Regionalliga Nordrhein
Bonner Glück und Aachener Aufatmen
TSV klettert nach 33:32-Krimi gegen Weiden zurück auf Platz zwei. BTB holt mit 24:21 gegen BHC II wichtige Punkte für den Klassenerhalt. Meister Ratingen hat beim 33:20 wenig Mühe mit Dormagen II.

Wir sind dran! Für Trainer Florian Benninghoff-Lühl und die auf Rang zwei zurückgekehrte TSV Bonn rrh. ist die Vizemeisterschaft nach dem Sieg gegen Weiden mehr denn je ein Thema. Auf der Zielgeraden tritt Bonn noch am 2. Mai beim Letzten Bergischer HC II und am 10. Mai gegen den Vorletzten MTV Rheinwacht Dinslaken an. (Foto: Thomas Schmidt)

TSV Bonn rrh. – HC Weiden 33:32 (16:16). Es war ein spannendes und maximal umkämpftes Duell der beiden besten Teams hinter dem enteilten Meister Interaktiv.Handball (40:4 Punkte). Darin waren sich die Beteiligten hinterher einig – weniger aber darüber, wie die letzten dreieinhalb Minuten nach dem 30:31-Anschluss (57.) für die Gäste hätten laufen sollen. Erst kassierte HC-Torschütze Tim Wolff die Rote Karte (58./Foul) und kurz darauf erhöhte Daniel Fischer auf 32:30 (58.) für die Gastgeber, die wegen der damit verbundenen Zeitstrafe gegen Weidens Kai Frauenrath plötzlich mit zwei Mann mehr auf der Platte standen. Sven Xhonneux verkürzte trotzdem auf 31:32 (59.), was der im Abschluss starke Franz Krohn mit dem 33:31 (59.) für die TSV beantwortete. Joshua Frauenrwath brachte das dezimierte Weiden mit seinem 32:33 (59.) trotzdem wieder heran, ehe beide Seiten mit Auszeiten arbeiteten – erst Bonn, dann der HC (beide 60.). Offiziell passierte in den letzten fünf Sekunden nur noch eine Zeitstrafe gegen Fischer (TSV), doch inoffiziell hatten die beiden Trainer eine unterschiedliche Sicht der Dinge. „Wir kassieren, wie ich finde, vier Sekunden vor Schluss eine sehr umstrittene Zwei-Minuten-Strafe – wo ich einfach nur einen Freiwurf gesehen hätte“, sagte TSV-Coach Florian Benninghoff-Lühl, „es gibt dann nach der Sirene einen Wurf von Weiden, der ins Tor geht. Ob das Tor hätten zählen können oder müssen, ist uns am Ende relativ egal, weil wir das Spiel früher hätten zumachen können. Wir müssen uns ganz bestimmt nicht entschuldigen für diesen Sieg.“ Kollege Marc Schlingensief fand, dass den Weidenern die Chance auf ein Unentschieden zugestanden hätte: „Im letzten Angriff hätte ich gerne noch einen Siebenmeter bekommen wegen Abwehr durch den Kreis, aber die Pfiff blieb leider aus.“ Nicht ausbleiben konnte bei diesem Ergebnis ein Platztausch: Die TSV (31:13) zog am bisherigen Zweiten Weiden vorbei (28:14) und ist jetzt der erste Kandidat für die Vizemeisterschaft.

Der HC erwischte mit einem 3:1 (4.) einen guten Start und legte nach dem 7:5 (14.) bis zum 10:9 (21.) regelmäßig vor. Auch über die Pause hinweg entwickelte sich etwa mit dem 14:14 (28.) und 18:18 (32.) ein Duell auf Augenhöhe, bevor sich Bonn beim 23:20 (40.) ein kleineres Stück absetzen konnte. Weiden wusste die Lücke in der Folge zwar mit dem 23:23 (45.) und 24:24 (46.) wieder zu schließen, doch Bonn sicherte sich wiederum Vorteile und schien mit dem 29:26 (54.) sowie dem 30:27 (55.) erneut auf einen halbwegs ungefährdeten Erfolg zuzusteuern. Tatsächlich waren die Treffer von Matthias Schmieder und Thomas Behr allerdings nur das Signal für jenes aufregende Finale mit dem Happy End für die TSV. „Beide Mannschaften haben alles reingworfen“, fand Bonns Coach Benninghoff-Lühl, „wir sind erst mal sehr froh, dass wir die zwei Punkte in Bonn behalten haben – und meiner Meinung nach auch nicht zu Unrecht. Ich bin stolz auf die Jungs.“ Das sah HC-Trainer Schlingensief im Übrigen für sein Team in diesem Punkt nicht anders: „Kompliment an meine Mannschaft. Trotz der Rückstände und am Ende im vier gegen sechs schaffen wir es fast noch, den Punkt zu holen, aber das Quäntchen Glück hat gefehlt.“

TSV Bonn rrh.: Krouß, Meißenburg – Krohn (8), Hoffmann (3), Bullerjahn (2), Santen, Behr (1), Fricke (5), Schmieder (1), Fischer (2), Bieler (1), Worm (6/4) Bohrmann (4).

HC Weiden: Schroif, Keller – J. Frauenrath (7), Xhonneux (8/2), Wolff (4), Meurer (1), Scheidtweiler (4), Gerke (1), Rügenberg (3/2), Bösel (1), Fiedler (1), K. Frauenrath (1), Eissa (1).

 

BTB Aachen – Bergischer HC II 23:21 (10:7). Schön ist ganz bestimmt anders. Aber darauf kam es diesmal besonders für den BTB auch gar nicht an. Für die Hausherren zählte am Ende nur der Sieg, der im Kampf um den Klassenerhalt irgendwo zwischen Pflicht und doppelter Belastung einzustufen war – was Beine und Gedanken der Aachener über weite Strecken des Abends erkennbar belastete. Umso erleichterter wirkten Team und Trainer Simon Breuer hinterher, als das Ergebnis mit der Schluss-Sirene amtlich war: „Wir freuen uns extrem über diese beiden enorm wichtigen Punkte. Wir haben die ganze Woche darüber gesprochen, dass wir einen Riesenschritt in Richtung Klassenerhalt machen und den Druck noch mal auf die anderen Mannschaften schieben können. Leider hatten wir übers ganze Spiel eher die Angst, dass wir verlieren – und so hat es auch ausgesehen. Wir waren super nervös, haben viele Fehler gemacht und schlechte Abschlüsse genommen. Wir haben fast die ganze Zeit geführt und irgendwo auch verdient gewonnen, aber selbst bei sechs Toren Führung nie die Nervosität ablegen können. und entsprechend bis zum Ende zittern müssen. Wir freuen uns umso mehr, dass es trotzdem irgendwie geklappt hat. Wir wollen in der  Osterpause die Akkus für die beiden letzten Spiele aufladen und hoffen, dass wir dann den letzten Schritt auch gehen können. Das ist eine super Situation jetzt für uns.“ Während der Erfolg dem nun bei 22:22 Zählern und einem ausgeglichenen Konto angekommenen BTB vorübergehend sogar den Sprung auf den sechsten Platz brachte, richtete das Resultat bei den Solingern, die sich nie aufgaben, keinen weiteren Schaden mehr an. Der Tabellenletzte (4:4o) stand ja bereits vorher als Absteiger in die Oberliga fest. Zur verrückten Saison mit dem definitiv eintretenden erhöhten Abstieg (genau Zahl hängt von der weiteren Entwicklung in der 3. Liga ab) passt es, dass selbst Aachen noch nicht endgültig in Sicherheit ist.

Besonders vor der Pause produzierten beide Seiten Treffer auf niedrigstem Niveau und der BTB geriet sogar mit 3:5 (11.) in Rückstand, den er aber in den folgenden neun Minuten in eine eigene 8:6-Führung (20.) drehte. Anschließend verkürzte der BHC II auf 7:8 (24.), ehe bis zum Ende der ersten Halbzeit noch einmal eine nahezu totale Flaute gab – in der lediglich Aachen mit dem 9:7 (27.) und 10:7 (29.) was für sich tun konnte. Durch den guten Start in den zweiten Abschnitt und drei schnelle Tore zum 13:7  (33.) deutete sich übers 14:8 (37.) und 15:9 (38.) im Grunde ein ungefährdeter Sieg für die Hausherren an, die sich aber nach dem 17:12 (42.) zunehmend selbst im Weg standen und den Kasten der Gäste für die nächsten zehn Minuten wie eine Verbotszone behandelten – nur zwei eigene Tore, fünf Gegentreffer, 17:19 (53.). Übers 20:17 (53.) und 21:17 (55.) schien sich Aachen erneut lösen zu können, aber die Solinger arbeiteten sich auf 20:21 (58.) und 21:22 (59.) heran, ehe Tim Schnalle das 23:21 (59.) erzielte und der BTB den Rest der Partie wegen der Zeitstrafe gegen Carsten Jacobs (59.)  dezimiert hinter sich bringen musste. Es folgten das Auszeit-Schach mit den letzten Besprechungen bei den Gästen (59.) und den Aachenern – die kurz darauf mit dem 24:21 (60.) von Tim Schnalle am Ziel waren. Schnalles siebtes Tor an diesem Abend war dann definitiv das wichtigtse – und er hatte sich damit ein Sonderlob seines Trainers verdient: „Er hat Verantwortung übernommen und ganz viele richtige Entscheidungen getroffen.“

BTB Aachen: Zaghloul, Elsen – Jacobs (4/3), Bökmann (3), Wudtke, Büchel, Käsgen (3), Wagner, Kepp (2), Schmitz (2), Panse (1), Herzog, Schnalle (7), Bock (2).

Bergischer HC II: Elsässer, Beckert – Püttmann, Santos (3), Mussumeci (7/3), Schäfer (3), Gießelmann (5), Beyer, Vetter, Graf (3), Artmann, Schweter, Theis.

 

Interaktiv.Handball – TSV Bayer Dormagen II 33:20 (16:8). Es gab mal eine Zeit, in der dieses Duell als Top-Spiel durchgegangen wäre, weil damals auch noch die Dormagener zum Kreis der Titelkandidaten gehörten. Das ist aber lange vorbei und mittlerweile passt es eher zu einer neuen Regel, dass Siege über den TSV Bayer II eigentlich an der Tagesordnung sind. Und hätte die Mannschaft von Trainer Moritz Adam nicht die drei Siege vom Start ins neue Jahr im Rücken, wäre sie inzwischen nach 2:16 Punkten aus den vergangenen neun Spielen vielleicht sogar ein Teil der Gefahrenzone geworden: Die inzwischen erreichten 24:20 Zähler auf dem Konto reichen zwar immer noch zum vierten Platz, aber der Fünfte HC Gelpe/Strombach (22:20) und der Sechste BTB Aachen (22:22) sowie der Siebte HSG Refrath/Hand (21:21) sind keine Lichtjahre mehr entfernt. Dass die klare Niederlage in Ratingen in Ordnung ging, konnte Dormagens Trainer Moritz Adam hinterher im Übrigen nur bestätigen: „Wir schaffen es immer nur phasenweise, hinten oder vorne eine halbwegs vernünftige Leistung abzurufen. Offensiv fehlen uns vollkommen die Tiefe und Qualität im Weiterspielen des Balles, defensiv verlieren wir regelmäßig viel zu klar Zweikämpfe und schaffen es dann auch nicht mehr, zu helfen.“ Jene Art Hilfe hatten die Ratinger dagegen immer – und in Keeper Mykhailo Budko zusätzlich einen Keeper mit vielen guten Paraden. Unter dem Strich bildet Interaktiv mit seinen 40:4 Punkten sowieso den krassesten möglichen Kontrast zu den Gästen: Das Team von Trainer Filip Lazarov, das zum zwölften Mal hintereinander gewann, steht unter andere deshalb längst als Meister und Aufsteiger in die 3. Liga fest.

Die Hausherren erwischten mit dem 3:0 (4.) den besseren Start und sie ließen sich etwas später selbst vom 7:9-Anschluss (16.) der Ratinger nicht aus der Ruhe bringen. Beim 13:7 (23.) sah alles nach vier Treffern in Folge wieder viel klarer aus und übers 16:8 (28.) am Ende der ersten Halbzeit wuchs das Polster beim 18:8 (32.) zum ersten Mal in den zweistelligen Bereich – in dem es für den Rest des zweiten Durchgangs ab dem 24:14 (44.) blieb. Weil Interaktiv den Fuß nicht vom Gaspedal nahm, sondern nun mit einer Fünfer-Serie zum 29:14 (52.) erhöhte, drohte dem TSV sogar ein echtes Debakel. Das bisschen Ergebniskosmetik mit einem 3:1 für die letzten fünf Minuten vom 32:17 (55.) zum 33:20 (60.) grenzte den Rückstand zwar leicht ein, kümmerte die Hausherren allerdings gar nicht mehr und war auch für den Verlierer wenig wert. Stanko Sabljic, der Sportliche Leiter der Ratinger, fand den Abend insgesamt sowieso sehr erfreulich: „Wir hatten die richtige Einstellung und eine Top-Leistung von Mykhailo im Tor. Wir haben das wirklich vernünftig gemacht. Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft.“

Interaktiv.Handball: Bliß, Budko – Heinrichsmeyer (2), Schulz (1), Venedey (4), Perschke (3), Ludorf (3), Kübler (1), Seher (2), Yamada (2), Nuic (3), Poschacher (2), Koenemann (2), Maric (8/4).

TSV Bayer Dormagen II: Dürselen, Ludorf – Srugies, Kasper, Emmerich (3), Megale, Ostrowski (2), Krewer (1), Kaysen (3), Johannmeyer (3), Mertens (2), Friederich (1), Scholl (3/1), Wieczorek (2), Adam.