Regionalliga Nordrhein
Freitags-Wahnsinn für Aachen und Weiden
BTB holt nach 2:7 ein 24:22 gegen Gelpe/Strombach und wichtige Punkte für den Klassenerhalt. HC macht aus 30:35 fünf Minuten vor dem Ende noch ein 35:35 beim Schusslicht BHC II.

Rein ins Vergnügen: Simon Bock (beim Wurf) war mit elf Toren vorne das, was Keeper Niclas Elsen in Zusammenarbeit mit der Abwehr hinten war – ein wichtiger Baustein für den Aachener Sieg. (Foto: Markus Verwimp)

BTB Aachen – HC Gelpe/Strombach 24:22 (12:12). Aachen lässt einfach nicht locker im Kampf um den Klassenerhalt und baut dabei vor allem auf seine Heimstärke – und die zuvor dreimal hingtereinander siegreichen Gummersbacher müssen tatsächlich aufpassen, angesichts des drohenden erhöhten Abstiegs (hängt von der Entwicklung in der 3. Liga ab) nicht doch ernsthaft in den Sog nach unten gezogen zu werden – weil der aktuelle Rang sechs bei 18:18 Punkten höchstens optisch und auf den ersten Blick einigermaßen günstig aussieht. Bei näherem Hinsehen bietet er jedoch weit weniger Sicherheit und direkt dahinter folgt nun mit 18:20 Zählern zumindest vorerst der BTB, der sich mit Leidenschaft gegen seine personellen Probleme durchsetzte und sich selbst von einem miserablen Start in die Partie nicht aus der Bahn werfen ließ. „Glückwunsch an Aachen, die haben einfach aufopferungsvoll gefightet“, fand HC-Trainer Markus Murfuni, „beide Angriffsreihen waren nicht überragend, wir waren aber das Quäntchen schlechter – besonders nicht clever genug am Ende. Wir machen zwei, drei dumme Fehler, die uns das Genick brechen in einem Spiel, das wir meiner Meinung nach gewinnen sollten. Aachen hatte einen überragenden Toruüter drin, der uns den Schneid abgekauft hat. Dementsprechend ist der Sieg auch verdient.“ BTB-Kollege Simon Breuer, dem Carsten Jacobs, Tim Schnalle, Noah Wudtke, Benedikt Schüler und Kapitän Philipp Wydera (er seit Saisonbeginn) fehlten,  mochte sich nicht lange mit der spielerischen Qualität des Abends aufhalten: „Wir sind mega glücklich über diesen Erfolg. Wir haben schwer reingefunden, uns aber von Anfang an mit allem gewehrt, was wir haben, wir haben um jeden Zentimeter gekämpft bis zum Ende. Das war sicher alles sehr zäh und schwierig, aber in dem Fall natürlich völlig egal.“

Nach dem verkorksten Beginn mit einem 2:7 (13.) suchten die Gastgeber in einer Auszeit nach Besserung – und wurden nach dem 3:8 (14.) besonders ab dem 7:11 (20.) zunehmend fündig. Hauptgrund: Die Abwehr mit dem überragenden Keeper Niclas Elsen rührte fortan fast Beton an und ließ in den restlichen 40 Minuten lediglich elf weitere Gegentreffer zu. Übers 11:11 (29.) legte zunächst trotzdem wieder Gelpe/Strombach vor – 15:12 (38.), 18:16 (46.), 19:17 (49.).  Aachen glich auf der Zielgeraden mit dem 20:20 (53.) erneut aus und ging mit dem 21:20 (54.) sogar zum ersten Mal an diesem Abend in Führung, ehe Julian Mayer für die Gäste mit dem 21:21 (55./Siebenmeter) und 22:21 (57.) reagierte. Die letzten Antworten hatte allerdings wieder Aachen: Simon Bock (insgesamt elf Treffer) machte aus dem Rückstand das 22:22 (58.) und 23:22 (59.), bevor Milan Monteiro Pai den Schlusspunkt setzte – 24:22 (60.). „Das war ein wichtiger Sieg mit einer tollen Mannschaftsleistung“, stellte Trainer Breuer fest, „wir freuen uns, dass wir uns übers Wochenende ausruhen können und nächste Woche spielfrei sind, das tut uns ganz gut.“ Die folgende Aufgabe am 22. März beim Dritten TSV Bayer Dormagen II (24:10) wird sicher auch anspruchsvoll genug – wie im Übrigen jene des HC Gelpe/Strombach, der am 14. März auf den Zweiten TSV Bonn rrh. trifft (25:11). Am 22. Oktober treten die Gummersbacher beim Spitzenreiter Interaktiv.Handball an (32:4).

BTB Aachen: Zaghloul, Elsen – Saive-Pinkall, Monteiro Pai (3), Hellemeister, Büchel (1), Käsgen (2), Klinkenberg (1), Wagner, Kepp, Schmitz (1), Panse (1), Herzog (4), Bock (11/4).

HC Gelpe/Strombach: Ahmed Elnoamany, Röttel – Dräger (1), Maier (3), Altjohann (3), Toelstede, Feuerbach, Viebahn (3), Heinzerling (4), Meinhardt (1), Panske (1), Mayer (4/3), Brüning (1), Rostalski (1).

 

Bergischer HC II – HC Weiden 35:35 (18:13). Es war ein Abend, der beiden Seiten eine echte und fast nicht lösbare Denksport-Aufgabe aufgab: Wie war das möglich? Die Solinger, das abgeschlagene und nicht mehr vor dem Abstieg zu rettende Schlusslicht (4:32), werden sich fragen, wie sie über weite Strecken klar und kurz vor Schluss mit fünf Treffern Unterschied führen konnten – um den Sieg schließlich doch aus der Hand zu geben? Und die Weidener, als Vierter (22:12) sicher Favorit in diesem Duell, werden sich fragen, wie sie aus einer im Grunde verlorenen Position einen Punkt machen konnten. HC-Coach Marc Schlingensief schüttelte hinterher immer noch irgendwie den Kopf: „Die letzten fünf Minuten waren ein absoluter Irrsinn, wo wir uns den Punkt noch erkämpft haben, aber im Großen und Ganzen war es spielerisch leider keine gute Leistung.“ Als Höhepunkt des Dramas nahmen die Hausherren genau 24 Sekunden vor der Schluss-Sirene beim Stande von 35:34 eine Auszeit – und erreichten dadurch eher nichts. Schlingensief schilderte den Rest aus seiner Sicht fast sachlich nüchtern: „Eine Wurffalle geht auf, Torhüter Tobias Bayer entschärft den Ball und bringt ihn schnell wieder ins Spiel. Der überragende Sven Xhonneux geht in die Aktion und spielt am Kreis Tim Bösel frei, der nervenstark zum Ausgleich verwandelt.“ Der Rest war maximaler Frust bei den Hausherren und maximaler Jubel bei den Gästen, für die sich das Unentschieden wie ein Sieg anfühlte.

Nach dem 6:6 (12.) geriet Weiden mit dem 10:14 (25.) und 12:16 (28.) klarer ins Hintertreffen, arbeitete sich aber nach dem 13:18 (29.) in der zweiten Halbzeit wieder heran – 18:19 (35.), 19:20 (37.), 20:22 (39.). In der Folge fiel der HC jedoch in die vorherigen Fehler zurück und die Solinger griffen entschlossen zu, indem sie sich auf 28:22 (48.) absetzten und aus dem 29:26 (52.) das 31:26 (53.) und wenig später aus dem 33:29 (54.) das 35:30 (55.) machten. Passend zum verrückten Abend, an dem die Weidener nun das höchste Risiko wählten und auf eine offene Manndeckung umschalteten: Beim Stande von 35:32 gab es sowohl eine Zeitstrafe gegen Sören Berger (BHC II) als auch einen Siebemeter für die Gäste, den Joshua Frauenrath allerdings 75 Sekunden vor Schluss nicht zu nutzen wusste. Sven Xhinneux und Joshua Frauenrath verkürzten dann in der letzten Minute innerhalb von 13 Sekunden auf 34:35, was ein nahezu unfassbares Finale einleitete. „Das war eine moralische Meisterleistung“, sagte Schlingensief, dessen Mannschaft aus den vergangenen fünf Begegnungen ohne Niederlage immerhin 8:2 Punkte ezielte und nun am 15. März gegen den MTV Rheinwacht Dinslaken (Zwölfter/7:27) weitermacht. Der BHC setzt seine Abschiedstour durch die Regionalliga am 16. März bei TuSEM Essen II fort (Elfter/14:20).

Bergischer HC II: Elsässer, Beckert – Linden, Santos (2), Mussumeci (3), Schäfer, Gießelmann (9), Brozovic (3), Keull (8/1), Graf (2), Artmann, Berger (5), Schweter, Mager (3).

HC Weiden: Schroif, Bayer – J. Frauenrath (3), Yhonneux (13/4), Wolff (1), Meurer (5), Debye (1), Gerke (1), Rojko (2), Rügenberg (3/1), Keller, Bösel (3), K. Frauenrath (2), Eissa (1).