3. Liga
Die Uhr tickt an diesem Wahnsinns-Freitag
Panther und TVK treffen sich zum Abstiegsduell. Aldekerk ist in Longerich klarer Außenseiter. Erst 24 Stunden später sind der Erste Krefeld gegen Saarlouis und der Siebte Opladen gegen Kirchzell dran.

Kontaktfreudig: Korschenbroichs Spielmacher Mats Wolf (Mitte) wird sich definitiv nicht wundern, wenn ihm Raik Flemm (links) und Sebastian Schön (rechts) für die Panther am Freitag liebend gerne den Weg zum Tor verbauen wollen. Das Abstiegsduell werden beide Seiten mit Kampf und Leidenschaft führen. (Foto: Michael Jäger)

Was sich die Hauptdarsteller an Tagen wie diesen wünschen? Vielleicht sogar Unendlichkeit. Was sie an Tagen wie diesen aber garantiert nicht haben, ist ewig Zeit. Die Uhr tickt ganz allgemein dem Ende entgegen – und vielleicht auch an diesem Freitagabend in diesem speziellen Spiel: Mehr Finale im Kampf gegen den Abstieg geht jedenfalls nicht im Duell zwischen den Bergischen Panthern und dem TV Korschenbroich. Wer stärker unter Druck steht, ist dabei eine gute Frage, die sich im übrigen wie jene danach, wer die größeren Chancen hat, kaum schlüssig beantworten lässt. Die nackten Zahlen zeigen immerhin sehr unromantisch, dass von den Panthern (12:34) über die TSG Haßloch (12:34) und den TV Aldekerk (12:34) bis hin zu den Korschenbroichern (10:36) zurzeit vor allem vier Klubs für noch zwei zu vergebende Abstiegsplätze in Frage kommen. Das HLZ Friesenheim-Hochdorf II (15:31) hat davor bessere Karten und die VTV Mundenheim (7:37) am Ende der Tabelle derart schlechte, dass sie als Absteiger Nummer eins gelten muss. Dass Friesenheim (minus 74) und Panther (minus 60) im Torverhältnis einen Vorteil gegenüber den Konkurrenten haben (minus 100 und mehr), wird ihnen am Ende der Serie nicht helfen – weil dann zur Ermittlung der finalen Position der direkte Vergeich entscheidet.

Dass macht nun zugleich das Duell in der Max-Sieboldhalle in Burscheid doppelt brisant: Am 26. Oktober 2024 unterlagen die Panther bei der Premiere ihres damals neuen Trainergespanns Alexander Oelze/Jens-Peter Reinarz in Korschenbroich mit 24:26, wobei die Gäste bis zehn Minuten vor Schluss mit dem 23:20 (50.) auf dem Weg zu einem Auswärtssieg waren. Nun geht es erneut um zwei wichtige Punkte und zugleich um den direkten Vergleich, den die Panther bei einem Erfolg mit drei Toren Unterschied in ihre Richtung drehen. Ein Unentschieden, eine Niederlage mit einem Treffer Differenz oder eine mit zwei Toren Unterschied bei mehr als 25 auswärts erzielten Toren würde dagegen zumindest in diesem Bereich den Korschenbroichern helfen. Auf dem bisherigen Weg durchs Kalenderjahr 2025 tun sich beide Seiten nicht viel: Sie stehen nach acht Runden bei jeweils 6:10 Punkten. Der Trend scheint derzeit jedoch eher für den TVK zu sprechen, der zuletzt aus Haßloch einen 28:23-Erfolg mitnahm und gegen den deutlich favorisierten Zweiten TV Gelnhausen (42:4) ein 30:30-Unentschieden holte. Die Panther auf der anderen Seite schleppen drei Niederlagen in Folge mit sich herum – 31:32 in Aldekerk, 27:28 gegen HSG Rodgau Nieder-Roden, 18:24 bei der HSG Dutenhofen-Münchholzhausen II mit einem Minusrekord im Angriff.

Ganz sicher keins jener Endspiele im Kampf um den Klassenerhalt bestreiten die Aldekerker, die erst am vergangenen Wochenende ein solches Finale mit 30:26 gegen Mundenheim für sich entschieden. Für die Aufgabe am Freitagabend beim Dritten Longericher SC (34:12) gilt die Mannschaft des Trainergespanns Tim Gentges/Nils Wallrath auf jeden Fall als klarer Außenseiter und darüber hinaus zeigen die Kölner bei aller Wertschätzung kein Interessse an irgendeiner Art des Entgegenkommens. LSC-Coach Chris Stark bekräftigt vielmehr, dass Longerich wieder Vollgas-Handball zeigen will: „Wir haben uns mit Tabellenplatz drei eine tolle Ausgangsposition erarbeitet und die wollen wir natürlich am Freitag untermauern. Wir wissen allerdings, dass uns extremer Widerstand erwartet. Wir haben noch vier Gegner von den letzten sechs Mannschaften in den letzten sieben Spielen. Wir haben in keinster Weise Lust, irgendwie in den Abstiegskampf einzugreifen. Am liebsten gewinnen wir alle Spiele und die Mannschaften machen das unter sich aus. Wir wollen ein gutes Spiel machen und gewinnen.“ Denselben Plan verfolgt der LSC demnächst am 29. März in Haßloch, am 11. April bei den Panthern und am 26. April in Mundenheim.

Für den TVA ist die Einstellung der Longericher keine besonders große Überraschung und Trainer Gentges sieht die Rollen klar verteilt: „Longerich ist klarer Favorit. Sie spielen auch gerade einen unfassbar guten Handball. Nichtsdestotrotz muss das Spiel erst mal gespielt werden. In erster Linie müssen wir vermeiden, dass wir in irgendeiner Art einbrechen. Wir möchten gucken, dass wir Longerich fordern, dass wir auf Tuchfühlung bleiben. Es gilt, sich mit allen Mitteln zu wehren. Wenn wir in Köln ein richtig gutes Handballspiel hinlegen, dann wäre das der erste Schritt zu einem guten Ergebnis. Wir stecken mitten im Abstiegskampf, jedes Spiel und jeder Punkt ist für uns wichtig – egal, wie stark der Gegner oder wie unlösbar die Aufgabe zu sein scheint.“ Wie es nicht gehen sollte im Duell mit einem Klub aus der oberen Hälfte, gab es schließlich alleine 2025 mehrmals zu sehen – 23:39 in Krefeld, 24:42 in Gelnhausen, 23:42 gegen Kirchzell. Unter anderem diese 123 Gegentreffer und die nur 70 selbst erzielten Tore sind mit dafür verantwortlich, dass Aldekerk bei 609:745 Toren (minus 136) sowohl über den schwächsten Angriff als auch über die schwächste Abwehr der 3. Liga Süd-West verfügt. Was deshalb gerade für den TVA hilfreich ist: Am Ende zählt bei Punktgleichheit eben nicht das Torverhältnis, sondern der direkte Vergleich mit einem oder eventuell sogar mehreren Kontrahenten. Da werden eher die Aufgaben am 22. März gegen Friesenheim-Hochdorf II (Hinrunde 20:25) und am 11. April in Korschenbroich (31:28) richtig wichtig. Die Spiele gegen die Panther (33:29/32:31), Haßloch (30:30/30:27) und Mundenheim (27:29/30:26) haben die Aldekerker bereits komplett hinter sich.

Für den Siebten (25:21) TuS 82 Opladen geht es in den restlichen sieben Begegnungen vor allem darum, den Platz in der oberen Tabellenhälfte zu verteidigen. Nach vorne liegt zwar rein mathematisch sogar Rang fünf in Reichweite (Leutershausen), direkten Kontakt hat das Team von Trainer Stefan Scharfenberg aber zum Sechsten TV Kirchzell – der jetzt mit zwei Zählern Vorsprung in die Bielerthalle kommt (27:19). Nach dem 32:33 aus der Hinrunde liegt es wohl im Bereich des Möglichen, dass die Opladener aufschließen und dadurch gleichzeitig den direkten Vergleich auf ihre Seite bringen. Insgesamt müssen sie beim Blick in den Rückspiegel gleichzeitig aber auf den Achten HSG Hanau (24:22), den Neunten HSG Rodgau Nieder-Roden (22:24) und den Zehnten HSG Dutenhofen-Münchholzhausen II (22:24) aufpassen.

Bei der HSG Krefeld Niederrhein, als einziger Drittligist aus allen vier Gruppen ungeschlagen, haben inzwischen endgültig die Wochen der Vorbereitung auf die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga begonnen. Die Mannschaft von Trainer Mark Schmetz hat ihr Ticket dazu mittlerweile bereits in der Tasche – weil aus der Gruppe Süd-West lediglich die Eagles (45:1) sowie der Zweite Gelnhausen (42:4) gemeldet haben und dahinter niemand mehr. Theoretische Rechnung: Für den maximal unwahrscheinlichen Fall, dass Krefeld ab jetzt alles verliert, würde es höchstens hinter die Longericher auf Rang vier abrutschen – wo aktuell die HG Saarlouis zu Hause ist (30:16). Und selbst als Vierter wäre der aktuelle Spitzenreiter in der Aufstiegsrunde startberechtigt. Wie nun das bevorstehende Duell mit Saarlouis läuft, wird eine Woche nach dem glatten 30:18 bei Saase3 Leutershausen (29:17/vorher Vierter, jetzt Fünfter) alleine von den Krefeldern selbst abhängen. Schmetz bleibt allerdings vorsichtig und selbst das 44:31 vom 26. Oktober 2024 reicht ihm nicht als Garantie: „Im Hinspiel haben wir es überragend gemacht und auswärts einen sehr deutlichen Sieg eingefahren. Wir rechnen jedoch fest damit, dass es keinesfalls so leicht werden wird wie im Hinspiel. Das wird eine sehr spannende Aufgabe.“