3. Liga/Regionalliga Nordrhein
„Natürlich“: Gummersbach geht auch in die 4. Liga
Zweite des VfL kann Abstieg aus der 3. Liga nicht mehr verhindern. Das erhöht zwangsläufig die Zahl der Absteiger aus der Regionalliga in die Oberliga.

Entschlossen: Jörg Bohrmann ist seit dem Sommer 2020 als Akademieleiter in Gummersbach verantwortlich. Dabei sieht es sich in erster Linie als Teil eines Teams, das sich mit Leidenschaft der Nachwuchs-Förderung verschrieben hat. (Foto: VfL Gummersbach)

Der eine oder andere dürfte den VfL Gummersbach II etwas aus dem Blick verloren haben – was auch irgendwie nachvollziehbar ist, denn die zweite Mannschaft des Traditionsvereins und aktuellen Bundesliga-Siebten gehört mittlerweile der 3. Liga Nord-West an und sie hat dort eher zu tun mit Eintracht Hildesheim, dem Wilhelmshavener HV, dem OHV Aurich oder Eintracht Baunatal. In der Gruppe sind zwar auch andere NRW-Vereine wie die TSG Altenhagen-Heepen und der VfL Eintracht Hagen II (geht am ehesten als Nachbar durch) angesiedelt, doch niemand sonst stammt aus dem Gebiet des Verbandes Handball-Nordrhein – außer eben den als U 20 aufgestellten Gummersbachern. Die sind in der laufenden Saison akut vom Abstieg bedroht, den sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bei zehn Punkten Rückstand zum rettenden Ufer nicht mehr verhindern werden. In diesem Zusammenhang dürfte wiederum der eine oder andere Regionalligist möglicherweise die Hoffnung gezogen haben, der VfL werde das Team nicht für diese tiefere Klasse melden – die er vielleicht für nicht ins Vereinsbild passend und damit für überflüssig halten könnte. Wie entscheidet sich also Gummersbach und wie sieht er den Wert seiner zweiten Mannschaft? Jörg Bohrmann, Leiter der Akademie in der Stadt, die der Verein gerne als Heimat des Handballs bezeichnet, versteht an dieser Stelle schon die Frage als solche nicht. „Wir wussten, dass es schwer wird“, sagt Bohrmann, eine ausgewiesener Fachmann im Bereich Jugendförderung, „auch da werden wir uns strecken müssen. Diese Regionalliga Nordrhein ist eine starke 4. Liga.“ Klare Botschaft: Weder der Akademie-Leiter noch die derzeit für die Zweite zuständigen Trainer Goncalo Miranda und Jan Schwenzfeier sehen die 4. Liga als eine Spielklasse, die nicht höheren Ansprüchen genügt – im Gegenteil. Für die Entwicklung junger Leute sehen sie dort ebenfalls gute bis sehr gute Chancen. Und der VfL Gummersbach II wird deshalb an der Regionalliga 2025/2026 teilnehmen.

In der Saison 2021/2022, der ersten kompletten nach der Corona-Pandemie, waren die Gummersbacher (Vierter) in der damaligen Staffel D aus zwölf Klubs ein direkter Konkurrent unter anderem des Longericher SC (Dritter) und des TuS 82 Opladen (Fünfter) sowie der Bergischen Panther (Sechster). Anschließend wurden alle anderen der Gruppe West zugeordnet, während der VfL in die Gruppe Süd-West umziehen musste und dort als Fünfter mit 31:21 Punkten durchkam. Eine weitere Steigerung folgte 2023/2024 nach einem erneuten Umzug, denn Gummersbach schloss die Serie in der Gruppe Nord-West als Vierter mit 42:18 Zählern ab – für die junge Mannschaft ein starkes Ergebnis, das sich in dieser Form nicht würde wiederholen lassen. Hauptgrund: Die bisherige „Firmenkennzeichnung“ als U 23 galt aufgrund zahlreicher Wechsel von Spielern zu anderen Vereinen nicht mehr weiter – und der Verein änderte das Etikett. Künftig sollte das Gerüst unter dem „Markennamen“ U 20 ganz überwiegend aus Jugendlichen bestehen, die parallel in der A-Jugend-Bundesliga und in der 3. Liga die Gelegenheit bekommen, sich an die neuen Anforderungen im Seniorenbereich zu gewöhnen. „Wir hatten damit fast eine neue Mannschaft“, sagt Bohrmann. Und besonders in der Hinrunde bestätigte sich, wie groß die Herausforderung wirklich ist: Letzter Platz, 0:30 Punkte. Der drohende Abstieg deutete sich nicht nur ein bisschen an und er stand praktisch nach einer Halbserie fest.

Der bisherige Verlauf der Rückrunde bestätigt die Verantwortlichen aber, trotz aller Schwierigkeiten den richtigen Schritt gegangen zu sein, denn mittlerweile stehen 8:42 Punkte auf dem Konto – was in der isolierten Wertung für den zweiten Teil der Meisterschaft eben 8:12 Zähler bedeutet. Der Akademieleiter erkennt darin wie die Trainer Miranda und Schwenzfeier eine Bestätigung: „Die Jungs haben hart gearbeitet und sie haben sich toll entwickelt.“ Als besondere Belege dafür dienen der 2023 nach Gummersbach gekommene Torhüter Anel Durmic (vorher Hanau) und der erst im vergangenen Sommer zum VfL gewechselte Linksaußen Tom Koschek (vorher München), die inzwischen mit einem Profi-Vertrag ausgestattet sind und so perspektivisch den Sprung nach oben geschafft haben – was wegen gestiegener Qualität des Kaders dort offensichtlich immer schwieriger wird. In den restlichen fünf Partien der 3. Liga geht es nun trotzdem nur noch darum, sich möglichst erfolgreich zu verabschieden. Der Endspurt beginnt mit der Aufgabe am Samstag beim GSV Baunatal (15./10:42) und er führt die Mannschaft über die Aufgaben am 12. April gegen den ATSV Habenhausen (Achter/23:27), am 24. April beim OHV Aurich (Sechster/26:22) und am 27. April gegen die Sportfreunde Söhre (Zwölfter/18:34) zum Saisonfinale am 3. Mai beim VfL Eintracht Hagen II (13./18:34). Besonders gegen die Klubs, die ebenfalls in der unteren Tabellenhälfte angesiedelt sind, könnten die Gummersbacher ihre Fortschritte unter Beweis stellen, weil sie in diesen Duellen im ersten Teil der Saison jeweils Niederlagen hinnehmen mussten – mit dem 28:30 gegen Baunatal eine knappe, aber mit dem 32:40 in Söhre und dem 27:37 gegen Hagen II jeweils eine sehr deutliche.

Für die Regionalliga ergeben sich aus der Entscheidung des VfL mehrere Konsequenzen. Erstens: Zukünftig gehören der Klasse wohl sogar drei Klubs aus der Gummersbacher Gegend an, weil zunächst der SSV Nümbrecht als einer der Oberliga-Meister feststeht und auf jeden Fall hinzukommt. Der HC Gelpe/Strombach müsste gleichzeitig nur die fehlende Schritte zum endgültigen Klassenerhalt tun – und dass der aktuelle Fünfte (22:20) noch nicht sicher gerettet ist, liegt im Übrigen unter anderem an der VfL-Zweiten, die als Absteiger aus der 3. Liga in den Verband Nordrhein den Abstieg aus der Regionalliga in die Oberliga erhöht. Weil es in der Gruppe Süd-West der 3. Liga aus dem Trio Bergische Panther, TV Aldekerk und TV Korschenbroich mindestens einen erwischen wird, ist auch mindestens von zwei Absteigern in die Regionalliga auszugehen – was dort insgesamt vier Teams zum Gang nach unten verurteilt, wovon nach Abzug der anzurechnenden HG Remscheid (zurückgezogen) drei bleiben. Das sind momentan die HSG Siebengebirge II (17:27), der MTV Rheinwacht Dinslaken (13:29) und der Bergische HC II (4:38). Da garantiert niemand eine Wette darauf eingeht, dass es in der 3. Liga nicht einen zweiten Nordrhein-Verein trifft, gilt für de Rest der Regionalliga: Rette sich, wer kann. Das Feld der mehr oder weniger Gefährdeten reicht dabei vom HC Gelpe/Strombach über die HSG Refrath/Hand (21:21), den OSC Rheinhausen (20:20), den BTB Aachen (20:20) und Unitas Haan (20:24) bis hin zu TuSEM Essen II (18:24). Aldekerk, Korschenbroich und die Panther hatten wohl in der Regionalliga noch nie so viele Fans wie im Augenblick.