3. Liga
Die Wochen der Wahrheit im Abstiegskampf
Einer aus dem Trio Panther, Aldekerk und Korschenbroich wird es nicht schaffen. TuS 82 will letztes Spiel zu Hause gewinnen, Longerich zu gewohnter Stärke zurück. Krefeld erwartet Gelnhausen zum Gipfeltreffen.

Zupackend: Es ist mit das größte Problem für den TV Korschenbroich, dass verletzte Stammkräfte wie Max Eugler (links) und Steffen Brinkhues (rechts) nicht auf der Platte stehen können. Sportlich besser geht es aber Maximilian Tobae (Mitte) und dem genauso stark gefährdeten TV Aldekerk auch nicht. (Foto: Carsten Wulf)

Da ist kein Raum mehr für hätte, wenn und wäre. Im Kampf gegen den Abstieg schließen sich ja die Fenster mit dem Blick ans rettende Ufer jedes Mal ein paar Zentimeter mehr. Besonders hart traf es zuletzt die Bergischen Panther mit dem 27:41 gegen den Spitzenreiter HSG Krefeld Niederrhein (51:1 Punkte) und den TV Aldekerk mit dem 30:34 bei Saase3 Leutershausen (Vierter/33:19). Hart wars vor allen Dingen deshalb, weil ein Mitbewerber aus dem unteren Drittel völlig unerwartet zwei Bonuspunkte aufs eigene Konto überweisen konnte: Die TSG Haßloch (14:38) sorgte mit ihrem 40:34 über den Dritten Longericher SC (38:14) für eine der größten Überraschungen der vergangenen Monate und hievte sich dadurch wieder knapp über den Strich, wo ihr sportliches Schicksal wie das der Panther (14:38) aber weiter an einem seidenen Faden hängt. Jener seidene Faden ist dahinter sowohl für die Aldekerker als auch für die Korschenbroicher bei jeweils 12:40 Zählern sogar noch zarter gearbeitet – und viel Gegenwind können beide nicht vertragen, ohne dass ihnen die Hoffnung endgültig entgleitet. Bereits abgeschlagen sieht der Letzte VTV Mundenheim aus (9:43), der jetzt eine zentrale Rolle für die Panther spielt: In Ludwigshafen bestreitet das Team des Trainergespanns Alexander Oelze/Jens-Peter Reinarz am Samstag mal wieder eine Art Finale. Obwohl die Panther grundsätzlich gewinnen müssen, ist wohl höchste Vorsicht geboten: Erst kürzlich bezwang die VTV in eigener Halle die TSG Haßloch mit 30:28, beendete so eine lange Serie von 16 Partien hintereinander ohne einen einzigen Sieg – und dürfte trotzdem höchstens noch theoretische Chancen auf den Klassenerhalt haben.

Ein Mutmacher für den TV Korschenbroich in angespannter sportlicher Lage: Die Mannschaft von Trainer Frank Berblinger gewann zuletzt gegen die HSG Dutenhofen-Münchholzhausen II (Zehnter/22:30) mit 30:27 und ist deswegen überhaupt wieder zurück im Geschäft. Praktisch ein Stimmungskiller auf der anderen Seite: Die ohnehin nicht ganz kurze Ausfall-Liste, auf der schon vorher Steffen Brinkhues (Mittelhandbruch), Milan Müller (Patellasehne), Melle van Katwijk (Bänder/Fuß) und Dustin Franz (Mittelhandbruch) standen, ist erneut länger geworden. Max Eugler (Fingerbruch) und Jan König (Oberschenkel), die sich ihre Verletzungen im Duell mit Dutenhofen zuzogen, fallen für die Aufgabe bei der HSG Nieder-Roden (Neunter/28:24) ebenfalls aus. Trotzdem denken die Korschenbroicher natürlich nicht daran, die Punkte kampflos abzugeben – im Gegenteil. Ein Rezept für Berblinger: „Wir müssen als Team noch enger zusammenrücken. Das heißt auch, dass jeder noch mehr Verantwortung hat und jeder noch mehr Spielzeit bekommt.“ Eine gute Leistung wäre für den TVK mit dem Blick auf den 11. April sogar doppelt wichtig: An diesem Freitagabend der kommenden Woche könnte sich schließlich gegen den Nachbarn TV Aldekerk entscheiden, wer die 3. Liga halten kann – und wer sie voraussichtlich verlassen muss. Happig genug ist das Restprogramm für den TVK, der nach den Aufgaben Rodgau und Aldekerk am 26. April gegen Leutershausen und am 3. Mai bei der HG Saarlouis antritt (Fünfter/32:20).

Genau mit Saarlouis bekommen es nun die Aldekerker zu tun, die zuletzt in Leutershausen nach einem 11:16 am Ende der ersten Halbzeit und einem 11:20 nach gut vier Minuten in der zweiten mit dem 30:34 wenigstens ein sehr anständiges Resultat erzielten – und sich dafür doch wenig kaufen konnten. Für Trainer Tim Gentges war die massive Steigerung dennoch ein triftiger Grund, mit Zuversicht nach vorne zu sehen. „Die heiße Phase im Abstiegskampf hat natürlich begonnen“, sagt Aldekerks Coach, „wir haben einen schweren Brocken vor der Brust, aber es ist mittlerweile völlig egal, wer kommt. Wir werden alles versuchen, auf Sieg zu spielen, denn jeder Punkt mehr wird uns Richtung rettendes Ufer treiben. Wir wissen um die Qualitäten von Saarlouis, wir wissen um ihr perfektes Tempospiel. Das gilt es zu unterbinden. Entscheidend wird auch unsere eigene Abschluss-Qualität sein. Die letzten 25 Minuten in Leutershausen haben uns unfassbar viel Mut gemacht.“ Den Faktor Druck will Gentges im Übrigen auf keinen Fall als Ausrede/Erklärung gelten lassen für den Fall, dass etwas misslingt: „Wenn wir ein gutes Spiel hinlegen, sind wir definitiv im Rennen um Punkte. Wir sollten das Ganze mit Ernsthaftigkeit angehen – und mit Spaß. Diese entscheidenden Spiele und solche Phasen sind für jeden Sportler einfach geil. Wir wissen, was die Stunde geschlagen hat, die Jungs sind heiß. Wir freuen uns drauf.“ Eine Woche vor dem Abstiegskracher in Korschenbroich hätte der TVA-Coach natürlich nichts dagegen, dass Aldekerk nach dem Haßlocher Vorbild mit einer Überraschung um die Ecke kommt.

Ob diese HSG nach dem Coup gegen die Longericher für weitere Überraschungen gut ist? Eine erste Antwort darauf könnte der TuS 82 Opladen geben, der als Achter momentan die letzte Position in der oberen Tabellenhälfte einnimmt und wie der Siebte Nieder-Roden sowie der Neunte HSG Hanau mit 28:24 Punkten ausgestattet ist. Dass die Mannschaft von Trainer Stefan Scharfenberg einen Erfolg einfahren will, versteht sich beinahe von selbst – und hat zunächst damit zu tun, dass die bisherige Bilanz für 2025 in der Bielerthalle mit zwei Niederlagen, drei Unentschieden und einem Erfolg bei 5:7 Punkten nicht umwerfend aussieht und sich wenigstens auf ausgeglichene 7:7 Zähler verbessern soll. Gleichzeitig verabschiedet sich der TuS 82 bereits für 2024/2025 aus der Bielerthalle, weil anschließend nur noch die Auswärts-Aufgaben am 13. April bei der HSG Hanau, am 26. April bei der HSG Krefeld Niederrhein und am 3. Mai bei der VTV Mundenheim warten. Zuletzt machte es Opladen ja dreimal hintereinander sehr spannend und es verzeichnete dabei die breite Palette an Sieg, Unentschieden oder Niederlage – 29:29 gegen den TV Kirchzell (Sechster/30:22), 25:24 gegen die Bergischen Panther, 28:29 beim TV Gelnhausen (Zweiter/46:6).

Gelnhausen ist jetzt das Stichwort für die HSG Krefeld Niederrhein, die ihren über weite Strecken der Saison einzigen ernsthaften Verfolger zum Gipfeltreffen erwartet – dem allerdings inzwischen die ganz große Brisanz fehlt. Erstens: Beide sind längst auf die beiden Tickets für die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga gebucht. Zweitens: Die Meisterschaft ist ebenfalls ziemlich sicher vergeben, weil der TV im März mit dem 29:29 in Korschenbroich und mit dem 31:32 beim Longericher SC (Dritter/38:14) deutlich an Boden verlor und die Krefelder deshalb mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht mehr einholen wird. Auf der anderen Seite ist Gelnhausen die einzige Mannschaft, die den Eagles beim 23:23 in der Hinrunde einen Zähler abnehmen konnte – was mittlerweile bereits viereinhalb Monate zurückliegt und am Ende in der sehr engen Partie in Ordnung ging. Das Krefelder Ziel: Die Mannschaft von Trainer Mark Schmetz will sich in eigener Halle vorzeitig die Meisterschaft in der Gruppe Süd-West sichern und als einziger der 56 Klubs aus allen vier Drittliga-Gruppen ungeschlagen bleiben. Letzteres gilt im Übrigen genauso für die restlichen Aufgaben am 12. April bei der TSG Haßloch, am 26. April gegen den TuS 82 Opladen und am 3. Mai beim Longericher SC.

Der LSC wiederum, seit Wochen sehr stabil auf dem Kurs zum dritten Platz unterwegs, will gegen die TSG Hanau (Neunter/28:24) nach der ebenso unerwarteten wie peinlichen 34:40-Pleite in Haßloch für den Rest der Serie an die vorherigen Erfolge mit 17:3 Punkten und nur einer noch dazu sehr knappen Niederlage beim Vierten Saase3 Leutershausen (28:29) anknüpfen. „Wir sind total zufrieden mit dem Verlauf der Saison“, sagt Trainer Chris Stark, „weniger zufrieden waren wir natürlich mit dem Auftritt in Haßloch, wo wir uns nicht von der absoluten Schokoladenseite präsentiert haben. Am Samstag gegen Hanau wollen wir wieder eine Top-Leistung abliefern. Der dritte Tabellenplatz hat für uns schon eine sehr große Bedeutung.“ Gleichzeitig steht für ihn fest, dass es im Vorbeigehen keine Punkte geben wird: „Hanau wird uns alles abverlangen.“ Ernsthaft zweifelt allerdings niemand daran, dass der LSC auf Rang drei bleibt: Nach dem Heimspiel gegen Hanau steht zunächst am 11. April vor der kurzen Osterpause die Aufgabe bei den Bergischen Panthern auf dem Programm und danach am 26. April jene in Mundenheim. Es sieht insgesamt ganz danach aus, dass zum Abschluss der 3. Mai mit dem Spitzenspiel gegen Krefeld das Zeug zu einem Festtag hat – mit zwei Mannschaften, die ihr wichtigstes Ziel erreicht haben und deshalb (fast) frei von jeder Belastung auf die Platte gehen. Da ist dann plötzlich eine Menge Raum für hätte, wenn und wäre. Die Fenster mit dem Blick auf alles, was den Handball auszeichnet, könnten nicht weiter geöffnet sein.