Regionalliga Nordrhein
Krimizeit: Wenn nicht mal der Sechste in Sicherheit ist
Gelpe/Strombach und Refrath/Hand eröffnen den 19. Spieltag. Und es ist ein Abstiegsduell. Ganz vorne verfolgen Bonn und Dormagen II den Spitzenreiter Interaktiv.Handball.

Alle mal herhören: Nach vier Niederlagen hintereinander müssen auch Trainer Kelvin Tacke (Mitte) und die HSG Refrath/Hand wieder aufpassen, dass sie nicht doch ernsthafter unter Druck geraten. (Foto: Thomas Schmidt)

Der Sechste spielt gegen den Siebten und für beide geht es um wichtige Punkte für den Klassenerhalt? So ist das in dieser Saison in der Regionalliga – in der nach zwei Dritteln der Saison ein ausgeglichenes Konto zwar kein Minus aufweist, aber auf der anderen Seite auch kein üppiges Plus im Vergleich zu den anderen von ganz unten. Mithin hat die Partie zwischen dem HC Gelpe/Strombach (Siebter/16:16 Punkte) und der HSG Refrath/Hand (Sechster/17:17) zur Eröffnung des 19. Spieltages durchaus das Zeug zu einem Freitagskrimi, dessen Ausgang völlig offen zu sein scheint: Beide Seiten konnten im Kalenderjahr 2025 noch nicht besonders viel Werbung für sich machen – oder eben nur vergleichbar wenig. Wo die Tendenz nicht stimmt: Die Refrather von Trainer Kelvin Tacke, die nach einem 29:29 gegen den BTB Aachen und dem überraschenden 33:30 gegen den damaligen Ersten TSV Bonn rrh. relativ souverän unterwegs waren, verloren anschließend vier Mal hintereinander – 22:24 beim Spitzenreiter Interaktiv.Handball, 32:35 gegen den OSC Rheinhausen, 31:41 bei Unitas Haan, 29:32 gegen HSG Siebengebirge. Wo die Entwicklung inzwischen ein bisschen weniger angespannt aussieht: Die Gummersbacher begannen mit dem 35:37 gegen Essen II, dem 29:30 gegen den TSV Bayer Dormagen II und dem 31:32 beim HC Weiden nicht besonders gut, ehe sie sich durch Pflichtsiege über zwei stärker gefährdete Teams wieder Luft verschafften – 35:29 gegen Schlusslicht Bergischer HC II, 38:32 beim Vorletzten MTV Rheinwacht Dinslaken.

Ob sich der nach sieben Spieltagen bei 14:0 Punkten geführte TSV Dormagen II (Dritter/22:8 Punkte) aus dem Kreis der Titelkandidaten verabschiedet, wird sich vermutlich weniger im Heimspiel gegen den Letzten Bergischer HC II (3:29) zeigen – das die Mannschaft von Trainer Moritz Adam trotz zuletzt wenig überzeugender Leistungen (32:35 bei TuSEM Essen II, 31:39 beim HC Weiden) als Favorit angeht. Den entscheidenden Fingerzeig dürfte es viel eher am nächsten Mittwoch (26. Februar) geben, denn unmittlbar vor der Pause über Karneval steht das Wiederholungsspiel gegen den Spitzenreiter Interaktiv.Handball (28:4) auf dem Programm, der sich ganz vorne inzwischen mit einem vor Kurzem noch undenkbaren Polster relativ komfortabel eingerichtet hat. Sollten die Ratinger erneut – wie am 7. Dezember 2024 mit dem später wegen eines vom Verbandsgericht bestätigten Regelverstoßes durch die Schiedsrichter gestrichenen 27:26 – in Dormagen gewinnen, wären sie den direkten Konkurrenten im Kampf um die Meisterschaft bei dann sechs Punkten Vorsprung vermutlich vorzeitig los. Sollte dagegen Bayers Zweite gewinnen, hätte sie für das Rückrunden-Duell am 5. April bei Interaktiv wieder die realistische Chance, den Tabellenführer aus eigener Kraft einzuholen. Dass die Ratinger auf dem Weg zu diesem Termin vielleicht bereits am Samstag beim OSC Rheinhausen (Fünfter/18:14) aus der Spur geraten, käme den Dormagenern dabei nachvollziehbar sehr gelegen. Zwei Faktoren sprechen aber eher dagegen, dass so etwas passiert: Interakiv bringt sieben Siege hintereinander mit und der zuvor viermal hintereinander erfolgreiche OSC verlor zuletzt sowohl mit 24:31 gegen den BTB Aachen als auch mit 27:29 in Bonn. Für eben jene Bonner (Zweiter/25:9) wars gleichzeitig erst der zweite Sieg im Jahr 2025 (nach 3:7 Punkten), auf den die Mannschaft von Trainer Florian Benninghoff-Lühl nun beim Aufsteiger Unitas Haan nach Möglichkeit den dritten folgen lassen will – was ebenso nachvollziehbar ganz und gar nicht zu den Zwängen der Gastgeber passt.

Die Haaner, die Ende 2024 bereits auf dem direkten Weg zurück in die Oberliga zu sein schienen, starteten mit einem knappen 30:31 in Dormagen ins neue Jahr, ehe sie ihre Aktien durch vier Siege in Folge auf ein neues Hoch beförderten und am vergangenen Wochenende mit dem 30:32 beim BTB Aachen wieder ein Stück weit ausgebremst wurden. Auf Rang zehn (14:20) steht die Unitas nun vor der sicher nicht einfachen Aufgabe gegen die TSV Bonn rrh. genau unterhalb jener für den Klassenerhalt entscheidenden Trennlinie: Zusammen mit der herangekommenen HSG Siebengebirge (13:21), dem MTV Rheinwacht Dinslaken (7:27) und dem Bergischen HC II (3:29) müsste Haan die Klasse wegen des drohenden erhöhten Abstiegs auf zurzeit vier Klubs (hängt von der Entwicklung in der 3. Liga ab) verlassen. Eins jener besonderen Duelle zwischen direkt Beteiligten bestreiten dabei der Achte Aachen (16:18), der ebenfalls noch weit entfernt von Sicherheit ist, und Siebengebirge – und sicher ist nur, dass sich eigentlich keiner eine Niederlage erlauben darf.

Schwierig wäre das auch für Essens Zweite (Neunter/14:18), die vor ihrem 23:31 beim Ersten Interaktiv durch eine Serie von 8:0 Punkten eine Aufholjagd geschafft hatte – unter anderem mit dem 31:30 in Bonn und dem gleichfalls starken 35:32 gegen den TSV Bayer II. In der Höhe noch erstaunlicher war zuletzt allerdings im Duell mit den Dormagenern das 39:31 des HC Weiden, der nach Schwierigkeiten am Anfang des Jahres (28:31 gegen Haan, 30:30 in Siebengebirge) offensichtlich wieder stabiler unterwegs ist. Und logisch: Die Weidener, die gerne ihren vierten Platz hinter den ersten drei Klubs behaupten/festigen wollen, werden keine Geschenke mit ins Ruhrgebiet bringen. HC-Trainer Marc Schlingensief hat dabei einigen Respekt vor den Hausherren: „Nach dem Top-Spiel gegen Dormagen wartet auf uns jetzt Abstiegskampf pur. Essen hat zuletzt größtenteils sehr überzeugt und Top-Teams wie Bonn und Dormagen geschlagen. Hier sollten wir also gewarnt sein und mit Demut an die Sache rangehen. Es wird sehr darauf ankommen, wie wir diese Aufgabe annehmen. Bringen wir aber unser Potenzial auf die Platte, dann sollten zwei Punkte drin sein.“

Im Übrigen stellt sich immer mehr heraus, dass Schlingensief (wie einige Kollegen) mit seiner Vermutung genau richtig lag, dass die Klasse noch enger zusammenrücken werde als in der Vergangenheit und für maximale Spannung sorgen werde. Der vor dem Serienstart für Weiden ausgegebene Plan: „Unser Ziel ist, die letztjährige Ausbeute von 29 Punkten zu bestätigen. Das ist ambitioniert und schwer genug.“ Mit 19:11 Zählern aus 15 Begegnungen liegen die Weidener demnach zurzeit voll im Soll, weil sie immerhin auf 1,26 Punkte pro Spiel kommen. Bleibt das in den weiteren elf Spielen so, wäre es in der Summe im Mai rund 30 Punkte – und der HC wäre auf jeden Fall fein raus. Davon können andere höchstens träumen. Und „nur“ ausgeglichen unterwegs zu sein, reicht eben nicht für die große Ruhe. Entsprechend kann dann selbst das Duell des Sechsten mit dem Siebten ein Krimi werden.