen sich der TVA auf Augenhöhe messen kann – wie in der Hinrunde, als es am dritten Spieltag mit dem Treffer von Konrad Thelen in der letzten Sekunde ein 30:30 gab. Mit ähnlich viel Drama könnten sie rund um die Vogteihalle auch jetzt wieder leben – vorausgesetzt, es springt dabei ein echtes Happy End heraus. „Ich merke, wie meine Mannschaft heiß ist auf Samstag, und wir werden natürlich alles versuchen, das positiv für uns zu gestalten“, findet Gentges, „wer aus der Verletztengruppe zu uns zurückstoßen kann, lässt sich noch nicht sagen. Die, die auf dem Feld stehen, werden aber alles geben. Der Februar und der März werden die entscheidenden Monate und es startet jetzt. Wir haben Bock auf den Samstag wir haben richtig Lust.“
Nach den Partien gegen Haßloch, am 1. Februar beim Zweiten TV Gelnhausen (31:3) und am 8. Februar gegen den Fünften TV Kirchzell (21:13) wartet am 14. Februar eins der Abstiegs-Endspiele: Dann treffen die Aldekerker in eigener Halle mit dem 33:29-Sieg aus der Hinrunde im Rücken auf die Bergischen Panther – auf jene Mannschaft, die inzwischen wenigstens wieder mitmischen kann im Kampf um den Klassenerhat. Trotz des jüngsten 28:32 gegen den Vierten Saase Leutershausen (22:12) können die neuen Trainer Alexander Oelze und Jens-Peter Reinarz seit ihrem Amtsantritt im vergangenen Oktober (als Nachfolger von Erwin Reinacher) immerhin noch eine (Zwischen-) Bilanz von 7:11 Punkten vorweisen. Davon darf ein Teil der anderen Kellerbewohner kaum träumen: Am dichtesten ist für denselben Zeitraum tatsächlich der TV Korschenbroich dran, der bei 4:14 Zählern steht, während sich der TVA mit 2:26 Punkten begnügen muss und die neun Mal in Folge sieglose VTV Mundenheim mit 1:17. Dennoch können die Panther nun nicht direkt davon ausgehen, dass sie von der HG Saarlouis (Sechster/20:14) zwingend was Zählbares mit ins Bergische nehmen werden.
Beim TuS 82 Opladen steht momentan als Gretchenfrage im Mittelpunkt, wie die Mannschaft von Trainer Stefan Scharfenberg den wochenlangen Ausfall von Oliver Dasburg verkraften wird. Falls das frische 28:35 gegen Rodgau Nieder-Roden darauf Hinweise gegeben haben sollte, liegt die Antwort auf derr Hand: Gar nicht. Der verletzte Rückraumspieler (Bruch des Handgelenks), der als Dreh- und Angelpunkt des Opladener Spiels bei insgesmt 126 Treffern aus 16 Partien und einem Durschnitt von fast acht Treffern pro Abend steht, fehlte dem TuS 82 an allen Ecken und Enden. Kürzlich hatte Dasburg am 11. Januar im Spiel beim TV Aldekerk, aus dem die Verletzung wohl stammt, zum 33:29 noch fünf Treffer beigetragen, und nun werden es die Opladener vorerst weiter ohne ihn richten müssen – nicht nur jetzt bei der HSG Dutenhofen-Münchholzhausen II, sondern auch anschließend in den West-Duellen am 1. Februar gegen Korschenbroich und am 7. Februar gegen Longerich. Während der TuS 82 ziemlich froh darüber sein dürfte, bereits 19 Punkte und viel Abstand nach unten zu haben, scheinen sie beim Tabellenführer HSG Krefeld Niederrhein allmählich zu vergessen, wann sie zuletzt ein Spiel verloren haben. Das war am 2. Juni 2024 in der Aufsiegsrunde zur 2. Bundesliga das 30:32 bei der HSG Konstanz und die letzte „normale“ Niederlage war am 23. März 2024 das 23:28 den späteren Meister und Zweitliga-Aufsteiger TuS Ferndorf. Dass sich an der Ausnahmestellung der Eagles vor dem erneuten Erreichen der Aufstiegsrunde überhaupt noch viel ändern wird, gilt als eher unwahrscheinlich. Dass die Krefelder etwa am Samstag in Rodgau Nieder-Roden, am 1. Februar gegen die HSG Dutenhofen-Münchholzhausen II, am 8. Februar gegen Mundenheim, am 15. Februar gegen Korschenbroich oder am 22. Februar gegen das HLZ Friesenheim-Hochdorf II in größere Gefahr geraten, gilt mithin ebenfalls als vorwiegend unwahrscheinlich. Danach legt die 3. Liga über die Hochzeit im Karneval ein freies Wochenende ein. Und was dann nach den närrischen Tagen passiert. ist wieder eine andere Frage. Übrigens auch im Kampf gegen den Abstieg.