3. Liga
Korschenbroich war einverstanden – und Longerich frustriert
Schlusslicht TVK verliert Niederrhein-Derby beim Ersten Krefeld mit 26:37. LSC kassiert 28:29 in Leutershausen auf den letzten Drücker.

Ab dafür: Der fünffache Torschütze Dustin Franz (mit Ball/ganz links Mats Wolf) und seine Korschenbroicher erstarrten in der Yayla-Arena keineswegs in Ehrfurcht vor dem hohen Favoriten Krefeld. Am Ende hatten Jörn Persson (links) und Niklas Ingenpass (rechts) mit den Eagles aber alles unter Kontrolle. (Foto: Markus Verwimp)

HSG Krefeld Niederrhein – TV Korschenbroich 37:26 (18:15). Natürlich konnten die Korschenbroicher mit diesem Ergebnis irgendwie leben, denn mit etwas Zählbarem hatten sie als Schlusslicht beim ungeschlagenen Spitzenreiter, der unbedingt den Aufstieg in die 2. Liga will, nicht ernsthaft ausgerechnet. Und weil ihm die Eagles über erstaunlich weite Strecken den Gefallen taten, sich in vielen Aktionen vor allem defensiv mit dem Allernötigsten oder weniger zu begnügen, nutzte der TVK die Gelegenheit für ein lange Zeit sehr anständiges Resultat – ohne am Ende ernsthaft für mehr in Frage zu kommen. Dass den Gästen in den verletzten Henrik Schiffmann und Steffen Brinkhues wertvolle Kräfte fehlten, machte die Aufgabe sicher auch nicht einfacher, ließ sich jedoch an diesem Abend vielleicht verkaften – eher jedenfalls als in anderen Partien, in denen Korschenbroich wie am kommenden Samstag bei der TSG Haßloch im Kampf gegen den Abstieg mehr Druck hat. Im Moment müssten Korschenbroich (7:35 Punkte), die VTV Mundenheim (7:35) und der TV Aldekerk (10:32) absteigen, während das rettende Ufer die Bergischen Panther (12:30) markieren – und eben jene Haßlocher (12:30). In einer völlig anderen Welt bewegt sich die HSG, die ganz vorne weiter ungeschlagen ist (41:1), zusammen mit dem TV Gelnhausen (39:3) ziemlich fest auf die beiden Tickets für die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga gebucht ist und sich auf seinem Weg vermutlich am kommenden Samstag im Heimspiel gegen das HLZ Friesenheim-Hochdorf II (zurzeit Elfter/13:27) ebenfalls nicht aufhalten lassen wird.

Der Abend schien den erwarteten Verlauf zu nehmen, weil Krefeld nahezu mühelos zum 3:0 (3.), 5:1 (7.) und 7:2 (9.) kam. Der Rest der ersten Hälfte und zunächst auch ein Teil des zweiten Durchgang waren dann allerdings viel Korschenbroicher Kampf und einige gelungene Aktionen, während Krefeld sowohl seinem Trainer Mark Schmetz draußen als auch den eigenen Fans immer wieder Zumutungen anbot. So konnte der TVK auf 8:11 (20.) und 10:13 (24.) verkürzen und er blieb mit dem 15:18 (30.) zur Pause dran – wo die Krefelder wohl glaubten, es nun zügig deutlich zu ihren Gunsten ausbauen zu können. Ziemlich erstaunlich: Das Gegenteil passierte und wenn Korschenbroich bei besserer Chancenverwertung gleichzeitig den einen oder anderen Fehler weniger gemacht hätte, wäre es womöglich für den Favorten brenzliger geworden. So kam es aber, wie es angesichts höchst unterschiedlicher personeller Ausstattung kommen musste, denn nach dem 19:22 (40.) und 20:23 (43.) musste sich der Außenseiter aufgrund nachlassender Akkus nun Stück für Stück aus der Partie verabschieden und den Favoriten wegziehen lassen. Die HSG brauchte nur ein paar Mal den Fuß etwas fester aufs Gaspedal zu drücken, um sich Stück für Stück einem Zehn-Tore-Vorsprung zu nähern – 26:20 (46.), 29:21 (49.), 32:22 (52.). In jenem Bereich blieb der Abstand in der Folge bis zur Schluss-Sirene und in der Summe war weder Korschenbroich an diesem Abend elf Tore schlechter noch die HSG Krefeld Niederrhein im seit Wochen und Monaten zum „Derby des Jahres“ beförderten Spiel elf Tore besser. 

TVK-Trainer Frank Berblinger sah das Ergebnis nachher sowieso eher als zweitrangig an. „Das, was wir die ganze Woche besprochen haben, haben wir zu hundert Prozent umgesetzt“, sagte Berblinger, „die Jungs haben aus meiner Sicht ein Riesenspiel gemacht. Uns war wichtig, dass wir alles auf der Platte lassen und Krefeld, solange es geht, Paroli bieten, dass wir ein vernünftiger Gegner sind. Ich glaube, das ist uns mehr als gelungen. Dass hinten raus die Körner fehlen, dass Krefeld mehr Qualität hat und mehr wechseln kann, ist alles klar gewesen. Ich glaube, wir können erhobenen Hauptes aus der Halle rausgehen. Ob du am Ende mit zehn oder elf verlierst, ist zweirangig. Wir sind zufrieden und können positiv nach Hause gehen.“ Die kommende Aufgabe in Haßloch wird in Kürze vermutlich ein krasses Kontrastprogramm: Dann geht es weniger um die Schönheit des Spiels oder Werbung für den Handball, sondern ausschließlich um das Ergebnis – weil dann nur ein Erfolg den Korschenbroichern was bringt.

HSG Krefeld Niederrhein: Juzbasic, Bartmann – Krass (4), Klasmann (1), Schneider (3), Noll (1/1), Lehmann, Hildenbrand (3/2), Siegler (3), Handschke, Schulz (5/1), Marquardt, Hüller (6), Persson (8), Ingenpaß (3), Mircic.

TV Korschenbroich: Schoolmeesters, M. Berblinger, Krüger – Schiffmann, Krantzen (2), Eugler (3), Ghindovean, Schneider, Wolf (5), König, Zimmermann (6/2), Büscher (2), Feld, Franz (5), van Katwijk (2), Bitzel (1).

 

Saase3 Leutershausen – Longericher SC 29:28 (15:14). Ein Lieblingsgegner wird Leutershausen im Moment eher nicht mehr für die Kölner, die nach der 25:34-Packung aus der Hinrunde mit der Hoffnung auf eine Revanche nach Mittelfranken gereist waren – und von dort nach einem spannenden Finale doch mit leeren Händen die Heimfahrt antreten mussten. Dabei hätte sich das Team von Trainer Chris Stark nach einem Vier-Tore-Rückstand in der Schlussphase fast noch fürs höchste mögliche Risiko belohnt, weil die Hausherren überraschenderweise mit der nun sehr offenen Deckung des LSC überhaupt nichts anzufangen wussten und in der letzten Minute beim Stande von 28:28 plötzlich wieder alles möglich war – bis Leutershausen seine finale Auszeit einsetzte und kurz darauf durch Fabian Schwarzer tatsächlich auch zum entscheidenden 29:28 kam. Es war ein später Treffer mit maximaler Wirkung, weil der aus Kölner Sicht zum Saisonziel erklärte Kampf um den dritten Tabellenplatz nun wieder viel offener geworden ist: Kandidaten sind Longerich (30:12), Die HG Saarlouis (28:14) und Saase3 Leutershausen (28:14), das nun den am Ende bei Punktgleichheit wichtigen direkten Vergleich mit Longerich auf seiner Seite hat. Nun gehts am kommenden Samstag nach einem 33:33 aus der Hinrunde im nächsten Heimspiel erneut um einen direkten Vergleich – um jenen mit Saarlouis. Vom Ergebnis dürfte abhängen, wie intensiv-leidenschaftlich sich die Kölner anschließend in der Karnevalspause den närrisch-tollen Tagen hingeben (können). 

Beide Seiten lieferten sich ab der ersten Minute bei wechselnden Führungen einen Kampf auf Augenhöhe – 3:3 (10.), 5:5 (12.). Dann drehte Longerich das 6:8 (17.) und 7:9 (18.) durch vier Treffer hintereinander ins eigene 11:9 (22.), ehe die Hausherren nach dem 11:13 (27.) bis zur Pause die nächste Wende einleiteten und mit einem 15:14 (30.) in den zweiten Durchgang gehen konnten – schon hier durch ein Tor auf den letzten Drücker. Das 14:18 (34.) aus der Sicht der Kölner, denen Malte Nolting (bis zum Saisonende beim TuS Ferndorf in der 2. Liga) und Top-Torschütze Lukas Martin Schulz (krank) an allen Ecken und Enden fehlten, war kurz darauf noch keine Entscheidung, weil das Team von Trainer Chris Stark beim 18:19 (45.) erneut den direkten Kontakt hatte. Selbst das 18:22 (47.) und das 21:24 (51.) oder jenes 22:26 (53.) nahmen die Gäste im Schluss-Abschnitt nicht kampflos hin – im Gegenteil. Aus dem 26:28 (58.) machten Loic Kaysen (59.) und Nico Pyszora (60.) gegen den mittlerweile in der einen oder anderen Szene konfus wirkenden Gegner exakt 28 Sekunden vor dem Ende sogar den 28:28-Ausgleich. Der Rest war wenig später die reine Euphorie bei Leutershausen und ein Stück weit größere Fassungslosigkeit beim LSC.

Chris Stark fand die Niederlage unter anderem deshalb schmerzhaft, weil er das entscheidende 28:29 im Gegensatz zu den Schiedsrichtern, die durchaus eine gute Sicht auf die Szene hatten, für nicht regelgerecht erzielt hielt: „Wir steigen mit einem bitteren 28:29 in den Bus, wo wir kurz vor Schluss den Ausgleich werfen und mit einer sehr fragwürdigen Situation noch den Treffer zur Niederlage erhalten“, sagte der LSC-Coach, „das war ein überragender Kampf meiner Mannschaft mit einer super Moral. Wir haben uns nicht belohnen können.“ Gleichzeitig räumte Stark eigene Versäumnisse ein: „Dazu ist es natürlich deshalb gekommen, weil wir es nicht geschafft haben, im Spiel unsere Bestleistung abzurufen. Wir sind sehr häufig am überragenden Torhüter gescheitert, Chancen haben wir uns genug erarbeitet.“ Dass Longerich in Jonas Kämper mit seinen zehn Toren den erfolgreichster Werfer des Abends stellte, war dabei kein Trist für den LSC. Und der Rückraumspieler hätte es wohl sehr viel lieber wie Leutershausens Fabian Schwarzer gemacht: Der Rechstsaußen kam auf „nur“ fünf Tore – darunter befanden sich allerdings die Erföffnung mit dem 1:0 (2.) und ganz am Ende jenes die Longericher ins Mark treffende 29:28. 

Longericher SC: Babic, Kromberg, Kull – Wörmann (4), Pyszora (4), Richter (2), Gerfen, Thöne (2), Niehaus (2), Unbehaun, Wolf, Leitz (1), Kaysen (3), Kremp, Rinke, Kämper (10).