06. April 2025 | Zurück zur Artikelübersicht » |
So machen wir das! Der Sportliche Leiter Klaus Weyerbrock, Trainer Frank Berblinger, der sein Comeback als Spieler nachher im Wortsinn feiern durfte, Philip Schneider und Mats Wolf (von links) fanden mit dem personell dezimierten TV Korschenbroich auf der Zielgeraden doch noch den Weg zu was Zählbarem. (Foto: Sven Frank)
HSG Rodgau Nieder-Roden – TV Korschenbroich 32:32 (14:11). Der Blick auf den Spielberichtsbogen verdeutlichte am besten und schon vor der Partie, wie groß der personelle Notstand bei den Korschenbroichern sein musste: Dort stand hinter der Nummer 10 der Name Frank Berlinger – und der aus seiner aktiven Karriere über Bundesliga-Erfahrung als Rechtsaußen verfügende Trainer des TVK hatte sich mit auf dem Dokument eintragen lassen, um für den Extremfall wenigstens eine Option mehr zur Verfügung zu haben. Angesichts des halben Dutzends an verletzungsbedingten Ausfällen (Steffen Brinkhues, Milan Müller, Melle van Katwijk, Dustin Franz, Max Eugler, Jan König), die sowohl defensiv als auch offensiv eine erhebliche Schwächung mit sich brachten, ließ sich die Maßnahme nachvollziehen, auf die der TVK dann tatsächlich zurückgriff – was dem Korschenbroicher Trainer mit dem 27:30 (53.) beim Comeback sogar einen Eintrag in die Torschützenliste brachte. Und klar: Die Aufgabe beim Achten (28:26) war für den ausgedünnten Kader der Gäste insgesamt noch schwieriger als ohnehin schon. Und ebenfalls klar: Die Partie ließ fast über die gesamten 60 Minuten den Eindruck entstehen, dass trotz allem vielleicht mehr drin sein müsste, weil Nieder-Roden höchstens streckenweise an seinem höchsten Leidenschafts-Level auf der Platte unterwegs war – und bisweilen eher geneigt zu sein schien, am liebsten nur das gerade Notwendige tun zu wollen. Weil das in der Summe eben nicht reichte und der TV Korschenbroich sich selbst durch klarere Rückstände nicht aus der Bahn werfen ließ, holte er in einem dramatischen Schluss-Kapitel noch einen Punkt: Henrik Schiffmann trat bei bereits abgelaufener Spielzeit zum Freiwurf an – und brachte den Ball mit Wucht zum 30:30 im Netz unter.
Der TVK liegt jetzt durch den unerwarteten Punktgewinn mit 13:41 Zählern ein paar Zentimeter besser als der bei 12:42 Punkten stehende TV Aldekerk – der am nächsten Freitag zum Kellerkracher in die Waldsporthalle kommt. An diesem Freitagabend wird unverändert nur der Sieger die Chance haben, die am Samstag beim Meister HSG Krefeld Niederrhein (53:1) antretende TSG Haßloch (14:40) auf dem rettenden Rang 13 abzulösen und so für die beiden restlichen Spieltage der Saison 2024/2025 eventuell alles selbst in der Hand zu haben. Was sich für Korschenbroich mit dem Happy End geändert hat: Es muss jetzt nicht zwingend gewinnen, um die Aldekerker hinter sich zu halten – und der Druck ist so eher beim TVA gestiegen. Dass sich der TVK diesen Mini-Vorteil und den dazu passenden Schub fürs Selbstbewusstsein würde verschaffen können, ließ sich in Rodgau Nieder-Roden ganz lange höchstens bruchstückhaft erkennen: Nach dem 1:0 (2.) und 2:0 (4./Siebenmeter) jeweils durch Max Zimmermann gerieten die Gäste mit dem 2:3 (9.) ins Hintertreffen und sie kamen vom Kurs ab, ohne sich komplett aufzugeben – 5:8 (16.), 6:10 (20.), 8:10 (23.), 8:12 (25.), 11:13 (28.), 11:14 (29.). Das Muster hielt sich im zweiten Durchgang hartnäckig und beim 18:23 (42.), 22:26 (47.), 26:30 (52.) oder 29:32 (56.) schien die nächste Niederlage besiegelt zu sein. Es kam jedoch ganz anders: Fritz Ferdinand Bitzel (56.) und Schiffmann (57.) sorgten in der wilden Schlussphase für den 31:32-Anschluss, der bei der HSG inzwischen durchaus größere Sorgenfalten hervorrief. Mit Schiffmanns direktem Freiwurf zum 32:32 fielen die Hausherren etwas später endgültig aus allen Wolken – und der TVK konnte den Ausgleich fast wie eine Meisterschaft feiern.
Berblingers Kommentar zum Gesehenen/Geschehenen hätte hinterher gut und gerne als eine Ode an die Freude durchgehen können – wobei er seinen eigenen Beitrag eher beiläufig erwähnte. „Unentschieden in Rodgau – damit hat keiner gerechnet“, stellte der TVK-Coach fest, der für den Moment wohl als Spielertrainer zu gelten hat, „ich muss meiner Mannschaft ein großes, großes Kompliment machen. Was die Jungs hier abreißen und wie sie sich weder von Verletzungssorgen klein machen lassen oder von Spielverläufen, ist unfassbar. Wir haben uns dafür belohnt, dass wir nie aufgesteckt haben. Dass wir relativ wenig Fehler gemacht haben, war auch wichtig, weil wir in einer neuen Konstellation auf dem Platz gestanden habem – teilweise mit Max Zimmermann auf der Mitte, teilweise mit mir auf der Mitte. Ich bin megastolz auf die Jungs, es war überragend, was sie geleistet haben.“ Dass das Remis bei der HSG Rodgau Nieder-Roden „nur“ als Etappen-Teil-Erfolg gelten kann, war dem früheren Profi dabei völlig klar: „Mal sehen, für was der Punkt gut ist am Ende. Jetzt ist natürlich am Freitag das Heimspiel gegen Aldekerk – das alles entscheidende Abstiegs-Endspiel. Ab morgen geht darauf die volle Konzentration.“
TV Korschenbroich: Schoolmeesters, Krüger – Schiffmann (8), Krantzen (1), F. Berblinger (1), Ghindovean, Wolf (4), Zimmermann (8/2), Schneider, Büscher (2), Feld, Bitzel (7).