Regionalliga Nordrhein
Der Gipfel in Ratingen und der Überall-Abstiegskampf
Spitzenreiter Interaktiv erwartet den Dritten TSV Bonn rrh. und strebt die Revanche an. Unten stehen Siebengebirge und Dinslaken vor einem klassischen Kellerduell. Ab Rang sieben sind alle gefährdet.

Macht uns einfach Platz! Vor ein paar Wochen konnte sich Luca Ostrowski (Nummer 24) mit den Dormagenern zwar am Ende beim 26:27 nicht durchsetzen gegen Tim Koenemann (links/Nummer 43), Tomislav Nuic (27), Stanko Sabljic und die Ratinger, aber der Verband strich das Spiel aus der Wertung und verfügte eine Neu-Ansetzung. Ende Februar folgt nun der zweite Anlauf fürs Hinrunden-Duell der beiden Titelkandidaten. Gegen den Zweiten TSV Bonn rrh. bestreitet Interaktiv aber schon jetzt ein EinTop-Spiel. (Foto: Markus Verwimp)

Aus drei mach zwei? Auszuschließen ist jedenfalls nicht, dass jetzt aus einem für die Meisterschaft in Frage kommenden Trio eine Zweier-Gesellschaft wird. Wenn es nach dem Drittliga-Absteiger Interaktiv.Handball geht, wäre das sowieso die beste Lösung – und deshalb strebt Ratingen gegen die TSV Bonn rrh. die Revanche an, deshalb will Interaktiv die Niederlage aus der Hinrunde wettmachen, als es am dritten Spieltag in Bonn mit 24:26 den Kürzeren zog. Sollte der Plan der zurzeit mit 24:4 Punkten ausgestatteten Ratinger am Samstag gelingen, hätten sie tatsächlich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Erstens blieben sie sicher an der Tabellenspitze und zweitens hätten sie einen direkten Mitbewerber vielleicht entscheidend distanziert. Der Zweite Bonn (23:7), der bereits 15 Spiele hinter sich hat, stünde in diesem Fall bei neun Minuspunkten und müsste vielleicht auch den Dritten TSV Bayer Dormagen II (22:4) vorbeiziehen lassen. Geht es nach den bisherigen Ergebnissen im Kalenderjahr 2025, ist fürs Spitzenspiel ein Plus der Hausherren zu erkennen – denn den 6:0 Punkten für Interaktiv haben die Bonner nur 3:5 entgegenzusetzen. Der TSV scheinen zurzeit vor allem Schwung und Selbstverständlichkeit aus dem ersten Teil der Serie zu fehlen, aber für die Aufgabe bei Interaktiv bedeutet das trotzdem und vor allem – nichts. Sollte sich der Zweite im Gipfeltreffen durchsetzen, fände das sicher er selbst gut. Und wahrscheinlich hätte der Dritte Dormagen II ebenfalls wenig dagegen.

Die Dormagener hatten in ihren bislang drei Einsätzen im neuen Jahr zweimal auch Glück, denn gegen Unitas Haan (31:30) und beim HC Gelpe/Strombach (30:29) lagen sie in der Schlussphase jeweils noch zurück. Nun muss sich das Team von Trainer Moritz Adam der Aufgabe beim Achten TuSEM Essen II (12:16) stellen, die auf den ersten Blick machbar aussieht und auf den zweiten kreuzgefährlich wirkt. Das liegt wiederum an der starken Serie der Essener, die 2025 in drei Spielen auswärts im Einsatz waren, daraus makellose 6:0 Punkte einfuhren und sich im Kampf um den Klassenerhalt aus einer kritischen in eine vernünftigere Lage hievten. Nach dem 37:33 in Gelpe/Strombach und dem 30:25 beim BTB Aachen überraschte die Mannschaft von Trainer Sebastian Hosenfelder zuletzt mit ihrem 31:30 in Bonn – was sie beim TSV Bayer definitiv sehr aufmerksam registriert haben.

Für Dormagen ist Essen der Start in einen vollen Restmonat, der außerdem die Spiele am 15. Februar beim HC Weiden (Fünfter/17:11) und am 22. Februar gegen den Bergischen HC II (13./3:27) umfasst, ehe ein Duell mit ziemlich viel Brisanz folgt: Der 26. Februar hält direkt vor der Karnevalspause noch das Wiederholungsspiel gegen Interaktiv bereit. Am 7. Dezember 2024 hatten die Ratinger in Dormagen ein aufregendes Duell mit 27:26 für sich entschieden. Was nachher folgte, war ein Protest des TSV Bayer gegen die Wertung des Spiels. Begründung: Regelverstoß der Unparteiischen. So stand es seinerzeit im Spielbericht: „Der letzte Freiwurf im Spiel, der von den Schiedsrichtern mit einer Zwei-Minuten-Strafe (Verhinderung der Ausführung eines Wurfes) geahndet wurde, fand in den letzten 30 Sekunden des Spiels statt und hätte laut Regel 8.11 mit einer Disqualifikation und einem Siebenmeter fortgesetzt werden müssen.“  Das Verbandsgericht folgte der Bayer-Argumentation, dass tatsächlich ein Regelverstoß vorlag und die Dormagener nicht sofort die dem „Gesetz“ entsprechende Strafwurf-Chance zum Ausgleich bekamen. Entsprechend sehen sich die beiden Titelkandidaten nun in Kürze mitten in der Rückrunde wieder, um die Hinrunde zu komplettieren.

Außer im Spitzenspiel in Ratingen geht es tatsächlich überall auch um den Kampf gegen den Abstieg, der aufgrund der Entwicklung in der 3. Liga momentan neben der zurückgezogenen HG Remscheid vier weitere Plätze im Fahrstuhl nach unten bietet. Los geht es mit dem Kreis der gefährdeten Klubs bereits auf Platz sieben beim HC Gelpe/Strombach (12:16), der den 17. Spieltag am Freitagabend eröffnet und sein Konto gegen den Letzten Bergischen HC II (3:27) durch einen Sieg unbedingt etwas freundlicher gestalten will. Noch mehr im Zeichen größerer Not steht das Duell zwischen der HSG Siebengebirge (Elfter/9:21) und dem MTV Rheinwacht Dinslaken (Zwölfter/7:23), die jeweils nur durch einen Erfolg weiterkommen beziehungsweise das rettende Ufer im Blick behalten können. Jenes rettende Ufer markiert für den Moment die Unitas Haan (Neunter/12:18), die den Sechsten HSG Refrath/Hand erwartet (17:13), während der Zwölfte BTB Aachen (12:18) zurzeit den ersten Abstiegsplatz einnimmt und vor der hohen Hürde beim Vierten OSC Rheinhausen steht (18:10).

Wie eng es wirklich werden kann, zeigt der genauere Blick auf Haan und Aachen: Beide haben 12:16 Piunkte und die Unitas liegt alleine über das Torverhältnis einen Hauch besser (minus 39/minus 40). Sollten am Ende beide nach Punkten gleichauf liegen, entscheidet allerdings der direkte Vergleich über die endgültige Position – und hier kann Haan aus der Hinrunde ein komfortableres 37:28 einbringen. Wie das in der Addition ganz konkret aussieht, wird im Übrigen schon bald feststehen: Am 15. Februar müssen die Haaner nach Aachen. Das mit den direkten Vergleichen könnte darüber hinaus insgesamt eine heiße Angelegenheit werden, wie das Beispiel mit den vier Teams verdeutlicht, die aktuell bei jeweils zwölf Punkten stehen. Hier liegt nach der Hinrunde der Achte TuSEM Essen (6:0) besser als der Siebte Gelpe/Stronbach (4:2), der Neunte Unitas Haan (2:4) und der Zehnte BTB Aachen (0:6). Für Aachen kommt erschwerend hinzu, dass es den isolierten Zweier-Vergleich mit Essen bereits komplett verloren hat: Nach dem 32:33 vom Saisonstart in Essen gabs vor Kurzem beim Rückrundenbeginn ein 25:30 in eigener Halle. Möglicherweise brauchen sie im Tabellenkeller sogar richtige Hilfe von Menschen, die weniger im Handball, sondern eher in der Mathematik zu Hause sind.