3. Liga
Freitagsheld: Paul Keutmann rettet Aldekerk
Keeper hält in der letzten Sekunde einen Siebenmeter und der TVA gewinnt durchs 32:31 gegen die Bergischen Panther neue Hoffnung für den Abstiegskampf.

Gleich passiert es! Aldekerks Keeper Paul Keutmann hält den Siebenmeter von Dorian Wöstmann (Nummer 7) und nicht nur Teamkollege Lukas Ellwanger in dieser Szene die Luft an. (Foto: Carsten Wulf)

TV Aldekerk – Bergische Panther 32:31 (15:16). Das Fenster ist wieder ein paar Zentimeter offen für die Aldekerker – nach einem denkwürdigen Abend, von dessen Finale zumindest jeder Torhüter nur träumen darf. Es ist der Augenblick, in dem Helden geboren werden, als die Unparteiischen sehr kurz vor der Schluss-Sirene beim Stande von 32:31 einen ohne Frage komplett vertretbaren Siebenmeter für die Panther geben. Die Zeit ist jetzt bereits abgelaufen, als sich Dorian Wöstmann das Spielgerät nimmt und zum noch auszuführenden Strafwurf gegen TVA-Keeper Paul Keutmann antritt. Wöstmann hat es in der Hand, den Ausgleich für die Gäste zu erzielen, die mit einem Unentschieden wohl ganz gut hätten leben können – weil sie den direkten Kontrahenten im Kampf um den Klassenerhalt dadurch immerhin auf vier Zähler Distanz gehalten hätten. Ein paar Augenblicke später fliegt jedoch in der Vogteihalle fast das Dach weg, denn Aldekerks Torhüter, bis zu diesem Zeitpunkt für seine Verhältnisse eher sehr durchschnittlich unterwegs, bekommt in einem Reflex das Bein hoch und kann den Ball tatsächlich abwehren, sodass den Hausherren ein Happy End gelingt und ihnen wieder ein Funken Hoffnung bleibt. Was an diesem Abend zählt, ist schließlich weniger die über weite Strecken fehlende handballerische Qualität mit endlos vielen Fehlern jenseits von Drittliga-Tauglichkeit auf beiden Seiten. Es geht alleine um die beiden Punkte, für die im Laufe des Abends zunächst eher die Panther in Frage kommen, ehe sich doch der TVA den Sieg aufs Konto überweisen darf. Dass die Mannschaft  trotzdem weiter Drittletzter bleiben würde, war bereits vorher klar – und ihre Zuversicht beziehen sie in Aldekerk nun bei 10:32 Zählern vor allem daraus, dass sie den Abstand auf die bei 12:30 Punkten auf Platz 13 angekommen und soeben am rettenden Ufer liegenden Panther auf ein erreichbares Maß zu reduzieren vermochten. Ebenfalls nicht zu vernachlässigen: Nach dem 33:29 aus der Hinrunde hat Aldekerk zugleich den direkten Vergleich mit den Panthern auf seiner Seite, der am Ende den Ausschlag über die genaue Positionierung gibt, wenn zwei Klubs die identische Punktzahl vorzuweisen haben.

Einer, der an diesem Abend besonders viel zu leiden hatte, war zu Hause vor dem Fernseher zur Untätigkeit verdammt: Der erkrankte Trainer Tim Gentges konnte nicht mal dran denken, in der Halle zu sein. Was er auf dem Bildschirm zuerst sah, war weniger geeignet, den Gesundungsprozess irgendwie zu fördern, weil sich die zuletzt zweimal desolat aufgetretenen Hausherren (24:42 beim TV Gelnhausen, 23:42 gegen den TV Kirchzell) zwar in Sachen Einsatz und Leidenschaft um hundert Prozent verbessert zeigten, aber den Schlüssel zum Duell nicht wirklich entdeckten – 5:7 (13.). Dann fand Aldekerk bis zum 10:9 (20.) bessere Lösungen, doch die Panther antworteten wiederum wirkungsvoll – 12:12 (23.), 13:15 (28.), 14:16 (29.). Weil Ex-Panther Ante Simic aber kurz vor der Pause auf 15:16 (30.) verkürzte, schien es bei einer ausgeglichenen Auseinandersetzung zu bleiben. Genau das erwies sich jedoch kurz darauf erneut als massiver Irrtum, da die Panther in ihren besten drei Minuten aus dem 18:17 (33.) gegen ein Aldekerk, das zu zerfallen drohte, mit einem echten Lauf auf 22:17 (36.), 23:18 (38.) und 24:19 (38.) erhöhten. Mit ein bisschen Abstand werden sie sich im Bergischen wohl intensiv damit beschäftigen müssen, wie sie dieses Polster überhaupt noch einmal abgeben konnten. Ein Grund: Dass die Panther in der zweiten Halbzeit sieben Mal mit einem Mann weniger auf der Platte standen, war erstens kein Resultat massiver Schiedsrichter-Fehlentscheidungen und zweitens definitiv nicht förderlich.

Der TVA verkürzte auf 20:24 (39.) und 21:24 (40.), ehe Steffen Hahn (eben noch Torschütze) nach einem Foul an Joe Ballmann die Rote Karte sah – was auf der anderen Seite Simon Wolter ausglich, indem er einen Siebenmeter verursachte und eine Zeitstrafe kassierte. In Gleichzahl verkürzte Aldekerk auf 22:24 (41.) und 23:24 (42.), bevor es aus dem 23:25 (43.) erst das 24:25 (44.) und durch Sjuul Rutten sogar den 25:25-Ausgleich (46.) machte, der eine letztlich irrwitzige letzte Viertelstunde mit einigen Zeitstrafen auf beiden Seiten einleitete – 27:25 (49.), 29:27 (52.), 30:28 (52.), 31:28 (54.), 31:31 (58.). Kurz darauf standen die Panther nach der Zeitstrafe gegen Sam Lindemann erneut in Unterzahl auf der Platte und beide Seiten nutzten nun ihre letzte Auszeit. Es ging in der letzten Minute los mit dem TVA, der daraufhin durch Fabian Küsters das 32:31 vorlegte, und es ging zu Ende mit den Panthern, denen anschließend noch 31 Sekunden Restzeit blieben. Die arbeiteten sie in der Folge beinahe aufreizend gelassen ab und der Ball fand ja trotzdem den Weg nach Linksaußen – und Dorian Wöstmann wenig später seinen Meister in Aldekerks Keeper Paul Keutmann.

Es war nachvollziehbar, dass beim TVA hinterher niemand groß über allgemeine Qualitätsfragen diskutieren wollten oder darüber, ob der Sieg verdient gewesen sei. „Wir sind natürlich überglücklich“, sagte Nils Wallrath, der als Teil des Trainerteams mit Tim Gentges diesmal alleine die Haupt-Verantwortung tragen musste, „wir hätten es ein bisschen leichter haben können, wo wir mit drei führen, aber die Panther haben nicht aufgesteckt. Wir kamen am Ende in die Bredouille, vielleicht noch einen Punkt zu verlieren. Ob das am Ende ein faireres Ergebnis gewesen wäre, ist mir an der Stelle eigentlich egal. Totgesagte leben länger und wir sind wieder im Rennen und wir werden weiterhin alles geben. Das heute war der erste Schritt nach den Auftritten in den letzten Wochen. Wir sind als Mannschaft aufgetreten, wir haben die Halle mitgenommen. Wir hatten mit Roman Grützner auch wieder einen Mittelmann, der Struktur in den Angriff gebracht hat. Das war ein Drittligaspiel mit Werbung für den Abstiegskampf – volle Halle, Kampf, Führung in beide Richtungen.“ Das mit der Werbung werden sie bei den Panthern vielleicht doch ein wenig anders sehen – nach vorher guten 11:13 Punkten sowie dem überraschenden 35:33  gegen den TV Kirchzell (Sechster/23:17) und dem ebenfalls unerwarteten 32:31 gegen die HSG Hanau (Neunter/20:20). In Hanau steht jetzt für die Aldekerker am 22. Februar die nächste Aufgabe auf dem Programm, während die Panther dann auf die HSG Rodgau Nieder-Roden treffen (Achter/20:20).

TV Aldekerk: Schoemackers, Keutmann – Mumme (5), Grützner, Simic (7), Könnes, Plhak (5/5), Hahn (1), Tobae (1), Küsters (7), Hansen, Ellwanger, Gogava, Brockmann, Thelen, Rutten (6).

Bergische Panther: Eigenbrod, Mohr – Müller (2), Flemm (2), Wöstmann (4), Görgen (2), Lindemann (3), Exner (5), Taymaz (7), Hinkelmann, Schütte, Ballmann (4), Wolter (2), Schön, Elsässer.