Regionalliga Nordrhein
Bonn gewinnt Derby und Dinslaken düpiert Dormagen
TSV rrh. vergrößert mit 27:22 die Nöte der HSG Siebengebirge. Der Vorletzte MTV gewinnt mit 38:29 gegen TSV Bayer II. Interaktiv festigt Spitze durch 36:26 gegen Haan. OSC scheitert an Essen II - 26:30.

Ihr oder wir? Im Moment müssen Philipp Tuda (hinten) und der MTV Rheinwacht Dinslaken trotz der 38:29-Überraschung gegen Dormagen II immer noch deutlich stärker bangen als Luca Weber (Nummer 53) und die HSG Siebengebirge, die das Derby in Bonn verlor. In den Kampf gegen den Abstieg ist allerdings mehr als die halbe Klasse verwickelt. Foto: Thomas Schmidt)

TSV Bonn rrh. – HSG Siebengebirge 27:22  (13:12). Die Bilanz für das Jahr 2025 steht bei den einst zu den Titelkandidaten zählenden Bonnern zwar immer noch bei negativen 7:9 Zählern, aber offensichtlich ging es in diesem Duell um mehr als nur den hart erkämpften Erfolg. „Das war ein super umkämpftes und rassiges Derby, das wir meiner Meinung nach am Ende verdient gewinnen“, stellte TSV-Coach Florian Benninghoff-Lühl fest, „wir sind megafroh, dass wir dieses Derby für uns entscheiden konnten. Dass wir mit 4:0 Punkten aus beiden Derbys gegangen sind, war ein Riesenziel für uns.“ Gleichzeitig festigte die TSV (27:11) durch den Sieg ihre Chancen auf die Vizmeisterschaft hinter dem kaum noch einzuholenden Ersten Interaktiv.Handball (34:4), weil der Dritte TSV Bayer Dormagen II (24:12) beim Vorletzten MTV Rheinwacht Dinslaken eine so nicht zu erwartetende 29:38-Niederlage hinnehmen musste und der Vierte HC Weiden (22:12) mit dem 35:35 vom Freitag beim Schlusslicht Bergischer HC II (4:32) ebenfalls einen Erfolg verpasste. Für Siebengebirge ging gleichzeitig nach den drei vorherigen Siegen in Folge eine Serie zu Ende und das Team von Trainer Lars Degenhardt steckt als Elfter (15:23) weiter im unheimlich engen Kampf um den Klassenerhalt. Für den HSG-Coach wäre in der Summe mehr drin gewesen: „Wir haben es nicht geschafft, unsere klaren Chancen besser zu nutzen. Wir hatten davon genug. Schade war, dass wir beim 19:20 und 20:21 zwei Tore zurückgepfiffen bekommen haben. Technische Fehler und Fehlwürfe kamen hinzu, dadurch hat sich Bonn wieder abgesetzt und dann war es schwer, das noch mal zu drehen. Glückwunsch an die Bonner, das war letztlich verdient.“

Vor der Pause gab es ein Duell auf Augenhöhe, in dem sich keiner deutlich vom anderen entfernen konnte – auch nicht Bonn, das beim Stande von 4:4 (8.) in Timo Worm (Rote Karte) eine wichtige Stütze seines Spiels verlor. „Danach haben wir eine unfassbar dünne Personeldecke und spielen im Prinzip mit acht Feldspielern fast durch – die alles auf der Platte lassen“, erklärte Benninghoff-Lühl, für den TSV-Keeper René Krouß eine entscheidende Rolle einnahm: „Er ist übers ganze Spiel überragend und macht definitiv einen Teil des Unterschieds aus.“ Der Wert des Torhüters zeigte sich nicht zuletzt, nachdem Bonn eine 18:13-Führung (39.) eingebüßt hatte und drauf und dran war, die Kontrolle abzugeben – 20:19 (52.), 21:20 (53.). Mit drei Treffern hintereinander zum 24:20 (57.) war dann der Weg zum Bonner Sieg frei und mit dem 26:21 (59.) alles entschieden. Die Erklärung fürs letztlich (zu) hohe Resultat: „Am Ende macht Siebengebirge auf und wir haben sehr freie Abschlüsse.“ HSG-Trainer Degenhardt wirkte jedenfalls nicht völlig verzweifelt: „Bonn und Interaktiv sind nicht die zwei Spiele, an denen wir uns derzeit messen müssen.“ Auf den Spitzenreiter Ratingen trifft Siebengebirge am kommenden Samstag und Bonn tritt bereits am Freitagabend beim HC Gelpe/Strombach an (Sechster/18:18).

TSV Bonn rrh.: Krouß, Meißenburg – Krohn (5), Bullerjahn (4), Santen (3), Behr (5/5), Fricke (4), Bitzer, Weber, Sander (1), Fischer (2), Bieler (1), Worm (1), Bohrmann (3).

HSG Siebengebirge: Fischer, Löcher – Dziendziol (1), Steinhaus (6), Andrassy (2), Nitsche (3), Schlösser (4), Stein (1), Rohde (2), Bachler (3), Marcinkovic, Picard, Weber.

 

Interaktiv.Handball – Unitas Haan 36:26 (18:13). Vielleicht erinnern sich die Ratinger ja noch an den 14. Dezember 2024. Damals verloren sie in eigener Halle gegen den Vierten HC Weiden (22:12 Punkte) mit 24:33 – was eine Überraschung war und bis heute aus einer ganz anderen Zeit zu stammen scheint. Anschließend gab sich das Team von Trainer Filip Lazarov schließlich keine echte Blöße mehr und es gewann jetzt bereits zum neunten Mal hintereinander, sodass inzwischen mit 34:4 Punkten alles auf die Meisterschaft und den direkten Wieder-Aufstieg in die 3. Liga hinausläuft. Eine Art Verfolger ist nicht mehr in Sicht: Der Zweite TSV Bonn rrh. (27:11) liegt sieben Zähler zurück, der Dritte TSV Bayer Dormagen II (24:12) bereits zehn Zähler und der Vierte Weiden zwölf (22:12). Der spielende Sportliche Leiter Stank Sabljic zeigte sich nachvollziehbar sehr einverstanden: „Wir hatten eine starke Moral und eine super Mannschaftsleistung und eine tolle Zusammenarbeit der Abwehr mit dem Torwart. In der ersten Halbzeit haben wir wirklich sehr gut gespielt. Am Ende war es dann ein klarer Sieg.“ Dass Sabljic für die Ratinger nur einen Teilzeitdienst verrichten und Tomislav Nuic überhaupt nicht mitwirken konnte, war am Ende kein großes Problem und der Erfolg des Favoriten zu keinem Zeitpunkt in Gefahr. Wieder größer geworden ist die Gefahr auf der anderen Seite für die Unitas, die auf Rang  zehn bei 16:22 Punkten trotz ihrer immer noch sehr beachtlichen 10:6 Punkte aus dem Kalenderjahr 2025 mitten in der großen Zone von Mannschaften festhängt, die sich angesichts des drohenden erhöhten Abstiegs (hängt von der Entwicklung in der 3. Liga ab) um den Klassenerhalt sorgen müssen. 

In der ersten Viertelstunde gab es noch keine Vorteile für Interaktiv, das in der zunächst ausgeglichenen Partie sogar mit 7:8 (13.) und 8:9 (15.) in Rückstand geriet. Genau vier Minuten später lief der Abend aber mit dem 12:9 (19.) in die von den Gastgebern erhoffte Richtung und aus dem 14:12 (24.) machte Ratingen beim 17:12 (27.) einen deutlichen Vorsprung – der für Haan der Anfang vom Ende war. Übers 18:13 (30.) nach der ersten Halbzeit zog der Spitzenreiter vom 18:14 (32.) durch einen 6:0-Lauf auf 24:14 (38.) entscheidend weg. Haan verkürzte zwar auf 20:26 (48.), kam jedoch nie für mehr als eine Ergebniskosmetik in Frage – 30:21 (54.), 33:23 (57.), 36:26 (60.). Interaktiv setzt seinen Weg, der den Titel bringen soll, am nächsten Samstag bei derHSG Siebengebirge fort (Elfter/15:23), während es die Unitas mit dem OSC Rheinhausen (Fünfter/18:18) zu tun bekommt.

Interaktiv.Handball: Bliß, Budko – Yamada (2), Heinrichsmeyer (1), Schulz (3), Venedey (2), Perschke (1), Kübler (6), Surowka (3), Poschacher (9), Koenemann (2), Maric (5/3), Wenzel (2), Sabljic.

Unitas Haan: Joest, Goeken –  Schulz (1), Mensger, Richartz (2), F. Korbmacher (2/1), Micus (6), R. Korbmacher (3), D’Avoine, Rath (8), Völker (1), Disler (1), Schusdzarra, Austrup (2).

 

OSC Rheinhausen – TuSEM Essen II 26:30 (11:16). Die Rheinhausener hatten schon vorher geahnt, dass ihnen eine extrem komplizierte Aufgabe bevorstehen würde. „Aufgrund von Krankheit oder Verletztung standen vier Stammspieler nicht zur Verfügung und zwei Spieler sind angeschlagen reingegangen“, sagte Trainer Thomas Molsner, „kurzfristig hatten wir darüber nachgedacht, eine Anfrage auf Verlegung zu stellen, ich habe mich aber am Ende des Tages dagegen entschieden.“ Auf der Platte sah es dann tatsächlich so aus, dass der um vier Spieler aus der eigenen Zweiten ergänzte Kader ausgerechnet in diesem Ruhrgebiets-Derby praktisch nie für einen Erfolg in Frage kam, sondern nach dem 1:0 (2.) und 3:2 (3.) jeweils von Elias Eiker keine einzige Führung mehr erzielte und über weite Strecken hinterherlief. Weil der OSC nach dem 24:31 gegen den Siebten BTB Aachen, dem 27:29 beim Zweiten TSV Bonn rrh. und dem 29:30 gegen den Ersten Interaktiv.Handball nun zum vierten Mal hintereinander verlor, ist das Konto auf dem fünften Platz bei 18:18 Punkten nur noch ausgeglichen – was angesichts des drohenden erhöhten Abstiegs (hängt von der Entwicklung in der 3. Liga ab) kein besonders komfortables Ruhekissen abgibt, zumal die Tendenz gerade nicht stimmt. Deutlich erfreulicher lief der Abend für die Gäste, obwohl der TuSEM bei 16:20 Zählern und Rang neun noch hinter Rheinhausen steht. „Wir gewinnen im einem hitzigen Spiel am Ende verdient“, fand Trainer Sebastian Hosenfelder, „leider gelingt es uns nicht, bei uns zu bleiben und das Spiel wesentlich klarer und entspannter zu gewinnen. Unter dem Strich sind wir mit dem Ergebnis sehr glücklich, nichtsdestotrotz müssen wir an unseren Sachen schnell arbeiten, um in der Regionalliga bleiben zu können.“

TuSEM machte aus dem 3:3 (8.) durch fünf Tore in Folge eine 8:3-Führung (10.) und hatte fortan bis zur Pause alles im Griff – 10:5 (15.), 14:8 (25.), 16:11 (30.). Was für die Moral der Hausherren sprach: Nach dem 14:22 (43.) gaben sie sich nicht auf, sondern sie antworteten mit einer eigenen 6:0-Serie zum 20:22 (50.). Auf der Zielgeraden sorgte Essen allerdings übers 27:22 (54.) und 29:25 (58.) wieder für relativ klare Verhältnisse. „Vom Kampfeswillen her kann ich der Mannschaft keinen Vorwurf machen“, stellte Molsner fest, „wir hatten sicher auch an der einen oder anderen Stelle Pech beim Abschluss. Gleichzeitig haben die Essener das gut gelöst. Wir müssen uns ankreiden, dass wir in der ersten Halbzeit versäumt haben, die Einstellung und Aggressivität an den Tag zu bringen, die wir in der zweiten Halbzeit hatten. Es nutzt aber nichts, dass wir uns jetzt zurückziehen und heulen, sondern wir müssen den Job annehmen. Es bleibt spannend, aber ich bin nach wie vor zuersichtlich. Wir haben die Qualität in der Mannschaft.“ Die nächste Aufgabe wartet am kommenden Sonntag beim Zehnten Unitas Haan (16:22) auf Rheinhausen, während die Essener den Tabellenletzten Bergischer HC II (4:32) erwarten.

OSC Rheinhausen: Seemann (1), Borchert – Eiker (5), Wistuba, Wetteborn, Zwarg (1), Klein (2), F. Molsner (1), M. Molsner (6), Fenzel (4/4), Käsler (2), Schlögl (2), Meurer (2), Greim.

TuSEM Essen II: Haberkamp. Solbach Domingo – Scherz (4), Heiderich (2), Neher (4/4), Petersen (3), Asci, Schmidt (1), Lewandowski (6), Ernst (4), Weiß (2), Stumpf (1), Bandura, Mittich (3).

 

MTV Rheinwacht Dinslaken – TSV Bayer Dormagen II 38:29 (17:11). Die Dormagener, einst mit sieben Siegen hintereinander in die Saison gestartet, sind im Moment viel – aber ganz sicher kein Kandidat für einen Spitzenplatz mehr. Wie die aktuelle Verfassung aussieht, belegt ein Blick auf die vergangenen fünf Spiele mit vier Niederlagen und nur einem Sieg, der gegen Schlusslicht Bergischer HC II (4:32) mit dem 34:30 außerdem noch mühselig genug war. TSV-Trainer Moritz Adam sah mehrere Gründe für die ohnehin überraschende Niederlage, die in dieser Höhe noch viel erstaunlicher kam: „Wir verlieren verdient gegen eine gute, neu formierte und kämpferisch sehr starke Dinslakener Mannschaft. Wir schaffen es nicht, die letzte Konsequenz in die Tiefe und im Abschluss hinzulegen, wir müssen dann viel im Tempospiel und im Rückzug zu korrigieren versuchen – was wir nicht schaffen. Hinten raus wird es einfach sehr offen, was die Deckung angeht, weil wir noch mal alles investieren. Das Ergebnis können wir aber nicht mehr korrigieren.“ Ob der spektakuläre Sieg den Dinslakenern im Kampf gegen den Abstieg wirklich noch etwas bringt, ist eine andere Frage: Bei 9:27 Punkten steht der MTV weiter auf dem vorletzten Rang und alleine der Abstand zum drittletzten Platz (HSG Siebengebirge/15:23) beträgt bei sechs ausstehenden Spielen immerhin noch sechs Punkte.

Der Erfolg der Hausherren war alleine deshalb verdient, weil sie mit dem 1:0 (2.) schnell die Führung übernahmen und fortan immer vorne lagen, während Dormagen nur einmal ein Unentschieden auf der Anzeigetafel sah – mit dem 0:0 beim Anpfiff. Bis zum 7:6 (10.) sah das Duell dann einigermaßen ausgeglichen aus, doch ab dem 10:6 (12.) wirkte Dinslaken immer sicherer und der Favorit fand keine passenden Antworten. Der Anschluss zum 10:12 (24.) brachte Bayer ebenfalls nicht viel weiter, weil der Vorletzte zulegen konnte und wenig später mit dem 17:11 (29.) am Ende der ersten Halbzeit eine anständige Basis für den zweiten Abschnitt hatte. Näher als bis auf 17:20 (38.) kamen die Gäste nicht mehr heran und der Rest der Partie gehörte erneut dem einfach besseren MTV – 25:18 (43.), 27:20 (46.), 30:22 (50.), 32:24 (53.), 36:25 (57.).

MTV Rheinwacht Dinslaken: Bystron, Christmann – Pagalies (1), Tomke (1), Terwiel (1), Sanders (8), Höffner (1), Nasufi (3), Tuda (8/3), Krölls, Dreier (3), Reede (8), Kölsch (4).

TSV Bayer Dormagen II: Borreck, Bach – Landau, Srugies (1), Stolzenberg (5), Kohl (2), Emmerich (7), Ostrowski (4), Szabo, Kaysen (4/1), Mertens (3), Werschkull (2), Wieczorek, Knak (1).